00:00:00: Das fängt ja gut an.
00:00:02: Zwar hält sich der DAX und auch andere wichtige Aktienindices in der Nähe ihrer Rekordstände,
00:00:07: dennoch sind die Unsicherheiten hoch.
00:00:10: Dabei sind es nicht die politischen Entwicklungen kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump,
00:00:15: sondern vor allem auch starke US-Arbeitsmarktdaten, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
00:00:20: an den Märkten sorge machen.
00:00:22: Zinssenkungen scheinen damit eher unsicher, zumindest in den USA.
00:00:26: Und das belastet die für die Entwicklung der Märkte wichtigen Tech-Aktien.
00:00:30: Auf der anderen Seite der Welt ist es China, das durch die jüngst veröffentlichten Daten
00:00:35: ambivalente Impulse sendet.
00:00:37: Ihm und Exporte sehen besser aus, dennoch bleibt die Situation des zweitwichtigsten
00:00:42: deutschen Handelspartners schwierig.
00:00:44: Und der Wahlkampf in Deutschland gewinnt derzeit an Schärfe.
00:00:48: Dabei stehen auch immer wieder wirtschaftliche Themen im Fokus.
00:00:52: Warum kann die amerikanische Notenbank die Zinsen nicht senken, wie stark beeinflusst
00:00:57: die chinesische Wirtschaft die deutsche Wirtschaft und welche wirtschaftlichen Themen der Wahlkämpfer
00:01:02: sind wirklich von Relevanz?
00:01:04: Wir sprechen drüber in dieser Folge.
00:01:06: Mikro trifft Makro.
00:01:18: Hallo und herzlich willkommen zur 116. Folge Mikro trifft Makro.
00:01:23: Heute ist Donnerstag der 16.1.2025 und bei mir ist der Chefvolkswirt der Dekabank Dr.
00:01:30: Ulrich Kater.
00:01:31: Guten Morning Ulrich.
00:01:33: Ich hoffe, du bist gut ins neue Jahr gestartet.
00:01:35: Für frohes neues Jahr sind wir eigentlich ein Tag zu spät.
00:01:38: Sollte es laut knicken.
00:01:39: Dann machen wir einfach ein Neujahrsempfang draus, denn die fangen ja gerade erst an.
00:01:43: Zum Glück ist ja kein Katerfrühstück geworden.
00:01:46: Die merkt, dass wir sich wieder ein bisschen beruhigt zum Glück.
00:01:48: Wir wünschen dennoch natürlich unseren Zuhörerinnen und Zuhörern ein gutes neues Jahr.
00:01:53: 2025 haben wir nun das fünfte Podcastkalenderjahr in das wir gehen.
00:01:57: Übrigens.
00:01:58: Das hat es ja direkt in sich.
00:01:59: 20.1.
00:02:00: Also in wenigen Tagen ist die Amtseinführung von Donald Trump in den USA.
00:02:04: Am 23.2.
00:02:05: Die Bundestagswahl und auch ansonsten ist doch ein bisschen Unruhpotenzial da aus dem politischen
00:02:10: Umfeld.
00:02:11: Ein bisschen was hat sich jetzt über Nacht vielleicht ein bisschen gelöst hier und da.
00:02:15: Aber auch aus den USA.
00:02:16: Da haben wir schon viel gehört aus der Politik, etwa über Grönland oder auch über Panama
00:02:21: bzw.
00:02:22: Panama Canal insbesondere.
00:02:23: Und wir haben auch die ersten Wirtschaftsdaten des Jahres schon gesehen.
00:02:27: Was ist denn davon zu halten und wie würdest du denn den Staat in 2025 so aus Kapitalmarkt
00:02:33: sich bezeichnen?
00:02:34: Ja, beim Trump muss man weiterhin versuchen zumindest zu trennen.
00:02:40: Also was nur wirklich substanziell ist für die Märkte und was er dann für seine Wähler
00:02:45: sagt oder nur sagt, weil er gerade Lust dazu hat.
00:02:48: Also es bleibt dabei, dieser Politikstil macht den Märkten, den Marktteilnehmern nicht leicht.
00:02:54: Das Thema Kanada oder Grönland ist ja an den Kapitarmärkten jetzt gleich ganz ignoriert
00:03:02: worden aus gutem Grund.
00:03:04: Das fällt wohl eher in die Folkloreabteilung.
00:03:08: Wobei ich jetzt den Geopolitiker nicht auf die Füße treten möchte, das ist sicherlich
00:03:13: politisch hochrelevant, aber für die Märkte jetzt eher nicht.
00:03:17: Also die Märkte tun jetzt wirklich gut daran, sich auf Zahlen und Fakten zu konzentrieren.
00:03:22: Und da hatten wir einen guten Jahresauftakt, kann man glaube ich jetzt sagen, der Arbeitsmarkt
00:03:29: war stark in den USA, also nichts zu spüren von so einer vermeintlichen Abschwächung,
00:03:36: die da unterwegs ist.
00:03:37: Ja und dann kam gestern der Inflationsbericht aus dem Januar, das war weiterhin kräftige
00:03:45: Preissteigerung, knapp 3% in den USA.
00:03:48: Aber in der Kernrate und dem gesamten Inflationsbild dann doch eine Beruhigung bzw. auch eine weiter
00:03:54: zu erwartende Beruhigung und das ist positiv für die Märkte.
00:04:00: Dazu kommen jetzt die ersten Unternehmensberichte, auch gestern aus dem Bankensektor, sehr positiv.
00:04:06: Also alles in allem eine gute Kombination und damit ein guter Jahresauftakt, die Aktienmärkte
00:04:13: sind gestiegen.
00:04:14: Die Renditen nach dem hohen Anstieg aus dem letzten Jahr noch haben sich jetzt ein bisschen
00:04:21: beruhigt.
00:04:22: Ich würde sagen man kann schon sagen, Auftakt nach Maß.
00:04:26: Ja ansonsten steht ja jetzt die Amtseinführung von Donald Trump bevor und der hat ja, wie
00:04:32: du eben schon gesagt hast, schon einiges rausgefeuerten alter Manier.
00:04:36: Einige Sachen davon auch mit wirtschaftlichen Implikationen.
00:04:38: Das Thema Strafzölle steht weiterhin da auf dem Tapett.
00:04:41: Aber vor allem die Anhebung des NATO-Beitrags auf 5% des Bruttoinlandsproduks hat doch für
00:04:47: ein bisschen Unruhe gesorgt.
00:04:48: Herr Habeck hatte hier in Deutschland schon mal die 3,5% ins Spiel gebracht, vorsichtsalber.
00:04:52: Ist das so ein typischer Trump-Move oder ist das durchaus eine ernste Forderung, mit
00:04:56: der man sich jetzt beschäftigen muss?
00:04:57: Ich glaube das gehört auch zu diesem James Bond-Stil von seiner Kommunikation.
00:05:03: Also Hauptsache Grell Bund mit schnellen Schnitten, viele Explosionen.
00:05:08: Damit müssen wir, ja habe ich gerade schon gesagt, müssen wir leben.
00:05:14: Wir haben das ja in der ersten Handelswoche auch schon erlebt.
00:05:17: Da gab es dann Presseberichte aus der Washington Post, dass die Umsetzungen der Zölle eben
00:05:22: vielleicht gar nicht so stark werden würde und Shubs gingen die Märkte gleich nach
00:05:26: oben.
00:05:27: Dann kam gleich ein Dementi am gleichen Tag noch, dann gingen die Märkte wieder nach
00:05:31: unten und damit müssen wir einfach leben.
00:05:36: Ich habe vorhin schon gesagt, wir müssen trennen zwischen Spreu und Weizen und es wird jetzt
00:05:40: ja wirklich spannend.
00:05:41: Am Montag wird sich Trump jetzt in seinen ersten tatsächlichen Maßnahmen äußern und
00:05:46: das betrifft dann wirklich zuerst mal die Zölle, das ist das erste Thema.
00:05:50: Es gibt mittlerweile eine neue Berichtslage jetzt aktuell eben, dass die US-Administration
00:05:56: sowohl plant die Zölle sukzessive einzuführen.
00:06:03: Das spricht schon mal für eine gewisse Rationalität beim Team Trump, denn wenn man eben zu stark
00:06:11: und schnell eine Zolleinhebung macht, dann bekommt man eben die Inflationswelle und das
00:06:16: hat man anscheinend gesehen, das ist nicht gut.
00:06:19: Das soll nicht sein, außerdem sollen solche Zolle ja immer auch Verhandlungsmasse sein
00:06:24: und mit jedem Land dieser Welt, mit jeder Region individuell auszuhandeln, was vielleicht
00:06:30: Amerika herausschlagen könnte und was man seinen WLAN dann als Erfolg verkaufen kann
00:06:35: und dazu gehört dann eben, dass man dieses Zollthema auch dann auf der Zeitschiene streckt.
00:06:40: Aber wir müssen sehen, was jetzt tatsächlich am Montag-Dienstag, was in der nächsten Woche
00:06:46: dann substanziell passiert.
00:06:47: Ja, die angesprochenen Themen eben, die sehen ja erst mal durchaus positiv aus, zumindest
00:06:51: für die Aktienmärkte, aber gab es da nicht auch vor den guten Preiszahlen, die du jetzt
00:06:57: eben angesprochen hast, schon Probleme bei den gestiegenen US-Renditen, weil ich habe
00:07:01: von Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer mitbekommen, dass man sich ernsthaft Sorgen
00:07:05: macht, dass die zehnjährige Staatsanleihe Rendite über 5% ansteigen könnte.
00:07:09: Woher kommen denn die Ängste und vor allem, es klingt ja auch alles immer so ein bisschen
00:07:13: mystisch mit diesen ganzen Renditen und so weiter, was wird denn das konkret bedeuten?
00:07:17: Ja, da sprichst du jetzt eigentlich die große Risikogeschichte, so wie ich das mal bezeichne,
00:07:24: an die an den Märkten schon diskutiert wird.
00:07:27: Also da geht es tatsächlich um die Perspektive, dass die Inflation trotz der gestrigen Daten
00:07:33: am Ende eben doch nicht zu bezähmen ist und da steckt als Hintergrund vor allen Dingen
00:07:42: auch die Fehlentwicklungen bei der Staatsverschuldung, dahinter steigende Staatsschulden rund um
00:07:48: die Welt und das eben durchaus in substanziellem Umfang und dann steigen eben die Renditen
00:07:56: und das würde dann unter Umständen auch dazu führen, dass alle Vermögenswerte neu bewertet
00:08:02: werden müssen, wenn so ein Rendite ansteht, wirklich als dauerhaft und stark von der Mehrzahl
00:08:08: der Marktteilnehmer angenommen würde.
00:08:10: In Amerika ist die Inflation deswegen eher ein Thema, weil die Wirtschaft wirklich gut
00:08:18: unterwegs ist, das typische Überhitzungsphänomen.
00:08:21: In Europa ja nicht so, weil die Konjunktur eben gar nicht läuft und da sinkt ja auch
00:08:28: die Inflation durchaus in dem Umfang, wie man das erwartet.
00:08:33: Letzten Daten waren zwar da auch Störfeuer, aber das wird jetzt sich absehbar auch wieder
00:08:38: nachlassen.
00:08:39: Es wird aber auch hier in Europa und halt generell an den Märkten von, ich würde
00:08:45: es mal so formulieren, von Inflation in der Zukunft gesprochen, wobei Zukunft durchaus
00:08:52: ein längerer Begriff ist und die Erzählung dahinter, das heißt die Begründung lautet
00:09:00: ganz vereinfacht gesprochen, die Staaten sind eben hochverschuldet und Inflation ist
00:09:07: eine Möglichkeit, sich dieser Schulden ja nicht zu entledigen, aber sie zumindest zu
00:09:12: bildern.
00:09:13: Ja und hier sieht man schon, das ist also ein sehr, sehr weiter Bogen.
00:09:18: Das sind Vermutungen über das, was so in den nächsten zehn Jahren vielleicht passieren
00:09:26: könnte und liegt in der Natur der Sache, dass da viel passieren kann.
00:09:31: Zu diesem Risikoszenario gehört dann auch die Frage, wie würden sich den Notenbanken
00:09:37: verhalten in den nächsten Jahren, wenn das wirklich die makroökonomische Umgebung wäre
00:09:43: mit ständig unbefriedigenden Inflationszahlen und dann gibt es da auch noch eine Weichenstellung,
00:09:50: also entweder die Notenbanken verhalten sich so viel bisher und tun alles, um die Inflation
00:09:57: dann auch wieder runterzubringen.
00:09:58: Das gibt einen riesen Konflikt mit den Regierungen, weil die Regierungen natürlich, wenn sie
00:10:02: in den Inflationsinteressiert sind, die Notenbanken als Störfeuer ansehen und der Konflikt, der
00:10:07: sich da zwischen Trump und dem US-Notenbank-Schiff Jerome Powell die ganze Zeit schon angedeutet
00:10:16: hat und teilweise auch in der Öffentlichkeit ausgetragen worden ist schon, ja zumindest
00:10:21: andeutungsweise, der verkörpert eben dann dieses Problem und sollten Notenbanken tatsächlich
00:10:27: einknicken.
00:10:28: Das heißt also kapitulieren und sagen, ja wir geben dem Druck auf niedrige Zinsen nach,
00:10:36: weil die Wirtschaft dann irgendwann schlecht läuft und wir jetzt nicht als Sünden wirklich
00:10:40: hier darstellen wollen, dann hätte man tatsächlich eine völlig neue Kapitalmarktwelt.
00:10:46: Fachleute sagen dann ein neues Kapitalmarktparadigma, dann würden sich alle Entwicklungen an Anleihmärkten
00:10:53: und Aktienmärkten vollständig ändern.
00:10:55: Aber normal das sind Szenarien, das sind Risikoüberlegungen, die auch wir durchaus auf dem Radar haben,
00:11:03: aber nochmal das sind Entwicklungen, die nicht von heute auf morgen passieren.
00:11:07: Solche grundsätzlichen Neubewertungen von Entwicklungen, die setzen sich dann nur langsam
00:11:12: durch über die Jahre und zwischendurch gibt es immer wieder Phasen, wo eben andere Entwicklungen
00:11:21: vorherharschen wie gerade jetzt, wo wir jetzt auch gerade aktuell wieder Entlastung bei
00:11:25: den Preiszahlen haben, die mal wieder beruhigend ausgefallen sind und es bleibt dabei, aber
00:11:32: das ist die Grundaufgabe von Marktteilnehmern, dass eben wachsam sein müssen gegen diese
00:11:37: Überlegungen.
00:11:38: Deswegen machen sich die Marktteilnehmer ja eben auch diese Gedanken über schlüssige
00:11:42: Szenarien in der Zukunft und dann zu vergleichen, ob die tatsächlich Entwicklung welchem Szenario
00:11:49: die tatsächlich Entwicklungen am meisten ähnelt, um daraus eben abzuleiten, wie es wohl weitergehen
00:11:56: wird.
00:11:57: Heißt aber auch für die USA beispielsweise, deswegen nochmal ganz kurz die Nachfrage
00:12:02: dazu.
00:12:03: Die Arbeitsmarktdaten waren jetzt stark, die Konjunktur ist weiterhin in Ordnung, die
00:12:07: werden jetzt da erst mal nicht viel an der Zinsschraube nach unten drehen können eigentlich,
00:12:11: oder?
00:12:12: Nein, das ist die Erkenntnis schon aus dem letzten Jahr und das ist schon der Tribut,
00:12:18: den man der Inflationsentwicklung in Amerika zollt, denn sie ist nicht so überzeugend nach
00:12:24: unten gerichtet, wie man das erwartet hat, das ist der Unterschied zu Europa und vor
00:12:30: diesem Hintergrund.
00:12:31: Ohne ein Gedenk dessen, was Trump eben angekündigt hat mit zunehmender Verschuldung in den USA,
00:12:40: hat die US-Notenbank berechtigterweise den Schluss gezogen, wie auch die Märkte auch,
00:12:46: dass dann eben deutliche Zinssenkungen jetzt erstmal nicht möglich sind.
00:12:51: Die Daten bestätigen das jetzt erst mal so weit und das ist der Grund, warum jetzt auch
00:12:58: nur noch zwei Zinsschritte erwartet werden für die USA, das tun wir auch mit einer
00:13:03: gehörigen Portion Unsicherheit.
00:13:06: Es wird auch von einer Fraktion an den Märkten über Zinserhöhungen gesprochen, die notwendig
00:13:12: wären, aber aus unserer Einschätzung ist da also die Hürde tatsächlich, dass die Notenbank
00:13:19: sagt, die US-Notenbank sagt, wir müssen die Zinsen anheben, die ist ziemlich hoch, also
00:13:24: da müssen wirklich die Inflationsdaten sich deutlich verschlechtern, danach sieht es nicht
00:13:30: aus, zumindest nicht vom Trend.
00:13:33: Vor dem Hintergrund haben die Anleimärkte und die Aktienmärkte diese Veränderung, nämlich
00:13:39: dass die Notenbankpolitik eben nicht viel Unterstützung bieten wird in diesem Jahr
00:13:45: schon eingepreist.
00:13:46: Ja, schauen wir nochmal auf die andere Seite der Erde, da liegt in China der zweite große
00:13:51: Handelspartner von Deutschland und da hat sich die Lage zwar nicht wesentlich verbessert,
00:13:56: aber zumindest ein bisschen, was hat sich bei den importen Exportdaten getan.
00:14:00: Hier wurden ein bisschen Hoffnung geschöpft, zumal ja auch deutsche Unternehmen gut in
00:14:04: China mitverdienen.
00:14:05: Ist das Land der aufgehenden Sonne damit wieder auf dem aufsteigenden Ast oder ist es weiterhin
00:14:10: alles problematisch?
00:14:11: Nein, also da sehe ich überhaupt keine Änderung in der Strategie, der wirtschaftspolitischen
00:14:19: Strategie, einer hoch problematischen Strategie.
00:14:23: Es ist die Strategie der Industriedominanz.
00:14:26: China will aus politischen Gründen die Industriemärkte der Welt beherrschen.
00:14:30: mit Technologie und Marktanteilen. Diese wirtschaftspolitische Zielrichtung fährt
00:14:36: vor die Wand, meiner Ansicht nach. Und zwar zwei Gründen. Erstens hat die
00:14:40: chinesische Bevölkerung davon nichts und das zeigt sich eben, dass der
00:14:44: Lebensstandard nicht steigt. Das ist auch ein Thema für die chinesische
00:14:50: Regierung, für die Partei. Das hat man glaube ich auch erlebt mit den
00:14:53: Versuchen in den letzten Monaten, dass daran etwas zu ändern, das Wachstum
00:14:59: anzukurbeln und vielleicht auch für den Konsum ein bisschen was rauszuholen. Aber
00:15:03: das macht man eben halbherzig. Die Grundstrategie bleibt bestehen. Der andere
00:15:07: Grund, warum sie gegen die Wand fährt, ist, was die Handelspartner das eben nicht
00:15:10: mitmachen. Wir haben in diesem Jahr anscheinend noch einen Gipfel zwischen
00:15:14: der Europäischen Union und China und da wird man mal sehen, was die Töne sind.
00:15:18: Aber es zeichnet sich ab, dass der Ansatz über Größenvorteile und
00:15:26: subventionierte Produktion in China mit erheblichen Überkapazitäten, über
00:15:33: niedrige Preise in die Märkte einzudringen, dass das auch von der
00:15:37: Europäischen Union nicht mitgemacht wird und dann werden wir uns den Zollmaßnahmen
00:15:40: anschließen. Und das ist, wie gesagt, etwas, was dann auf der chinesischen Seite
00:15:47: mal überdacht werden muss. Aber das sieht man nicht und solange das nicht der Fall ist,
00:15:51: wird man auch beim BIP. Was wir ja nächste Woche kriegen, keine Überraschung sehen.
00:15:56: Die Zahlen sind sowieso recht politisch, würde ich mal freundlich kommentieren.
00:16:01: Das sind Zahlen zwischen 4,5 Prozent. Das ist auch das, was mit der Markt
00:16:06: berechnet. Aber es gibt keine Veränderung, die die Aktienmärkte interessieren würde.
00:16:12: Das wäre dann der Fall, wenn China umstellen würde und sagen würde, wir
00:16:16: wollen auch die heimischen Nachfrage stark fördern. Das würde man darüber
00:16:22: machen, dass man die Löhne steigen ließe, darüber, dass die Unternehmen eben nicht
00:16:27: mehr so stark in nationale Ziele eingespannt würden, sondern selber ihre
00:16:31: Parameter wählen könnten. Man würde es auch darüber machen, dass man das
00:16:35: Sozialsystem verbessert, was es in China nach wie vor überhaupt nicht gibt und
00:16:39: damit Vertrauen in den Konsum in der Bevölkerung stärkt. Man würde eben
00:16:43: stärkere Maßnahmen auf den Wohlstand der chinesischen Bevölkerung abstellen.
00:16:48: Das ist erklärt am Maßen auch moralisch begründet durch den Regierungschef Xi
00:16:54: eben nicht das Ziel. Man will nicht die viel beschworenen westlichen
00:17:00: Konsumdekadenz an Heimfallen produzieren. Aber wir blöde, diese
00:17:05: Konsumgüter. Also eine sehr, ich finde, erklärungsbedürftige Strategie.
00:17:09: Schauen wir nochmal nach Europa. Wir hatten es eben schon von den Zinsen in den
00:17:12: USA. Europa sind ja schon relativ niedrig, auch aufgrund der stark zurückgegangenen
00:17:17: Inflationsdaten eigentlich. Die Aktienmärkte, die laufen ja, also wir haben
00:17:23: gerade eben auch vorab drüber gesprochen, der DAX hat einen richtigen Freudensprung
00:17:27: gestern gemacht. Allerdings könnte man dann auch denken, warum eigentlich, denn
00:17:32: der deutschen Wirtschaft geht es ja weiter schlecht, aber die Aktienmärkte, gerade die
00:17:36: großen Unternehmen, die hängen halt am Tropf der internationalen Märkte mehr und
00:17:40: gar nicht so sehr der kleinen deutschen Volkswirtschaft, auch wenn sie die
00:17:44: drittgrößte der Welt ist. Ja, wie ist es denn mit den Zinsen in Europa, mit der
00:17:50: grundsätzlichen Entwicklung? Was ist zu erwarten, was steht da so an in den
00:17:54: nächsten Wochen? Ja, in Europa, wie schon angedeutet, ein anderes Bild als in
00:17:59: den Vereinigten Staaten. Die Konjunktur ist alles andere als am
00:18:03: Überkochen. Wir kriegen eine Wachstum von einem Prozent in Europa, wahrscheinlich
00:18:07: wieder hin. Das ist das Gleiche wie im letzten Jahr, aber das findet eben nicht in
00:18:10: Deutschland statt. Wir haben für die deutsche Volkswirtschaft gestern die
00:18:15: Bibzahlen bekommen. Das ist eine erste Abschätzung vom Statistischen Bundesamt,
00:18:20: wie das Gesamtjahr 2024 gelaufen ist und es kam der Minus 0,2 raus, das war
00:18:26: erwartet worden, aber es ist eben das zweite Jahr hintereinander, damit ist es
00:18:30: dann amtlich, also zweites Bibrückgang in einem Gesamtjahr hinten nach dem anderen.
00:18:37: Das ist schon wirklich ganz selten und ich meine für dieses Jahr sieht es ja auch
00:18:43: nicht besser aus oder nicht viel besser aus. Das ist ja das erschreckende
00:18:49: deutsche Volkswirtschaft, wächst nicht mehr. Wenn das so weitergeht, dann ist
00:18:54: das bedeutet, dass eben auch wirklich Stillstand beim Wohlstand.
00:18:59: Die Muster sind die gleichen wie im letzten Jahr, der DAX kümmert sich nicht
00:19:02: um neue Rekordhochs. Das liegt eben an dieser Betrachtungsweise, die wir haben
00:19:07: müssen, dass das Aktienmärkte eben weltweite Märkte sind und weniger an
00:19:11: der deutschen Wirtschaft hängen. Ja, aber mich umsonst ist eben die Verbesserung
00:19:15: der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ja durchaus das Zentrum des
00:19:19: Wahlkampfes oder ein wichtiges Feld im Wahlkampf.
00:19:21: Ja, also definitiv und man merkt das auch, es blitzt immer wieder durch.
00:19:26: Da stellt es natürlich eine Frage, ob sich denn nach der Bundestagswahl
00:19:31: irgendwas daran ändern. Also können die Politiker das alleine in den Griff
00:19:35: bekommen mit ihren Maßnahmen? Ich glaube, da wird sich nichts Grundlegendes ändern.
00:19:41: Es ist ja so, dass das Land sich eigentlich in einigen Fällen neu
00:19:46: erfinden müsste. Also im Unternehmensektor muss ja eigentlich mit
00:19:51: Hochdruck an neuen Geschäftsmodellen gearbeitet werden, statt dass man eben
00:19:54: den alten Technologien und Marktstellungen hinterher trauert.
00:20:01: Das machen Unternehmen ja auch, aber man muss sie halt lassen und das ist in
00:20:07: Deutschland anscheinend so schwierig geworden, dass die Unternehmen da ein
00:20:10: bisschen in die Lust dran verlieren. Aber es gibt ja viele weitere Felder in der
00:20:14: Infrastruktur, es müsste ja vor allen Dingen, ja, wir sollen mal sagen, es müsste
00:20:19: schneller gebaut werden, statt immer mehr Geld zu fordern. Ja, das ist da
00:20:22: liegen ja die einzelnen eigentlichen Probleme in den Strukturen und weniger
00:20:26: in den Budgets. Dann sind wir zwar sehr stolz auf unser Sozialsystem, aber es
00:20:32: zeigt sich ja auch hier immer mehr, dass wir uns eher heillos verheddert haben.
00:20:38: Dass wir ein Labyrinth aus Leistungen und Einzelfallgerechtigkeiten
00:20:44: aufgebaut haben, in dem wir mittlerweile absolut nicht mehr wissen, wo überhaupt
00:20:50: wir uns befinden, also wie das System überhaupt wirkt.
00:20:55: Es ist da sehr sprechend, was hier gerade dieser tage hier auch in die
00:20:59: Öffentlichkeit kommt, also der wissenschaftliche Dienst vom
00:21:02: Bundestag hat ja gerade eine Anfrage beantwortet, nach welcher Sozialleistung es
00:21:07: in Deutschland eigentlich insgesamt so gibt. Und ich habe mir das mal rausgesucht,
00:21:11: die Antwort ist wirklich sprechend, habe jetzt das Zitat hier mal mitgebracht,
00:21:16: also es wird ausdrücklich darauf hingewiesen und das ist jetzt schon
00:21:19: aus der Antwort, dass der Sachstand aufgrund der Vielzahl der vorhandenen
00:21:27: Leistungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Bislang ist keine
00:21:33: belastbare abschließende Aufzählung oder Systematisierung der in Deutschland
00:21:38: gewährten Sozialleistungen in der Literatur bekannt.
00:21:42: Also ist ein bisschen länger für, man weiß es einfach nicht. Und das Gleiche
00:21:46: gilt ja auch für andere Bereiche, für die Regulierung in Deutschland von
00:21:51: Arbeitsschutz bis zum Baurecht, wo jede Legislaturperiode, jede Regierung immer
00:21:56: noch eine neue Schicht draufgelegt hat an Regeln und an Verbesserungen und an
00:22:01: Verästelungen. Also das alles deutet doch auf die
00:22:05: Notwendigkeit so von einem grundlegenden Neuanfang in vielen Bereichen
00:22:11: in deutschen Wirtschaft und dann betrifft es natürlich auch die Staatsorganisation.
00:22:17: Das deutet eben auf einen grundsätzlichen Formbedarf hin, aber das bieten jetzt die
00:22:23: Parteien im Wahlkampf nicht an. Die einen wollen hier und da ein bisschen
00:22:30: verbessern mit einzelnen Maßnahmen, die erkennen schon an, dass es notwendig ist
00:22:34: und wollen die Angebotsbedingungen verbessern mit steuerlichen Maßnahmen und
00:22:39: ein bisschen Bürokratieabbau und so weiter. Ja und die anderen wollen vor
00:22:43: allen Dingen mehr Geld, weil das ja vermeintlich alles besser macht. Da sucht
00:22:49: man dann, wo man die Steuer und Beitragszahler dann noch ein bisschen mehr
00:22:54: belasten kann, obwohl die Abgabenquote in Deutschland ja schon lange international
00:22:59: spitze ist. Und wo es dann eben immer noch nicht reicht, da sollen dann Schulden
00:23:04: gemacht werden und dann darf man sich aber auf der anderen Seite auch nicht
00:23:09: wundern, wenn die Schulden wächtern, das sind nämlich die Teilnehmer am Kapitalmarkt,
00:23:13: wenn die sich so langsam ihre Gedanken machen, wo das denn alles so hinführt
00:23:18: und wie das denn eigentlich so haltbar ist oder was halt gerade steigende
00:23:23: Schuldenstände in der Zukunft so alles bewirken können, angefangen von
00:23:27: inflationen bis zur Kapitalverkehrskontrollen. Also es hängt natürlich
00:23:32: jetzt auch alles vom Wahlergebnis ab, welche Richtung die Deutschen wählen.
00:23:38: Und das kommt natürlich dazu, aus politökonomischer Sicht mit Reformen und
00:23:44: mit Zumutungen keine Wahlkämpfe zu gewinnen sind, also wird eher im
00:23:49: Wahlkampf eher versprochen. Aber dass sich eine Regierung jetzt mit einer
00:23:55: ausreichenden großen Mehrheit dann auch auf so einen Neuanfang stürzt, das
00:24:01: halte ich doch für unwahrscheinlich. Heißt aber, ihr seid trotzdem zuversichtlich
00:24:05: für das bevorstehende Aktien und Renten? Ja, das kann man nicht oft genug sagen.
00:24:11: Deutschland ist jetzt alles andere als der Nabel der Aktienwelt. Das ist halt so,
00:24:15: habe ich auch gerade ja schon gesagt, Kapitalmärkte sind weltweite Märkte.
00:24:19: Und auch für jeden privaten deutschen Haushalt solltet eine Anlage in
00:24:24: Aktien oder in Anleihen, also im Web-Bappé-Bereich, wirklich weltweit gedacht
00:24:29: werden. Breite Streuung über die Branchen und Regionen kann man auch nicht
00:24:32: oft genug sagen. Und deswegen beobachten wir ja auch die globale
00:24:36: Makroökonomie. Und die ist im Gegensatz zur Geopolitik oder auch zur Lage in
00:24:41: Deutschland überhaupt nicht so dramatisch. Die Inflation hat sich beruhigt, das
00:24:46: Wachstum ist eigentlich durchaus kräftig weltweit. Das bleibt auch in diesem Jahr
00:24:49: so. Die Zinsen beruhigen sich, ja klar mit dem Blick auf Amerika, wie weit das
00:24:54: da sich auch zeigt. Aber das sind doch Voraussetzungen für ein erfolgreiches
00:25:03: Kapitalmarkt. Ja, die sind weiter vorhanden. Deswegen sehen wir zuversichtlich
00:25:08: in dieses Jahr auch hinein. Natürlich heißt es nicht, dass alles glatt läuft
00:25:12: und wir haben eben auch unser Risiko-Radar kreisen. Aber es ist zurzeit nicht so,
00:25:18: dass wir da so viel Störobjekte sehen, dass wir hier Alarm geben müssen.
00:25:23: Man darf auch nicht vergessen, ab und zu kommt dann eben doch mal ein schwarz
00:25:27: erschwarnen vorbei geschwommen, den man nicht hat. Die kann man sowieso nicht, das
00:25:30: ist die Definition von diesem Begriff. Es ist selten, es ist nicht vorhersehbar,
00:25:39: hat aber unter Umständen große Auswirkungen. Das ist halt das Problem.
00:25:42: Genau, aber das kennt man ja auch aus dem eigenen privaten Umfeld. Manchmal geht
00:25:46: das Auto einfach kaputt und dann kann man, das hat man das vorher auch nicht
00:25:48: gemerkt. Und auch wenn es gerade in der Inspektion war, kann trotzdem immer was
00:25:51: passieren. Das ist an den Kapitalmärkten leider nicht anders. Und ja, da habt ihr
00:25:56: tatsächlich keine Glaskugel auf dem Schreibtisch stehen und müsst euch mit
00:26:00: dem behelfen, was da ist an Daten und alles andere, muss dann tagesaktuell
00:26:04: bewertet werden. Das ist ja auch das, was man immer so schön sagt. Glaubst du nicht
00:26:08: einen lateinischen Ausdruck für auch? Gibt es bestimmt, aber ist mir jetzt nicht
00:26:12: präsent, aber es ist schön, dass du unsere Arbeit mal so in einem Satz zusammengefasst hast.
00:26:15: Ach, Ceteris Paribus sagt mir das. Ja, das ist ein Begriff aus der Ökonomie,
00:26:24: aus der Wissenschaft. Wo man ja sich bewusst ist, dass man ein System vor sich hat
00:26:33: von ganz vielen Variablen, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Und man
00:26:39: versucht, einzelne Wirkungsstränge zu isolieren und sich zu überlegen, dann
00:26:46: muss man ja aber annehmen, dass diese ganzen anderen Variablen im System zumindest
00:26:50: für diese Überlegung erstmal gleich bleiben. Und das ist dieser Ausdruck
00:26:54: Ceteris Paribus. Wenn alles andere gleich bleibt, dann bedeutet das und
00:26:59: sich nur das verändert, dann bedeutet das dies und jenes. Leider bleibt das
00:27:03: andere eben doch nicht gleich. Ja, ich stelle mir das immer vor wie so ein
00:27:06: riesiges Brett auf dem ganz viele Zahnräder. Alle hängen irgendwie
00:27:10: miteinander zusammen, aber wenn ich das eine drehe, weiß ich nicht, welche
00:27:12: alle sich mitdrehen. Und so kommt mir das immer auch ein bisschen bei diesen
00:27:16: ganzen Wirtschaftsdaten vor. Ganz einschätzen kann man es wirklich nicht immer.
00:27:19: Genau, man muss sehr sehr vorsichtig sein mit dieser mechanistischen Vorstellung
00:27:22: von den Zahnrädern. Sicherlich gibt es Dinge, die auch ziemlich zuverlässig
00:27:26: funktionieren, aber vielleicht kann man sich so denken, dass diese Zahnräder auch
00:27:32: ständig gewechselt werden, sich an anderer Stelle wieder eingebaut werden.
00:27:37: Genau, dann nimmt man eine eins raus. So dass die Übertragungen eben anders
00:27:40: werden und einige drehen sich mal langsamer, mal schwerer. Also dieses Brett mit
00:27:46: den mechanistischen Anordnungen verändert sich eben ständig. Man wird ein Zahnrad
00:27:50: vielleicht geölten. Heißt aber auch nicht, dass man gar nichts sagen kann.
00:27:54: Das wäre jetzt auch übertrieben, wenn man deswegen das ganze auch adakter
00:27:59: legen würde. Das ist schon sinnvoll, sich die Dinge anzusehen, weil einige
00:28:04: Gesetzmäßigkeiten gibt es und die kann man durchaus auch verwenden.
00:28:08: Ja, deswegen wird es ja auch nicht langweilig im Podcast. So kann man es doch sagen.
00:28:12: Ja, dann vielen Dank für heute, für unseren ersten Podcast im neuen Jahr.
00:28:16: Passenderweise kommt gerade die Sonne raus nach deinen positiven Einschätzungen
00:28:20: für das Kapitalmarktjahr 2025. Hoffen wir, dass wir mehr Sonne als Wolken sehen
00:28:25: an den Kapitalmärkten im diesen Jahr. Wir werden darüber berichten, wir werden dran
00:28:28: bleiben. Wir werden natürlich auch die bevorstehende Bundestagswahl im Blick
00:28:32: behalten und in der nächsten Folge sicherlich darüber sprechen, was Donald
00:28:36: Trump nach der Amtseinführung bereits umgesetzt hat.
00:28:39: Das war es von uns für heute. Machen Sie es gut und bis bald. Tschüss!
00:28:43: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank
00:28:50: finden sie unter www.dk.de/dk-gruppe