Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

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00:00:00: Fast eine Billion Euro. So hoch sollen die beiden Sondervermögen sein, die die Unionsparteien

00:00:05: und die SPD gerne einrichten möchten. Nach dem 100 Milliarden Euro starken Sondervermögen

00:00:11: für die Bundeswehr sollen nun noch mal fast 10 Mal so viele Schulden hinzukommen. Ebenfalls

00:00:16: für Verteidigung, aber auch für Infrastrukturmaßnahmen.

00:00:20: Und die Schuldenbremse? Das für Friedrich Merz so wichtige Thema scheint nun doch nicht

00:00:25: mehr ganz so wichtig. Die aus dem Sondervermögen folgenden Investitionen könnten jedoch die

00:00:30: deutsche Wirtschaft zunächst ankurbeln und wie ein großes Konjunkturprogramm wirken.

00:00:35: Dennoch muss auch die Finanzierung geklärt werden. Derweil zeigen sich die Märkte nervös.

00:00:41: Nassdag und S&P 500 sind schon im Minus in diesem Jahr. Und dann gibt es da noch Verhandlungen

00:00:46: zwischen Ukraine und Russland, die Fortschritte an der geopolitischen Seite für die Märkte

00:00:51: bringen könnten. Was ist los in Amerika? Was bedeutet der Ausverkauf der deutschen Bonität

00:00:58: für die Zinsen? Muss die EZB reagieren und woher kommt das ganze Geld für die Sondervermögen?

00:01:04: Und was bedeutet das alles für die Anlegerinnen und Anleger?

00:01:08: Viel mehr Fragen als sonst, aber wir sprechen drüber. In dieser Folge.

00:01:12: Hallo und herzlich willkommen zur 120. Folge Mikrotrift Makro. Heute ist Donnerstag der

00:01:29: 13. Dritte, 2025 und bei mir im Studio ist wie immer der Chefvokswett der Dekabank, Dr.

00:01:35: Ulrich Carter. Guten Morgen Ulrich.

00:01:37: Hallo, Dirk. Und wir haben wirklich eine besondere Situation. Die letzte anderthalb Wochen,

00:01:43: zwei Wochen ist sehr viel passiert. Es ist irredynamisch. Die Politik wird sozusagen Tweet

00:01:50: bei Tweet gemacht. Was Vormittags gilt, gilt Nachmittags nicht mehr. Und das ist für

00:01:56: uns natürlich auch spannend. Wir sollten überlegen, ob wir den Podcast nicht alle drei Tage machen.

00:02:01: Ja, wir machen uns ja vorher schon immer so ein bisschen Gedanken über, was wir eigentlich

00:02:04: sprechen wollen. Ich sammel auch so ein bisschen die Themen. Und unsere letzte Folge ist ja

00:02:07: nun schon ein bisschen her, Bundestagswahl. Mir kommt es ehrlich gesagt fast vor wie zwei

00:02:11: Monate oder so, weil alles, was seitdem passiert ist, so verrückt war. Und ich weiß ehrlich

00:02:15: gesagt auch manchmal gar nicht so genau, wo wir jetzt heute anfangen sollen. Und es kann

00:02:19: ja auch sein, dass in wenigen Stunden vieles von dem, was wir jetzt gesagt haben, schon

00:02:22: wieder zurückgenommen wurde, überholt ist oder irgendwas passiert ist.

00:02:25: Ja.

00:02:26: Angefangen hat das ja irgendwie alles vor 14 Tagen oder vor gut 14 Tagen mit der Pressekonferenz

00:02:30: im Weißen Haus mit Zelenski, der da mehr oder weniger in der Weltöffentlichkeit bloßgestellt

00:02:35: worden ist. Und danach ist einiges in Bewegung gekommen und einiges auch schon wieder zurückgenommen

00:02:41: worden. Und irgendwie weiß ich nicht, ist alles ein bisschen schwieriger. Lass uns doch mal

00:02:47: irgendwie da beginnen, was für uns ja so wichtig ist mit Deutschland vielleicht mal vorne weg.

00:02:52: Das Wort Sondervermögen, das haben wir ja schon mal gehört. Da ist ja schon mal eins

00:02:56: beschlossen worden, 100 Milliarden Euro war das groß. Und wir kennen das Wort Sondervermögen

00:03:02: ja auch. Also wir beide hier bei der DKA kennen das ja auch so einen ganz anderen Zusammenhang.

00:03:06: Das ist nämlich eigentlich die korrekte Bezeichnung rechtlich gesehen für die von uns gemanagten

00:03:11: Investmentfonds. Das sind ja auch Sondervermögen. Das wird jetzt aber halt auch immer in diesem

00:03:14: politischen Kontext benutzt. Und vielleicht erklären wir erstmal kurz, warum das Wort

00:03:19: Sondervermögen nun so en vogue zu sein scheint in der Politik und was hinter so einem Sondervermögen

00:03:24: denn steckt überhaupt?

00:03:25: Ja, das ist ja ziemlich einfach. Also bei uns bei einem Investmentfonds steckt im Sondervermögen

00:03:30: Vermögen und beim Staat steckt hinter dem Wort Sondervermögen stecken Schulden. Das

00:03:36: ist erstmal der Unterschied. Für die Bedeutung im politischen Raum ist natürlich eher der

00:03:41: andere Teil des Wortes, nämlich Sonder, das Wichtigste. Wir sind ja hier in dem Teil,

00:03:48: dass der Staat in den letzten Jahren jetzt mehr sieht, dass er Aufgaben hat, die er aus

00:03:55: einem normalen Haushalt nicht stemmen kann. Es geht los beim Klima über die Infrastruktur

00:04:00: und jetzt kommt die Verteidigung dazu gekommen seit zwei Jahren oder drei Jahren und das

00:04:06: überfordert eben die Möglichkeiten der Finanzpolitik, weil wir eben eine Begrenzung

00:04:14: der Verschuldung haben über unsere Schuldenbremse. Das ist die Situation und bisher habt ihr

00:04:20: eine Diskussion gegeben, brechen wir jetzt die Schuldenbremse auf, dann bräuchte man

00:04:25: auch kein Sondervermögen, dann könnte man das alles in die Haushalte reinpacken. Das

00:04:28: hat man bisher eben nicht gemacht, so war die politische Konstellation nicht, auch weil

00:04:32: die CDU mal gesagt hat, das kommt mit uns nicht in Frage. Deswegen ist man eben auf

00:04:36: diese Sondertop-Variante ausgewichen, das ist so, wie wenn man mit einem Konto nicht

00:04:41: mehr weiter kommt, dann macht man einfach ein neues auf. Das ist eher eine juristische

00:04:45: Frage, ob man das macht und natürlich auch eine politische Frage, denn der Grund, warum

00:04:50: man an die Schuldenbremse bisher nicht rangegangen ist, war nicht so sehr, dass man dann glaubte,

00:04:54: man würde sich hemmungslos in die Verschuldung stürzen, weil eine Reform der Schuldenbremse

00:04:58: würde ja bedeuten, dass die Schuldenbremse hinterher immer noch da ist, halt nur anders.

00:05:02: Aber man hatte Angst, dass in diesem Anders eben Dinge eingebaut würden, wo am Ende dann

00:05:07: doch eine unbegrenzende Verschuldung rauskam. Das war der Grund, warum man an die Schuldenbremse

00:05:10: bisher nicht rangegangen ist, sondern das Ganze mit Sondervermögen gemacht hat. Und

00:05:14: da sind wir jetzt wieder, beziehungsweise was wir jetzt bekommen, ist eben beides. Wir bekommen

00:05:21: eine Reform der Schuldenbremse und neue Sondervermögen. Also das ist auch bezeichnend für diese

00:05:28: Republik, wir machen immer alles. Ja, wenn ich gleich da eine nächste Frage vorwegneme,

00:05:34: was bedeutet das jetzt, dann machen wir es ganz kurz, weil man natürlich da ganz lange

00:05:38: darüber reden kann. Also drei Dinge sind wichtig bei dieser ganzen Überlegung jetzt über mehr

00:05:44: Geld in Deutschland und was heißt das. Also erstens, du hast es schon gesagt, es wird

00:05:48: einen Impuls geben für die Konjunktur, dessen kann man sich gar nicht erwähnen. Bei diesem

00:05:53: Volumina, es geht um 500 Milliarden in der Infrastruktur, das muss man allerdings natürlich

00:06:03: wie immer in der Politik runterrechnen auf die Zeiträume. Wir sind hier im Bereich von zehn

00:06:07: Jahren runtergerechnet. Aufs Jahr sind das 50 Milliarden, verglichen mit dem Bruttoinlandsprodukt,

00:06:14: ist das gut ein Prozent. Das ist also jetzt nicht so überwältigend viel, wie das bei diesem Wort

00:06:21: 500 Milliarden oder 800 Milliarden dann so erscheint. Aber ein Prozent vom Bruttoinlandsprodukt

00:06:29: zusätzliche Ausgaben wird sich in den Zahlen zeigen, das heißt also das Bruttoinlandsprodukt

00:06:33: wird dann hochgehen. Jetzt darf man natürlich einen Fehler nicht machen und denken, dass

00:06:37: das jedes Jahr jetzt ein Prozent mehr Wachstum bedeutet. Das ist nicht der Fall, sondern ganz

00:06:42: eindeutig kann man auch nachvollziehen, gesundem Menschenstand, wenn der Staat einmalig in

00:06:46: einem Jahr 50 Milliarden mehr ausgibt, dann wird idealerweise 50 Milliarden Bruttoinlandsprodukt

00:06:52: mehr erzeugt. Das ist nicht ganz so einfach, aber nehmen wir mal an, das geht so. Wenn er das im

00:07:00: nächsten Jahr dann nicht mehr machen würde, dann würde das Bruttoinlandsprodukt wieder sinken um 50

00:07:05: Milliarden. Man hätte ein negatives Wachstum. Also im Jahr zwei und drei und vier und fünf, die gleiche

00:07:10: Summe mehr ausgegeben bedeutet dann für das Bruttoinlandsprodukt kein Wachstum mehr. Das heißt,

00:07:15: also ist eine einmalige Steigerung des Bruttoinlandsprodukt oder in der Praxis sieht das so aus,

00:07:21: dass diese Steigerung ja nicht in einem Jahr kommt, sondern diese Ausgaben, die da geplant sind,

00:07:27: die werden ja über die nächsten ein, zwei, drei Jahre erst anlaufen und Bösezungen behaupten,

00:07:33: dass so viel Geld wie Infrastruktur vorhin selbst 50 Milliarden im Jahr da sind in der

00:07:38: Verwaltung gar nicht verbuddelt werden können, weil wir zu langsam sind, weil die Strukturen

00:07:42: da gar nicht für da sind, geschweige dann dann der Tiefbau, der im Gegensatz zur gesamten

00:07:48: Bauwirtschaft nämlich gut ausgelastet ist, nicht ausreichend Kapazitäten hat das umzusetzen.

00:07:52: Also das muss man alles sehen und insofern bleibt von diesem 500 Milliarden dann,

00:07:59: wenn man die Wachstumswirkung sich anschaut und auf zwei, drei Jahre verteilt,

00:08:06: ein Impuls von zwei, drei Zehnteln für das Bruttoinlandsprodukt übrig. Jetzt sehen wir das

00:08:12: gleiche nochmal an für die Verteidigungsausgaben, die ja auch immer ein Prozentpunkt vom BIP steigen

00:08:16: sollen, auch wieder gestreckt über mehrere Jahre, dann kommt da nochmal drei Zehntel dazu und dann

00:08:22: ist man so ein Bereich vom halben Prozent an Steigerung im Jahr 2026, im nächsten Jahr,

00:08:28: genau das haben wir gemacht, wir haben mit halbis Prozentpunkt unser Konjunkturpokosal

00:08:32: bis nächstes Jahr erhöht, für dieses Jahr wird da kaum was übrig bleiben und dann in 27 wird

00:08:37: das Ganze auch wieder abeben. Wenn ja, wenn eben diese Programme keine weiteren Anstoßeffekte haben,

00:08:48: das ist eigentlich das Ziel der Staat, also zumindest konjunkturell und von der Infrastruktur

00:08:53: betrachtet soll der Staat ja eine Impuls geben und das soll sich dann über die Wirtschaft

00:08:58: fortpflanzen, es soll eine Aufwärtsspirale geben, es sollen die Erwartungen sich verbessern und die

00:09:02: Unternehmen sollen zusätzlich zu dem Geld, was der Staat ausgibt, eigene Investitionen machen,

00:09:06: weil sie denken, die Konjunktur läuft ab jetzt viel besser und Deutschland tut sich was. Das wiederum

00:09:11: wird aber nur dann passieren, wenn über das Geld hinaus eben weitere Reformen passieren und davon

00:09:20: ist bisher herzlich wenig zu hören im Gegenteil. Wir haben einen Verdacht, dass Gelder, die bisher

00:09:29: schon als Investitionen eingeplant waren im Staatshaushalt, nun in das Sondervermögen,

00:09:35: die Vorhaben in das Sondervermögen geschoben werden, damit man im normalen Haushalt halt mehr

00:09:42: Geld hat für konsumtive Ausgaben und um diesen Verdacht zu erhärten, sind ja auch in den Sondierungen

00:09:49: schon solche konsumtiven Themen beschlossen worden. Da geht es um eine weitere Erhöhung der

00:09:54: Rente in den nächsten Jahren, obwohl es genau umgekehrt wird sein, müsste das Geld reicht,

00:10:00: hinten und vorne nicht bei der Rente. Da geht es um die anderen Themen, die wir Klientelpolitik eben

00:10:05: auch schon genannt bekommen haben, ob das der Agrar-Diesel ist oder die Gastronomie mit den

00:10:09: Mehrwertsteuern. Das sind konsumtive Aufgaben und die tragen nicht dazu bei, dass die Wirtschaft

00:10:15: denkt jetzt geht es los, jetzt verändert sich was in Deutschland und es ist ja noch nicht abgeschlossen,

00:10:21: das Kapitel für die Bildung einer neuen Regierung, wir müssen natürlich jetzt fair sein und sehen,

00:10:26: was steht im Koalitionsvertrag drin. Aber wenn es hierbei bleibt, dann sind zumindest die konjunkturellen

00:10:33: Auswirkungen von dieser Sache her dann eher in der Gefahr so ein Strohvorhalt zu sein.

00:10:39: Zwei oder drei Jahre geht es ein bisschen besser und dann auch ab. Trotzdem, es bewegt sich was in

00:10:45: Deutschland und das sollten wir auch anerkennen und wie gesagt die Chancen, dass die wirtschaftlichen

00:10:50: Bedingungen in Deutschland sich jetzt auch noch nachhaltig ändern durch neue Themen,

00:10:56: die jetzt erst aufkommen werden, ist auch noch vorhanden. Das heißt, also die Chancen sind immer

00:11:01: noch da und das sieht man eben auch ja an den Aktienmärkten, das ist vollkommen berechtigt,

00:11:06: was hier passiert, dass die Investoren wieder zurückkommen nach Europa und auch noch Deutschland,

00:11:10: weil das Potenzial ist groß. Die bisherige, das Image der deutschen Wirtschaft, der deutschen

00:11:19: Unternehmen ist mies, zumindest allen diejenigen, die außerhalb des Dachs sind und diese Kombination

00:11:26: bedeutet, dass wenn sich das Potenzial ausgeschöpft wird, das heißt, also wenn sich nur etwas

00:11:30: zum Guten wendet, dann gibt es eben Kurspotenziale und die werden jetzt teilweise gehoben. Insofern

00:11:38: ist das alles ganz logisch, was wir da erleben. Trotzdem, wir reden über 900 Milliarden,

00:11:44: das ist wahnsinnig viel, das ist eine Größenordnung von Investitionssumme, die ich so in Deutschland,

00:11:50: weil sie nicht noch nie in Kombination gehört habe, also fast eine Billion Euro ist ein wahnsinniges

00:11:56: Investment, was da getätigt wird und da fragen sich natürlich schon viele Menschen,

00:11:59: woher kommt das Geld überhaupt, wie kriegen wir das überhaupt, das liegt ja nicht irgendwo

00:12:04: rum und wir haben es vergessen, sondern das muss ja irgendwo herkommen und da geht natürlich auch

00:12:10: der eine oder die andere schon davon aus, also sie sagen, naja gut, das werden die sich schon

00:12:13: irgendwie vom Steuerzahler zurückholen. Also zum einen machen die Marktteilen ja mal so diese

00:12:20: Ableitung, die ich jetzt auch gerade gemacht haben, verteilen das Geld eben realistisch,

00:12:24: weil jetzt wird das... Es muss ja auch abgerufen werden, es sind ja meistens Töpfe, die bereitgestellt

00:12:29: werden, das Geld liegt ja nicht in Euro-Scheinen irgendwo rum. Also zur Ehrlichkeit gehört eben,

00:12:35: dass man auch langfristig ankündigt, was man machen will, dann sind es halt 500 Milliarden,

00:12:40: das ist übrigens auch ein guter Ankündigungseffekt, denn wenn alle Leute beeindruckt sind darüber,

00:12:45: was jetzt hier in Deutschland ausgegeben wird, dann ist natürlich der Effekt auf die Erwartungen,

00:12:50: die positive Erwartungen ist natürlich umso größer, aber diejenigen, die halt Profis sind,

00:12:56: die rechnen das halt um in realistische Größen, habe ich gerade gemacht, also runterbrechen auf

00:13:03: das Jahr und auch auf Rennen in Relation setzen zum Bruttoinlandsprodukt und sich die Strukturen

00:13:08: anschauen und dann kommt man eben zu diesen doch geringeren Zahlen, aber wie gesagt nochmal,

00:13:14: das ist ausreichend viel, um eben Impulse auszulösen und auch Chancen wahrzunehmen, wenn man es eben

00:13:22: noch ergänzt durch Reformen, die eigentlich gar nichts kosten, sondern die eben einfach nur diesen

00:13:28: Mehltau von der deutschen Wirtschaft nimmt, wo man sich ja gar nicht mehr bewegen kann,

00:13:32: wie man eingesponnen ist in Bürokratie, Regulierungen und Unlust, irgendwas überhaupt anzupacken,

00:13:39: das ist eben doch das, was fehlt. Wo kommt das Geld her? Natürlich wird es am Kapitarmarkt aufgenommen

00:13:44: und es ist auch eine Wirkung ganz eindeutig zu beobachten, denn am Kapitarmarkt zählt man dann

00:13:52: wirklich eher alles zusammen, das ist richtig. Der Kapitarmarkt guckt eben jeden Tag auf den

00:13:59: zehn Jahreszeitraum, teilweise sogar auf den 30 Jahreszeitraum und da wird natürlich schon das

00:14:03: Ganze in den Blick genommen und da sagt man dann schon, euer 500 Milliarden oder 800 Milliarden,

00:14:09: je nachdem wie viel eben dann auch abgerufen wird und das ist schon eine Größe, die hatten wir

00:14:15: bisher nicht eingeplant in unseren Erwartungen über die Anleiheemission des deutschen Staates,

00:14:22: das kommt ja jetzt oben drauf und dementsprechend hat ja der Anleihemarkt auch reagiert, die Zinsen

00:14:28: steigen dann an, dann müssen die Anleger eben mehr bekommen, damit sie diese neuen Pläne des

00:14:36: deutschen Staates viel mehr Geld eben auch befriedigen und genau das ist passiert. Die Staatsanlegerin

00:14:42: ditten sind um 50 Basispunkte angestiegen in der Spitze, also ein halbes Prozentpunkt, das hat es

00:14:48: noch nicht gegeben. Das zeigt dann schon, dass eben wie du sagst, dieses Programm in seiner

00:14:55: Gesamtheit schon außergewöhnlich ist, das ist der Fall. Diese 50 Basispunkte sind aber eher eine

00:15:03: Prämie dafür, dass nicht dass die Kapitalmärkte denken, oh der deutsche Staat geht pleite und

00:15:10: deswegen muss ich ein bisschen mehr Rendite haben, um dafür vorzusorgen sozusagen eine Risikoprämie,

00:15:15: das ist es nicht. Das ist nicht der Grund für den Anstieg, sondern der Grund für den Anstieg ist

00:15:21: ein ganz anderer. Die Märkte haben zum einen ein bisschen Angst vor Inflation, das zeigt sich

00:15:29: dann auch in den Renditen. Weil sie schütten ja wieder Geld in den Markt. Genau. Das ist wieder

00:15:34: dieser Effekt, den wir bei Corona hier auch hatten. Genau, da ist die Angst, dass die Produktionskapazitäten

00:15:40: überfordert werden, damit die Preise steigen. Da hat auch die Europäische Zentralbank schon

00:15:45: gleich reagiert werden gestern große Konferenz hier in Frankfurt, die ECB Watchers Conference und

00:15:51: Frau Lagarde als Präsidentin der EZB hat ganz klar gesagt, nicht als Reaktion auf die deutschen

00:15:57: Pläne überhaupt nicht, sondern auf diese doch sehr unsichere Welt und auf die Bestrebungen der

00:16:04: Staaten immer mehr Geld auszugeben, hat sie gesagt, dass was aus Zentralbank das wichtigste ist,

00:16:09: ist eben bereit zu stellen, das was man bisher bereitgestellt hat, preisstabilität. Und diese

00:16:15: 2 Prozentziele nicht anzutasten, im Gegenteil, sondern noch besonders zu betonen, dass man,

00:16:21: egal was die Staaten machen werden, diese 2 Prozent weiter einhalten wird. Und das ist genau

00:16:28: wesentlich, um eben diese Inflationsprämien, die sich da im Zins bilden könnten, dann eben zu

00:16:34: minimieren. Das aber ist auch noch nicht mal der Grund, warum die Zinsen angestiegen sind, sondern

00:16:40: der Grund ist ein anderer. Die Märkte vertrauen eigentlich dem ursprünglichen Zweck dieses

00:16:46: Programms, nämlich in Deutschland wieder mehr Wachstum zu erzeugen. Und zu höheren Wachstumsraten

00:16:52: gehören höhere Zinsen. Man antizipiert also den Erfolg dieses Programms darüber, dass man sagt,

00:16:58: na ja, also in Deutschland in den nächsten Jahren dann wieder mit einem Prozent wächst, jedes Jahr,

00:17:02: weil es eben positive Effekte gibt über diese Staatsausgaben hinaus, dann gehören dazu auch

00:17:08: etwas höhere Zinsen in Deutschland. Das ist ganz normal, das ist also keine Ängstlichkeit oder keine

00:17:13: Fehlentwicklung. Das steckt dahinter und für den Anleger, für die Anlegerinnen, heißt das, dass

00:17:21: selbst bei deutschen Staatsanleihen dann wieder positive Renditen nach Inflation, also positive

00:17:30: reale Renditen zu erwirtschaften sind. Und das ist aus Anlegersicht auch eine erfreuliche

00:17:37: Entwicklung, denn wir hatten ja ganz lange die Situation, dass mit Staatsanleihen nicht nur

00:17:41: kein Geld zu verdienen war, sondern man nach Inflation verloren hat. Und das ist, wenn es so kommt,

00:17:48: dann auch wieder eine ganz leichte reale Prämie mit den Staatsanleihen zu erwirtschaften, wobei das

00:17:57: eben schon besonders ist, weil Staatsanleihen ja auf der anderen Seite eben auch sicher sind. Wir werden

00:18:02: mit dem Schuldenstand in Deutschland mit der Schuldenquote dann 10 oder 15 Prozentpunkte

00:18:09: ansteigen, dann sind wir nicht mehr bei gut 60, sondern bei 75 oder 80 Prozent. Das ist nichts,

00:18:17: wo die Märkte sofort die Finanzierung stoppen, gerade bei einem so leistungsfähigen Land wie

00:18:25: Deutschland. Es ist nicht so, dass wir mit diesen neuen Finanzierungsanforderungen pleite sind,

00:18:31: aber wir nutzen den Spielraum, den wir haben. Und dieser Spielraum ist nur einmal nutzbar. Wir

00:18:39: stehen dann eben bei 80 Prozent Staatsverschwörung. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange,

00:18:44: aber die Möglichkeiten des Staates dann noch was zu tun, auch was außergewöhnlich zu tun,

00:18:49: wenn die nächste Krise kommen sollte, Pandemie oder sonstige Themen, die sind eben dann begrenzt.

00:18:55: Das muss man sich bewusst sein und deswegen liegt die Hauptverantwortung bei dem, was man jetzt

00:19:01: tut darin, das Geldweise einzusetzen, nämlich für mehr Wachstum in den nächsten zehn Jahren.

00:19:06: Eine ungeheure Verantwortung, wenn das schief geht, dann stehen wir in vier Jahren mit dem gleichen

00:19:11: Problem dar, dann geht das Wachstum wieder zurück, die Unlust setzt wieder ein, weil sich hier nichts

00:19:15: bewegt hat in Deutschland, nur dass wir eben einen 20 Prozentpunkte höhere Verschuldung haben und

00:19:21: noch weniger tun können. Das ist die eigentliche Bedeutung der Debatte, was machen wir jetzt mit

00:19:27: dem Geld und darauf sollte man achten, noch mal, da kommt es eben drauf an, ob man zusätzlich zu

00:19:33: der Bereitstellung von neuen Geldtöpfen auch bereit ist, jetzt mal ein paar unbequeme Reformen

00:19:38: einzuleiten, die dann auch wirklich was bringen. Und zählt dazu dann auch die Schuldenbremse,

00:19:42: weil das war ja so ein Thema, was im Wahlkampf, zumindest für Friedrich Merz, extrem wichtig war.

00:19:46: Er hat schon also noch gar nicht Kanzlerkandidat war, immer gesagt, die Schuldenbremse, die muss

00:19:49: stehen bleiben, da dürfen wir nicht dran rütteln, das ist wichtig, das muss so, jetzt will er so doch

00:19:53: reformieren, ist er jetzt irgendwie dann doch in der Realpolitik angekommen, hat gemerkt,

00:19:56: ah, wenn ich das jetzt nicht mache, dann geht es irgendwie nicht vorwärts. Ja, ich glaube,

00:20:00: dass das natürlich der Pragmatismus des Tages ist. Also, wenn man das Verfahren jetzt beurteilt,

00:20:05: ganz stark vom politischen Standpunkt ab, also was man für sinnvoll an sieht, ich würde mal sagen,

00:20:11: wenn man es versucht, ganz objektiv zu machen, das muss natürlich mal ein Politikwissenschaftler

00:20:15: einwerten, dann würde man schon sagen, dass der alte Bundestag, der das ja noch beschließen soll,

00:20:20: heute ist die erste Lesung, nächste Woche soll es dann tatsächlich auch beschlossen,

00:20:23: wer mit zwei Drittel mehr hat, dass der dieser alte Bundestag da an Legitimation für verloren

00:20:29: hat, weil da ja eigentlich die neue Zusammensetzung schon steht. Rechtlich muss man das auch prüfen,

00:20:36: wird auch geprüft, das ist auch ein Restrisiko und es sind schon größere Vorhaben am Bundesverfassungsgericht

00:20:43: gescheitert. Insofern muss man sich das anschauen, aber ich denke, dass natürlich diejenigen,

00:20:53: die die neue Regierung bilden wollen, sich die Konstellation anschauen und sehen, dass es sehr

00:20:59: schwierig wird, eben das, was man benötigt, um Aufgaben zu erfüllen, nämlich in der Tat auch Geld,

00:21:04: ich sei bewusst auch Geld,

00:21:05: weil es ihnen gibt, die man machen sollte, dass das dann schwierig wird. Es gibt dann Leute,

00:21:11: die so Mittelweg propagieren, die sagen, also Verteidigung muss jetzt sein und das kriegt

00:21:15: man im neuen Bundestag erst recht nicht durch. Deswegen macht man so eine Sondervermögen jetzt

00:21:20: noch, aber die Infrastruktur sollte man zur Abstimmung stellen mit dem neuen Bundestag.

00:21:24: Das sind jetzt wirklich politische Taktikfragen. Da will ich mich nie weiter zu äußern, aber ich

00:21:29: denke du hast gefragt, wo kommt das jetzt her? Ich denke, es ist wirklich der Pragmatismus in den

00:21:35: nächsten vier Jahren, irgendwas bewegen zu wollen und dann sich die Möglichkeiten zu schaffen,

00:21:39: das auch zu können. Bewegen tun sich auch die deutschen Automobilbauer allerdings in nicht

00:21:43: so eine schöne Richtung. Die sind ja schon ein paar Wochen, Monate im Problem oder es zeichnet sich

00:21:48: da schon eine Problematik ab. Die verlieren derzeit massiv an Wert. Die Aktien, es gab einen

00:21:54: Gewinneinbruch bei VW, auch bei Porsche gab es einen Gewinneinbruch. Ist das schon vielleicht

00:21:58: der Nokia Moment der deutschen Automobilindustrie? Muss man schon sagen, jetzt wird es gefährlich

00:22:02: oder müssen wir uns noch nicht so viel Sorgen machen, wie ist da eure Einschätzung der Branche?

00:22:07: Nein, also das, was jetzt gewinnmäßig passiert, ist ja wartet worden. Also wenn man sich die KGVs

00:22:12: anschaut von den gesamten Automobilfirmen im DAX, die sind ja untertiefst und das bedeutet eben,

00:22:19: dass man mit diesen Rückgängen rechnet und allgemein eben diese Unsicherheit der Zukunft

00:22:23: auf den Weltmärkten da schon eingepreist hat. Das ist also nichts Neues. Man könnte auch,

00:22:31: man könnte auch auf dem Standpunkt stehen, dass die Kapazitäten, die in der Automobilindustrie

00:22:36: abgebaut werden, weil es die neuen Mächchenkonkurrenten gibt, dass die durchaus aufgefangen werden in

00:22:45: Deutschland, die, wenn es tatsächlich dazu kommt, dass die Rüstungsindustrie eben stärker wird

00:22:53: dann ist da etwas Substitution möglich. Also dann können da auch Kapazitäten hinverschoben werden.

00:22:59: Allerdings ist die Automobilbranche natürlich ungleich größer, die Rüstungsindustrie wird

00:23:03: nicht alles das aufnehmen können, was die Automobilindustrie unter Umständen abbaut.

00:23:06: Oder wenn sie ganz abgebaut würde, da liegen doch Dimensionen dazwischen. Ich glaube aber,

00:23:13: es ist hier auch eine Frage von wie bei vielen Dingen, die sich da reinschleicht von ja auch

00:23:22: eher geopolitischer Selbstständigkeit, ob man die Automobilindustrie eben abgeben möchte.

00:23:26: Das würde ich eben auch nochmal ganz besorgfältig mehr anschauen. Und das ist jetzt nicht das Thema,

00:23:38: weil die Automobilindustrie in Deutschland wird natürlich auch weiterhin in absehbarer Zeit

00:23:45: einen ganz wichtigen Stellung haben, auch in den Weltmärkten. Aber es ist eben nicht mehr

00:23:53: die Dominanz, die da gewesen ist. Und was diese ganzen geopolitischen Themen angeht,

00:23:58: da würde ich vor allen Dingen den Weg einschlagen, die die Kommissionen als handelspolitisch

00:24:05: verantwortlich in Europa ja auch einschlägt, merkte, die durch diese chinesische Strategie

00:24:14: verloren gehen, sollte man nicht verloren gehen lassen. Die Strategie liegt ja darin,

00:24:19: eine chinesische Dominanz aufzubauen über massive Subventionierung. Und das sollte man eben nicht

00:24:26: zulassen. Generell ging es ja an den Aktienbörsen weltweit ziemlich zur Sache in den letzten Tagen.

00:24:32: Also es war so ein bisschen auf und ab. Aber generell war natürlich schon von Kursrutsch die Rede,

00:24:38: von Schaferkorrektur, von Kursgewitter. Das alles waren so Worte aus den Schlagzeilen der

00:24:43: letzten Tage eigentlich. Und vieles hängt ja da auch an diesem erratischen Kurs, den wir aus

00:24:49: den USA sehen. Also werden Strafzölle verhängt, das wird dann unmittelbar am nächsten Tag

00:24:54: wieder zurückgenommen oder gar nicht erst in Richtung Kraft gesetzt. Es werden Militärhilfen

00:24:59: gestrichen, dann werden sie doch nicht mehr gestrichen. Und zu guter Letzt hat Donald Trump auch

00:25:03: gesagt, ja, es ist jetzt eine schwierige Phase und wir werden vielleicht auch eine Rezession sehen.

00:25:07: Also er hat ja damit unglaublich viel Unruhe in die Märkte eigentlich reingebracht. Und ja,

00:25:12: Unsicherheit, das haben wir jetzt hier im Podcast ja schon mehrfach gehört, ist eigentlich das,

00:25:16: was Gift ist für die Märkte. Denn Unsicherheit gipfelt dann darin, dass die Leute sich vielleicht

00:25:21: von ihren Aktienpaketen trennen und dementsprechend dann auch die Börsen entsprechend runtergehen.

00:25:27: Was ist los in den USA abseits der Schlagzeilen? Ist die Zeit des volkswirtschaftlichen Überraschungsstars,

00:25:34: Shootingstars vielleicht schon vorbei? Weil wir haben ja in den letzten Jahren eigentlich ein sehr

00:25:37: positives Bild immer gehabt, wirtschaftlich von den USA. Ja, an der Stelle muss man mal sagen,

00:25:44: da ist Trump einfach erwartungstreuer macht, was er angekündigt hat. Und das macht er auf eine

00:25:50: Weise, wo man sagen muss, dass es jetzt auch nicht überraschend ist. Erratische hin und her,

00:25:54: das ist seine Natur. Er kommt aus der Kaufminischen Ecke und gerade am Immobilienmarkt geht es ja

00:26:00: noch mal besonders mit Besonderen Regeln zu. Und dieses Verhandlungsmuster, die übersetzt

00:26:05: er in die Politik, dass das vielleicht nicht ganz angemessen ist und vor allem in den Märkten

00:26:09: nicht schmeckt. Das ist ihm egal. Und das ist, glaube ich, das große Stichwort, egal. Es ist so,

00:26:14: dass sich die volkswirtschaftlichen Indikatoren, die Makroindikatoren in den USA eintrüben. Das geht

00:26:23: los mit dem Sentiment, das heißt also mit der Stimmung bei Konsumenten und auch bei Unternehmen.

00:26:28: Und man das durchaus eben auf diese Verunsicherung zurückführen kann, gerade eben, was das Thema

00:26:35: Zölle angeht. Er spielt da wirklich mit größeren Sprengsätzen für die Weltwirtschaft in dem Sinne,

00:26:44: dass er Größenordnungen erreicht, ja, dieses Thema 25 Prozent gegen Mexiko, gegen Kanada,

00:26:51: für Rezipolgezölle gegen Europa. Da kommen dann auch schnell die 25 Prozent ins Spiel.

00:26:57: Zweimal Anhebung der Zölle gegenüber China. Das resultiert mittlerweile darin, wenn es tatsächlich

00:27:05: umgesetzt würde, dass wir beim effektiven Außenzoll der USA, das heißt also im durchschnittlichen Zoll,

00:27:11: auf alles, alle Handelspartnern der Vereinigten Staaten wieder da sind, wo wir zu Beginn der 30er

00:27:18: Jahre im 20. Jahrhundert waren, kurz vor der großen Weltwirtschaftskrise, wo ein außergewöhnliche

00:27:25: Abschottungstendenz eben zur Beschleunigung der Krise beigetragen hat. Also das sind Größenordnungen,

00:27:30: in der jetzt eintritt, wo Unternehmen sagen, das ist zumindest vorübergehend schädlich.

00:27:37: Die Frage ist halt nur, wie reagiert Trump jetzt darauf? Wo eben die Märkte sich jetzt eintrüben?

00:27:45: Wir haben die US-Wirtschaft in diesem Monat runtergenommen, um halbes Prozentpunkt, knappen

00:27:51: halbes Prozent, von so 2 auf 1,8. Die Märkte nehmen es vorweg. Die Aktienmärkte, die auch bei

00:28:04: den Zinsen kommen jetzt zu die ersten Zinssenkungserwartungen für die FED wieder in die Erwartungen für

00:28:10: dieses Jahr rein. Die große Frage ist, was macht der große Präsident daraus? Aus einer Rezession,

00:28:16: die schon seinen Namen trägt, die noch gar nicht da ist, aber schon seinen Namen trägt,

00:28:20: nämlich Trump-Session. Das ist ja das Wort an den Märkten zurzeit. Und da passiert jetzt was,

00:28:27: wo viele ihren Eindruck von Donald Trump korrigieren müssen, weil es war ja am Anfang schon immer

00:28:34: die Frage, ist Trump jemand, der die Zölle einsetzt, um von den Ländern irgendetwas zu

00:28:43: erhandeln, irgendwelche Forderungen erfüllt zu bekommen? Oder ist es jemand, der mit den Zöllen

00:28:51: eben tatsächlich eine wirtschaftspolitische Philosophie verbindet? Und am Anfang neigte man

00:28:57: der ersten Interpretation zu, mehr und mehr kommt man zum Ergebnis, dass die ganze Regierung nicht

00:29:02: nur er, sondern auch viele Leute dahinter eben sagen, nein, Zölle haben noch ein anderes Ziel,

00:29:06: als nur andere Länder zu irgendwas zu erpressen, sondern sie haben, sind eigentlich ein Pfeiler

00:29:12: unserer Wirtschaftspolitik. Insbesondere bringen sie halt einen Namen. Das ist ja das Problem.

00:29:17: Der amerikanische Staat hat zu wenig Geld. Da teilt er das Schicksal mit zu vielen anderen

00:29:21: Staaten. Aber was bei den Amerikanern ja besonders ist, sie sind nicht in der Lage,

00:29:28: die sich dieses Geld über die Steuern zu holen. Amerika hat eine lächerlich niedrige Steuerquote.

00:29:35: Aber es ist halt wie bei uns beispielsweise die Reformen im Sozialsystem sind in Amerika,

00:29:43: die Reformen bei diesen extremen niedrigen Steuern nicht denkbar, weil das Wahlpublikum nicht mit

00:29:47: macht. Im Gegenteil, die Steuern werden immer weiter gesenkt und das erhöht die Finanzknappheit

00:29:52: noch. Und diese neue Administration, Trump kommt eben auf die Idee, na machen wir es halt über die

00:29:56: Zölle. Dann holen wir uns das Geld über die Zölle. Vermeintlich, weil das ja die Ausländer

00:30:01: zahlen, das sind der Steuern, die wir dann von den Ausländern kassieren. Die Wirkung von Zöllen

00:30:05: sind immer leider so, dass eben das innenlandkräftig mitbezahlt. Das heißt, also ist eine andere

00:30:09: Form der Gelderhebung im eigenen Land und zwar eine sehr umständliche, muss man sagen. Zölle

00:30:17: sind es wirklich sehr, sehr schwierig zu kontrollieren in ihren Wirkungen. Aber das ist das Programm

00:30:22: anscheinend dieser Regierung und deswegen muss man sich eben darauf einstellen, dass er auch diese

00:30:26: Wirkungen, die das jetzt hat, einfach hinnimmt und sich sagt na ja lieber eine Rezession am Anfang

00:30:32: meiner Amtszeit als dann hinterher, dann wird es wieder besser und dann kommen alle ausländischen

00:30:39: Firmen und produzieren bei uns, weil sie die Zollmauer eben überspringen wollen und dann kann

00:30:44: ich in drei Jahren sagen, seht mal ich habe die erst amerikanische Wirtschaft wieder aufgebaut. Das

00:30:48: ist so das Drehbuch, was man annehmen kann, was in den Hinterköpfen ist. Nur heißt das nicht,

00:30:54: dass die amerikanische Wirtschaft jetzt in die Rezession geht. Aber es heißt zumindest, dass die

00:30:59: Toleranz von Trump gegenüber dem, was sich da jetzt zusammenbraut, eben anscheinend größer ist,

00:31:04: als dass viele erhofft haben, die gesagt haben na ja, wenn der Aktienmarkt mal 5% korrigiert,

00:31:10: dann rodert der schon wieder zurück. Das wird wahrscheinlich so nicht sein. Ja, auf der geopolitischen

00:31:15: Seite oder auf der anderen Seite der Welt sozusagen könnte man ja fast sagen, da scheint es zumindest

00:31:20: ein bisschen Entspannung zu geben. Es gab jetzt erste Gespräche zwischen USA und Ukraine zum Thema

00:31:26: Waffenstillstand. Von der russischen Seite fehlt da momentan zum Zeitpunkt der Aufnahme noch irgendwie

00:31:31: eine Rückmeldung dazu, wie die das finden. Aber da könnte es ja zumindest ein bisschen Entlastung

00:31:37: geben, was wahrscheinlich auch die Märkte wieder ein bisschen, ja also die Lösung dieses geopolitischen

00:31:43: Punktes würde die Märkte wahrscheinlich doch wieder ein bisschen entlasten und vielleicht ein bisschen,

00:31:48: ja vielleicht auch wieder ein bisschen Fantasie reinbringen, dass da vielleicht doch ein Frieden

00:31:53: machbar ist. Ja, die Hoffnungen haben wir sicherlich alle und wir wissen nicht, wie berechtigt die sind.

00:32:00: Aber von der wirtschaftlichen und Marktheit her wird das glaube ich kaum Änderungen bringen. Ich kann mir

00:32:06: vorstellen, dass auf die Meldung von tatsächlich ernsthaften Friedensperspektiven die Märkte

00:32:12: erstmal hochgehen, aber das wird typische politische Bewegung sein. Das wird nicht einhalten, denn die

00:32:18: Lage wird ja bleiben und man wird jetzt mit den Themen Rüstung genauso weitermachen wie vorher.

00:32:26: Es wird keine substantiellen Aufhebung von Sanktionen geben. Es wird auch nicht wieder die

00:32:34: Energiewelt von vorher mit Russland hergestellt werden. Es wird alles nicht passieren. Insofern

00:32:39: glaube ich nicht, dass das eine Änderung bringt. Wir kriegen dann, wenn der Frieden als

00:32:45: dauerhaft angesehen oder zumindest halbwegs dauerhaft angesehen wird, erst mal das Thema

00:32:49: Wiederaufbau der Ukraine. Da wird sehr viel Geld mobilisiert werden. Das wird auch gewisse

00:32:55: Anstoßeffekte haben von der Industrie hier. Ich möchte, dass die Amerikaner dann auch ganz

00:33:01: schnell wieder da sind, die Firmen. Aber das zahlt eigentlich nur auf die Themen ein, die wir ja schon

00:33:07: besprochen haben. Das heißt also, der Staat braucht noch mehr Geld und die Kapazitäten werden

00:33:11: noch mehr ausgelastet, gerade in diesem Themeninfrastruktur, weil das ist ja das, was dann auch

00:33:16: im Vordergrund steht. Also von den Themen, über die wir reden, denke ich, wird da der Fortschritt

00:33:23: an der Seite so sehnlich man ihn erhoffen muss und möchte, Interesse der Menschen und ökonomischen

00:33:32: Seite eben wenig Änderung bringen. Jetzt kann man sich natürlich fragen in dieser Zeit, in der so

00:33:36: viel Unsicherheit drin ist, in den Märkten, aber auch politisch natürlich ein bisschen

00:33:40: Destabilisierung vielleicht stattgefunden hat. Wir haben geopolitische Konflikte, die noch

00:33:44: schwälen und laufen. Was heißt das aber jetzt für mich und meine Geldanlage? Das ist ja auch

00:33:50: das Entscheidende. Also gerade jetzt als langfristige Anleger oder Anlegerin muss ich mich natürlich

00:33:55: fragen, was mache ich jetzt? Ja, ich glaube, das sagt sich so einfach, aber da ist schon was dran.

00:34:02: Also sich jetzt nicht irre machen lassen über diese Ungeräuhrlichkeit. Es gibt riesige

00:34:08: Umeu-Oientierungen in der Politik, das ist innenpolitisch, gesellschaftspolitisch und auch

00:34:14: geopolitisch. Da sind die Historiker ja nicht müde darauf hinzuweisen, was hier wirklich für

00:34:20: Zeitenwänden geschehen. Aber immer muss man die Spiegelung auf die Wirtschaft machen und da

00:34:29: fallen diese großen Dinge ganz anders aus. Viele Dinge werden kleiner, zum Beispiel, dass es weiterhin

00:34:39: einen Weltkapitalmarkt geben wird, den man anders betrachten muss. Also was passiert jetzt schon

00:34:46: ist, dass die Schwankungen, die Kursschwankungen einfach groß sind. Viele Dinge kriegt man gar nicht

00:34:53: so täglich um die Ohren gehauen, aber was am Anleihenmarkt an Kursschwanken ist, ist ungewöhnlich.

00:34:58: Es liegt eben daran, dass sich die Perspektiven für große Summen eben von heute auf morgen ändern.

00:35:03: Aber wir müssen die Trends uns anschauen und da sehen wir selbst am Anleihenmarkt das,

00:35:09: was ich vorhin eben bemerkte, dass wir eher einen realen Zins haben. Man muss also durch

00:35:15: diese Schwankungen durchschauen auf diese größeren Trends und das mache ich dann eben auch mit sich

00:35:20: nicht irre machen lassen von jeder Meldung. An den Aktienmärkten ist es ähnlich. Unternehmen werden

00:35:30: mit dieser neuen Zollwelt umgehen müssen und sie werden das auch können. Sollte es tatsächlich

00:35:38: dazu kommen, dass wir höhere Zölle bekommen, dauerhaft, dann werden Unternehmen sich innerhalb von

00:35:43: fünf Jahren erst recht zehn Jahren an diese Welt anpassen und versuchen, ihr gegenwärtiges

00:35:49: Gewinn, die Wohnungen nicht nur zu halten, sondern zu steigern. Das ist eine ganz andere

00:35:52: Aufstellung für ein Unternehmen, wenn es tatsächlich Fabrik in Amerika baut. Aber dann wird eben diese

00:35:58: Investition getätigt. Die Kostennachteile, die man hat, weil man es ja vorher woanders gemacht hat,

00:36:05: die müssen natürlich verdrückt werden. Da wird man dann sehen, dass man die Produktivität steigert

00:36:10: über automatische Produktionsanlagen. Das ist auch das Problem, was Trump haben wird, wenn er sagt,

00:36:15: bei uns kommen Fabriken an, aber da werden kaum noch Leute arbeiten. Das ist aber nur als Lebenbemerkung.

00:36:19: Aber für Aussicht des Aktionärs ist weiterhin die Aufgabe der Unternehmen aus den bestehenden

00:36:26: Bedingungen eben die größte Rendite zu erzielen. Und das machen Unternehmen, es sind Optimierungsmaschinen.

00:36:31: Es ist immer schwierig, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, vom System A zum System B zu kommen. In

00:36:37: der Zeit gibt es dann eben Schwierigkeiten und da gibt es dann auch mal Ängste und auch mal Kurs-Einbrüche.

00:36:42: Aber jetzt zu glauben, dass die ganze Welt untergeht, ist nicht richtig. Ich glaube, was es bedeutet,

00:36:50: ist, dass man vielleicht kurzfristig mal Branchenentwicklungen versuchen muss, abzugreifen

00:36:55: oder auch mal ein bisschen Timing zu machen. Aber wie gesagt, das ist das, was eben die Profis eben

00:37:02: ja auch tun. Und ich würde sagen, das ist das sogenannte aktive Management von Portfolien,

00:37:09: das gewinnt dann in solchen Zeiten an Bedeutung, wo man dann wirklich mal sagt, wie heiß ist in die

00:37:13: Luft in den großen Technologieunternehmen, gehen wir da mal ein bisschen auf Untergewichten,

00:37:19: weil wir haben die Befürchtung, dass es da rausgeht, wie das jetzt auch der Fall ist. Also es passiert

00:37:24: viel, das sorgt für Volatilität, aber das ist die Märkte, die Aktienmärkte und die Zinsmärkte.

00:37:30: Weiterhin in der Lage sind das zu tun, was wir bisher getragen haben, nämlich mehr Rendite

00:37:36: zu erwirtschaften als die Bank-Einlage, die Spareinlage. Das bleibt unserer Meinung nach weiterhin

00:37:42: bestehen und deswegen ist diese Bewegung, die wir erleben, hin zu den Sachwerten, das geht

00:37:49: ja hin bis zu Gold. Da sind viele Leute dabei, die wirklich Angst haben um alles, ja, das ist

00:37:52: übertrieben, aber ist es ja auch Teil der jetzigen Welt. Aber diese Bewegung hin zu Sachwerten,

00:38:00: geht unserer Meinung nach weiter und ist auch durchaus berechtigt.

00:38:04: Jetzt wollte ich gerne mit einer letzten positiven Nachricht enden in dem Podcast. Wir sind

00:38:09: jetzt schon sehr lang geworden und ich glaube, das Problem ist, dass wir hier ein Thema anschneiden

00:38:12: würden, was nochmal ein bisschen Erklärung bedarf. Ich habe nämlich gelesen, dass die Reallöhne

00:38:18: in Deutschland so stark gestiegen sind wie lange nicht mehr. Nun ist die Frage,

00:38:23: merkt man das tatsächlich in Portemonnaie oder ist das nur so eine statistische Zahl wieder?

00:38:29: Man kann es im Portemonnaie errechnen, ob man es merkt. Im psychologischen Sinne ist

00:38:34: eine zweite Frage. Weil das ist ja oftmals das Hauptproblem, dass man da gar nicht das Gefühl

00:38:37: hat, man hat mehr Geld im Geldbeutel oder auf dem Konto, obwohl es die Statistik sagt.

00:38:42: Ja, also was passiert, wir holen in den Tarifverhandlungen und den Lohnabschlüssen das nach, was in der

00:38:51: Inflation passiert ist. Das ist normal, von der Inflation wird man überrascht und von dieser

00:38:56: Inflation vor drei Jahren wurden wir noch mehr überrascht als von einer sonstigen Inflation.

00:39:02: Dann wird reagiert und diese Reaktionszeit braucht eben auch zwei, drei Jahre, bis man diese

00:39:09: Kaufgrafverluste wieder ausgleicht. Wir sind immer noch in diesem Prozess und das führt dann eben

00:39:15: dazu, dass immer noch höhere Lohnabschlüsse nicht mehr ganz so hoch wie vor ein, zwei Jahren

00:39:19: passieren. Aber die Inflation ja eben schon wieder da ist, wo sie eigentlich hingehört,

00:39:23: nicht bei rund zwei Prozent. Also man könnte auch sagen, die Löhne holen langsam wieder auf

00:39:27: und dadurch haben wir eine Reallohnsteigerung. Genau, dass die Menschen immer noch vorsichtig

00:39:33: sind mit dem Geld ausgeben, weil sie eben immer noch den Schock dieser Preissteigerung

00:39:38: im Hinterkopf haben und immer noch sehen in den Restaurants und in den Geschäften, dass es eben

00:39:43: die Preise immer noch so teuer sind, dass es halt nicht runter geht. Das liegt in der Natur der

00:39:50: Sache, die Leute hoffen, dass die Preise wieder zurückgehen. Das wird nicht passieren. Aber

00:39:56: der Ausgleich der Kaufkraft kommt eben über die Einkommenseite. Nur ist das was, was man eben

00:40:02: erst wirklich erfahren muss. Das heißt, man muss man jahrlang mit seinen etwas höheren Einkommen

00:40:07: jetzt leben und dem höheren Preisniveau und muss am Ende des Jahres sehen, was bleibt übrig,

00:40:12: kann ich mal wieder ins Restaurant gehen oder nicht. Wie ist eigentlich mein Spielraum?

00:40:15: Dann muss man sich gewöhnen. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Meine Vorhersage ist,

00:40:20: dass das passieren wird, dass es ein neues Gleichgewicht gibt von Kaufmöglichkeiten und

00:40:25: Wohlstandseindrücken, die man selbst über seine eigene Finanzen hat und dem, was eben jetzt

00:40:31: tatsächlich ja objektiv passiert. Und das bedeutet, dass eben ihre Einkommen jetzt wieder gestiegen

00:40:36: sind auf den Stand von vor der Inflation sogar schon höher sind und sich damit eben dann die

00:40:41: Ausgabebereitschaft auch langsam wieder einstellt. Das bedeutet, dass die überdurchschnittlich

00:40:46: hohe Sparquote dann eben auch zurückgeht. Und das ist natürlich dann für alles diejenigen,

00:40:51: die im Handel und bei Konsumgütern tätig sind, gut. Da kommt dann wieder ein bisschen mehr

00:40:57: Normalität rein. Dann würde ich sagen, machen wir für heute mal einen Knopf dran an unserem Podcast.

00:41:02: Fast eine Dreiviertelstunde haben wir jetzt über Wirtschaft, Märkte, Politik. Und ihr hält

00:41:07: dir davon jetzt schon wieder entwertet heute. Ich befürchte es auch. Deswegen werde ich auch heute

00:41:10: wahrscheinlich ein bisschen früher rausgehen mit dem Podcast als sonst, damit wir, wie man so

00:41:14: schön sagt, vor die Welle kommen und nicht davon überrannt werden. Denn dieser Tage ist es

00:41:19: wirklich nicht nur an den Märkten volatil, sondern auch die Nachrichtenlage ist so volatil,

00:41:23: dass man da manchmal gar nicht sicher sein kann, ist das, was ich vor zwei Stunden gesagt habe,

00:41:27: überhaupt noch aktuell. Ulrich, vielen Dank auf jeden Fall für deine Einschätzung,

00:41:30: für den Blick auf die Dinge. Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, vielen Dank fürs Einschalten,

00:41:35: fürs Abonnieren, fürs regelmäßig dranbleiben hier bei uns. Und wenn Sie eine Frage

00:41:40: haben, schreiben Sie uns gerne mal an podcast@dk.de oder kommentieren Sie in einem der Social-Media-Kanäle.

00:41:46: Da kriegen wir das dann auch mit. Vielen Dank an alle und bis bald. Tschüss!

00:41:52: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie

00:41:59: unter www.dk.de/dk-gruppe

00:42:05: www.dk.de/dk-gruppe

00:42:07: Ich will sicherlich noch nicht von dieser Karriere gehen...