Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

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00:00:00: Bei der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat es leider nur zum Halbfinale gereicht.

00:00:04: Aber mindestens genauso spannend wie das letzte Spiel der Mannschaft war das erste halbe

00:00:08: Jahr an den Börsen.

00:00:10: Vor allem dominierte einer die Schlagzeilen und das wirtschaftliche Geschehen.

00:00:13: Donald Trump.

00:00:14: Mit seiner Zollpolitik schickte er die Märkte nicht nur einmal auf Talfahrt.

00:00:18: Der Dollar schwächte sich ab, aber die Börsen haben das eigentlich alles ganz gut weggesteckt,

00:00:23: auch wenn es zwischenzeitlich mal turbulent wurde.

00:00:25: Dazu kamen dann weitere geopolitische Herausforderungen wie beispielsweise im nahen Osten.

00:00:30: Und die EU und auch Deutschland stehen weiterhin vor wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

00:00:35: Welches Fazit ziehen wir vom ersten halb Jahr 2025?

00:00:39: Wie sehr wird Donald Trump uns weiterhin mit seinen Zollkapriolen beschäftigen?

00:00:43: Und was bedeutet das alles für unsere Geldanlage?

00:00:46: Wir sprechen drüber in dieser Folge.

00:00:48: Mikro trifft Makro.

00:00:59: Hallo und herzlich willkommen zur hundertdreißigsten Folge Mikro trifft Makro.

00:01:04: Heute ist Dienstag der zwölfte August 2024 und bei mir sitzen in dieser traditionellen

00:01:09: Halbzeitanalyse wieder zwei Gäste.

00:01:12: Zum einen unser Stammspieler, Dr. Ulrich Carter, Chefvolkswetter Dekabank und dazu noch unser

00:01:17: Joker oder Knipser, Jörg Boyzen, er ist Chefanlagestratege bei der Dekainvestment GmbH.

00:01:23: Hallo und guten Morgen ihr zwei.

00:01:25: Hallo.

00:01:26: Hallo.

00:01:27: Ja, wir wollen ja so ein bisschen zurückschauen auf das erste Halbjahr und natürlich auch

00:01:30: so ein bisschen nach vorne schauen, was erwartet uns noch.

00:01:32: Und ja, da hat doch vor allem ein Thema dominiert und wir haben ja damals zum Amtsantritt von

00:01:37: Donald Trump auch schon über ihn gesprochen, er hat tatsächlich im Januar das Ruder übernommen

00:01:41: und mit seinen Zolldrohungen die Märkte auch tatsächlich nicht nur einmal auf Talfahrt

00:01:46: geschickt.

00:01:47: Wie sehr haben denn Drohungen, Deadlines und zurückgenommenen Deadlines, das hatten wir

00:01:51: dieser Tage auch gerade wieder, alles durcheinander gewirbelt, meinem Empfinden nach war das schon

00:01:55: ein ganz schönes Durcheinander in dem ersten Halbjahr und es hat sich auch irgendwie länger

00:01:59: angefühlt als ein halbes Jahr, seitdem er jetzt an der Macht ist eigentlich.

00:02:02: Ja, es war ein herausforderndes erstes Halbjahr, das würde ich auch so sagen, was Trump da

00:02:10: und seine Regierung gemacht hat und macht, das hat auch schon einfach ein Geschichtsbuch

00:02:15: verdient.

00:02:16: Wir haben das erste Halbjahr in der Tat damit zugebracht, zu interpretieren, was wohl die

00:02:23: Strategie dieses neuen Trends, dieser neuen disruptiven Entwicklung wohl sei, also die

00:02:31: längerfristige Ausrichtung, wir haben einmal den Fehler gemacht, dass wir auf die Ankündigung

00:02:36: von Zölln, den ersten Zollrunde uns am Wochenende schnell hingesetzt haben und alles durchgerechnet

00:02:42: haben, nur um dann am Montag zu erfahren, dass alles wieder zurückgenommen wurde.

00:02:47: Also da sind wir einmal reingefallen, seitdem haben wir das dann nicht mehr gemacht.

00:02:50: Also die Lerneffekte haben sich dann schon eingestellt und wir haben in der Tat so was

00:02:56: wie ein Koordinatensystem entwickelt, wo wir glauben, dass die US-Regierung darin unterwegs

00:03:04: ist.

00:03:05: Wir haben das oft hier im Podcast ja auch besprochen.

00:03:08: Amerika fühlt sich bedroht, Amerika hat Angst zu seine Vormachtstellung in der Welt und

00:03:14: deswegen priorisieren die neuen Regierungsmitglieder die Kräfte Amerikas und das bedeutet eben

00:03:22: vor allen Dingen keine Leistungen mehr im internationalen Zusammenhang wie Amerika

00:03:27: in den letzten Jahrzehnten das eben gemacht hat.

00:03:29: Aufbau des Welthandelssystems, militärischer Schutz für große Regionen in der Welt.

00:03:35: Es sind Dinge, die Amerika nicht mehr leisten kann, Beiträge zur internationalen Organisation

00:03:39: oder glaubt nicht mehr leisten zu müssen und Konzentration auf die eigenen Vorteile.

00:03:46: Und das Übersetz in ökonomische Begriffe heißt eben auch wieder Industrie aufbauen.

00:03:51: Man ist abhängig von den Industrieproduktionen in anderen Regionen, das will man nicht mehr.

00:03:55: Leistungsbilanz ist ungleichgewicht, das möchte man auch nicht mehr, man muss China unbedingt

00:04:02: aufhalten.

00:04:03: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, ja so konnten wir doch durchaus verstehen warum Zölle

00:04:10: so zentral sind bei dieser Regierung, bei Trump, seinen Lieblingswort, weil Zölle eben

00:04:16: auf alles einzahlen bis hin dazu, dass Amerika durch die Zölle auch einen neuen Einnahmetopf

00:04:23: hat.

00:04:24: Der Staat ist notorisch klamm, hat zu wenig Steuereinnahmen.

00:04:27: Also alles spielte zusammen und fügt sich dann doch am Ende in ein Bild.

00:04:32: Aber Donald Trump wäre eben nicht Donald Trump, wenn er nicht wieder Haken schlagen

00:04:35: würde.

00:04:36: In den letzten Wochen hat er die Zölle ja wieder in ganz andere Richtungen verwendet.

00:04:39: Da geht es ja darum irgendwelche Ziele von anderen Ländern zu erreichen, von den Mexikanern

00:04:45: das Drogenthema, von den Indern die Thematik des russischen Öls, von den Speizern generell.

00:04:54: Das sind alles Sachen, die jetzt wirklich sehr, sehr erratisch sind und wahrscheinlich

00:04:59: wird es weitergehen.

00:05:00: Wir haben uns oft gefragt, wann kann man eigentlich dieses Wort Donald Trump nicht mehr hören,

00:05:05: aber ich fürchte, der wird sich immer was Neues ausdenken, das wird so weitergehen.

00:05:10: Ja, und das ist gerade mal ein halbes Jahr oben von den vier Jahren, das muss man auch

00:05:13: sehen.

00:05:14: Ja, das Tempo ist hoch, man sieht aber, dass halten kann.

00:05:15: Ja genau, das ist tatsächlich die Frage, die sich stellt.

00:05:18: Er hat damit natürlich auch die Weltwirtschaft durchaus beeinflusst.

00:05:21: Wenn du jetzt mal so eine Trainerrolle übernimmst, wie bei so einer Nationalmannschaft jetzt zum

00:05:26: Beispiel und auf die Weltwirtschaft schauen würdest, aufs erste Halbjahr, die erste Halbzeit

00:05:29: sozusagen, wie würdest du diese Halbzeit denn beurteilen, was würdest du der Weltwirtschaft

00:05:34: denn mitgeben?

00:05:35: Also da muss man, glaube ich, die einzelnen Spieler durchgehen.

00:05:39: Also an die Adresse der Unternehmen würde ich sagen gar nichts weitermachen, einfach

00:05:44: weiterspielen.

00:05:45: Unternehmen machen, passen sich an, man muss sie nur lassen, man darf ihnen keine Hindernisse

00:05:50: in den Weg legen, dann verändern sich Geschäftsmodelle, die Europäer konzentrieren sich mehr

00:05:54: auf dem heimischen Markt, bauen die Wirtschaft um, das ist nicht schön, man hat profitiert

00:05:59: von der freien Weltwirtschaft der letzten Jahrzehnte, ganz besonderem Ausmaß, das

00:06:03: muss man neu aufstellen, Produktionsketten, Absatzketten, aber das läuft.

00:06:08: An die Adresse der Politik würde ich sagen insbesondere in Europa endlich aufwachen,

00:06:15: endlich die Wirtschaftskraft Europas noch weiter bündeln, Regulierungen abbauen, Binnenmarkt

00:06:21: verbessern, Kapitalmarkt aufbauen, innerhalb Europas damit die guten Ideen, die ja hier

00:06:26: da sind, auch hier umgesetzt werden in europäische Unternehmen, hier am Standort, Verteidigung

00:06:31: vereinheitlichen, also all die Dinge, die leider viel zu langsam gehen, wir hatten

00:06:38: ja die Hoffnung, dass Europa durchstarten würde, können wir vielleicht nachher besprechen,

00:06:43: wie weit da was draus geworden ist.

00:06:46: Ja und so an die Adresse der Anleger würde ich sagen, nicht verunsichern lassen, ihr liegt

00:06:54: nicht zurück.

00:06:55: Es ist nicht so, dass man 0,3 hinten liegt, sondern im Gegenteil, man ist eigentlich

00:06:59: ganz gut gefahren, auch in diesem turbulenten Jahr und man muss mal rechnen, die zu erwartenden

00:07:05: Zolleinnahmen in USA, das sind 300 Milliarden so etwa im Jahr, das entspricht knapp 0,5%

00:07:13: des Gemeinsambruttoinlandsprodukts, Europa und USA, wenn man den Rest der Welt als potenzielle

00:07:19: Zahlmeister, Amerika ist noch mit dazunehmen, schrumpft dieser Anteil noch mehr, das ist

00:07:25: aufbringbar, das ist nicht so, dass deswegen die Wirtschaft zusammenbericht, es hat eventuell

00:07:33: 2. und 3. Runde Effekte, das muss man jetzt beobachten, aber die reinen effektiven Effekte

00:07:39: von dem, was da jetzt beschlossen worden ist, stehen im geheimen Umfang zu der Berichterstattung

00:07:43: darüber und zu der Panik, die ja teilweise so in der Luft liegt, was Gott, was macht

00:07:49: der mit der Weltwirtschaft, da muss man versuchen, einen nüchternen Blick draufzukriegen, wir

00:07:53: haben das versucht, einen ganzen Jahr eben auch wirklich zu bewahren, so einen gesunden

00:07:58: Menschenverstand dabei und deswegen haben wir auch jetzt nicht einem Zusammenbruch der

00:08:03: Märkte das Wort geredet und die Entwicklung hat uns ja auch recht gegeben.

00:08:08: Wenn wir jetzt mal einen Blick auf die Aktienmärkte werfen, die haben ja besonders unter diesen

00:08:12: Zollankündigungen gelitten, vor allem nach dem Liberation Day, nach dem sogenannten gab's

00:08:16: ja doch ordentlich Wirbel, sind davon dann eigentlich alle Branchen betroffen, kann man

00:08:22: das jetzt schon so absehen, dass man sagt, naja, eigentlich sind's alle, aber einige vielleicht

00:08:27: weniger, andere profitieren vielleicht sogar oder andere haben gar keine Probleme oder

00:08:30: ist es wirklich schwer rauszufinden?

00:08:32: Ich würde sagen, es ist eigentlich ganz einfach rauszufinden, es sind nicht alle Branchen

00:08:36: gleichermaßen betroffen und auch nicht alle Unternehmen einer Branche sind gleichermaßen

00:08:41: betroffen.

00:08:42: Ich muss mir einfach anschauen, wie ist die regionale Aufteilung der Umsatzlinie und

00:08:47: wenn ich natürlich eine hohe Abhängigkeit von den USA habe und viel meiner Produkte

00:08:51: in die USA exportiere, dann unterliege ich diesem Zollregime und dann habe ich das Problem,

00:08:58: lasse ich den Zoll gegen meine Marge laufen oder erhöhe ich den Produktpreis für den

00:09:02: amerikanischen Konsumenten.

00:09:04: Das ist, glaube ich, noch nicht ausgemacht, das sind Anpassungsprozesse, die dauern neun,

00:09:09: zwölf Monate, das wird über die Zeit reinkommen und da wird es auch nicht den Clear Cut geben,

00:09:15: das heißt, es geht alles zu Lasten der Marge des Unternehmens oder alles zu Lasten des

00:09:20: Preises und damit für den Konsumenten negativ, das wird ausbalanciert sein.

00:09:25: Und wenn man sich dann die Branchen anschaut, dann kann man halt schön differenzieren, also

00:09:30: regionale Versorger in Europa sind natürlich nicht betroffen von Zöllen aus den USA.

00:09:36: Dasselbe gilt für den Einzelhandel, der hier vor Ort ist.

00:09:40: Banken sind in der Tendenz auch nicht betroffen, die könnten sich eher noch profitieren von

00:09:46: der Deregulierung, die Donald Trump da anstößt.

00:09:48: Man kann dann darüber diskutieren, ob diese Deregulierung vielleicht schon wieder in

00:09:51: Schritt zu weit geht.

00:09:53: Aber all das sind Branchen aus meiner Sicht, die profitieren können und gerade wenn man

00:10:01: so eine exportlastige Nation wie Deutschland sich anschaut und sich dann die deutschen

00:10:04: Aktienindices anschaut, dann ist das doch schon sehr erstaunlich.

00:10:08: Mein DAX 20%, MDAX 22, SDAX 25% hier today, das ist ja eine sehr, sehr erfreuliche Entwicklung.

00:10:17: Da ist natürlich auch viel Hoffnung drin, die mit der Wahl in Deutschland in die Preise

00:10:21: reinkam und viel Hoffnung von dem, was gerade beschrieben wurde, dass wir in Europa endlich

00:10:26: unsere Sachen erledigt kriegen.

00:10:28: Da sind es dann auch nochmal in dem Kontext auf die Technologiewerte schauen.

00:10:32: Die waren ja in den letzten Jahren ein ganz großer Treiber für die Performance in den

00:10:36: Märkten.

00:10:37: Und viele, wenn nicht sogar alle großen, sitzen eigentlich in den USR.

00:10:41: Wie sehr sind die denn eigentlich von dem Zoll-Thema betroffen oder muss man da so ein bisschen

00:10:45: differenzieren und sagen, okay, die Plattformunternehmen vielleicht weniger, die Hardwareproduzenten

00:10:49: mehr, weil die brauchen halt Zulieferungen aus dem Ausland?

00:10:51: Also Softwareunternehmen sind in der Tendenz wenig betroffen.

00:10:55: Das ist schon mal richtig.

00:10:56: Insgesamt muss man ja sagen, die haben extrem hohe Protomagen und eine extreme Preissetzungsmacht,

00:11:01: diese Unternehmen.

00:11:03: Und insofern die Halbleiter, ich fand ganz interessant, das war die Nachricht, weiß gar

00:11:09: nicht, ob die diese Woche kam oder letzte Woche schon, dass NVIDIA und AMD Ausfuhrzölle

00:11:14: 15% bereit sind, freiwillig zu zahlen.

00:11:16: Ich meine, das zeigt ja schon, dass sie sich in der Stärke fühlen als amerikanische Unternehmen,

00:11:22: diese 15% auf die Exporte nach China zu zahlen zu können.

00:11:26: Und das ist natürlich, ja, das zeigt einfach nur, da ist so viel Preissetzungsmacht, dass

00:11:33: die Unternehmen wahrscheinlich kaum treffen wird.

00:11:35: Und insofern, das könnte für solche Unternehmen wie ASML und Ausrüster, die jetzt zukünftig

00:11:42: dann die Chip-Produktion, die ja in den USA zukünftig stattfinden soll, sogar positiv

00:11:48: sein, das ganze Thema.

00:11:50: KI ist ja auch so ein Thema gewesen.

00:11:52: Das ist ziemlich schnell in unserem Alltag gelandet, überraschenderweise.

00:11:55: Bei anderen Technologien hatte ich das Gefühl, es dauert viel, viel länger, aber so zweieinhalb

00:11:59: Jahre, glaube ich, ist ChatGPT jetzt am Markt.

00:12:02: Das erste Jahr war es noch was Besonderes.

00:12:04: Ich habe das Gefühl, so seit diesem Jahr ist es eigentlich so völlig normal und viele

00:12:08: nutzen einfach das auch als Internetsuchmaschine oder um Informationen zusammenzusuchen, also

00:12:13: ich auch selber.

00:12:14: Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die ganz große KI-Party so ein bisschen vorbei ist,

00:12:19: also zumindest an den Märkten, oder ist das ein Gefühl, was mich so ein bisschen täuscht?

00:12:22: Nee, das täuscht nicht das Gefühl.

00:12:25: Wir hatten ja diesen Deep-Seek-Shock Anfang des Jahres, als die Preise unheimlich von

00:12:30: den Aktien in den Keller gegangen sind, weil China jetzt ein sehr effizientes Modell vorgestellt

00:12:36: hat.

00:12:37: Die Erholung danach war aber auch sehr, sehr stark und es ist aus meiner Sicht wie mit

00:12:41: allen Trends.

00:12:42: Du hast am Anfang so eine euphorische Phase, wo sehr viel in die Aktien reininterpretiert

00:12:49: wird.

00:12:50: Die Umsätze kommen dann doch nicht so schnell, die Gewinne kommen nicht so schnell, dann

00:12:54: erfolgt so eine gewisse Ernüchterung und dann hinten raus entsteht das Wachstum weiter.

00:12:59: Und ich glaube, wir sind in dieser zweiten Phase angekommen.

00:13:01: Wir haben diese Euphorie gehabt, haben sehr schnell diese Technologie adaptiert, das war

00:13:06: sicherlich als das Internet in den 90ern eingeführt wurde, etwas langsamer.

00:13:10: Aber das als Megatrend nach vorne hinaus würde ich das weiter sehen.

00:13:17: Das ist ein Trend, der über 10, 15 Jahre laufen wird.

00:13:19: Also für den langfristigen Investor würde ich sagen, könnte es jetzt eher noch mal

00:13:24: eine Chance sein, zu vernünftigen Kursen dort einzustellen.

00:13:26: Ich habe jetzt lange gesucht, wie kriegen wir jetzt die Kurve zu den Zinsen, also von den

00:13:32: spannenden Themen zu den nicht so spannenden.

00:13:34: Das ist mir aber eingefallen.

00:13:35: Die Technologiefirmen sind ja auch extrem zinsabhängig, weil die ja relativ Investoren

00:13:40: brauchen, die dann natürlich auch sagen, naja, wenn ich irgendwo risikulose Zinsen kriege,

00:13:44: dann investiere ich vielleicht lieber nicht in so einen Start-up, sondern legt es einfach

00:13:48: hin.

00:13:49: Wir sehen jetzt, in Europa sind die Zinsen ziemlich zurückgekommen, in den USA sind die

00:13:53: Zinsen noch ziemlich hoch im Vergleich.

00:13:56: Das bemängelt ja Donald Trump auch sehr, er drückt ja da schon seit Wochen drauf, dass

00:14:00: die Zinsen mal gesenkt werden sollen jetzt endlich.

00:14:02: Und der Abstand zwischen den beiden Ländern ist ja relativ groß, oder Ländern, EU und

00:14:08: USA ist relativ groß.

00:14:09: Was heißt denn das eigentlich für Anlegerinnen und Anleger, ist es jetzt interessant in amerikanische

00:14:14: Staatsanleihen beispielsweise reinzugehen, statt in deutsche, oder was heißt denn das

00:14:18: Spreizung?

00:14:19: Weil das ist ja eher unüblich, sonst hat man ja doch relativ immer so einen Gleichlauf

00:14:23: mehr oder weniger.

00:14:24: Ja, die Zinswelt ist ein bisschen anders als die Aktien, wobei auch bei den Aktien der

00:14:31: Wechselkurse, der ja dazwischen steht, zwischen zwei großen Volkswirtschaften, durchaus

00:14:36: in diesem Jahr ja auch eine Rolle gespielt hat, kommen wir wahrscheinlich ja auch noch

00:14:39: zu.

00:14:40: Bei den Zinsen müssen wir unterscheiden, da wo die Anleger sich platzieren, also meistens

00:14:48: bei Zinsinstrumenten beanleihen, im längerfristigen Bereich, da geht es ja nicht um ein, zwei

00:14:54: Jahre, sondern da geht es ja um fünf Jahre und länger, da sind die Unterschiede nicht

00:15:01: so groß.

00:15:02: Das ist auch eine Erkenntnis aus diesem Jahr.

00:15:06: Europa hat die Zinsen zwar gesenkt, die Europäische Zentramanger, die Zinsen gesenkt, die Europäische

00:15:11: Zentramanger ist die einzige Entwicklung in diesem Jahr, die genauso stattgefunden hat,

00:15:17: wie sich das die Analysten am Anfang des Jahres so ausgemalt haben, also das war wirklich

00:15:22: Schweizer Uhrwerk, die Zinsen sind eben da auch wieder gesunken jetzt, aber die Kapitarmarkzinsen,

00:15:29: das heißt also die längerfristigen Zinsen sind nicht im gleichen Umfang mit gesunken,

00:15:36: das deutet darauf hin, dass es andere Faktoren gibt als nur die Notenbank, die am Zinsmarkt

00:15:45: relevant werden und das ist auch so, der große Elefant im Raum ist die zunehmende Verschuldung

00:15:53: über Anleihen auf der Welt, das ist nicht ein Phänomen, was nur in Deutschland oder

00:15:58: Europa stattfindet, sondern überall, die sich eben in einer Erhöhung der Zinsen widerspiegelt.

00:16:05: Das bedeutet insgesamt überhaupt erstmal eine Botschaft für die Anlegerinnen und Anleger,

00:16:12: dass Zinsen und Zinsinstrumente überhaupt erstmal wieder interessant werden.

00:16:17: Das war ja in den letzten zehn Jahren überhaupt nicht der Fall, weil die Zinsen so niedrig

00:16:22: waren, so abgrundniedrig waren, dass nach Inflation ja gar nichts mehr übrig blieben

00:16:27: ging, das war negativ, das hat sich geändert.

00:16:29: Wir haben auch bei Zinsinvestments, das heißt also planbaren Investments, längere Laufzeiten,

00:16:37: vielleicht auch noch mit einem Aufschlag auf die Staatsanleihenrenditen, über Unternehmensanlagen

00:16:42: beispielsweise, wieder auskömmliche Renditen und das bleibt unserer Meinung nach auch so,

00:16:49: weil dieser zweite Faktor eben diese zunehmende Verschuldung, die bildet sich eben ab in steigenden

00:16:53: Zinsen und das wird auch weiter so gehen.

00:16:56: Das ist die erste Botschaft aus diesem Jahr und das ist für die Anlegerinnen und Anleger.

00:17:01: Anleger eben auch ganz wesentlich. Die Zinsen, die Anleihen haben wieder ihren ganz normalen

00:17:05: Platz in jedem Portfolio gefunden, der eben auch sehr, sehr wichtig ist als ausgleichender Faktor

00:17:10: zur Aktion beispielsweise. Jetzt nochmal zum Unterschied Europa und USA. Nee, das macht man

00:17:14: natürlich nicht so, dass man sagt, wo sind die Zinsen auf der Welt am höchsten? Und da investiere ich

00:17:19: jetzt mein Geld, weil da kriege ich am meisten. Oder wenn man eine Kekai wahrscheinlich. Genau. Weil

00:17:22: dazwischen steht der Wechselkurs. Und was bringt es mir, wenn ich Zinsabstand von 7, 8, 9 Prozent

00:17:27: mehr Zinsen im Ausland habe, wenn am Ablauf meines meiner Anleihe der Wechselkurs dieses Landes so

00:17:34: weit gesunken ist, dass nach Rücktausch des Geldes mir vielleicht sogar ein Verlustrot in

00:17:39: Euro gerechnet. Also das ist ja das, was in den USA auch passiert ist. Der US-Dollar hat abgewertet

00:17:45: und deswegen bringt einem die Zinsen da eher nichts. Da muss man nach vorne gucken, muss

00:17:49: mich fragen, wie ist das mit der Abwertung? Ich glaube nicht, dass wir da wieder in die alte

00:17:54: Dollarstärke zurückgehen, sondern da kann sogar noch ein bisschen was passieren. Also insofern der

00:17:58: europäische Anleiheanleger ist schon sehr stark auf den Euro-Raum ausgerichtet. Sicherlich sind

00:18:06: auch internationale Anlagen im Anleihebereich möglich. Die müssen aber gemanaged werden und

00:18:11: die müssen sehr gut austariert sein, um diese Entwicklung in der Welt auch mitzunehmen. Aber

00:18:18: noch mal die Grundbotschaft ist, Anleihen sind auch wieder ein richtig gutes Instrument zum

00:18:23: Anliegen geworden. Das ist nochmal ganz kurz über den Dollar-Kurs sprechen. Du hast eben schon so

00:18:27: quasi die Frage dir selbst bestellt. Also der Dollar-Kurs hat sich negativ entwickelt. Das heißt,

00:18:34: der Euro hat aufgewertet und das ist ja genau das, was du schon gesagt hast. Was nutzt es mir,

00:18:38: wenn ich da irgendwie 2 % mehr Zinsen kriege, wenn gleichzeitig die Währung irgendwie 10 %

00:18:42: abwertet und ich dann am Ende in Euro gar nichts mehr raus bekomme? Wie sehr müssen wir uns dann

00:18:47: über diese Bewegung Sorgen machen? Ist das was, was auch dann zum Beispiel die deutschen Exporte

00:18:51: wieder betrifft und so weiter? Das hat ja noch vielfältige Auswirkungen alles. Ja, der Wechselkurs

00:18:56: ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt in der internationalen Makroökonomie. Man spricht ja

00:19:02: auch vom Aktienkurs an der ganzen Volkswirtschaft. Deswegen ist er auch sehr, sehr schwierig,

00:19:06: vorher zu sagen, weil so viele Einflüsse auf den Wechselkurs einwirken. Was man aber als

00:19:12: Grundregel mitnehmen kann, ist, dass ein Wechselkurs zwischen Industrieländern - ich red

00:19:19: jetzt nicht von Schwellenländern, sondern die Wechselkurse zwischen Industrieländern sich

00:19:24: auf lange Frist nicht stark verändern. Was wir jetzt in diesem Jahr gesehen haben,

00:19:30: dass es mal eine 10-prozentige Abwertung gegeben hat, einer großen Währung des US-Dollars gegenüber

00:19:36: dem Euro, das ist in langer Frist betrachtet keine große Änderung, weil es eine Korrektur ist,

00:19:46: dessen, was in den letzten Jahren passiert ist, nämlich eine Aufwertung des US-Dollars. Das soll

00:19:52: darauf hindeuten, dass bei den großen Währungen der Industrieländer wir keine trendmäßige

00:20:00: Veränderung haben. Das heißt, es geht immer weiter mit einer Abwertung, beispielsweise vom US-Dollar,

00:20:05: sondern eher mit Wellenbewegungen um einen Mittelpunkt. Dieser Mittelpunkt der Währungen

00:20:13: untereinander, der wird Kaufkraftparität genannt, da ist eine Währung fair bewertet. Der US-Dollar

00:20:20: ist jetzt fair bewertet, der war vorher nämlich zu teuer, der war überbewertet, er hat jetzt

00:20:25: abgewertet und deswegen nach Berechnungsmethoden kann man sagen, also überbewertet ist er jetzt

00:20:31: nicht mehr, er ist jetzt fair bewertet und um diese fairen Bewertungen, da können Wechselkurse

00:20:37: durchaus fühlbar schwanken. Es kann eben auch weitergehen mit der Abwertung nochmal 10 Prozent,

00:20:42: das ist historisch überhaupt nichts Ungewöhnliches, aber dann wird der US-Dollar dann auch wieder

00:20:46: abstoppen und dann auch wieder irgendwann aufwerten. Ich will damit sagen, das sind eher große Zyklen

00:20:52: zwischen diesen großen Währungen, die Voraussetzung dafür ist, dass die Inflationsraten in den

00:20:56: beiden Ländern etwa ähnlich sind und das sind sie bei den Industrieländern, nicht in der Türkei,

00:21:00: da ist das was anderes. Aber insofern, ich will nur darauf hinaus, dass man jetzt nicht denkt,

00:21:05: oh der Dollar wertet ab und das geht so weiter und ich kann nie wieder in den USA investieren,

00:21:10: das ist überhaupt nicht so. Man sollte die Währungen eigentlich als Langfristanleger auch

00:21:16: ausschließen aus seinen Überlegungen und deswegen kann man dann, wenn man wirklich ganz langfristig

00:21:22: orientiert ist, also 10 Jahre, 20 Jahre, wir haben vorhin gesagt bei den Anleihen, Vorsicht, Vorsicht,

00:21:27: da muss man aufpassen mit den Wechselkursen, wenn man wirklich ganz langfristig unterwegs ist,

00:21:32: dann kann man tatsächlich die Währung sogar ausblenden. Ja, ganz ausblenden könnt ihr Sjörg

00:21:37: zumindest nicht in eurem Portfolios, denn ihr müsst ja genau das tun, ihr müsst ja genau

00:21:40: diese Wechselkurse berücksichtigen, managen die Spreizung bei den Zinsen berücksichtigen,

00:21:45: etc. und dann kommt ihr noch dazu, dass ihr gucken musst, wer ist vom Zoll betroffen und wer nicht

00:21:49: vielleicht und ich denke mir, das ist schon wahnsinnig komplex vor, diese ganzen Sachen dann zu

00:21:54: nehmen und zu sagen, okay, diese Aktie behalten wir, diese verkaufen wir, in diese Anleihe investieren

00:21:59: wir, in diese nicht. Also das ist schon viel Arbeit, oder? Ja, aber es ist genau die Aufgabe von

00:22:05: aktiven Form-Management, diese Aufgabe zu leisten und um das mal zu verdeutlichen, ich habe heute

00:22:11: morgen mal ausgerechnet, wie dann die Kursentwicklung vom S&P 500 ist in Dollar, das sind 8,36% hier

00:22:18: to date. Wenn man es jetzt in Euro umrechnet, dann landet man bei minus 3,39%. Das ist das

00:22:25: Ausmaß über das wir hier gerade reden. So und jetzt kommt es natürlich bei der Unternehmensanalyse

00:22:30: oder bei der Anleiheanalyse, auch stark darauf an, also gerade bei den Unternehmen. Wo produzieren

00:22:36: sie? Produzieren sie im Dollar-Raum oder produzieren sie im Euro-Raum? Sind die Verträge oder die

00:22:42: Kontrakte in Dollar oder in Euro? Und wo ist mein Absatzmarkt? Ist der in Euro, ist der in Dollar

00:22:50: oder ist der vielleicht auch in yen? Und all das geht in die Unternehmensanalyse mit ein,

00:22:55: dafür haben wir ein großes Team und dafür gibt es Portfolio-Management oder aktives Form-Management.

00:23:00: Ja, und wenn wir jetzt so ein bisschen mal schauen, erstes Halbjahr können wir schon abhaken. Wir

00:23:05: sind ja schon ein gutes Stück auch ins zweite Halbjahr reingerutscht jetzt. Und wenn wir mal

00:23:10: draufschauen, Uli, was habt ihr denn so für Erwartungen für das zweite Halbjahr? Passiert

00:23:14: noch irgendwie viel oder ist es tatsächlich durch Donald Trump auch ein bisschen unvorhersehbar

00:23:19: geworden mit was wir alles zu tun haben in den nächsten Monaten? Ja, wenn es fair zugeht in der

00:23:23: Welt, dann haben wir uns mal ein bisschen Ruhe verdient, aber leider sind das Kategorien,

00:23:27: die erfahrungsgemäß nicht zählen. Also insofern, klar muss man realistisch sein, es geht

00:23:34: wahrscheinlich in hohem Tempo weiter mit Meldungen, mit Initiativen, mit Themen. Was jetzt absehbar

00:23:41: im Vordergrund steht, ist, dass Abwarten der gesamten Analystenschaft rund um die Welt auf die

00:23:49: allmählichen Wirkungen der Zollmaßnahmen, die ja jetzt mittlerweile tatsächlich soweit etabliert

00:23:58: ist, bei allem Nachrichtenschaum drum herum, es gibt Zölle aus den USA Richtung alle anderen

00:24:07: Länder. Deswegen ist es auch eigentlich unsinn zu fragen, wer hat jetzt gewonnen und wer hat

00:24:10: verloren beim Zollpoker? Es gibt nur ganz, es gibt wenige Ausnahmen von Ländern, die wirklich

00:24:16: substanziell schlechter darstellen. Ansonsten haben wir einen Zollmauer von 10 bis 15 Prozent. Der

00:24:22: effektive Außenzoll liegt sogar noch mit den anderen Außennahmen sogar noch höher, bei 18 Prozent.

00:24:26: Und das von mehr oder weniger 2 oder 3 Prozent am Anfang des Jahres, das heißt also, da ist eine

00:24:32: substanzielle Veränderung. Wir warten jetzt darauf, was tatsächlich die Wirkungen sind. Alle

00:24:38: haben gerechnet und das in ihre Prognosen eingebaut. Die Inflation sollte in den USA um einige

00:24:44: Zehntel im zweiten Jahreshefte noch steigen. Das Wachstum in den USA sollte sehr flach ausfallen.

00:24:52: Wir beispielsweise haben nur noch 0,2 Prozent im Quartalsvergleich für das dritte und vierte

00:24:57: Quartal. Das ist in amerikanischen Maßstäben sehr, sehr wenig. Das heißt also, wir haben uns

00:25:04: vorbereitet auf das Durchsickern dieser Maßnahmen. Man kann es ja wirklich so vergleichen. Da ist also

00:25:10: ein Medikament injiziert worden und das wirkt jetzt dann, fängt an zu wirken und es ist leider

00:25:17: zumindest von der ökonomischen Dynamik ein beruhigendes Medikament, ein schädliches Medikament. Und

00:25:23: das wird zumindest bei den Makroanalysten jetzt im Vorderwohn stehen. Haben sie den richtigen

00:25:30: Riecher gehabt bei der Umsetzung dieser Zollmaßnahmen auf, die für den Kapitarmarkt wichtigen

00:25:37: Größen. Das ist die Inflation und das ist das Wachstum. Und deswegen werden alle Zahlen zum

00:25:42: Wachstum und zur Inflation. Wir haben heute Nachmittag 14.30 die Inflationszahlen aus den

00:25:47: USA sehr, sehr genau beäugt und können, wenn sie abweichen, große Marktreaktionen hervorrufen.

00:25:55: Das ist also absehbar, dass dieses Thema in den nächsten Monaten im Vordergrund steht und dann

00:26:00: wird man wahrscheinlich, ich würde es schon sagen, Ende des halb Jahres oder Ende des Jahres dann

00:26:06: wird man wahrscheinlich schon eine gute Einschätzung haben, ob die Märkte richtig waren. So sagen,

00:26:14: naja, Zölle sind nicht schön und sie sind Sand im Getriebe. Aber sie bringen die ökonomische

00:26:19: Maschine der Welt nicht zum Stillstand. Das ist ja das, die Arbeitshypothese der Aktienmärkte oder

00:26:26: überhaupt der gesamten Kapitalmärkte in diesem Jahr. Und ich denke, Ende des Jahres sind wir bei

00:26:30: der Beurteilung weiter, ob das denn richtig war. Was heißt das für eure Portfolios, Jörg? Welche

00:26:37: Branchen, welche Unternehmen sind oder bleiben interessant? Wachstum, Inflation hat Uli gerade

00:26:43: genannt. Ich würde es vielleicht noch ergänzen für die USA, würde ich auch auf die Arbeitsmarktzahlen

00:26:48: gucken, weil das kann zum Dilemma für die Fette werden, wenn der Arbeitsmarkt sich abschwircht und

00:26:53: gleichzeitig die Inflation steigt. Einmal muss ich Zinsen senken, einmal muss ich sie erhöhen. Das

00:26:57: wäre ein Dilemma, dann kommt der politische Druck dazu. Das wäre noch so eine Seitennotiz da.

00:27:02: Wollte ich gerade sagen, also ich muss erst mal abwarten, wie die Zahlen sich entwickeln jetzt

00:27:05: mit dem neuen Statistikchef in den USA, der ja Hand verlesen wurde von Donald Trump,

00:27:10: damit die Zahlen auch endlich mal richtig und richtig gut werden. Und soweit ich gelesen hab,

00:27:15: ein großer Skeptiker dieser Behörde war. Wir werden sehen. Ansonsten würde ich mich ein bisschen

00:27:21: vom Zollthema freimachen. Das ist, glaube ich, in vielen Analysten Schätzungen eingearbeitet. Das

00:27:27: war klar, dass das kommt. Da konnten wir uns jetzt lange genug darauf vorbereiten. Ich würde

00:27:31: vielleicht ein bisschen orientieren an Themen, die noch nicht genügend gewürdigt sind, sage

00:27:38: ich mal am Kapitalmarkt. Ich nenne mal eins, zwei. Da wäre zum einen die weitere Elektrifizierung.

00:27:43: Elektrifizierung wird voranschreiten. Das Bedarf einmal Kupfer. Das ist so ein Rohstoff,

00:27:50: wo man vielleicht mal schauen kann, ob der sich in der Preisentwicklung weiter positiv bewegen wird

00:27:55: dort, aber auch die ganzen Unternehmen, die mit dieser Elektrifizierung zu tun haben. Da gibt es

00:28:01: von Industrieunternehmen auch in Europa genügend Unternehmen, in denen man investieren könnte.

00:28:05: Und das andere ist das Thema, was ich vorhin schon mal kurz gestrichen hatte. Das war die

00:28:09: Regulierung, die in den USA anfängt, was die Finanzindustrie angeht. Das wird aus meiner Sicht

00:28:16: auch noch mal spannend. Letzte Woche kam, glaube ich, die Meldung, dass man nachdenkt,

00:28:21: Fanny und Freddie wieder an die Börse zu bringen. Ältere Semester wie wir zwei können uns daran

00:28:29: erinnern, dass die 2008 mit Pauken und Trampeten untergegangen sind in der Immobilienkrise. Und

00:28:35: jetzt sind sie wieder da. Da muss ich vielleicht nochmal kurz erklären, was das ist für unsere

00:28:39: Hörerinnen und Hörer, weil das sind ja tatsächlich eine Kartoffelpuffermarke oder so. Nicht ganz.

00:28:46: Also Fanny und Freddie, eigentlich Fanny May und Freddie Mac, sind Hypothekenfinanzierer. Das sind

00:28:54: im Prinzip regulierte oder fast regulierte Finanzierer von Hypotheken in den USA. Und die haben

00:29:01: halt in der Finanzkrise oder vor der Finanzkrise viele, viele, viele Kredite vergeben, die dann

00:29:06: alle sauer gefahren worden sind und plötzlich nicht mehr das Geld wert waren, was da draufstand.

00:29:11: Insofern, bei der Regulierung von Finanzmärkten und IPOs in dem Sektor finde ich das ein interessanter

00:29:17: Sektor. Ja, müssen wir noch über Gold reden, Goldpreis. Das war ja auch so ein Thema im

00:29:23: ersten halben Jahr, ein neues Rekordhoch erreicht. Ist das was, worauf man als Anlegerin schauen sollte

00:29:28: oder sagt ihr, das ist eigentlich kein Investment, was man jetzt immer im Blick haben soll. Das hat

00:29:33: andere Gründe, warum man da rein investieren sollte? Na ja, Gold ist immer der sichere Hafen,

00:29:38: würde ich sagen. Und es ist sicherlich ein Inflationsschutz oder wird ihm zugesagt. Dieses

00:29:44: Jahr mit einer Preisperformance von 28 Prozent in Dollar. Nie vergessen, man investiert in Dollar.

00:29:50: Auch da muss man den Wechselkurs wieder im Auge haben. Ich tue mich immer persönlich schwer

00:29:56: damit, in Gold zu investieren, aber wer einen stabilen Anker im Portfolio haben will, da kann

00:30:01: das sicherlich helfen. Das ist auch ein Blick. Na ja, man muss, wie Jörg sagt, man muss unterscheiden

00:30:06: zwischen der Entwicklung des Goldpreises selber. Da wird es unserer Meinung nach auch weiterhin

00:30:15: unterstützende Faktoren geben. Das Thema Sicherheit, das Thema Zentralbankverhalten spricht dafür.

00:30:24: Das eine und das andere, man muss eben unterscheiden zwischen der Rolle, die Gold im Portfolio hat.

00:30:30: Das ist eine Einzelaktie ohne laufende Erträge und aus Portfoliokonstruktionsüberlegungen

00:30:38: heraus, aus wirklich langer Proben und rationalen Überlegungen. Wie stark darf ich meine gesamte

00:30:47: Vermögensentwicklung einer Entwicklung anvertrauen? Nämlich der Goldentwicklung, wenn man sagt,

00:30:53: einmal 50 Prozent Gold, das ist nicht ratsam. Das ist eben eine Erkenntnis, die man jetzt

00:30:59: in einem guten Jahrhundert professionell Vermögensanlage gewonnen hat. Und der Rest ist Psychologie.

00:31:05: Wer nicht schlafen kann ohne diese 50 Prozent Gold, der muss das natürlich tun.

00:31:10: Schlussendlich ist Gold natürlich auch ein Rohstoff. Also einmal die Anlage Gold als Wertanlage.

00:31:16: Aber es ist ja auch ein Rohstoff, den man braucht in Industrie. Ist die dann nicht auch jetzt

00:31:19: ein Problem, wenn das so teuer wird, alles? Ich würde vermuten, dass die Nachfrage nach

00:31:23: Gold im Wesentlichen getrieben ist durch nicht industrielle Industrien und nicht durch

00:31:30: irgendein Industrieunternehmen. Das sind dann doch, glaube ich, kleine Mengen, die da hat

00:31:34: nachgefragt. Also das ist tatsächlich eher die Sicherheit Gold irgendwo im Nachtkästchen

00:31:39: liegen zu haben. Sicherheit, Inflationsschuld. Wir haben diese drei Strömungen in die Industrie.

00:31:44: Dann haben wir ja die Schmuckverwendung, auch die Anlage. Wie Jörg sagt, die Anlage dominiert.

00:31:51: Schmuck geht zurück. Anscheinend gibt es andere Dinge, mit denen man sich heute behängt und mehr.

00:31:58: Und in der Industrie, klar. Aber das sind die normalen Effekte. Wenn irgendwas teurer wird,

00:32:05: dann geht das Rattenrennen los bei jedem Unternehmen. Wie kann ich diesen teureren Rohstoff

00:32:11: ersetzen durch was anderes? Und das sind dann, wenn es so weitergehen sollte mit dem Gold,

00:32:17: zumindest bei der Industrieverwendung, dann das Schicksal von Gold, dann wird es zurückgedrängt.

00:32:21: Ja, da würde ich sagen, wir machen für heute mal einen Knopf dran. Wir hören uns am Jahresende

00:32:26: noch mal und schauen mal, was in den nächsten Monaten noch so passiert im Zollstreit. Wir haben

00:32:30: jetzt heute Morgen gerade die Meldung rein. Die Deadline mit China wird noch mal ein bisschen

00:32:35: verlängert. Als China auch gesagt, gut, dann machen wir das auch. Da kann man sich schon fragen,

00:32:39: wer sitzt jetzt eigentlich am längeren Hebel? Aber auf jeden Fall spannend bleibt es auf jeden

00:32:45: Fall. Uli, wir sagen das immer. Nichts ist so spannend wie Wirtschaft und Börse und das bleibt

00:32:49: es tatsächlich auch. Das ist schlimmer, das stimmt ja. Ja, weil wir machen das ja jetzt seit fast

00:32:53: fünf Jahren und es war nie langweilig geworden. Es gab immer was zu berichten und immer was zu

00:32:57: besprechen. Und einmal waren es die Inflationserraten, die uns zwei Jahre beschäftigt haben. Dann waren es

00:33:03: die Zinsen, die uns lange natürlich beschäftigt haben, die niedrigen Zinsen und dann der schnelle

00:33:08: Zinsanstieg. Also irgendwas ist eigentlich immer. Also vielen Dank an euch beide. Vielen Dank auch an

00:33:14: die Zuhörerinnen und Zuhörer. Und wenn sie uns eine Frage stellen wollen, dann schreiben sie uns

00:33:19: gerne an podcast@dk.de. Dann versuchen wir das bestmöglich in unseren Podcast zu integrieren

00:33:24: abseits der ganzen Themen. Und ansonsten freuen wir uns natürlich auch über Bewertungen auf iTunes

00:33:29: oder auch bei Spotify gerne mal einen Kommentar hinterlassen. Da kann man das nämlich auch folgen

00:33:33: bewerten. Und das sehen wir dann auch. Und ansonsten können sie natürlich auch unseren Social

00:33:37: Media Kanälen folgen. Da können sie auch kommentieren oder auch Anregungen da lassen.

00:33:42: Das war es von uns für heute. Macht es gut und bis bald. Tschüss.