Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:00: Die politische Situation in Deutschland ist und bleibt etwas wackelig.

00:00:04: Die zunächst gescheiterte Kanzlerwahl im Bundestag wirft kein gutes Licht auf den

00:00:08: Beginn der neuen Koalition.

00:00:10: Bleibt abzuwarten, ob es Friedrich Merz gelingt, hier im Verlauf der Regierungszeiten mehr

00:00:15: Einigkeit zu schaffen.

00:00:16: In den USA dagegen stehen die Zeichen weiter auf Zollwut.

00:00:19: Die Zölle auf chinesische Importe schaden bereits jetzt vielen amerikanischen Branchen.

00:00:24: Immerhin hat es Donald Trump geschafft, ein Deal mit Großbritannien zu erreichen.

00:00:28: Dazu kommt nun aber noch die Idee, die Filmindustrie mit einem Zoll zu belegen, wenn der Film im

00:00:33: Ausland produziert wurde.

00:00:35: Bleibt abzuwarten, ob Donald Trump auch hier standhaft bleiben kann.

00:00:38: Die US-Wirtschaft sieht derzeit zumindest nicht sonderlich rosig aus, auch wenn die

00:00:43: Arbeitsmarktdaten zunächst überrascht haben.

00:00:45: Die Aktienmärkte haben ihre Tiefstände wieder verlassen und der DAX stand bereits vor einem

00:00:50: neuen Allzeit hoch.

00:00:51: Die Volatilität und Unsicherheit bleibt allerdings bestehen.

00:00:56: Welche Themenfelder müssen von der Bundesregierung nun schnellstmöglich angegangen werden, um

00:01:00: die deutsche Wirtschaft zu stützen?

00:01:01: Wie sehr leidet die US-Wirtschaft unter der Zollpolitik und warum sind die Aktienmärkte

00:01:07: schon wieder bei einem Allzeit hoch?

00:01:09: Wir sprechen drüber in dieser Folge.

00:01:12: Micro trifft Makro.

00:01:13: Hallo und herzlich willkommen zur 125.

00:01:27: Folge Micro trifft Makro.

00:01:29: Heute ist Donnerstag der 8.

00:01:31: Mai 2025 und bei mir im Studio ist wie immer der Cheffolkswirt der Dekabank, Dr.

00:01:36: Ulrich Kader.

00:01:37: Guten Tag Ulrich, muss ich heute sagen, wir sind ein bisschen später dran.

00:01:41: Die Sonne scheint draußen.

00:01:43: Hallo.

00:01:44: Ja genau, wir sitzen hier im fast dunklen Studio.

00:01:46: Das müssen wir uns vorstellen.

00:01:47: Zum Glück haben wir eine Dekkebeleuchtung an, sonst wäre es hier wirklich duster glaube

00:01:51: ich.

00:01:52: Ja, da war ja einiges los diese Woche im Bundestag.

00:01:56: Historisches könnte man fast sagen.

00:01:57: Friedrich Merz ist nun Bundeskanzler geworden, allerdings erst im zweiten Wahlgang und das

00:02:02: hat tatsächlich kurzfristig auch den DAX-Mar auf Talfahrt geschickt.

00:02:06: Es steht zwar die Koalition, aber man kann es natürlich trotzdem fragen, was war denn

00:02:10: das für eine Reaktion beim DAX am Kanzlerwalttag?

00:02:13: Politische Börse mit kurzen Beinen oder was war da los?

00:02:16: Ja, ich würde das sogar noch weiter ausdehnen, dieses berühmte Sprichwort von den kurzen

00:02:23: politischen Beinen und würde das neue Wort von einem börsenmäßigen Eintrachtspflege

00:02:31: prägen.

00:02:32: Das ist mein schönes Beispiel dafür, wie eben politische Nachrichten auf die Börse wirkt.

00:02:41: Klar gibt es Reaktionen, aber die sind meistens extrem kurzfristig, selbst wenn es länger

00:02:49: gedauert hätte mit der Wahl.

00:02:51: Und auch, ich würde sagen, selbst wenn die Regierung noch geplatzt wäre.

00:02:56: Die Börse hätte reagiert, es hätte eine anfängliche Reaktion gegeben.

00:03:01: Aber die wäre dann auch relativ schnell wieder ausgebügelt gewesen.

00:03:06: Ich meine, Deutschland gilt ja dermaßen als hortpolitischer Stabilität, insbesondere

00:03:13: haben wir immer auf andere europäische Länder nach Süden geguckt, dass selbst wenn der

00:03:19: Kanzler nicht im ersten Wahlgang gewählt wird, dass vom Ausland als Revolution verstanden

00:03:24: wird.

00:03:25: Ich glaube schon, es ist so, die politische Landschaft, die in Deutschland verändert

00:03:28: sich auch.

00:03:29: Aber für die Börse ist es erst dann wichtig, wenn eine solche Veränderung langfristige,

00:03:35: erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen hätte, dann würde die Börse auch nachhaltig reagieren.

00:03:40: Aber auf solche politischen Schlagzeilen sollte man an der Börse nicht reagieren, damit soll

00:03:47: man nicht arbeiten.

00:03:49: Das ist sehr, sehr kurzlebig.

00:03:53: Ja, dann wenden wir uns doch mal den längeren Bein zu.

00:03:56: Die neue Bundesregierung dürfte ja dann schon wichtig sein für die deutsche Wirtschaft

00:04:01: und damit auch für die Kapitalmärkte, für die Börse.

00:04:04: Welche Themenfelder sind es denn wirtschaftlich gesehen, die besonders wichtig sind und was

00:04:10: sollte Herr Merz vielleicht mit seinem Team schnellstmöglich angehen an der Stelle?

00:04:14: Naja, es gab im Wahlkampf ganz klare Leuchttürme auch Aussagen.

00:04:20: Eine war Migration und das andere war, dass die marole wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

00:04:27: wie der Unternehmen ganz oben auf die Politikagenda gesetzt wird.

00:04:31: Ja und dazu enthält der Koalitionsvertrag ja eine ganze Reihe von Punkten, die alle

00:04:37: soweit sinnvoll sind.

00:04:39: Da kommt natürlich vor allen Dingen uns ins Gedächtnis die 500 Milliarden für die Infrastruktur.

00:04:46: Jetzt mal runterrechnen aufs Jahr, das sind etwa 40 Milliarden, runterrechnen auf die Größe

00:04:53: der Bundesrepublik Deutschland, 1 Prozent, 40 Milliarden entsprechend etwa 1 Prozent vom

00:04:59: BIP und wenn die sinnvoll untergebracht werden können, dann ist es eine Größenordnung,

00:05:06: die die Konjunktur auch verbessert mit Richtung nächsten Jahres.

00:05:11: Dann eine ganze Reihe von Verbesserungen von Rahmenbedingungen auch sinnvoll, steuerliche

00:05:17: Entlastung von Unternehmen, Förderung von Investitionen durch Abschreibungen.

00:05:23: Dann haben wir das Thema Anreize zu setzen, länger zu arbeiten, um die Fachkräftethematik

00:05:33: anzugehen.

00:05:34: Wir haben das Vorhaben Bürokratie abzubauen, bei Infrastruktur insbesondere um die Planungen

00:05:41: zu vereinfachen, bei Bürokratieabbau ist ein breiter Begriff, da müssen wir sehen was

00:05:47: rauskommt.

00:05:48: Dann ist das Thema Verbilligung von Energie, was ja jetzt auch gleich nach dem Wechsel in

00:05:56: den Spitzen der Ministerien gleich auch nochmal betont worden ist, wo man mal hier sagen muss,

00:06:03: zwei Möglichkeiten, die Energiepreise zu senken, entweder man entlastet die Industrie,

00:06:10: zum Beispiel bei den Netzentgelten, indem man das subventioniert, belastet dann also

00:06:14: den Staatshaushalt, das heißt also alle Steuerbürger, dann ist die Energie zwar billiger geworden,

00:06:19: aber eben nur für die Unternehmen und nicht für die Gesamtwirtschaft, oder man versteht

00:06:24: das weiter, dass man die ganze Volkswirtschaft entlastet, aber dann muss man auch die Energiewende

00:06:29: insgesamt effizienter machen.

00:06:31: Mal sehen welche Variante wir da kriegen.

00:06:35: So, also insgesamt sieht man schon wo das hingeht, alles vernünftig, alles auch notwendig,

00:06:44: aber auch kein Big Bang, also was radikal ist, das sehen wir ja gerade in den USA, mit

00:06:50: der Rücknahme von öffentlichen Leistungen, das könnte man sich hier überhaupt nicht

00:06:55: vorstellen.

00:06:56: Die Tragik wird nur sein, dass in den USA wahrscheinlich nicht mehr solche radikalen

00:07:00: Einschnitte den Staatshaushalt retten werden, aber wir haben hier eine andere Kultur der

00:07:07: Veränderung, bisher hat das in Deutschland auch mal ausgereicht, so schrittweise Reformen,

00:07:12: so innerhalb des Systems, da waren also die Harzreformen, Arbeitsmarkt vor 25 Jahren schon

00:07:18: das höchste der Gefühle.

00:07:20: Ob das jetzt den Standort entscheidend verbessert, ich weiß es nicht, denn es kommt auf die Umsetzung

00:07:29: an.

00:07:30: Wir haben, ich will die Absichten, die dahinter stecken, nicht kleinreden, aber wir haben

00:07:36: häufig schon große Ambitionen gesehen, aus denen dann hinterher nicht allzu viel geworden

00:07:41: ist.

00:07:42: Wir müssen jetzt sehen, und das macht der Markt genauso, wie es umgesetzt wird, ob das ausreicht,

00:07:46: um eben wieder mehr Dynamik zu bekommen.

00:07:49: Man kann ziemlich sicher sagen, dass die Konjunktur in 22, eben kommenden Jahr besser wird,

00:07:55: aber das ist bei Schulden finanziert in mehr Ausgaben sehr wahrscheinlich, und da müssen

00:08:00: wir schauen, was sich daraus ergibt.

00:08:03: Ein letztes Wort noch zu diesem ganzen Programm, was Wirtschaft angeht, ein Themengebiet ist

00:08:09: ja ausgeklimmert worden, es ist die Sozialversicherung und insbesondere die Rentenversicherung.

00:08:15: Ich meine, dass die Regierung da aufpassen muss, dass sie nicht den gleichen Fehler macht,

00:08:21: wie die Vorgängerregierung.

00:08:23: Das ist ein Problem zu unterschätzen.

00:08:26: Die Ampel hat nicht gerafft, welche Schwierigkeiten die deutsche Wirtschaft hat, und die gegenwärtige

00:08:31: Regierung könnte davon überrascht werden, welche Dynamiken sich denn da aufbauen, gerade

00:08:38: in der Rentenversicherung, das darf nicht unterschätzt werden.

00:08:41: Da hat man bisher gesagt, man will das Thema noch angehen, obwohl es noch keine Lösung

00:08:46: im Koalitionsvertrag gibt, das kann man der Regierung nur wünschen, dass sie das tut.

00:08:51: Ansonsten werden diese Themen auch erdrückend werden.

00:08:54: Was genau wird da das Problem, weil du sagst, es wird sich aufbauen?

00:08:59: Die Aufwendungen für die Sozialversicherungsysteme, das ist nicht nur Rente.

00:09:05: Also die Menge an Geld, die man einfach braucht.

00:09:06: Das ist nicht nur Rente, das ist auch Pflegung natürlich und Gesundheit auch.

00:09:11: Wir werden immer mehr werden und das Geld muss ja irgendwo herkommen.

00:09:14: Da hat man gesagt, man entlastet die Unternehmen, geht mit den Steuern für die Unternehmen

00:09:19: ein bisschen runter.

00:09:21: Dafür und für Infrastrukturausgaben hat man sich einen größeren Kreditrahmen genehmigt.

00:09:26: Was aber da überhaupt nicht drin ist in den Rechnungen, sind die Anforderungen, die eben

00:09:31: aus dem Sozialversicherungsystem, also der Zuschuss, den der Bund zum Rentensystem gibt.

00:09:37: Und der ist nicht ohne, also das vergisst man immer.

00:09:39: Es gibt schon Richtung 100 Milliarden, da wird Richtung 120 Milliarden gehen.

00:09:43: Pro Jahr.

00:09:44: Und das sind eben die Dinge, die man im Blick haben muss.

00:09:49: Und das kann man dann nicht so einfach Schulden finanzieren oder wird es dann genauso funktionieren,

00:09:54: das immer weiter auszubauen?

00:09:55: Da ist irgendwann, sagst du, irgendwann ist es einfach Feierabend, dann geht es nicht mehr

00:09:58: weiter.

00:09:59: In der Tat, das ist nicht Schulden zu finanzieren, weil die Ausnahmen von der Schuldenregel, die

00:10:08: man sich genehmigt hat, recht eng definiert sind.

00:10:12: Man kommt dann wieder in diese Problematik rein, wofür kann man das Geld verwenden?

00:10:15: Vor allen Dingen wird man feststellen, es reicht nicht.

00:10:18: Und die natürliche Reaktion des Sozialversicherungssystems, wie wir es haben, ist, dass dann die Beiträge

00:10:25: steigen.

00:10:26: Und das ist für die gesamte Wirtschaft, für die Versicherten, für warte Haushalte, also

00:10:31: die Konsumenten, wie auch die Unternehmen, beiderseits deutlich schädlich und wird auch

00:10:39: konjunkturelle Konsequenzen haben.

00:10:41: Dann wird die Standortqualität wiederum absenken und damit kontaktiert man all das, was man

00:10:46: eigentlich verbessern will.

00:10:48: Und es führt natürlich auch dazu, dass die Menschen weniger Geld in der Tasche haben,

00:10:51: weniger konsumieren, etc.

00:10:52: Und natürlich auch unzufrieden werden, das kommt natürlich auch noch dazu.

00:10:56: Ja, kein einfaches Thema auf jeden Fall, dem könnten sich fast meine eigene Folge widmen,

00:11:00: fällt man mal das irgendwann mal, wenn wir mal keine aktuellen Themen haben, dann gucken

00:11:04: wir mal auf die Sozialsysteme.

00:11:05: Ja, 100 Tage fällt einem da ein, was, was ist nach 100 Tagen passiert?

00:11:09: Ja.

00:11:10: Aber jetzt lassen wir uns nochmal auf dieses Investitionsprogramm schauen.

00:11:13: Eine Billion Euro hieß es immer, sind es fast, eigentlich sind es 900 Milliarden, aber

00:11:18: wenn man eine Billion klingt, einfach schöner.

00:11:20: Die Hälfte davon geht in die Rüstung, wahrscheinlich auch vieles an deutsche Unternehmen oder einiges

00:11:25: an deutsche Unternehmen.

00:11:26: Und der Rest ist ja dann eigentlich, hast du eben ja auch schon gesagt, ein Konjunkturprogramm,

00:11:30: das dürfte die deutsche Wirtschaft ja doch erheblich beleben, wenn man da jetzt mal so

00:11:33: 400 Milliarden reinsteckt einfach, oder kriegt man die eigentlich gar nicht so richtig unter,

00:11:38: so wie ich das mitbekommen habe, haben ja die Baufirmen schon heute Probleme, alles umzusetzen,

00:11:43: was da so angefragt wird, glaube ich.

00:11:46: Nein, das wird schon einen Schub geben.

00:11:47: Du hast es jetzt immer angesprochen, diese riesigen Summen, die da genannt worden sind,

00:11:53: aber bei solchen Zahlen, Regierungsprogramme, überhaupt solchen gesamtwirtschaftlichen

00:11:58: Zahlen, das kann man sich ja auch beim Durchlesen der Nachrichten dann immer mal wieder ins

00:12:04: Gedächtnis rufen, sollte man vor allen Dingen zwei Dinge beachten.

00:12:10: Erstmal sollte man sich fragen, welches ist der Zeitraum, über den geredet wird.

00:12:15: Diese eine Billion teilen sich ja auf, in der Hälfte wahrscheinlich mehr Rüstungsaufgaben,

00:12:20: andere Hälfte Infrastrukturausgaben sind Zahlen über ein 10 oder 12-Jahres Zeitraum, die muss

00:12:26: mal runterbrechen.

00:12:27: Da habe ich vorhin schon gesagt, 40 Milliarden Infrastruktur und dann vielleicht auch nochmal

00:12:32: 40 Milliarden Rüstungsaufgaben.

00:12:35: Und dann müssen sie in Beziehung gesetzt werden zur Größe der Volkswirtschaft, um

00:12:39: zu ermessen, was ist das denn jetzt für einen Brocken, der da gerade über dem man da gerade

00:12:44: redet?

00:12:45: Ja, wir haben es eben schon gesagt, das sind einmal 1% Infrastruktur und dann kann man

00:12:50: noch einen Prozentpunkt auch Rüstungsausgaben dazu rechnen, das heißt also 2% mehr Ausgaben,

00:12:56: die Schulden finanziert sind und die sollten nach allem Erfahrungen einen gesamtwirtschaftlichen

00:13:06: Schub auslösen.

00:13:07: Tatsächlich die Aktivität steigern, das Bruttoinlandsprodukt steigern, die Ressourcen dafür

00:13:14: sollten auch da sein.

00:13:16: Jetzt darf man natürlich nicht den Fehler machen und jedes Jahr 2% mehr Bruttoinlandsprodukt

00:13:22: sich versprechen.

00:13:23: Also ein Wachstum von 2%.

00:13:24: Das geht nicht.

00:13:25: Das ist ja eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, Niveaus vom Bruttoinlandsprodukt.

00:13:30: Deswegen kann man diese 2% Punkte einmalig drauf addieren, über zwei oder drei Jahre

00:13:35: gestreckt.

00:13:36: Das wird dann dazu führen, dass sich die Bruttoinlandsproduktzahlen verbessern.

00:13:41: Und das ist ein Grund, warum zum Beispiel im nächsten Jahr das Wachstumjahr in Deutschland

00:13:47: bei einem Prozent gesehen wird.

00:13:48: Und wenn man schon noch weiter blickt, dann sollte es in sehr größer Ordnung weitergehen.

00:13:54: Es ist aber keinem Konjunkturprogramm.

00:13:56: Das ist ein Unterschied, ob man Geld nur ausgibt, weil es der Konjunktur gerade schlecht geht,

00:14:01: sondern es hat andere Zeckmäßigkeiten, Infrastruktur ist etwas Dauerhaftes.

00:14:07: Und deswegen sollten sich aus diesen Verbesserungen für die deutsche Wirtschaft eben auch dauerhafte

00:14:13: Effekte ergeben.

00:14:15: Nicht nur der Staat sollte mehr ausgeben, sondern es sollten eben auch die Unternehmen

00:14:19: dann wieder sagen, wir investieren hier auch mehr und damit sollten zwei- und drittrunden

00:14:23: Effekte angestoßen werden, um das Wachstum eben dauerhaft zu machen.

00:14:28: Da gehört auch ein bisschen Psychologie dazu, wie schon Ludwig Erhardt sagte.

00:14:34: Ah, es rust dich, dass das wieder kommt.

00:14:35: Das gefällt dir immer das Zitat.

00:14:36: Ja, ich erinnere immer mal daran, weil das, was in den Zeiten, wo die soziale Marktwirtschaft

00:14:44: sich ausgedacht wurde, nämlich in den 40er, 50er Jahren, weil davon einiges unterzugehen

00:14:50: droht.

00:14:51: Und es ist ganz schön, das immer mal wieder zu, zu einer Erinnerung zu rufen.

00:14:57: Diese psychologischen Effekte, die Erwartungseffekte, wenn man heutzutage im modernen Ökonomisch

00:15:03: Brache sagen würde, die sind auch ganz wichtig.

00:15:05: Die sind allerdings schon durchkreuzt worden, allerdings nicht von der deutschen Politik,

00:15:09: sondern eben aus Amerika.

00:15:10: Trump hat diese Stimmungsverbesserung wirksam zu Nichte gemacht mit seiner weltwirtschaftlich

00:15:17: umstürzenden Politik.

00:15:18: Zollwut sozusagen.

00:15:20: Ja.

00:15:21: Das gefällt dir, ne?

00:15:22: Ja, ich mag das.

00:15:23: Also, ich glaube, ich finde noch einige darüber.

00:15:26: Ja, ja.

00:15:27: Ich würde mal so sagen, der Zauber des Anfangs, der für die neue Regierung Wirtschaftspolitisch,

00:15:32: der ist schon mal verpufft.

00:15:33: Denn wir haben ja EFO-Geschäftsklima bekommen für den April und da war es schon eine Überraschung,

00:15:40: dass es nicht weiter abgestürzt ist wegen der Themen aus Amerika.

00:15:43: Die Wirtschaft ist, hat sich zwar auf niedrigen Niveau, aber von der Stimmung her gefangen,

00:15:51: aber richtig verbessert oder Aufbruchsstimmung kann man das eigentlich nicht nennen, was

00:15:54: da zur Zeit gemessen wird in Deutschland.

00:15:57: Einsorgenkind sind wir ja mittlerweile zumindest ein bisschen los.

00:16:00: Das Thema Inflation, das ist nicht mehr so richtig schlimm.

00:16:04: Zwar, ja, man fiel immer noch über die zu hohen Preise, kann ich auch verstehen zum Teil.

00:16:09: Aber die Inflationsrate selber ist, glaube ich, jetzt bei 2,2 Prozent, wenn ich es richtig

00:16:13: im Kopf habe und richtig gesehen habe, vor ein paar Tagen nochmal gemeldet worden.

00:16:18: Also aus volkswirtschaftlicher Sicht würdest du wahrscheinlich sagen, das passt, das ist

00:16:22: im Rahmen, das ist in Ordnung.

00:16:24: Aber man wundert sich schon so ein bisschen, warum eigentlich, warum ist es denn so, dass

00:16:28: man das so akzeptiert?

00:16:29: Eigentlich müsste man doch sagen, das müsste eigentlich so auf Null gehen, dann wäre es

00:16:31: doch super, dann passiert gar nichts mehr bei der Inflation.

00:16:34: Ach, ich nehme eigentlich so gegenwärtig zumindest aus meiner Warte aus wahr, dass dieses Inflationsthema

00:16:43: und die Inflationsschmerzen aus den letzten Jahren, dass die eher langsam ein bisschen

00:16:47: abklingen.

00:16:48: Also das Konsumentenvertrauen verbessert sich eher leider auch von sehr niedrigem Niveau.

00:16:55: Die Einkommen steigen ja auch fühlbar weiter, also mehr als die Inflationsrate, da wird

00:17:00: immer noch aufgeholt, was da eben verloren gegangen ist.

00:17:03: Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die Einfuhrpreise und auch die Erzeugerpreise,

00:17:10: also alles, was im Ausland kommt, wenn die jetzt noch sinken, weil wir haben erlebt,

00:17:16: dass der Euro aufgewertet hat, das heißt also alles, was aus dem Ausland eingekauft

00:17:20: wird, ist dann, kann dann zu preis, geringer und preis in Europa weiterverkauft werden

00:17:25: oder verstärkt, waren auch aus anderen Ländern, die jetzt nicht mehr in Amerika verkaufen

00:17:32: können, auf einem europäischen Markt gespült werden, dann lastet das auch die Inflation

00:17:36: in kommenden Monaten.

00:17:37: Dazu kommt dann Ölpreis, der auch gesunken ist.

00:17:41: Also die Inflationsentwicklung, die ermöglicht ist und das haben wir jetzt auch verändert

00:17:48: in unserer Prognose, die ermöglichte ist der EZB eigentlich, die Zinsen nicht nur planmäßig

00:17:54: zu senken, weiter zu senken, sondern auch eben über das zu senken hinaus, was wir bisher

00:18:00: gedacht haben.

00:18:01: Bisher war eigentlich so das Ziel, 2% beim kurzfristigen Geld am Geldmarkt, das kann

00:18:08: jetzt auf 1,5% unserer Auffassung runtergehen, das hängt damit zusammen, dass die Inflation

00:18:14: eben jetzt deutlicher Perspektiv hat, dass sie noch weiter zurück kommt.

00:18:19: Heißt aber auch für alle Anleger am Geldmarkt wird es richtig ungemütlich, da wird dann

00:18:25: sehr, sehr wenig noch übrig bleiben, ein weiterer Grund sich eben wieder in den anderen

00:18:31: Bereichen des Kapitarmarks zuzuwenden und aktiellen Anleihen eben weiter im Blick zu

00:18:36: haben.

00:18:37: Also Inflationen mag ja insgesamt sein, dass die Inflation durchaus in den nächsten Jahren

00:18:44: schon zu einem Dauerproblem wird, es gibt da durchaus ein paar problematische Perspektiven,

00:18:51: aber da reden wir dann wirklich von den nächsten beiden Dekaten.

00:18:53: Also alles was jetzt erstmal absehbar ist, kommt das Jahr, das Jahr danach, da wird das

00:18:59: Inflationsthema eher undramatisch ausfallen.

00:19:02: Ja und undramatisch heißt 2% natürliche Körpertemperatur der Wirtschaft nach Ansicht

00:19:09: der EZB und nach den allermeisten Ökonomen.

00:19:12: Warum ist 2% sind, die als Preisstabilität definiert werden?

00:19:18: Ich glaube, wir haben uns schon häufiger darüber unterhalten, aber das geht jetzt auch ein bisschen

00:19:21: zu weit.

00:19:22: Ja dann lass uns doch nochmal ein bisschen auf die Aktienmärkte schauen.

00:19:26: Da hatten wir ja Anfang April ein ganz schönes Beben an den Aktienmärkten und man hatte

00:19:30: so ein bisschen Angst von einem größeren Crash, das hat sich alles wieder ganz gut

00:19:33: erholt.

00:19:34: Die Weltuntergangsstimmung, die ist vier Wochen später irgendwie verflogen.

00:19:37: Wir sehen schon fast wieder Höchststände, zumindest im DAX.

00:19:41: Woher kommt das denn?

00:19:42: Vielen kommt das ja ein bisschen komisch vor, dass das alles so schnell wieder ausgestanden

00:19:44: ist, weil eigentlich im Wesentlichen ist die Unsicherheit ja noch da.

00:19:48: Vielleicht kannst du uns da mal ein bisschen aufklären.

00:19:50: Vielleicht nicht unbedingt Bienchen und Blümchen, aber warum?

00:19:54: Ich verstehe es wird ein bisschen unspektakulärer oder unspannender.

00:19:58: Naja, ich meine, der Erleichterung an den Märkten, so USA also auch hier, ist ja ganz

00:20:06: klar, dass die US-Regierung, das Jump-Didi-Zelle, jetzt dann erst mal wieder ausgesetzt hat,

00:20:13: da er mit allen Ländern sprechen möchte. Und schon hat dann eben wieder dieses Spielchen von der

00:20:21: Sentimentumkehr wieder begonnen, also der Stimmungswechsel, der ja in den letzten Wochen

00:20:27: immer hin und her war. Ich habe noch niemals eine Periode mit derartig vielen und zwar

00:20:34: kompletten 180 Grad Stimmungsumschwüngen am Aktienmarkt erlebt in den letzten zwei Monaten.

00:20:39: Sagen auch viele Händler oder auch die Portfolio-Manager, also Leute, die schon länger an den Märkten sind.

00:20:45: Und klar, hat zu tun mit dem Regierungsstil und den Inhalten, die Donald Trump eben jetzt hier veranstaltet.

00:20:53: Im weiteren Sinne, wenn man ein bisschen Sinn daraus machen möchte aus dieser hohen

00:21:01: Schwankungsintensität an den Märkten, kann man vielleicht schon sagen, dass es ein Zeichen dafür

00:21:06: ist, dass wir uns wirklich am Ende einer ökonomischen Ära befinden, wahrscheinlich nicht nur ökonomisch,

00:21:12: sondern auch weltpolitisch und eben ja an eine neue Ordnung eingehen und in solchen Übergangsphasen,

00:21:20: wo das Alt zu Ende geht und die Leute sich dessen bewusst sind und das Neue noch nicht da ist, man

00:21:26: also nicht weiß, wie die neuen Gesetzmäßigkeiten sind. Da treten eben solche Phasen von extremer

00:21:31: Verunsicherung aus, die sich dann in solchen Schwankungen widerspiegeln und diese Unsicherheit,

00:21:38: die kann einem auch keiner nehmen. Also es bleibt ja dabei, dass die Auswirkungen schon von den

00:21:44: bisherigen Maßnahmen, wie sie sich eben bei der US-Regierung so in Umrissen abzeichen, dass

00:21:52: die eben im Laufe des Jahres irgendwann kommen werden. Die Zölle werden wirken und wirken

00:22:03: zurzeit noch nicht, das dauert ein bisschen, Zeit verzögert, aber wenn es sich herausstellen

00:22:10: sollte, dass die Auswirkungen für die US-Konjunktur tatsächlich stark negativ ausfallen, dann werden

00:22:18: beispielsweise die US-Märkte auch noch mal nach unten reagieren, also eine Rezession,

00:22:22: deutlicher Rezession ist nicht in den Kursen enthalten zurzeit, das ist so. Und dann wird es

00:22:29: wieder ein Stimmungsumschwung geben. Aber wenn das passiert, also spätestens dann glaube ich,

00:22:33: ist die Zeit zum Nachkaufen da, aber da es auch sein könnte, dass diese Wirkungen verkraftbar sind und

00:22:40: sich in dem Rahmen halten, den wir jetzt annehmen, ist es jetzt auch ein bisschen schwierig darauf

00:22:44: zu warten, dass eben die Kurse noch mal 20 Prozent fallen in den USA und deswegen ist

00:22:49: wahrscheinlich die beste Strategie, wie so häufig mit seinem Aktien-Sparplan einfach

00:22:53: sturweitermachen. Trotzdem lasst uns noch mal ein bisschen bei den Zöllen und der Zollwoot in

00:22:58: den USA bleiben, das ist ja alles noch lange nicht ausgestanden. Donald Trump hat es auch

00:23:02: noch mal betont, dass ja die anderen sehr interessiert am US-Markt sind und er jeder

00:23:07: Zeit 25 Deals machen könnte und die USA bräuchten die anderen Märkte ja gar nicht, sondern alle

00:23:13: wollen ja was von den USA. Immerhin mit den Briten hat das jetzt tatsächlich geschafft,

00:23:16: irgendein Handelsstil auszuklamüsern und mittelfristig, du hast eben auch schon gesagt,

00:23:23: bisschen Schaden wird das Ganze wahrscheinlich nehmen. Die Aktien-Markte, die bleiben aufgrund

00:23:28: dessen einfach auch nervös, glaube ich, auch die nächsten Wochen und Monate. Ja, unsere

00:23:34: Aktien-Markt-Pognose ist für dieses Jahr tatsächlich seitwärts gerichtet. Das bedeutet, es gibt

00:23:40: eben diesen Umschwung von Stimmungen wahrscheinlich weiterhin. In Europa kratzen wir zur Zeit an den

00:23:47: alten Höchstständen. Das kann auch wieder nach unten gehen und sich dann auch wieder fangen.

00:23:53: Das ist genau das Muster, was wir eben aus den letzten Wochen kennen. Zölle sind integraler

00:23:59: Bestandteil der Trumponomics. Das hat der Markt mittlerweile geschluckt. Ich glaube,

00:24:04: das Zoll-Thema ist auch mehr oder weniger verarbeitet. Die Republikaner, eigentlich aber auch die

00:24:10: Demokraten, denn auch die Regierung Biden hat eigentlich keine so fundamental andere Politik

00:24:17: gemacht. Sie hat sie nur nicht so radikal weitergetrieben, wie Trump das jetzt machen will.

00:24:23: Also auch die Demokraten wollen, wie die Republikaner, eine Reindustrialisierung Amerika,

00:24:29: das ist das oberste Ziel. Dann kommt das nächste Ziel. Sie wollen mehr Staatseinnahmen für den

00:24:35: amerikanischen Staatshaushalt und sie wollen ein geringeres Leistungsbilanz, definitiv nicht so sehr

00:24:40: abhängig sein vom Ausland. Und für diese wirtschaftlichen Ziele scheinen halt Zölle,

00:24:48: die Eier liegende Wollmichsau zu sein, die all das liefert Einnahmen für den Staat,

00:24:55: Anreize in Amerika zu produzieren und geringeres Leistungsbilanz Defizit. Inwieweit das haltbar

00:25:03: ist und was hinten rauskommt, ist ein ganz anderes Thema. Da werden wir in einem Jahr

00:25:08: mal drüber sprechen. Wahrscheinlich werden die Ziele zu einem gewissen Prozentsatz erreichbar

00:25:13: sein mit ihren Nebenwirkungen und der Prozentsatz wird eher klein sein. Wenn man ein Viertel dieser

00:25:20: Ziele erreicht mit den Maßnahmen, dann ist das schon viel. Das heißt das dann für die nächsten Jahre

00:25:25: und für den Rest der Welt. Wir haben uns ein Bild gemacht, dieser Multilateralismus,

00:25:32: das heißt also, dass Unternehmen auf der ganzen Welt frei arbeiten kann, der ist tot, es gibt es

00:25:37: nicht mehr. Die Zeiten der alten Globalisierung, wo die ganze Welt eine einzige Produktionshalle war,

00:25:45: ein einst Jahr Marktplatz gewesen ist, die sind vorbei und die Weltwirtschaft von morgen wird

00:25:51: eben von bilateralen Handelsstraßen abkommen. Wie du gerade gesagt hast, die Amerikaner haben sich

00:25:59: mit den Briten geeinigt. Großbritannien ist erhänderingend auf der Suche nach Handelsdeals

00:26:04: seit dem Wrexit. Großbritannien hat dieser Tage auch mit Indien abgeschlossen, ein Freihandelsabkommen

00:26:13: und das werden die Bestandteile der neuen Weltwirtschaftsein solche Abkommen. Europa hat

00:26:19: mit Mercosu ein Freihandels, eine Freihandelszone gebildet, die Japaner verhandeln mit den Chinesen

00:26:27: sogar und den Koreanern um eine Freihandelszone. Wir haben die Asianstaaten, die präferiert

00:26:33: untereinander handeln und so wird es eben die großen Zentren geben, die sich mehr auf sich

00:26:41: selber konzentrieren und eben auch untereinander im Rahmen von solchen Vereinbarungen handeln werden.

00:26:48: Ja, das wird die Zukunft sein. Es heißt nicht, dass der Welthandel tot ist, das überhaupt nicht,

00:26:53: aber es wird sich halt umbauen und in dieser Umbaufase, das sind wir jetzt dran. Und es wird

00:26:58: natürlich auch ein bisschen komplexer wahrscheinlich, weil wenn ich mit jedem Einzelverhandlungen

00:27:02: führe, muss ich auch entsprechend viele Vorschriften, Regularien etc. publizieren,

00:27:08: an die sich die Unternehmen dann wieder zu halten haben. Das heißt also jeder muss immer prüfen,

00:27:12: wenn ich jetzt nach Brasilien liefe, ist es ja anders als nach Uruguay beispielsweise oder in

00:27:18: die USA. Es ist noch mal anders als nach Kanada. Also es ist ja schon auch eine Komplexität,

00:27:23: die damit einhergeht. Genau, wir haben am Anfang versucht, diese Zollauswirkungen des Programms

00:27:29: von Trump zu modellieren. Und das ging am Anfang auch, weil es begrenzte Zollprogramme war. Da

00:27:38: waren also höhere Zolle gegenüber China und Zolle gegenüber Kanada und Mexiko und das konnte man

00:27:47: noch so berechnen. Und dann ging es los mit Zolldrohungen hier und da gegen den Rest der Welt,

00:27:52: mit Reziprokenzoll und dann mit den Ausnahmen und damit den Branchen. Mittlerweile ist die

00:27:58: Tabelle mit der wir angefangen haben, anderthalb Seiten lang. Und das wird so weitergehen,

00:28:03: dass werden viele hunderte Seiten werden, genauso wie du das gerade sagst. Die ist natürlich auf

00:28:09: den ersten Blick vollkommen hinderlich und ein Rückschritt gegenüber der bisherigen Tendenz

00:28:16: dazu, dass wir nur eine Handelsbehörde haben auf der Welt, eine Handels-Hitzrichter ist die

00:28:21: Welthandelsorganisation, die sich bemüht hat, die Regeln fürs Handeln auf der Welt zwischen

00:28:27: Ländern eben zu vereinheitlichen. Auf den ersten Blick hört sich es also vollkommen wieder sinnig

00:28:33: und fast gar nicht händelbar an. Und es sind auch Wohlstandsverluste, die damit einhergehen,

00:28:41: weil man sich halt um solche Sachen kümmern muss wie Bürokratie, nicht zuletzt an der

00:28:45: Grenze wieder zu registrieren, was kommt da rein, wie muss es verzollt werden, die Zolle

00:28:54: nachhalten, die Zahlungen nachhalten, die Umgehung, das heißt der Schmuggel wird natürlich ganz fröhliche

00:29:00: Urständ erleben. Also all das ist natürlich Wohlstandsverluste, die größten Wohlstandsverluste

00:29:08: kommen aber woanders her. Die kommen daher, dass die Produktion von Waren durch die Zolle

00:29:16: neu aufgestellt werden muss und zwar ineffizienter aufgestellt werden muss. Wo man bisher für ein

00:29:26: Produkt, Massenprodukt, nur noch wenige Fabriken hatte auf der Welt, die einzelne Produktionsrunde

00:29:35: gemacht haben, aber das in riesiger Stückzahl und deswegen entsprechend billig, da wird man eben

00:29:40: dann jetzt wieder fünf oder sieben oder zehn Produktionsstandorte eben in allen Verkaufsregionen,

00:29:46: in allen Märkten haben und da gehen natürlich Größenvorteile verloren und das sind die größeren

00:29:52: Wohlstandsverluste, die eben dadurch entstehen, dass man den Welthandel jetzt anders organisiert,

00:30:00: heißt nicht, dass unser Wohlstand zusammenbricht. Es sind beim näheren Hinschauen dann auch sehr

00:30:06: kleine Zahlen, man rechnet damit, dass einige Zehntel weniger Wachstum in der Welt jedes Jahr

00:30:12: dadurch flöten gehen, hört sich als sehr wenig an, aber wenn man es aufaddiert, sind das Zins-Effekt

00:30:19: zehn Jahre, zwanzig Jahre, da kommt dann doch einiges zusammen, was man eben jetzt weniger

00:30:25: schnell wächst als das mit dem anderen Modell der Weltwirtschaft eben der Fall gewesen ist und

00:30:31: gewesen wäre, wenn man es weiter gemacht hätte. Zins-Effekt war ein gutes Stichwort von dir,

00:30:35: lass uns doch nochmal über Zinsen sprechen. Trump macht ja auch ziemlich Druck auf die FED,

00:30:40: also die amerikanische Notenbank an der Zinsschraube zu drehen. Eigentlich wäre das

00:30:46: ja auch angebracht, wenn man jetzt davon ausgeht, naja, die Zölle werden USA wirtschaftlich

00:30:50: belasten, dann macht das doch auch Sinn an den Zinsen, was zu tun, damit es eben für die

00:30:55: Unternehmen attraktiv bleibt zu investieren, damit die Aktiemärkte vielleicht attraktiv bleiben

00:31:00: und man sich nicht in den sicheren Hafen der Zinsen flüchtet. Wie beurteilst du denn die

00:31:04: Situation in den USA derzeit, was die Zinsen angeht? Ja, Unsicherheit, Unsicherheit hat die FED

00:31:09: gestern ja auch deutlich gemacht, solange sich nichts abzeichnet, wie die Effekte wirklich ausfallen,

00:31:15: wird sie gar nichts tun, kann sie auch gar nichts tun. Die gängigen Überlegungen sind ja so,

00:31:21: dass die USA ein wesentlicher Teil der Zolllasten selbst tragen werden, das geht über die Preise.

00:31:27: Da muss man jetzt wirklich schauen und das wird ja für alle Branche unterschiedlich sein.

00:31:32: Wie verteilen sich jetzt diese Zollrechnungen, die der Importeur zahlen muss? Wie verteilen die

00:31:39: sich, wird sein Lieferant aus dem Ausland Preisezuständnisse machen oder wird der amerikanische

00:31:47: Konsument Preiserhöhungen schlucken oder muss gerade der Importeur selber, weil die anderen beiden Parteien

00:31:54: völlig unelastisch sind, muss er selber seine Marge anpassen. Also das sind die Dinge, die wir

00:31:59: uns anschauen werden und die sind eben auch sehr sehr unterschiedlich in den einzelnen

00:32:03: Güterkategorien und das dauert eben noch ein bisschen. Die Lieferketten reagieren jetzt mit

00:32:08: Verzögerung auf die Einführung der Zolle. Jeder hat sich ja das Lager vollgestopft. Jetzt erst

00:32:14: mal im ersten Quartal ist auch ein Grund, dass die Zahlen bis zum ersten Quartal die Produktionszahlen

00:32:18: auch in Deutschland und die Exportzahlen auch eigentlich ganz gut ausgefallen sind, weil da sehr

00:32:24: viele Vorzieheffekte drin sind. Die Läger sind voll, aber wenn die dann mal leer sind, ja,

00:32:30: da muss halt so neun Konditionen eingekauft werden. Wir sehen ja schon der Containerverkehr

00:32:37: zwischen USA und China ist eingebrochen. Das heißt also da läuft nicht so viel. Naja und wie gesagt,

00:32:45: wenn das dann mal durchgewirkt hat, irgendjemand hat mal das Bild von einem Gift bemüht, was

00:32:52: bereits indiziert wurde, was aber noch eine Weile dauert, bis es wirkt, fand ich ganz anschaulich.

00:33:00: Also solange diese Inkubationszeit noch läuft, wird die Fett, also die wenige, die Zinsen macht

00:33:07: in Amerika auch nichts tun, hat sie wie gesagt gestern klar gemacht. Da bleibt also bei dem

00:33:12: relativ hohen Niveau, was sie jetzt haben, sodass wenn man die Zins oder die Marktreaktionen

00:33:19: am Zinsmarkt sich anschauen muss, dann auf die längeren Laufzeiten gehen muss, auf den Kapitarmark,

00:33:24: auf die Anleihen und da ist eher die Angst davor, dass die Preise steigen in USA und sich die

00:33:32: Wirtschaft nicht beschleunigt, sondern eben auch leicht abkühlt. Also das bunt des Stackflationsszenario.

00:33:39: Und was man auch feststellen kann an den langen Laufzeiten, gerade bei US Treasuries, es ist

00:33:44: wohl eine leichte Risikopremie dazu gekommen. Wegen dieser Verunsicherung, und man mal auch nicht

00:33:50: weiß, wo das mit dem größten Schulden an Amerika eben dem Staat, wo das hingeht. Jetzt muss man aber

00:33:56: die Kirche auch im Dorf lassen. Und diese Vertrauenskrise, von der jetzt schon so viele wieder

00:34:02: Orakeln, Vertrauenskrise gegenüber dem US-Staat, den Dollar und so weiter, sind wir also zumindest

00:34:08: meiner Meinung nach weiterhin sehr weit entfernt. Gut, jetzt kann man sagen auch der Weg in den

00:34:14: Abgrund kann mit kleinen Schritten beginnen, das ist wohl so, aber wir sind ja eben noch weit weg.

00:34:20: Also Zinsen Amerika schon dauerhaft höher durch das ganze Theater, aber eben im Bereich von

00:34:26: Patienteln, das heißt also da kann man da kann man nicht sagen, dass sich da eben jetzt wahnsinnig

00:34:34: viel getan hat. Und man kann auch nicht sagen, dass jetzt die die höheren US-Zinsen aus europäischer

00:34:41: Sicht jetzt irre attraktiv wären, weil zwischen Europa und Amerika für die Anleger und die Anlegerinnen

00:34:47: steht natürlich der Wechselkurs und es hilft nichts, wenn wir höhere Zinsen Amerika haben,

00:34:52: am Geldmarkt oder bei Anleihen. Und wenn wir zurücktauschen wollen, hat der Dollar so weit

00:34:56: abgewertet, dass alles schöne Zinsvorsprung wieder weg ist. Insofern müssen wir hier wahrscheinlich

00:35:03: doch eher in unserer andreie Welt denken, also die Zinsen niedriger und für Amerika,

00:35:10: na, zinsmäßig eine Belastung, was da passiert ist. Ich würde sagen, wir biegen mal so langsam auf die

00:35:16: Zielgrade ein, denn wir haben schon ganz schön viel geredet. Aber in letzter Zeit muss man auch sagen,

00:35:20: gibt es so viel zu besprechen, weil ja dauernd irgendwas Neues passiert, ein großer Crash am

00:35:24: Aktienmarkt. Jetzt geht es wieder andersrum. Trump macht wieder irgendwelche neuen Zoll-Capriolen.

00:35:29: Also irgendwie habe ich das Gefühl unsere Folgen werden derzeit immer länger. Aber wir sind in der

00:35:34: Phase, wo eine Regierung in Amerika immer zulangen muss. Die ersten 100 Tage sind eigentlich wirklich

00:35:40: diejenigen, wo man was bewegen kann. Danach geht es ja schon wieder in den nächsten Wahlzyklus rein.

00:35:44: Wenn man so ein radikales Programm vor hat wie Trump, dann werden die Podcasts länger.

00:35:53: Dann lassen Sie mal ganz kurz auf die Berichtssaison ein Blick werfen. Die hat ja auch jetzt begonnen.

00:35:59: Das heißt die Unternehmen berichten so, wie ist das Geschäftsjahr gelaufen. Wie sieht es denn da aus?

00:36:04: Spüren die Unternehmen da schon was von den Zoll-Capriolen aus den USA oder dauert das noch bis

00:36:09: zu den nächsten Quartalsberichten? Eben noch nicht, weil die Zolle wirken halt noch nicht so richtig.

00:36:14: Und die Unternehmen, solange sie sich kein Bild machen können über die Reaktionen der Kunden und

00:36:21: die Reaktionen der ausländischen Mitbewerber usw. und überhaupt über die Höhe der Zolle,

00:36:27: können sie eigentlich auch nicht zuverlässig sagen, besseres sagen, als es die anderen

00:36:33: Marktbeobachter und Analysten mit ihren Rechen-Schiebern auch tun. Es gibt eine These, dass die Unternehmen

00:36:42: auch solche relativ schwerbigen Veränderungen von Rahmenbedingungen, wie es ja Zolle sind,

00:36:48: heute besser wegstecken können als früher. Also man braucht noch eine Corona-Zeit zu denken,

00:36:56: was da an Flexibilität aus dem Unternehmensektor, dann kam angesichts dieser wirklich extremen

00:37:01: Situation, das war schon bemerkenswert. Zudem haben wir auch gegenüber anderen Zollzeiten von vor

00:37:08: 50 oder 100 Jahren eine etwas andere Aufstellung der Welt, insbesondere hier in Europa kann man

00:37:15: sehr schön sehen, die wirtschaftlichen Grenzen innerhalb Europas existieren ja nicht mehr.

00:37:21: Es gibt keine Zollschranken in Europa, kein Zollkrieg in Europa und das ist auch ein ganz

00:37:27: großes, ein ganz großer Segen für die Europäischen, damit auch für die deutschen Unternehmen,

00:37:34: weil der Markt eben hier ja genauso groß ist wie in Amerika, man hier auch sehr viel machen kann.

00:37:38: Insofern müssen wir eben schauen, wie sich dieses Instrument Zolle in einer heutigen

00:37:46: Wirtschaftswelt dann für Auswirkungen, was da für Auswirkungen sind. Die Dinge haben sich,

00:37:56: wie gesagt, etwas geändert. Unternehmen haben große Ausweichmöglichkeiten, auch sind Investitionszyklen

00:38:02: schneller geworden, es ist auch günstiger eine neue Fabrik zu bauen, als das früher der Fall war

00:38:06: und so weiter. Insofern müssen wir gucken, was draus wird. Die Unternehmen sind jetzt auch nicht

00:38:14: schlauer als wir. Das ist in der Tat so, du hast es eben so in so einem Nebensatz gesagt,

00:38:18: wie schnell wir auf diese Corona-Krise reagiert haben. Also man muss mal vorstellen, wenn alle

00:38:25: Büros zugemacht worden wären vor 20 Jahren, dann wäre einfach Schicht im Schacht gewesen.

00:38:30: Das hätte man nicht machen können. Das war eigentlich die greifbarste Revolution,

00:38:34: die wir alle zumindest die wir Büroarbeiter sind, am eigenen Leib erfahren haben, dass wir zu Hause

00:38:41: bleiben konnten und der Betrieb lief weiter. Das ist schon bemerkenswert und zeigt eben,

00:38:45: wie technologische Änderungen eben auch solche Wirkungen vom Wirtschaftspolitik verändern.

00:38:50: Deswegen ist ja eben auch die Unsicherheit, wie gravierend sind in heutzutage Zölle. Die ist

00:38:57: eben sehr groß und die ist eigentlich die Wurzel all dieser Schwankungen und dieser Verunsicherungen

00:39:03: und dieser großen Schlachtzeilen, die wir da jetzt hier in den letzten Wochen besprochen haben.

00:39:06: Ich denke mal das Thema Zölle und USA, das wird uns noch ein bisschen beschäftigen. Es wird uns

00:39:12: nicht loslassen in den nächsten Wochen. Also das wird immer wieder Thema sein. Aber wir werden

00:39:16: sicherlich dann auch mal einen Blick werfen auf die Arbeit der neuen Bundesregierung. Vielleicht

00:39:21: hat ja schon das eine oder andere in die Wege geleitet, worüber wir auch mal sprechen können,

00:39:25: was wirtschaftliche Weichtstellungen angeht. Ich denke, da werden sie jetzt auch relativ schnell

00:39:29: handeln müssen. Anders wird es wohl nicht gehen. Ja, dann machen wir erst mal Feierabend für heute.

00:39:35: Heute fast tatsächlich, denn wir haben ja nachmittags aufgenommen das ganze Podcastfeierabend.

00:39:40: Ja Podcastfeierabend. Du machst noch Volkswirtschaft und ich mache noch Podcastproduktion und alle,

00:39:46: die uns jetzt hören, wissen, dass wir hier nach auf jeden Fall noch was gearbeitet haben. Sonst hätten

00:39:50: sie das nicht gehört. Ja, also vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal. Machen

00:39:56: Sie es gut und denken Sie dran. Werten Sie uns auch gerne mal bei iTunes oder auch bei Spotify.

00:40:01: Hinterlassen Sie den Kommentar, schreiben Sie uns Themenvorschläge an podcast@dk.de. Wir freuen

00:40:07: uns auf Ihre Nachrichten. Machen Sie es gut und bis bald. Tschüss.

00:40:10: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie unter

00:40:18: www.dk.de/dk-gruppe

00:40:24: [Musik]