00:00:00: Die neue deutsche Regierung ist mittlerweile im Arbeitsmodus angekommen und vor allem
00:00:04: Kanzler Merz nutzt die internationale Bühne derzeit mehr als häufig um Deutschland wieder
00:00:09: international ins Gespräch zu bringen.
00:00:11: Am Donnerstag traf er auch mit US-Präsident Trump zusammen.
00:00:15: Ein weiterer wichtiger Schritt, um ein Handelsstreit zu verhindern, denn nach wie vor sind es die
00:00:20: Zölle, die die Märkte belasten.
00:00:23: Zu groß war das hin und her der letzten Wochen und Monate.
00:00:25: Doch auf der anderen Seite kommt es auch zu Gewöhnungseffekten.
00:00:28: Erstmal abwarten sagen viele Marktprofis, wenn es eine neue Ankündigung seitens der
00:00:33: US-Regierung gibt.
00:00:34: Die derzeit ausgesetzten Extremzölle lassen den internationalen Handel derzeit in geordneten
00:00:40: Bahnen verlaufen.
00:00:41: Und so sind die Märkte eher bei Höchstständen als bei Katastrophenszenarien.
00:00:46: Können die Börsen die aktuellen Niveaus halten, welche Kapriolen drohen im Zollstreit
00:00:50: noch in den nächsten Wochen und welche Impulse setzt die neue deutsche Regierung?
00:00:54: Wir sprechen drüber in dieser Folge.
00:00:57: Mikro trifft Makro.
00:00:58: Hallo und herzlich willkommen zur 127.
00:01:12: Folge Mikro trifft Makro.
00:01:13: Heute ist Donnerstag der 5.
00:01:15: Juni 2025 und bei mir sitzt heute Nachmittag, wie immer der Chefvolkswert der Dekabank,
00:01:21: Dr.
00:01:22: Ulrich Carter.
00:01:23: Guten Morgen, steht hier noch bei mir auf dem Zettel.
00:01:25: Es ist ja Nachmittag, also guten Tag, lieber Ulrich.
00:01:28: Warte, ich muss noch die Kurse checken von den Dachstand.
00:01:32: Ja, so, jetzt können wir loslegen.
00:01:34: Hallo.
00:01:35: Soll ich noch einmal starten?
00:01:36: Warum?
00:01:37: Ich weiß auch nicht.
00:01:38: Kann mir das so aus dem Off dein Hallo?
00:01:40: Ich lass das einfach so drin.
00:01:41: Ach so.
00:01:42: Also, du hast gerade nochmal die Kurse gecheckt.
00:01:45: Es bleibt aber irgendwie doch ein Jahr im Zeichen von Donald Trump seit der Amtseinführung
00:01:49: hat er eigentlich konstant für Wirbel gesorgt.
00:01:51: Anfang April die Märkte auf Talfahrt geschickt und nun hat er noch ein Deal eingetütet und
00:01:54: einige in Vorbereitung.
00:01:56: So richtig ruhig wird es an der Stelle aber irgendwie auch nicht.
00:01:58: Jetzt sind ja nochmal diese Zölle eingeführt worden auf bestimmte Stahlsachen und Aluminium
00:02:03: Importe und man hat auch das Gefühl, Trump will immer alle in Aufregung halten mit seinen
00:02:08: Ankündigungen und Verunsicherung, die er da immer raushaut, oder?
00:02:11: Ach naja, wir sehen das mittlerweile wirklich weit weniger aufregend, im Vergleich zu den
00:02:18: letzten Monaten.
00:02:19: Ich finde, man sieht es eigentlich gerade in dieser Woche eigentlich sehr schön, wir
00:02:25: hatten eigentlich nur zumindest bis heute Donnerstag Mittag eher eine ruhige Arbeitswoche
00:02:35: an den Finanzmärkten und diese Meldungen über neue Zölle aus den USA und so weiter, das
00:02:42: ist mittlerweile üblich und die Märkte machen dieses Spiel nicht mehr mit Zollankündigen
00:02:48: Rückverhandlungen, das kann eigentlich jetzt nicht mehr so sehr aus der Reserve lockende.
00:02:53: Der Aktienindex ist ja auch hier in Deutschland jetzt diese Woche mehr, da wäre ja unbeinnucht
00:02:58: gewesen, Pendeln um die 24.000, auch jetzt gerade wieder nicht weit von den neuesten
00:03:04: Allzeithochs entfernt und man kann sogar sagen, dass sogar die amerikanischen Treasury-Märkte
00:03:12: ein bisschen freundlicher sind in dieser Woche.
00:03:15: Das hat andere Gründe, das hat jetzt zum Hintergrund, dass die Wirtschaftsdaten sich
00:03:21: wirklich ein bisschen abschwächen und dann kommt Fantasier an, dass die Fett des die
00:03:25: US-Notenbank Zinsen ein bisschen senken muss.
00:03:28: Aber wie gesagt, alles jetzt Themen, die eigentlich eher wieder unsere normalen Themen sind und
00:03:35: eben nicht diese Aufgeregtheit und das bildet sich ja am Finanzmarkt auch eine Meinung raus,
00:03:40: nachdem diese neue Zollpolitik von Trump, ja sie ist nicht schön für die Weltwirtschaft,
00:03:49: aber sie wird die Weltwirtschaft eben auch nicht zum Zusammenbruch bringen.
00:03:52: Das hatten wir glaube ich hier auch schon jetzt verschiedentlich diagnostiziert, so Stichwort
00:03:56: Umbau, Abbau oder Abbruch, nein.
00:03:59: Das Weltwirtschaftswachstum wird beeinträchtigt, aber er lischt jetzt nicht und das ist ja
00:04:05: der Stoff aus dem höhere Börsenkurs am Ende gemacht werden.
00:04:08: Ja, und insofern kümmern wir uns jetzt wirklich wieder um das, was für uns wesentlich sind
00:04:14: und das sind die Wirtschaftsdaten.
00:04:16: Aber wenn wir noch mal kurz drauf schauen, trotzdem auf diese Zölle, da war es ja dann
00:04:19: so, dass ein Gericht das alles gestoppt hatte und gesagt hat, nee, das ist gar nicht rechtmäßig,
00:04:23: was ihr da gemacht habt, dann hat ein anderes Gericht, das sogenannte Berufungsgericht,
00:04:26: hat es dann wieder doch in Kraft gesetzt und gesagt, nee, doch, das ist richtig so,
00:04:30: man kann das so machen.
00:04:31: Das ist ja ein unglaubliches Hin und Her, was da derzeit passiert, machen sich die USA
00:04:36: gar nicht irgendwie da unglaubwürdig auch für Kapitalmarktakteure am Ende des Tages?
00:04:40: Nein, ich würde sagen in der Demokratie und wir wollen ja hoffen bzw. beobachten, ja,
00:04:46: wie weit die Mechanismen in den USA funktionieren, ist das eigentlich ein normaler Vorgang.
00:04:50: Also die Rechtmäßigkeit einer solchen Zollpolitik, was Trump jetzt hier veranstaltet, also
00:04:56: und insbesondere die Rechte in Amerika, die der Präsident dabei hat, das war ja schon
00:05:02: mehr oder weniger seit der Wahl von Trump im Herbst ja schon umstritten und wurde diskutiert.
00:05:09: Man muss sich vorstellen, dass die Kompetenzen so eine Zollpolitik zu betreiben, sich in den
00:05:15: USA grundsätzlich aus der Verfassung heraus ergeben und da hat der Präsident sehr, sehr
00:05:20: weitgehende Rechte im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftspolitikfeldern, Steuern
00:05:24: zum Beispiel, der Brauer des Parlament, aber die Auslegung von solchen Grundsätzen, also
00:05:32: wie bedeutsame Zölle da vereinsetzen, darf der Präsident gegen bestehende Vereinbarungen,
00:05:38: also Freie Handelsabkommen zum Beispiel, verstoßen und so weiter, das erhängt dann
00:05:43: von der konkreten Auslegung ab und das müssen dann eben Gerichte machen.
00:05:49: In Amerika lehnt sich dieser Auslegung dann an quasi allen Entscheidungen über diese
00:05:56: Materie, also die Zollpolitik der letzten Jahrzehnte oder teilweise Jahrhunderte lehnt sich daran
00:06:04: an.
00:06:05: Wir verfolgen ja auf verschiedenen Gebieten wie immer mal so ein Gesetz von vor 200 Jahren
00:06:09: aus dem Hut gezaubert wird, das ist eben das amerikanische Rechtssystem.
00:06:12: Die Republikaner haben versucht das im Vorfeld schon zu berücksichtigen und die Maßnahmen
00:06:19: so aufzubauen, dass sie eben wenigstens angreifbar sind, aber trotzdem wird das eben juristisch
00:06:25: geprüft, weil Leute, die damit nicht einverstanden sind, eben die Möglichkeit haben, diese Prüfung
00:06:31: vor Gericht einzufordern und die Tatsache, dass in USA jetzt diese Gerichte überhaupt
00:06:38: dieser Funktion nachkommen, das ist ja erstmal positiv, ja, dass das Recht in Amerika angewendet
00:06:44: wird.
00:06:45: Am Ende entscheidet aber ja doch die Politik.
00:06:50: Die Politik ist diejenige, die dann die Gesetze macht und wenn die Gesetze eben ihren Zielen
00:06:57: nicht übereinstimmen, dann kann sie eben diese Gesetze ändern und dann können auch
00:07:02: die Gerichte dann nicht mehr anders entscheiden.
00:07:06: Wir kennen das doch hier auch aus vielen Feldern, gerade aktuell ist ja die Migrationspolitik,
00:07:12: da heißt es immer, die einem einer Maßnahme können nicht gemacht werden, weil sie gegen
00:07:16: europäisches Recht verstoßen und es ist ja die Aufgabe der Gerichte, genau dieses
00:07:22: bestehende Recht eben anzuwenden und es ist die Aufgabe Politik, Gesetze eben zu ändern,
00:07:28: wenn sie nicht der gefühlten Mehrheit der Wähler entsprechen.
00:07:32: Das ist eben die Aufgabe der Politik.
00:07:34: Ja und insofern, wenn die US-amerikanischen Wähler eben mehrheitlich der Meinung sind,
00:07:40: dass die Zollpolitik Trumps richtig ist, dann wird es auch genügend Unterstützung für
00:07:46: diese Regierung und auch genügend Zeit geben, den Rechtsrahmen dann dahingehend anzupassen,
00:07:51: dass eben auch Gerichte jetzt vielleicht noch so die eine oder andere Entscheidung kippen
00:07:57: können, dass dann in Zukunft nicht mehr machen können.
00:07:59: Wobei ich ganz interessant fand, dass es so eine Art Gewöhnungseffekt gab.
00:08:04: Also ich war jetzt davon ausgegangen, als ich gelesen habe auf dem NTV, auf der kleinen
00:08:08: Meldung auf dem Handy, ja die Zölle sind als Rechtswidrig erklärt worden, dass es
00:08:13: einen ordentlichen Kurssprung gibt, weil es ja was Tolles eigentlich für die Märkte.
00:08:17: Gleichzeitig hat man allerdings gedacht, na mal abwarten, wie lange das Bestand hat
00:08:20: und auch nachdem dieses andere Urteil eben wieder kam vom Berufungsgericht, ist nicht
00:08:25: viel an den Märkten passiert.
00:08:26: Also scheinbar haben die Märkte und die Marktteilnehmerinnen und Teilnehmer sich ja auch an dieses
00:08:30: Erratische gewöhnt und sagen, na ja ich fahrt erstmal ab, was so noch passiert, bevor
00:08:34: ich irgendwas in die falsche Richtung mache.
00:08:36: Oder wie muss man das lesen jetzt?
00:08:39: Genau, man schaut eben durch solche spektakulären Ankündigungen eher durch, wenn man eigentlich
00:08:44: gewohnt ist und dann stößt man eben wieder auf den harten Kern der Märkte und das sind
00:08:51: die Wirtschaftsdaten und das ist jetzt auch das, was uns beschäftigt.
00:08:54: Also wie stark ist die US-Konjunktur belastet zum Beispiel.
00:08:59: Wir haben morgen am Freitag ganz wichtige Zahlen aus der US-Konjunktur, nämlich den Arbeitsmarktbericht.
00:09:08: Das ist ein guter Indikator dafür, ob die amerikanische Wirtschaft sich abschwecht, ob es
00:09:16: gar einen Abriss gibt, eine Pause, in dem Sinne, dass die Unternehmen gesagt haben,
00:09:22: wir investieren erstmal gar nicht mehr oder entlassen sogar Leute.
00:09:25: Es gibt schon einige Zahlen, die auf eine Abschwächung hinweisen, wir haben Stimmungsindikatoren,
00:09:31: den sogenannten ISM-Index, der jetzt rauskam, der Schwächer war auch Bericht der Notenbank,
00:09:39: Spesbuck, war auch, deutete auch auf schwächere Aktivität hin und das wird die Märkte
00:09:45: jetzt eher interessieren.
00:09:47: Wie stark ist die Wirtschaft durch die Verunsicherung und die Maßnahmen beeinträchtigt?
00:09:52: Wir glauben, ja, da ist ein bisschen Sand im Getriebe, aber am Ende kann die US-Konjunktur
00:09:58: damit umgehen.
00:09:59: Wir haben unsere Konjunkturpognose im Gegenteil in diesen Monat wieder leicht heraufgenommen,
00:10:07: weil diese desaströsen in China im Zerlet, die da noch schwebten, vor ein paar Wochen
00:10:12: über die Märkten war, wir die wieder rausgerechnet haben.
00:10:14: Also insofern haben wir uns dem Jojo von Donald Trump dann in gewisser Weise auch bisher angeschlossen.
00:10:23: Es sieht jetzt eben für die USA nicht, es ist kein Boom, aber es ist eben auch keine Rezession.
00:10:31: Nur das muss eben jetzt bestätigt werden, weil die Effekte ja jetzt erst einsetzen von
00:10:35: den Zellen, die da jetzt immer noch gelten und das wird ja auch eine permanente Zollbelastung
00:10:41: übrig bleiben.
00:10:42: Und das ist das eine, umgekehrt, europäische Konjunktur sehen jetzt hier die ersten Aufschwungsflänzchen,
00:10:52: gute Daten, bessere Daten als erwartet.
00:10:55: Wir haben die Investitionsförderung in Deutschland jetzt auf dem Weg, auch die Ausgabenprogramme
00:11:03: aus den Sondervermögen werden vorbereitet und wir haben ein paar positive Daten und
00:11:10: Überraschungen über die deutsche Konjunktur.
00:11:11: Also das sind die Dinge, die man sich jetzt anschaut.
00:11:15: Das soll aber nicht heißen, dass sich die Trump-Regierung jetzt abgeschliffen hat,
00:11:19: sozusagen.
00:11:20: Wir werden uns immer wieder auf neue Ideen einstellen müssen und das jüngste Thema,
00:11:27: wo es ja dann wirklich auch wieder heiß werden könnte an den Märkten, sind ja jetzt nicht
00:11:32: mehr die Zölle für den Warenverkehr, sondern gewisser war es ein Zölle auf dem Kapitalferkehr.
00:11:38: Denn im neuen Haushaltsgesetz, das gerade in der Verabschiedung ist in Amerika, da sind
00:11:44: jetzt Regelungen drin, nach denen die Regierung das Recht hat, ziemlich einfach Steuern auf
00:11:51: Finanzanlagen in den USA erheben zu können.
00:11:55: Da steht nicht drin, dass die kommen, aber zumindest die Möglichkeit, also das, was wir
00:12:00: hier quälen steuern in, jetzt besonders für Halter von amerikanischen Anlagen im Ausland,
00:12:06: also außerhalb Amerikas.
00:12:08: Hier gilt jetzt auch, dass der Kapitarmarkt nicht gleich zusammenbrechen würde, wenn das
00:12:14: käme, insbesondere weil schon in den jetzigen Umrissen ganz klar drin steht, dass es ganz,
00:12:22: ganz wesentliche Ausnahmen geben soll von dieser Besteuerung.
00:12:26: Also Anleihen zum Beispiel, das sind gar nicht enthalten.
00:12:30: Aber es sind natürlich alles Maßnahmen, die jetzt in die gleiche Kerbe hauen, dass das
00:12:37: Vertrauen in den USA als Anlagemarkt für ausländische Anleger jetzt nicht gestärkt
00:12:44: wird.
00:12:45: Und dann ist natürlich die Frage, was denkt sich die Administration noch alles aus?
00:12:48: Das sind die Dinge, die man auf der politischen Ebene schon noch weiter beobachten muss,
00:12:56: und das tun wir auch.
00:12:57: Was ja auch viel für Aufsehen immer wieder sorgt, sind ja die Bemühungen um den Waffenstillstand
00:13:03: in der Ukraine.
00:13:04: Da bemüht sich Donald Trump ja auch eigentlich seit Amtsantritt, weil war ja auch eines seiner
00:13:10: Wahlversprechen dort für Frieden zu sorgen.
00:13:12: Wenn wir da jetzt mal so wirtschaftlich drauf schauen, kann ich mir ja schon vorstellen,
00:13:16: dass da, wenn es zu einer Art Friedenseinigung käme, auch wirtschaftlich wahrscheinlich
00:13:21: ja das durchaus wichtig wäre und an den Märkten entsprechend gespielt würde, oder?
00:13:26: Ist für uns allerdings kaum ein Thema in den Diskussionen.
00:13:30: Ich meine, wir sind jetzt natürlich keine Militärexperten, aber das erscheint uns doch
00:13:35: alles noch in sehr, sehr ferner Zukunft zu sein und scheint beharrt Russland bzw.
00:13:42: die rutscherische Administration, der auf ihrem Maximal zieht.
00:13:45: Einflussphäre rund um ihr Reich. Ja klar, wiederaufbau wäre schon ein ökonomischer Faktor für Europa,
00:13:54: für viele Branchen, viele Firmen. Aber aus meiner Sicht ist es jetzt nichts für die
00:14:00: unmittelbare Zukunft. Da kommt es natürlich darauf an, in welcher Form, mit welchen Volumina
00:14:06: und so weiter. Aber nochmal, das ist nichts, worüber uns jetzt für die Konnoitur-Promose beispielsweise Gedanken machen.
00:14:12: Ganz gut gelaufen ist da hingegen der DAX, der hatte Mai ordentlich zugelegt, ich glaube 6,5 Prozent waren es etwa im Plus.
00:14:19: Wenn man so drauf schaut aufs ganze Jahr, sieht es auch gut aus. Man hat aber das Gefühl, das war es jetzt irgendwie mal.
00:14:26: Also du hast eben auch schon gesagt, man läuft ja so ein bisschen zeitwärts an den Höchstkursen entlang.
00:14:31: Müssen wir uns eher auf zeitwärts Märkte einstellen im Rest des Jahres oder siehst du da noch mal schon noch mal Impulse auch in der Zukunft?
00:14:40: Naja, es sind keine Zeiten, wo man jetzt stürmisches Wirtschaftswachsum und am laufenden Band positive Datenübergrassungen zu erwarten hat.
00:14:50: Also es kommen ja die Belastungen aus der Zollerhebung in den USA. Ich habe es schon angesagt, es deutet sich auch an, dass es ein bisschen schwächer wird.
00:15:00: Auf der anderen Seite eben auch kein Abriss, den erwarten wir eben nicht für die US-Konjunktur in Europa läuft es eher besser.
00:15:09: Die Kursniveaus, die wir jetzt erreicht haben, sind für einen solchen Zustand und damit auch verbunden.
00:15:15: Ein Gewinnniveau der Unternehmen, denn das ist ja immer die Maßgabe für dafür, wie hoch die Kurse sein dürfen.
00:15:25: Das ist angemessen. Wir erwarten eine moderate Aufwärtsentwicklung, mehr oder weniger im langfristigen Durchschnitt, den wir ja mit 6 Prozent ansetzen pro Jahr.
00:15:39: Auf der anderen Seite muss man sagen, in der Wirtschaft passiert ja schon einiges trotz dieser ganzen politischen Wirrungen.
00:15:46: Wir haben hörefiele Innovationen, nicht jetzt im KI-Bereich, sondern in vielen anderen Teilbereichen der Wirtschaft.
00:15:58: Dazu kommen diese ganzen Themen Infrastruktur, Verteidigung.
00:16:03: Ich glaube, dass was auch in der Rückschau übrig bleiben wird, vor allen Dingen aus dem makroökonomischen Sichtweise ist,
00:16:15: in diesem Jahr, dass sich die Nachfrage der Balancen in den großen Wirtschaftsregionen verschoben haben.
00:16:26: Und zwar in eine Richtung, die die Amerikaner eben möchten. Die Amerikaner fühlen sich immer als Restzuständige auf der Welt,
00:16:34: wenn es ans Kaufen geht und konsumieren geht.
00:16:37: Und alle anderen Länder gefallen sich darin, dass sie eben produzieren und Außenhandelsüberschüsse erzielen.
00:16:44: Europa, China, ganz besonders.
00:16:46: Das ist es, was Donald Trump ändern möchte.
00:16:49: Und im Falle Europas hat er da anscheinend Erfolg, ob es in sein Erfolg ist oder ob die Europäer selber auch aus eigenen Gründen in die Richtung gehen, sei dahingestellt.
00:17:01: Aber es wird so sein, dass in Europa eben mehr an Nachfrage erzeugt wird.
00:17:07: Das heißt also, dass die Überschüsse in der europäischen Leistungsbilanz nicht mehr so hoch sein werden.
00:17:13: Und dass aber auf der anderen Seite dann mehr in Europa selber auch passiert.
00:17:18: Und das ist, glaube ich, ein wesentlicher Punkt.
00:17:21: In China sieht man das noch nicht.
00:17:23: China macht weiter mit seiner Strategie eher zu produzieren und die Märkte dominieren zu wollen.
00:17:30: Aber Europa ist an ein riesiger Pol in der Weltwirtschaft. Also das wird Dinge schon verändern.
00:17:37: Und da erscheint es uns auch realistisch, dass sich die Perspektiven für die europäische Wirtschaft weiter verbessern,
00:17:43: dass Europa auch relativ attraktiver wird und das gilt dann auch für die Finanzmärkte.
00:17:49: Und das sieht man ja auch teilweise, dass neues Interesse an europäischen Anleimmärkten da ist.
00:17:57: Und das ist nicht ganz unbegründet.
00:17:59: Trotzdem gab es auch ein paar nicht so schöne Daten aus Deutschland.
00:18:02: Am Arbeitsmarkt gab es mehr als 200.000 mehr Menschen ohne Arbeit.
00:18:08: Das war zumindest zu lesen im Vergleich wahrscheinlich zum Vorjahr.
00:18:11: Das ist ja schon eine erklägliche Zahl. Also 200.000 ist schon ganz schön viel.
00:18:15: Und ich habe mich so gefragt, woran liegt es denn? Ich dachte, wir haben überall Personalmangel.
00:18:20: Ja, das müssen wir in der Tat sorgfältig beobachten.
00:18:24: Grundsätzlich ist der Arbeitsmarkt kein großes Thema.
00:18:31: Wir haben unter den großen Problemzonen in der Wirtschaft, da ist das Thema.
00:18:38: Also aus Sicht der privaten Haushalte ist das Thema Inflation, die Preise gehen hoch.
00:18:42: Da ist das Thema Arbeitslosigkeit. Ich habe keinen Job.
00:18:44: Da ist das Thema Wohnungsknappheit. Wo kriege ich was zu wohnen?
00:18:49: Bei der Inflation insbesondere noch Lebensmittelpreise.
00:18:52: Das sind ganz große Themen für die privaten, gerade aus Sicht des Konsumenten.
00:18:58: Und bei zwei dieser Themen, also einmal bei dem Inflationsthema, das da entspannt es sich.
00:19:05: Es geht auch langsam raus aus der öffentlichen Diskussion.
00:19:09: Der Arbeitsmarkt hat sich eigentlich schon vor 10, 15 Jahren entspannt.
00:19:13: Und wir haben gerade in dieser Woche eine Zahl gemeldet bekommen,
00:19:17: nach der die europäische Arbeitslosigkeit jetzt mal weg von Deutschland,
00:19:21: sondern auf dem gesamten europäischen Binnenmarkt betrachtet,
00:19:25: mit 6,1 Prozent auf einem Rekord Niedrigstand ist.
00:19:31: Also so niedrig war die Arbeitslosigkeit in Europa noch nie.
00:19:36: In diesem Spektrum ist Deutschland wiederum auch am unteren Ende.
00:19:42: Wir haben Arbeitslosungsquote von unter 4 Prozent sogar.
00:19:45: Das sind erst mal im Vergleich zu vor 20 Jahren, vor 30 Jahren, extrem gute Werte.
00:19:53: Jetzt müssen wir sehen, wie sich das vom Monat zum Monat entwickelt.
00:19:57: Und wir sehen zurzeit, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland ansteigt.
00:20:00: Und das ist wirklich komisch, weil der Arbeitskraft überall fehlen.
00:20:03: Ja, da muss man natürlich dann sehen, wo kommt es her?
00:20:06: Das sind dann die berühmten Strukturfragen.
00:20:09: Da sind es vielleicht die falschen, die frei gesetzt werden.
00:20:11: Das kann ja sein.
00:20:12: Also der VW-Arbeiter, wie ist man jetzt auch überall, der vielleicht eine Abfindung bekommt.
00:20:16: Der ist halt arbeitslos, aber sagt halt,
00:20:19: gut, aber ich will ja nicht in der Gastronomie arbeiten.
00:20:21: Genau, das ist eben zurzeit der Strukturwandel, den wir erleben.
00:20:24: Eine Branche schrumpft sehr stark, Autofirmen bauen ab.
00:20:29: Und die Frage ist, ob diejenigen, die dort arbeiten, in anderen Teilen der Industrie
00:20:34: eben wieder neue Jobs kriegen.
00:20:37: Jetzt ist es schon so, dass in der Industrie in Deutschland ganz viel passiert ist.
00:20:40: Es wird eben abgebaut auf der einen Seite.
00:20:42: Autos und energieintensive Produktion werden auch runtergefahren.
00:20:47: Aber das wird teilweise und zwar ziemlich, ziemlich heftig sogar ausgeglichen
00:20:54: durch andere Produktionen.
00:20:56: In der Elektronikindustrie beispielsweise läuft mehr.
00:21:00: Dann haben wir in der etwas andere Branche, wo mehr läuft, Farmer.
00:21:04: Da ist die Produktion sehr stark aufgegangen.
00:21:08: Also wenn man von ganz oben drauf schaut, dann würde man sagen,
00:21:10: na ja, alle Produktionen insgesamt in Deutschland, so schlecht schlagen sie sich gar nicht.
00:21:16: Aber es ist genau das, was du sagst, kann jemand, der eben bisher eine Tätigkeit gemacht hat,
00:21:21: eine Qualifikation hat, eben woanders reingehen.
00:21:24: Das Ganze wird natürlich dann in den nächsten Jahren nochmal ganz sorgfältig zuvor
00:21:29: auch beobachten sein, wenn die Effekte von KI, die künstliche Intelligenz-Themen,
00:21:35: die ja überall sich in rasender Geschwindigkeit durchfräsen,
00:21:40: dann auch am Arbeitsmarkt ankommen, setzen natürlich auch Arbeitskräfte frei.
00:21:46: Ich glaube am grundsätzlichsten kann man sagen,
00:21:50: das Wesentliche ist halt, dass das Arbeitskräfte generell gut qualifiziert sind.
00:21:54: Und zwar von Anfang an.
00:21:56: Denn dann sind die Voraussetzungen am besten, dass man sich dann auch am schnellsten
00:22:00: umqualifizieren kann auf eine andere Tätigkeit, wenn man das Qualifizieren
00:22:06: selber erst mal gelernt hat.
00:22:09: Und da sieht man, dass die Verbesserung von Bildung.
00:22:14: Und Bildung ist heute ja vor allem vor allen Dingen nicht,
00:22:16: aber zu einem großen Teil immer mehr auch Integration absolut notwendig ist.
00:22:22: Und wie wichtig das ist, aber entscheidend muss man ja wohl auch anerkennen,
00:22:25: dass hier bestimmte Limite erreicht sind.
00:22:28: Deswegen ist das was, wo man immer am Ball bleiben muss.
00:22:32: Selbst wenn die Zahlen eigentlich, ich habe es am Anfang gesagt,
00:22:35: im historischen Vergleich eigentlich ganz gut sind.
00:22:37: Ja, und zu guter Letzt lass uns noch auf die Zinsen schauen.
00:22:39: Denn da hat sich auch gerade eben, als wir mit der Aufnahme eigentlich begonnen haben,
00:22:42: hat sich was getan.
00:22:43: Die Zinsen sind noch mal gesenkt worden auf, ich glaube jetzt 2 Prozent.
00:22:48: Deine erste Reaktion war, ui, das ist aber schlecht, weil dann verdient mehr real
00:22:53: gar nichts mehr mit den Zinsen.
00:22:54: Ja, mir hat man gerade aufgemacht die Rechnung, wenn man am Geldmarkt dann anlegt
00:22:59: und wenn man sogar den Geldmarktsatz voll bekommt mit 2 Prozent jetzt.
00:23:04: Das ist der Neuleitzinslicht in der Einlage, tatsächlich bei 2 Prozent.
00:23:08: Ja, da muss man darauf Steuern zahlen,
00:23:11: je nachdem wann der Freibetrag aufgebraucht ist.
00:23:14: Das sind dann, je nachdem in welcher steuerlichen Situation man ist,
00:23:18: dann auch bis 30 Prozent Quellensteuer.
00:23:21: Dann bleiben dann noch 1,6 Prozent übrig und bei einer Inflationsrate von 2.
00:23:27: Mach mal ein kleines Minus.
00:23:28: Mach mal schon mal ein kleines Minus und das kleine Minus wird eigentlich immer größeres Minus,
00:23:31: je länger das läuft.
00:23:33: Von einem Jahr aufs andere hört sich das wenig an, aber wenn man es 10 Jahre lang so laufen lässt,
00:23:37: dann hat man eben dann doch einen größeren Verlust.
00:23:39: Aber für die Aktienmärkte müsste es doch eigentlich jetzt gut sein,
00:23:42: weil niedrige Zinsen ist gut für Aktienkurse.
00:23:44: Es ist eine Unterstützung für die Aktienmärkte,
00:23:47: ja, weil einmal durch niedrige Zinsen die Wirtschaft selber angekurbelt wird
00:23:51: und zum Zweiten von der Bewertung einer Aktie.
00:23:55: Bei einem gegebenen unveränderten Niveau der Firma, die dahinter steckt,
00:24:01: ein Gewinnlevel mehr wert ist, wenn die Zinsen,
00:24:06: das heißt andere Anlagemöglichkeiten, geringer sind.
00:24:08: Da ist man auch mit geringeren Renditen bei den Aktien zufrieden
00:24:14: und das bedeutet höhere Kurse.
00:24:17: Wie geht es weiter?
00:24:18: Ja, wir sind jetzt, wir meinen, dass wir jetzt langsam am Ende der Zinstreppe angekommen sind.
00:24:24: Ein oder zwei Schritte können wir uns noch vorstellen.
00:24:26: Dann haben wir so eine Art neues Gleichgewicht oder der Geldpolitik erreicht.
00:24:31: Dann kann man auch wirklich zumindest vorläufig mal so einen Haken an diesen Inflationsschock machen,
00:24:36: von vor zwei Jahren.
00:24:39: Ich würde zwar nicht sagen, dass schon alle Inflationsviren ausgeschwitzt sind,
00:24:43: also insbesondere bei den Dienstleistungen, wenn man richtig reinguckt in die Preisstatistik,
00:24:48: steigen die Preise eben jetzt noch zu schnell.
00:24:51: Aber das wird jetzt erstmal übertüncht in den nächsten Monaten durch die Energiepreise,
00:24:57: die deutlich gesunken sind, man sieht es auch bei Benzin beispielsweise,
00:25:01: wird erstmal für eine weitere Entlastung bei der Inflationsentwicklung sorgen.
00:25:04: Ja, und insofern hat die EZB reagiert.
00:25:08: Niedrigere Leitzinsen sind in Ordnung, Konjunktur wird unterstützt,
00:25:12: Aktiemärkte werden unterstützt.
00:25:15: Und von hier aus muss man jetzt wirklich sehen, welchen Kurs schlägt der Wirtschaftsdampfer ein.
00:25:23: Ja, geht es noch weiter unter Dampf und noch schneller, dann könnten die Zinsen dann auch mal wieder steigen.
00:25:29: Aber das sind alles Themen fürs nächste Jahr.
00:25:32: Ja, dann haben wir heute mal tatsächlich ein bisschen schnellere Folge hingekriegt, Ulrich.
00:25:36: Es war gar nicht so viel los an den Märkten ausnahmsweise.
00:25:39: Und das ist gut so.
00:25:40: Ist doch auch mal schön, wenn wir ein bisschen schneller durch sind.
00:25:44: Apropos schneller durch, wir gehen jetzt in so eine kleine frühsommerliche Pause,
00:25:48: denn ich habe mir erlaubt, schon ein bisschen Urlaub zu machen.
00:25:51: Das heißt, wir senden jetzt das nächste Mal eine Folge aus der Entanführungszeichenkonserve.
00:25:56: Sie wird aber nicht minder spannend sein, denn es geht um unsere Gefühle bei der Geldanlage
00:26:01: bzw. um Emotionen und Geldanlage.
00:26:03: Da habe ich mit Professor Lucio Hanning von der WHO Otto Beisheim School of Management versprochen.
00:26:09: Und die Folge strahlen wir dann in ca. 14 Tagen aus, wenn ich mich noch im Urlaub befinde.
00:26:15: Und danach sprechen wir zwei dann wieder, wie gewohnt, über alles, was an den Märkten passiert ist in diesem Frühsommer.
00:26:21: Und ich hoffe mal, dass es vielleicht so ruhig bleibt, wie es jetzt war und es vielleicht gar nicht so viel zu besprechen gibt.
00:26:26: Und natürlich über dein schönstes Urlaubserlebnis.
00:26:29: Okay, da bringe ich auf jeden Fall was mit.
00:26:31: Mal sehen, ob ich was Schönes liefern kann.
00:26:34: Du musst aber selber dran denken, mich danach zu fragen.
00:26:36: Das ist deine Aufgabe bis dahin.
00:26:37: Das ist halt vier Wochen Zeit jetzt dran zu denken.
00:26:40: Machst du eine Notiz in deincher Lände?
00:26:42: Nein, nein, nein, nein.
00:26:43: Bin mal gespannt, ob du die noch findest nach meinem Urlaub.
00:26:48: Alles klar.
00:26:48: Ja, das war es von uns für heute.
00:26:50: Wenn Sie Fragen haben, Anmerkungen oder sonst irgendetwas gerne wissen wollen,
00:26:54: dann melden Sie sich doch bei uns entweder per E-Mail an podcast@dk.de oder sonst auch unter den Social Media Postings.
00:27:02: Da lesen wir das dann auch oder auf YouTube im Kommentar hinterlassen oder auch gut auf Spotify.
00:27:07: Kann man jetzt auch Kommentare hinterlassen bei den einzelnen Folgen.
00:27:11: Da sehen wir das dann auch.
00:27:12: Das war es von uns für heute.
00:27:13: Machen Sie es gut.
00:27:14: Bis bald.
00:27:14: Tschüss.
00:27:16: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank.
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