Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

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00:00:00: Schaut man aus dem Fenster, dann stellt man wenig überraschend fest, es ist Herbst geworden.

00:00:05: Und so wie der Herbst windt, die Blätter durcheinander wirbelt, geht es auch mit den Kursen hoch und runter.

00:00:11: Zwar hat der DAX erneut die 19.000-Punkte-Marke erreicht, allerdings ist da auch scheinbar Schluss für den deutschen Index.

00:00:17: In den USA läuft die Wirtschaft deutlich besser als in Deutschland und auch der Arbeitsmarkt scheint mehr als stabil zu sein.

00:00:24: Das schränkt den Spielraum der amerikanischen Notenbank ein, die Zinsen erneut deutlich zu senken.

00:00:30: Und so bleibt es bei der Schere zwischen den beiden großen Wirtschaftsräumen USA und Euroland.

00:00:35: Runter ging es nicht nur mit der Inflation in Deutschland, die nun unter die 2-Prozent-Marke gesunken ist,

00:00:40: sondern auch bei den Auftragseingängen der Industrie.

00:00:43: Die deutsche Misere wird anhand dieser Daten immer deutlicher.

00:00:47: Hängt Deutschland sich ab?

00:00:49: Was bedeutet der Unterschied zwischen den USA und Euroland und was heißt das eigentlich alles für die Geldanlage?

00:00:55: Wir sprechen drüber in dieser Folge "Micro trifft Makro".

00:00:59: Hallo und herzlich willkommen zur 108. Folge "Micro trifft Makro".

00:01:14: Heute ist Donnerstag der 10. Oktober 2024 und bei mir ist wie immer der Chefvox, wird der DK Bank Dr. Ulrich Kater.

00:01:22: Guten Morgen Ulrich.

00:01:23: Hallo.

00:01:24: Übrigens, mir fällt gerade ein, wir sind fast vier Jahre auf Sendung jetzt.

00:01:28: Also bei der nächsten Folge haben wir es dann geschafft, da sind wir wirklich vier Jahre auf Sendung.

00:01:31: Entschließlich unsere Herkunft in Corona.

00:01:35: Nein, da haben wir es schon lange überschritten.

00:01:37: Wir haben angefangen mit einem etwas kleineren Teilnehmerkreis, höheren Kreis.

00:01:42: Genau, Beraterinnen und Berater in den Sparkassen kann man ja mal sagen.

00:01:46: Und jetzt sind wir seit fast vier Jahren dann öffentlich hörbar.

00:01:49: Ja.

00:01:50: Das ist schon eine ganz schöne Zeit, finde ich. Muss man auch mal.

00:01:52: Einiges erlebt schon.

00:01:53: Auf jeden Fall, ja. Und es wird ja auch nie langweilig, das sagen wir immer wieder.

00:01:57: Schauen wir mal raus, da sieht man, es ist herbstlich geworden draußen und auch an den Börsen.

00:02:01: Da geht es munter rauf und runter und auch wenn die Winde an den Börsen nicht alles ganz durcheinanderfegen,

00:02:06: wenn wenig durchgewählt wurden die Kurse dann in letzter Zeit doch kurz nach der letzten Aufnahme

00:02:11: ging es überall steil bergauf bis fast 19.500 Punkte, glaube ich.

00:02:15: Das wurde nun doch recht schnell wieder abgebaut und jetzt wieder aufgebaut.

00:02:19: Und das alles in einem Umfeld in Deutschland, in dem es immer düsterer zu werden scheint.

00:02:22: Und das sind ja keine leichten Zeiten an den Börsen, sollte man meinen, oder?

00:02:26: Sollte man meinen, aber das ist glaube ich gerade die Diskrepanz, mit der viele Menschen konfrontiert sind.

00:02:33: Insbesondere wenn sie ein ganz bisschen einen Blick haben für die Finanzmärkte oder wenn man es in der Zeitung liest,

00:02:41: dass die Aktienmärkte immer neue Höchststände erreichen und das eben in dieser unruhmigen Umgebung,

00:02:47: da ist also die Weltpolitik, da ist das Klima, da sind die wirtschaftlichen Problemlagen hier in Deutschland,

00:02:54: was einem alles um die Ohren gehauen wird, das ist ja ein Riesendiskrepanz, ein Riesenkontrast.

00:02:59: Und die Börsen machen halt immer neue Höchststände.

00:03:02: Das ist was, was wir auch im Gespräch mit Anlegerinnen und Anlegern auch merken, dass die Leute fragen, wie kann das sein und wie kann das gut gehen.

00:03:13: Also kann man natürlich ganz lange darüber sprechen, aber ein Argument würde ich mal gerne herausstellen.

00:03:21: Ich glaube, wir haben es an der Stelle hier auch schon mal thematisiert.

00:03:24: Man muss immer im Hinterkopf behalten, was in den letzten Jahren passiert ist, wir haben eine sehr lange nicht erlebte und deswegen untypische Inflationswelle hinter uns.

00:03:35: Und das wirkt sich auf alle Arten von Preise auch auf Aktienkurse.

00:03:39: Das heißt, also wenn wir sagen, wir haben einen Anstieg beim DAX jetzt von 30 Prozent erlebt,

00:03:44: dann muss man davon eigentlich gedanklich erst mal 17 Prozent abziehen,

00:03:48: damit sie sind der Kaufkraftverlust, den wir in den letzten drei Jahren hatten.

00:03:51: Und um zu beurteilen, ob sich die Aktien jetzt wertvoller darstellen oder nicht,

00:03:57: da muss man ja immer Inflationsbereinigen.

00:04:00: Und ein Großteil der Entwicklung liegt eben darin, dass die Welt teurer geworden ist insgesamt.

00:04:10: Ja klar, dadurch halt auch der Umsatz steigt in Unternehmen.

00:04:12: Die Preise sind höher pro Stück, die ich erzielen kann, etc.

00:04:15: Die Unternehmen sind es ja, die die Inflation am Ende machen, weil sie sich die Preise erhöhen,

00:04:19: die dann hinterher im Preisindex für die Verbraucher dann aufscheinen.

00:04:22: Und das bedeutet natürlich, dass ihre Einkünfte, also die erträge der Unternehmen,

00:04:26: auch steigen und damit auch die Gewinnsteigen.

00:04:28: Also das, was die privaten Haushalte mit Recht erwarten,

00:04:32: dass ihre Kaufkraftverluste ausgeglichen werden durch Tariflohnsteigerungen, das ist ja unterwegs.

00:04:37: Das passiert bei den Unternehmen auch.

00:04:39: Auch ihre Einkünfte steigen in Inflationszeiten müssen auch steigen,

00:04:44: ansonsten würden sie sicher real entwerten.

00:04:47: Nur dass es bei Unternehmen schneller geht als bei den Tarifparteien.

00:04:51: In Deutschland dauert es noch bis nächstes Jahr, vielleicht sogar über nächstes Jahr,

00:04:55: bevor die Reallöhne wieder da sind, wo sie, also flächendeckend da sind, wo sie vor der Inflation war.

00:05:00: Bei den Unternehmen ist das einfach schon in den letzten Jahren parallel zur Inflation gegangen.

00:05:07: Und ja, da relativiert sich dann dieser Kursanstieg schon ein wenig.

00:05:10: Man muss natürlich auf der anderen Seite zusätzlich noch sagen, die Weltwirtschaft kann das eigentlich ganz gut verkraften,

00:05:15: was ja an Risiken überall aufscheint. Sie strukturiert sich gerade enorm um.

00:05:20: Aber das heißt nicht, dass die Unternehmen nicht funktionieren.

00:05:22: Also alles zusammen ist schon ein Paket, was dieser Kursanstiege stützt.

00:05:29: Und auf die Bewertungen sehen an den Aktienmärkten können wir ja nicht sagen,

00:05:33: dass wir hier irgendwelche himmelhochjauchzenden Erwartungsschlösser gebaut haben, die dann in sich zusammenfallen.

00:05:41: Stag muss man sicherlich besonders im Auge haben, da ist vielleicht immer noch ein bisschen Überbewertung.

00:05:46: Aber im Großen und Ganzen sind die Märkte vernünftig bewertet.

00:05:50: In den letzten Folgen haben wir ja immer über die deutsche Wirtschaft gesprochen.

00:05:53: Und ich glaube, da kommen wir auch dieser Tage nicht so ganz drum herum.

00:05:57: Gestern hat die Bundesregierung der tatsächlichen konjunkturellen Lage, man kann fast sagen, endlich,

00:06:02: tributgezollt und eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts, das berühmt berüchtigste BIP,

00:06:07: das du ja auch so gerne erwähnst, in diesem Jahr anerkannt.

00:06:10: Das ist jetzt das zweite Jahr in Folge.

00:06:13: Das heißt also, richtige Rezession eigentlich, auch wenn es nur so ganz viel Rezession ist.

00:06:18: Wie bewertest du denn die Kommunikation, die da jetzt erfolgt ist?

00:06:23: Ja, das ist das Ergebnis, würde ich sagen, der bisherigen Einstellung der Bundesregierung

00:06:28: zu den wirtschaftlichen Themen am Standort, nämlich, dass man sie nicht besonders ernst genommen hat.

00:06:35: Dass man in den vergangenen Jahren eher, man kann schon sagen, ein schön Reden praktiziert hat.

00:06:41: Bislang hat es ja immer geheißen, wir sollen uns nicht so sehr auf die Probleme konzentrieren,

00:06:46: sondern auch mal das positive sehen.

00:06:47: Das wird schon wieder im Jahresfall auf 24, wird sich die deutsche Wirtschaft aus der Konjunkturteil befreien.

00:06:55: Ja, das ist nicht der Fall.

00:06:56: Also, man muss natürlich ganz klar feststellen, es gibt einige Themen, die sind jetzt von der Bundesregierung

00:07:04: unabhängig und sind sozusagen externe Probleme, externe Aufgaben, die da von außen kommen.

00:07:15: Es ist natürlich so, dass wir einen Zinsanstieg hinter uns haben im Jahr 2022.

00:07:20: Der hat oft die Investitionen weltweit gedrückt und deswegen sind Investitionsgüter nicht so stark nachgefragt.

00:07:27: Und das ist eine typische konjunkturelle Entwicklung.

00:07:30: Konjunkturell heißt dann in dem Zusammenhang, dass sie dann auch wieder vorbei geht.

00:07:33: Irgendwann sinken die Zinsen wieder und dann steigen die Investitionen weltweit wieder

00:07:37: und dann verkaufen die deutschen Unternehmen auch besser.

00:07:40: Allein das lässt sich eben zur Zeit für die deutschen Unternehmen eben nicht feststellen.

00:07:47: Es kommt nicht.

00:07:49: Und hier ist dann die Frage, was ist dann daran auch Haus gemacht?

00:07:55: Die Weltkonjunktur ist eigentlich gar nicht so schlecht unterwegs.

00:07:59: Wir erwarten eben auch schon, dass die Investitionen weltweit durchaus anziehen.

00:08:05: Aber ob die Unternehmen in Deutschland davon profitieren, ist die eine Frage.

00:08:09: Wir verlieren Marktanteile in der Welt.

00:08:11: Und eine zweite Komponente, die jetzt nicht Investitionen sind, sondern die eben eine inländische Komponente sind,

00:08:17: das ist der Konsum, wo es auch immer hieß, na ja, wenn die Einkommen sich verbessern

00:08:21: nach der Inflation, dann kommt auch der deutsche Konsum wieder, zieht wieder an.

00:08:26: Er kommt auch nicht in dem Umfang, wie das erwartet worden ist.

00:08:30: Die Leute halten Sportmanni zu.

00:08:32: Die Einkommen steigen zwar langsam, aber die Leute geben wenig aus.

00:08:38: Und das zeigt eben oder das deutet darauf hin, dass Wirtschaft natürlich auch immer Psychologie ist.

00:08:44: Das heißt also, wie ist man gelaunt, wie ist man?

00:08:46: Was für Erwartungen hat man in die Zukunft?

00:08:50: Und wenn das alles ein bisschen gedrückt ist, na ja, dann bedeutet das,

00:08:53: dass man heute ein bisschen vorsichtiger ist mit dem Ausgabeverhalten.

00:08:57: Und das muss man wohl feststellen.

00:09:01: Wir haben einen Vertrauensverlust an die wirtschaftliche Zukunft allgemein.

00:09:07: Den Menschen glauben, es läuft hier nichts mehr und dann haben sie natürlich auch dann schon ein bisschen Angst.

00:09:12: Wie ist das mit einem Arbeitsplatz auf den nächsten Jahren?

00:09:14: Ist das alles so sicher?

00:09:16: Also was man feststellen muss ist, bei Konsumenten und Investoren in Deutschland fehlt das Vertrauen.

00:09:22: Wenn man sich die Beurteilung aus dem Ausland anschaut, also die Analysen über den Standort Deutschland,

00:09:29: dann stellt man fest, die Kritik wird immer schärfer.

00:09:34: Man kann sagen, dass das Image Deutschlands als funktionierender Wirtschaftsstandort, das ist futsch.

00:09:39: Also es gibt vor allem, ob das Amerika ist, ob das in der Schweiz ist, ob es in Asien ist,

00:09:45: ob das Kapitalmarkt Teilnehmer sind, die dann solche Anekdoten dann verwenden,

00:09:50: dass sie einmal hier mit der Bahn gefahren sind, wo eben nichts funktioniert und sich dann auch bestätigt fühlen.

00:09:54: Also das ist schon eine, das kulminiert alles, das ist eine Abwärtsspirale zumindest jetzt in der Meinung.

00:10:01: Kann man wieder drehen, aber da muss man es eben auch mal angehen.

00:10:04: Und all das hat man eben hier nicht wahrhaben wollen und nicht gesehen.

00:10:09: Die jetzige Prognose, also das Wirtschaftsministerium veröffentlicht, hat turnesmäßig zweimal im Jahr.

00:10:15: Das heißt, dass es die Herbstprognose jetzt ist auch schon immer noch optimistisch, würden wir sagen.

00:10:22: Also wenn wir es mal gegenüberstellen, für dieses Jahr sind wir von der DECA Bank aus in der gleichen Größenordnung,

00:10:30: wie das Wirtschaftsministerium, also wir rechnen mit -0,1 Prozent an Rückgang, also starken Aktionen.

00:10:39: Es geht nicht voran, sogar leichter Rückgang zweites Jahr in Folge.

00:10:43: Aber im nächsten Jahr wird das Ministerium schon wieder ein Wachstum von 1,1 Prozent, schuldigung.

00:10:50: Und das erscheint uns schon optimistisch, wir sind bei 0,5 Prozent.

00:10:56: 1 Prozent Wachstum heißt, dass es dann richtig anzieht.

00:11:00: Mit mehr oder weniger mit Silvester geht es dann richtig los.

00:11:04: Denn also die Voraussetzungen jetzt für das letzte Quartal sind auch nicht so doll.

00:11:09: Jetzt die allerletzten Daten, die lockern es ein bisschen auf.

00:11:14: Vielleicht ist das ein Pflänzchen, was sich dann ein bisschen entwickelt.

00:11:17: Also die Industrieproduktion im späten Sommer war ein bisschen kräftiger als erwartet.

00:11:22: Jetzt haben wir heute den neuesten Einzelhandelsdaten, zumindest Teile davon, die sind auch besser als erwartet.

00:11:28: Also das sind zum ersten Mal jetzt leichte Anzeichen, dass es doch ein bisschen nach oben geht.

00:11:33: Aber so von Aufbruch, insbesondere eben auch in der Kategorie Einschätzungen, Erwartungen, Psychologie ist eben nichts zu spüren.

00:11:43: Was ich interessant finde, ist, dass aus dem Wirtschaftsministerium mittlerweile jetzt gerade zu revolutionäre Aussagen kommen.

00:11:49: Also insbesondere in Richtung Bürokratie.

00:11:51: Das hat man anscheinend jetzt als Thema entdeckt, also am besten Abschaffung des Lieferkettengesetzes, was gerade in der Mache ist.

00:11:58: Jetzt kamen neu dazu, also auch die Bürokratievorschriften.

00:12:03: Was den Datenschutz angeht, ist viel zu groß, müsste man alles reduzieren.

00:12:07: Das ist wirklich, ja das sagt man ja, das geht alles in die richtige Richtung.

00:12:13: Aber noch ist das also wahnsinnig unkonkret und ist natürlich auch relativ spät in der Debatte.

00:12:23: Und ich glaube die Beobachter und die Märkte und Marktteilnehmer, bis hin zu den Menschen, die Konsumenten und Investoren,

00:12:29: die sind jetzt wirklich leid von der Politik immer nur solche Konzepte aussagen oder Zieldefinitionen zu hören,

00:12:36: von denen dann am Ende nie mehr viel übrig bleibt.

00:12:38: Deswegen beurteilt man, glaube ich, die Entwicklung am Standort Deutschland jetzt einfach danach, was wirklich konkret passiert.

00:12:48: Da gibt es ja dieses 49-Punkte-Programm, das auch in die richtige Richtung geht, aber was eben deswegen auch so kleinteilig und am Ende schwierig transparent ist,

00:12:58: dass man nicht weiß, was ist denn davon erfolgreich versprechen, was wird denn umgesetzt, dass man eben einfach jetzt abwartet, was tatsächlich passiert.

00:13:07: Es gibt eben jetzt in der Regierung wahrscheinlich zunehmend auch eben die Einsicht, dass wirklich was faul ist am Wirtschaftsstandort Deutschland,

00:13:14: aber man hat eben dann auch nicht so einen richtigen Hebel gefunden, kommunikativ was zu bewegen.

00:13:19: Dann kommt immer wieder das Thema, was jetzt auch in der Pressekonferenz des Wirtschaftsministeriums natürlich auch kam.

00:13:24: Das habe ich gesagt, dass zu wenig Geld vorhanden ist und dass die Schuldenbremse eben alles verhindert, dass es ja vorangeht.

00:13:32: Dazu muss man sagen, sicherlich gibt es Felder, wo es zu wenig Geld gibt, wenn ich an Ausbau der Bahninfrastruktur denke oder auch an diese Themen.

00:13:41: Da ist Geld ein Thema, aber immer wieder muss man darauf hinweisen, dass die politischen Mechanismen rund um die Geldbereitstellung gefährlich sind.

00:13:54: Da ist ja die Gefahr liegt darin, dass man eben sagt, dass man einfach nur Geld bereitstellt und sich sonst um nichts kümmert.

00:14:02: Und das wird eben die Probleme auch nicht lösen.

00:14:04: Ja, wir brauchen in einigen Bereichen mehr Geld und dann kann man sich überlegen, wie weit man Investition in Infrastruktur tatsächlich kreditfinanziert oder auch einmal für eine gewisse Zeit außerordentlich kreditfinanziert.

00:14:17: Aber es muss eben auch sinnvoll umgesetzt werden.

00:14:21: Und die Gefahr besteht darin, wenn man die Schuldenbremse lockert, um den restlichen Teil.

00:14:26: Das heißt also die Frage, wie kann man diese Gelder sinnvoll verbauen?

00:14:31: Wie verkürzt man Genehmigungsverfahren?

00:14:33: Wie setzt man die Verwaltung in Stand, schnell Dinge umzusetzen?

00:14:38: Wie macht man daraus einen Plan, der eben auch in eine länger frustriervernüftige Konzeption von der Energiewende passt?

00:14:48: Diese Themen müssen genauso angegangen werden und entschieden werden.

00:14:53: Das sind diese sogenannten Angebotsbedingungen.

00:14:55: Dann kann man eben auch sagen, wenn wir das vernünftig, wenn wir eine vernünftige Strategie haben, dann können wir das mit Geld unterfüttern.

00:15:04: Die Gefahr besteht eben darin, dass man nur den ersten Schritt macht und sagt, wir machen jetzt eine Ausnahme von der Schuldenbremse und stellen weitere hunderte Milliarden bereit, die dann aber eben verpuffen.

00:15:13: Weil man am Ende feststellt, man hat doch auf die falschen Strategien oder Projekte gesetzt.

00:15:19: Insofern muss man das immer mitdenken.

00:15:23: Fazit, der Markt, die Marktteilnehmer, die Analysten, stand heute nicht davon überzeugt, dass sich irgendwas bewegt.

00:15:36: Das sehen ja tolle Aussichten, die du hier aufmals, muss ich mal sagen.

00:15:40: Das heißt ja nicht, dass sich niemals was bewegen wird.

00:15:44: Im Moment nicht.

00:15:45: Um das auch mal zu sagen, ich bin davon überzeugt, dass wir in eine Reformdynamik reinkommen.

00:15:52: Wenn man sich vergangene große Problemlagen in Deutschland wirtschaftliche Problemlagen anschaut, dann dauert das etwas länger.

00:16:01: Weil das Reformgeschäft für eine Regierung natürlich ein sehr undankbares ist.

00:16:05: Und das auch noch ein Jahr von der Bundestagswahl jetzt etwa?

00:16:08: Das ist natürlich dann ein Heikel, wenn man dann anfängt, an allem möglichen rumzuschrauben, was den Leuten vielleicht auch erstmal wehtut.

00:16:14: Insofern muss man das sicherlich in den politischen Mechanismen einsortieren.

00:16:20: Aber ich denke, der Druck wird weiter steigen, weil die Fehlentwicklungen und Fehlleistungen dann immer sichtbarer werden.

00:16:28: Und meiner Ansicht nach werden gerade in Deutschland dann schon die Instinkte, auch gerade die Wirtschafteninstinkte, wieder geweckt werden.

00:16:37: Denn wir haben eine lange Tradition.

00:16:40: Wirtschaft ist uns wichtig und das glaube ich nur wiederum nicht, dass das alles verschüttet ist.

00:16:44: Wenn man mal schaut jetzt aber international, läuft es ja eigentlich ganz gut.

00:16:48: Also das Wirtschaftswachstum weltweit ist ja eigentlich ganz in Ordnung sagen wir mal.

00:16:52: Deutschland gilt ja als Exportnation weiterhin.

00:16:56: Also der große Exporteur, dessen Waren in aller Welt begehrt werden, sagen wir mal so Sachen wie Maschinenbau beispielsweise auch etc.

00:17:04: Hat sich das so ein bisschen erledigt, hat China sich da so ein bisschen von uns emanzipiert und braucht uns eigentlich gar nicht mehr so sehr?

00:17:11: Und schadet uns das vielleicht jetzt und wir merken das erst jetzt so richtig?

00:17:15: China braucht uns schon noch, aber immer weniger.

00:17:19: Das ist im Vergleich zu vor 10 Jahren oder 20 Jahren schon deutlich, deutlich geringer.

00:17:25: China macht viele Sachen jetzt selber, da sind Eigendynamiken in Gang gekommen.

00:17:30: Ich glaube die westliche Welt ist gerade dabei aus einem Missverständnis.

00:17:38: Ich würde vielleicht auch sagen, aus einem Traum aufzuwachen.

00:17:44: Es ist ja nicht so, dass China sich in die Wirtschaftsordnung der Welt eingeklingt hat.

00:17:53: Nachdem die Chinesen gesagt haben wir wollen auch mitmachen, wir wollen es auch entwickeln.

00:17:56: Es ist ja nicht so, dass die Chinesen ein bereitwilliges Mitglied der Globalisierung, die wesentlich aus dem westlichen Bereich eben eingerichtet worden ist, seit 50, seit 70 Jahren.

00:18:08: Um damit zu machen, um diese Globalisierung zu bereichern, sondern für China ist diese weltweite Wirtschaftsverflechtung, das stellt sich eben jetzt heraus,

00:18:20: das ist das einzige Unterlein dafür da, um selbst groß zu werden.

00:18:24: Aber das Ziel der chinesischen Wirtschaftspolitik ist eben nicht eine liberale wirtschaftliche und politische Weltordnung, sondern tatsächlich eine Dominanzstellung,

00:18:34: die man wahrscheinlich, ich bin kein China-Experte, aber soweit kann ich das schon auch zurückverfolgen,

00:18:42: eine Dominanzstellung, die man für sich als China, als natürlich ansieht, die verloren gegangen ist ein paar Jahrhunderte lang,

00:18:52: aber die eigentlich, der natürliche Zustand dieses Landes darstellt, dass man eben die Welt beherrscht und an diese Tradition will man anknüpfen.

00:19:00: Und da hat man eben jetzt angefangen in der Wirtschaft und ist da jetzt vorangeschritten

00:19:08: und die westliche Welt hat eigentlich gedacht China wird so wie die westlichen Gesellschaften, aber das ist eben nicht der Fall

00:19:17: und das Thema ist ja schon seit der ersten Amtszeit von Donald Trump eben diskutiert worden, beziehungsweise da ist man ja eben aufgewacht,

00:19:26: aber dieser Prozess, dass der Westen selber eben jetzt vor ganz anderen Koordinaten steht, also das man gedacht hat mit dem Verhalten von China,

00:19:40: mit auch dem Druck, der nicht nur aus China, sondern auch aus anderen mittleren Mächten ausgeht, eben von Russland durch den Krieg beispielsweise,

00:19:49: das setzt wie gesagt den Westen von einer völlig neuen Situation und wir sehen ja, dass es auch im Westen eben die Dinge anders laufen,

00:19:57: wie die ganze Zolldiskussion und ähnliches, dass wir uns eben sehr stark entfernen von den Zuständen, wie wir sie noch vor zehn Jahren gehabt haben,

00:20:05: nämlich liberale freie Wirtschaftsordnung und das ist eben Bestandteil dieser globalen großen Wände Bewegung, die wir erleben.

00:20:13: Wir gehen eben eine neue Struktur, manche sagen neues Zeitalter, wie auch immer man das benennen wird, aber es ändert sich eben gerade sehr viel.

00:20:21: Die chinesische Regierung hat nun ja auch dann die Geldpolitik deutlich gelockert und

00:20:28: fiskalische Maßnahmen angekündigt. Wenn man das mal übersetzt, also zumindest wenn ich das

00:20:32: jetzt mal so für mich übersetzt, dann heißt das eigentlich starten die gigantischen Konjunkturprogrammen.

00:20:36: Was heißt das jetzt genau? Wie betrifft uns das und wie groß ist das alles, was die da jetzt

00:20:42: machen und planen? Warum machen sie das überhaupt? Also die Ankündigungen und Maßnahmen, die wir

00:20:46: jetzt in den letzten zwei Wochen gesehen haben, das ist eine Reaktion darauf, dass es zuletzt in der

00:20:50: chinesischen Wirtschaft insgesamt dann gar nicht mehr gut lief. Aber gar nicht mehr gut heißt eben

00:20:57: trotzdem für unsere Verhältnisse immer noch viel Wachstum? Das ist richtig, Wachstum von 4% ist

00:21:03: immer noch über dem Westen, aber China hat noch einen sehr viel geringeren Lebensstandard. Das heißt,

00:21:08: also wenn man den heben möchte, dann muss man noch deutlich mehr wachsen, damit die Leute das

00:21:13: merken in China. Und die Richtung des Wachstums, also der Wachstumsraten war eben auch abwärtsgericht.

00:21:22: Es wurde mal weniger. Das war eben die allerjüngste Entwicklung. Wenn ich sage, dass China eben

00:21:28: Wirtschaft die Erfolge habe, dann ist das Teilbereiche der Wirtschaft. Das Ziel, das politische

00:21:35: Ziel der Entwicklung, der Wirtschaftsentwicklung in China ist die Dominanz chinesischer Anbieter

00:21:42: in allen Industrie sparten oder so viel möglich Industrie sparten wie es geht. Das geht auf Kosten

00:21:51: des heimischen Wohlstands, weil eben die Industrie gepämpert wird, weil eben sehr viel Geld

00:21:54: da reingesteckt werden, Überkapazitäten geschaffen werden, einzig und allein eben aus dem Ziel

00:21:58: heraus die Weltwirtschaft zu dominieren und damit auch Einfluss ausüben zu können,

00:22:04: selber nicht abhängig zu sein von anderen Herstellern. Und auf diesem Wege ist China mit diesen

00:22:11: enormen Mitteln, die sie da reinbringen, durchaus auch weit gekommen und kommt auch voran. Aber

00:22:22: die Menschen merken eben, dass beim Lebensstandard da nichts ankommt. Dann haben sie die Erfahrung

00:22:29: gemacht, dass auch was mächtig schief gelaufen ist in der heimischen Entwicklung mit dem

00:22:35: Immobiliensektor, mit der Immobilienkrise, was umweltebar wichtig ist für viele, viele

00:22:42: Menschen in China, weil sie nämlich da ihr Vermögen investiert haben. Und dies beides

00:22:48: zusammen hat auch ein Vertrauenskrise innerhalb Chinas gegenüber der eigenen Wirtschaftsentwicklung

00:22:53: ausgelöst. Trotz dieser Erfolge, die man bei Elektromobilität und Ähnlichem hat, wo

00:22:57: oft die man natürlich stolz ist, aber insgesamt bedeutet das nicht, dass man nicht Vorbehalte

00:23:03: hat. Und das hat anscheinend die chinesische Führung jetzt sehr beunruhigt. Denn es ist

00:23:10: für die Politik in China ganz wichtig, dass die Menschen zufrieden sind und die Menschen

00:23:18: sind bereit, das Diktat der Partei in China zu akzeptieren, wenn es wirtschaftlich vorangeht.

00:23:23: Das ist so der Deal, der da läuft. Und anscheinend haben sich Anzeichen ergeben, dass das eben

00:23:30: jetzt mit dieser Vertrauenskrise in die eigene Wirtschaft eben brenzlig zu werden droht.

00:23:36: Und deswegen hat man sich entschlossen, Pläne aus der Schublade zu holen, um zumindest

00:23:40: die Wachstumszahlen jetzt erstmal hochzukriegen. Das ist ein Wirtschaftsprogramm zur Wirtschaftsanköbelung

00:23:47: aus unserer Sicht nicht ganz überzeugend. Es sind drei Maßnahmenpakete. Also erst mal

00:23:56: von der Geldpolitik mal die Zinsen gesenkt, die Ministerserbe runtergenommen und Kreditfazilitäten

00:24:01: bereitgestellt. Das ist eine zweite Schublade, dass man eben die Kaufbereitschaft für Aktien

00:24:08: bei institutionellen Anlegern erhöht hat, eben durch die Bereitschälung von Kreditinstrumenten.

00:24:14: Und dann das dritte, die dritte Schublade ist, dass man eben noch ein Konjunkturpaket

00:24:23: draufsetzen möchte. Und zwar nicht ganz so wie früher, dass man noch mehr Straßenbrücken

00:24:30: und Häuser baut, sondern dass man jetzt wirklich die Schwachstelle der chinesischen Makro-Übwicklung

00:24:36: angeht, dass man Konsum stärkt, dass man den Haushaltengeld gibt, damit sie einkaufen.

00:24:39: Das sind die drei Säulen, wobei die letzte Säule eben nicht ausgemauert worden ist oder noch

00:24:48: nicht ausformuliert ist. Wir wissen nicht, wie groß dieses Konjunkturpaket wird. Jetzt

00:24:51: gab es gestern, vorgestern eben eine Sitzung von dem Planungsrat in China und die haben

00:24:57: gesagt, also wir sagen da erstmal gar nichts zu und wir können das nicht weiter konkretisieren

00:25:03: und das hat die Märkte jetzt wieder sehr verunsichert. Denn der Ursch, der der eigentliche oder

00:25:07: der erste Impuls war natürlich in starker Anstieg der Aktienkurse mit diesem Paket,

00:25:13: wobei man auch im Hintergrund verhaben muss, dass die Aktienmärkte natürlich ausgebompt

00:25:19: gewesen sind in China, folgendem am Boden gehämmert worden sind, weil diese Negativspirale

00:25:28: sich immer weiter fortgesetzt hat, da sehr viel Negatives eben schon eingepreist worden

00:25:33: ist. Das hat sich dann aufgelösen, deswegen sind die Initiaslei und 20-30 Prozent gestiegen

00:25:37: in China. Für uns ist ganz wesentlich, was kommt jetzt noch fiskalisch dazu, also

00:25:44: Konjunkturprogramm, wie groß ist das? Bisher sind die Anzeichen dafür, dass es ein großes

00:25:48: Programm wird nicht überzeugend. 1,5 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, das sind so die

00:25:53: Kategorien, das reicht nicht aus. Was haben wir daraus gemacht? Wir haben die chinesische

00:25:57: Konjunkturprognose erstmal jetzt angehoben von 4,2, was meilenweit von dem eigentlichen

00:26:03: Plan Chinas ist, die wollen nämlich 5 Prozent Wirtschaftswachstum haben, ist ja auch der

00:26:08: Grund, warum sie es getan haben. Wir haben jetzt angehoben auf 4,7, was aber deutlich

00:26:13: macht, dass es jetzt aus unserer Sicht kein ultimativer Gamechanger ist und die chinesische

00:26:19: Wirtschaft ins Gewerb auf eine neue Umlaufbahn bringt. Aber man sieht eben, womit eben auch

00:26:27: die chinesische Wirtschaft zu kämpfen hat und das ist alles andere als ein Durchmarsch,

00:26:32: was da passiert. Trotzdem macht es die Probleme, die gerade die deutschen Industrieunternehmen

00:26:37: mit dieser Industriestrategie in China hat, nicht geringer.

00:26:41: Na ja, immerhin ist ja in Deutschland zumindest mal die Inflation zurückgegangen, also nur

00:26:46: noch 1,6 Prozent beträgt die Inflationsrate. So stark sind also die Preise im Vergleich

00:26:51: zum Vorjahr gestiegen. Das Preisniveau allerdings, das darf man ja nicht vergessen, das ist

00:26:58: immer noch gleich hoch. Das heißt also, die Preise gehen ja mit sinkender Inflationen

00:27:01: nicht zurück, sondern bleiben ja da, wo sie sind, bzw. steigen eben nur langsamer. Ich

00:27:07: hatte jetzt ja verstanden so in den letzten Runden und in den letzten Jahren kann man

00:27:10: ja fast sagen, als wir uns immer über das Thema Inflation und Inflationsraten unterhalten

00:27:14: haben, dass jetzt ja dann die Löhne nachziehen müssen, damit das eben auch für die Menschen

00:27:18: wieder ausgeglichen wird. Ist das denn schon passiert? Ist das schon der Fall? Dauert das

00:27:21: noch einen Augenblick? Oder müssen wir einfach noch einen Augenblick damit leben, dass die

00:27:26: Sachen einfach sehr teuer sind gefühlt?

00:27:28: Ja, ist es gut, dass du das Thema nochmal aufrufst. Ich glaube, wir haben es an der Stelle

00:27:32: jetzt auch schon mal besprochen, aber es kann es nicht häufig genug sagen. Die Inflation

00:27:38: ist nicht dann vorbei, wenn die Preise wieder da ankommen, wo sie vor der Inflation waren.

00:27:47: Also, während das Restaurant gegangen ist, 2001, und hat 20 Euro bezahlt für den Besuch

00:27:55: oder für den Gericht. Und heute feststellt er muss 26 Euro zahlen.

00:28:00: Wenn es reicht?

00:28:02: Ja, die Restaurants sind nochmal stärker gestiegen als die

00:28:06: Lebensmittel.

00:28:07: Die Inflation darf nicht darauf setzen, dass die Preise wieder runtergehen auf 20. Wenn

00:28:14: man es heißt, die Inflation ist vorbei, dann bedeutet es, dass der Preisanstieg von jetzt

00:28:20: von 26 Euro, dass das nicht mehr in dem Tempo weiter nach oben geht. Da fragt sich natürlich

00:28:26: dann der Konsument und die Konsumentin. Und was habe ich dann davon, dass die Inflation

00:28:32: vorbei ist? Ist immer noch so teuer. Und die Antwort darauf lautet, der Ausgleich der Kaufkraft

00:28:38: findet eben jetzt nicht über sinkende Preise statt, wieder zurück auf Anfang, sondern eben,

00:28:43: wie du gerade sagtest, über steigende Löhne und die Tarifabschlüsse, die wir ja berichtet

00:28:47: bekommen, die sind ja auch entsprechend hoch, schon ganz weide lang. Wir sind ja bei dem

00:28:51: Bereich von 6, 7, teilweise sogar zweistellige Zuwachsraten bei den Tarifen. Und das ist

00:29:00: der Ausgleich aus Sicht der Kaufkraftperspektive, der privaten Aushalte. Irgendwann ist es

00:29:06: dann soweit, dass die sogenannten realen Einkommen, also das, was man für das Gehalt, was man

00:29:13: im Jahr bekommt, kaufen kann, wieder das Gleiche ist, was vor der Inflationswelle eben auch

00:29:18: möglich war. Und von dort an, wenn es dann weiter geht mit der Lohnentwicklung, dann

00:29:21: steigt eben der Lebensstandard wieder. Insofern hat die Inflation die Entwicklung eben erstmal

00:29:26: unterbrochen und diese zunehmende Wohlstandsentwicklung wird dann aber wieder aufgenommen. Wann ist es

00:29:33: soweit? Wann haben wir wieder in der Breite für den Durchschnitt? Die Kaufkraft erreicht,

00:29:39: die wir vor der Inflation hatten in Deutschland, naja, es wird nächstes übernächstes Jahr

00:29:43: sein, es dauert nur weiter. Das ist eben ja auch das Problem, dass die Menschen eben ja

00:29:49: noch nicht so richtig davon überzeugt sind, dass das Inflationsproblem vorbei ist, weil

00:29:53: sie spüren, naja, dass mit der Kaufkraft kommt, erst langsam wieder zurück und vor dem Hintergrund

00:29:58: kann man dann nachvollziehen, dass man eben noch vorsichtig ist mit dem Ausgeben. Aber

00:30:01: in ein, zwei Jahren wird das Thema dann wirklich endgültig aus dem Köpfen draußen sein und

00:30:06: dann wird man nicht mehr an die Inflation denken, sondern sich mit anderen Themen beschäftigen

00:30:10: und das ist ja dann auch genau das, wo die Inflation hingehört, nämlich raus aus unseren Köpfen.

00:30:16: Wir sollen uns damit nicht beschäftigen müssen. Schauen wir da nochmal in die USA zum Vergleich.

00:30:21: Da ist die Inflationsrate ja immer noch recht hoch, also die ist nicht so stark zurückgegangen

00:30:25: wie es bei uns beispielsweise. Der Arbeitsmarkt ist deutlich stabiler als gedacht und das

00:30:29: nimmt der amerikanischen Notenbank eigentlich so ein bisschen momentan den Spielraum raus

00:30:34: für weiterhin schnelle Zinsdenkung. Das heißt also, dass was jetzt passiert ist, der letzte

00:30:38: Zinsschritt der Große, da geht mir ja davon aus, dass das ja nicht nochmal so stark passieren

00:30:43: wird im Moment zumindest, sprich, wir müssten ja in den USA länger mit höheren Zinsen leben

00:30:48: im Vergleich zum Euroland. Das heißt, wir haben da so eine Art Schere zwischen Euroland und USA

00:30:53: und da habe ich mich gefragt, was heißt das dann? Also bei der niedrigen Inflation in

00:30:58: Euroland muss man ja zumindest mit weiteren Zinssenkungen rechnen jetzt in nächster Zeit,

00:31:02: dass die EZB eben sagt, ja wir können nochmal 25 Basispunkte runternehmen vom Leitzins.

00:31:07: Naja, die Grundeinstellung zu Inflation und der Entwicklung der Inflation ist in Amerika

00:31:15: gleiche wie hier. Die Inflation ist ganz, ganz stark zurückgekommen, nähert sich auch wieder

00:31:21: dem Zielbild der Notenbanken an und die Befürchtungen, dass wir das, dass wir die Inflation nicht

00:31:26: los werden, dass sie an uns klebt und wir davon nicht loskommen, die ist zumindest stand heute

00:31:33: übertrieben gewesen. Es ist wirklich schnell zurückgekommen. Das gilt auch für Amerika.

00:31:39: Die Amerikaner haben ja deswegen eine etwas höhere Inflationsrate, weil das gesamte Wirtschaftsgeschehen

00:31:43: in der US-Wirtschaft generell lebhafter und dynamischer ist als hier. Das ist sogar auch

00:31:50: ganz langfristig so, dass die Amerikaner immer mit ein bisschen mehr Inflationsdruck auch

00:31:55: leben müssen. Insofern ist diese Vergleich zwischen Europa und Amerika schon auch immer

00:32:01: sozusagen eingebaut, dass ein paar Werte in Amerika immer ein bisschen höher liegen. Es

00:32:08: wächst ums Höhe. Auch die Inflationsdynamik ist ein bisschen höher und damit sind auch

00:32:12: die Zinsen höher in den USA. Das ist schon eingebaut. Trotzdem ist auch in Amerika wie

00:32:21: in Europa beim Thema Inflation schon immer noch so ein bisschen Misstrauen im Hinterkopf.

00:32:27: Ob es das nun wirklich gewesen ist, ja, die Erfolge sind ja da und man sieht es auch.

00:32:33: Sei es wie es ist, es wird jede Inflationszahl in jedem Monat immer noch von allen Seiten

00:32:39: betrachtet, dran mal umgedreht. Was heißt das jetzt? Kann man vielleicht doch wieder

00:32:43: anzeichen für einen ansteigenden Inflationsdruck daraus lesen. Deswegen bleibt es dabei, dass

00:32:51: wir halt Unsicherheiten haben rund um diese Inflationsentwicklung und das ist in Amerika

00:32:57: auch der Fall, ganz stark der Fall und wir sehen das daran, dass jede Datenveröffentlichung

00:33:05: in Amerika den ganzen Markt drehen kann. Wir haben jetzt einen starken Arbeitsmarktbericht

00:33:10: erlebt vor zwei Wochen und schon hieß es, dass die Wirtschaft jetzt doch wieder stärker

00:33:17: unterwegs ist und deswegen die Inflation wahrscheinlich auch doch lebhafter ist als

00:33:20: erwartet und dann wurde sofort die erste Zinssenkung der Fett kritisiert, weil es ja ein großer

00:33:25: Zinsschritt gewesen ist. Was eben kurz vorher noch als richtige Entscheidung bejubelt wurde,

00:33:32: war dann auf einmal schon wieder viel zu viel und an diesen Episoden sieht man eben die

00:33:39: große Unsicherheit der Einschätzungen, auch der professionellen Einschätzung von Analysten.

00:33:45: Die gehen nämlich davon aus, dass man mit dem Ablauf der letzten großen Krise, das heißt

00:33:51: also der Corona-Krise jetzt eine neue Phase im Kapitarmarkt eingetreten ist und neue Normalisierung,

00:33:57: ein neues Normal, was sich ergibt. Man weiß nur noch nicht genau, wie es sich normal ausschaut

00:34:01: und man muss sich da reintasten, was jetzt die richtigen Zahlen sind für den Inflationstrend,

00:34:07: was die richtigen Zinsen sind und das kann aber auch keiner abnehmen. Da muss man einfach

00:34:11: die Zeit ins Land gehen lassen und dann ist eingebaut, dass eben Datenveröffentlichungen

00:34:18: wir kriegen zum Beispiel heute Nachmittag wieder die neuesten Preiszahlen aus Amerika

00:34:22: und wenn die nur ein bisschen zu hoch ausfallen, dann kriegt der amerikanischen Notenbank

00:34:27: dann die nächste kommunikative Ohrfeige als Kritikweiser. Dann ist schon wieder die Frage,

00:34:34: ob sie jetzt im November überhaupt die Zinsen weiter senken kann. Also das wird weitergehen,

00:34:39: diese Einschätzung. Aber das hat doch eine andere Qualität als wenn man sich einem

00:34:44: Inflationszunahme gegenüber sieht, wo die Inflationsraten mit 6 oder 8 Prozent außer

00:34:49: Kontrolle sind. Das war das Problem von gestern. Heute ist das Problem, wie geht es weiter?

00:34:55: Wir haben in der tendenziell eher Inflationsdruck müssen die Notenbank des Gaspedals ein bisschen

00:35:01: weiter durchtreten oder ein bisschen zurücknehmen. Das ist eher Feinabstimmung. Interessiert

00:35:05: die Leute an den Kapitalmärkten sehr stark, aber ist für die breitere Wirtschaft Gott sei Dank

00:35:10: nicht mehr so wichtig. Ja, wir nähern uns ja auch langsam dem Jahresende. Wir könnten

00:35:17: schon Lebkuchen essen, zumindest sind sie schon im Supermarkt verfügbar. Ich habe noch

00:35:21: keine gekauft. Hast du schon Lebkuchen gekauft und gegessen? Nee, das nicht. Aber gefahrungsgemäß

00:35:26: hat man im Herbst so viel zu tun und geschieht so viel. Und wir haben ja noch eine große

00:35:31: Episode vor uns mit der Wahl in den USA, dass die Zeit wahrscheinlich so schnell vorbei

00:35:35: geht, dass man, ich glaube, ich werde wahrscheinlich gar kein Lebkuchen gekauft haben, das Weihnachten

00:35:41: ist schon wieder vorbei. Also ich verspreche dir, wir werden definitiv in einer der nächsten

00:35:45: Sendungen dann Lebkuchen essen, damit er nicht an dir vorbei geht dieses Jahr. Aber was

00:35:49: sind denn jetzt, apropos Jahresende, du hast jetzt eben schon das große Ereignis eines

00:35:53: der große Ereignisse, was uns wahrscheinlich alle beschäftigen wird, schon genannt. Was

00:35:57: sind denn so Daten, wo du sagst, okay, das wird bis Jahresende jetzt noch mal relevant

00:36:01: und spannend? US-Wahl, klar. Das hat jeder auf dem Zettel, glaube ich. Das wird das mega

00:36:05: ereignis werden. Gerade auch mit der, das Donald Trump eben nochmal für die Republikaner

00:36:12: antritt. Das ist natürlich jetzt eine Riesenschow, die da gerade in den USA läuft, glaube ich.

00:36:17: Da ein Drehbuch zu schreiben für die ersten November-Tage ist fast nicht möglich. Wir

00:36:21: haben ein paar Dinge, die stehen einfach im Kalender drin. Also wir haben aus Kapitalmarktsicht

00:36:26: jetzt. Schon geht es am 1. November los, da kommt nämlich der Arbeitsmarktbericht. Das

00:36:31: ist für einmal ganz wesentliche Zahl. Wie geht es der US-Wirtschaft? Dieser Bericht

00:36:35: wird jetzt leider aber verzerrt sein. Was dafür eine Zahl gemeldet wird, die wird gar

00:36:39: nicht richtig aussagefähig sein, weil wir eben die, die Hurricanes jetzt hatten. Und

00:36:44: die verzerren natürlich das gesamte Geschehen. Wenn also eine Region so verwüstet wird,

00:36:49: dann kann man ja nicht von einer normalen Arbeitsmarktentwicklung sprechen. Und das

00:36:53: hat schon landesweite Auswirkungen teilweise. Deswegen muss man da sehr vorsichtig sein.

00:36:57: Aber erste wichtige Zahl ist dann gleich anfangen gerne. Dann kommt die Wahl, 5.

00:37:02: der 6. und dann am 7. des Fettzins entscheidet, das ein Tag später. Ja und ein Drehbuch für

00:37:10: die Wahl kann man überhaupt nicht schreiben. Also am Morgen der Wahlnacht aus europäischer

00:37:16: Sicht ist es ja eine Wahlnacht. Wird wahrscheinlich noch gar nichts feststellen. Da kann es sehr

00:37:23: gut sein, dass das einige Bundesländer noch auszählen oder es zu knapp ist. Deswegen

00:37:29: mag es sein, dass man gar nicht genau schlauer ist am nächsten Tag. Dann ist die Frage,

00:37:35: was sind die Tendenzen? War es wirklich so knapp? Es sind ja in der Tat nur zwei, drei

00:37:43: Swing-States, auf die es ankommt. Ist das ganze stabil? Wie sind die Reaktionen? Und ja,

00:37:51: und dann muss man halt sehen, dann kann man nur hoffen, dass diese Wahl eben schnell über

00:37:56: die Bühne geht, schneller wird das Thema dann auch wieder abhaken können. Und selbst mit

00:38:01: der Entscheidung, es ist Donald Trump geworden, zur zweiten Amtszeit, sich dann darauf einzustellen,

00:38:07: was dann weiter passiert als eine Phase der Unsicherheit über die Regierungsfähigkeit

00:38:15: überhaupt von Amerika zu haben. Das ist ja unser größeres Risiko, es sei nicht, wer

00:38:21: gewinnt oder verliert, sondern ob es eben überhaupt eine klare Entscheidung gibt, die

00:38:27: anerkannt wird, ob die Institutionen eben stabil sind in den USA, so dass man dann eben

00:38:31: auf die neue Regierung schauen kann, was sie denn wirklich tun wird im nächsten Jahr.

00:38:36: Das wird das sein, was in Befember dann auch in dem Kapitalmärkten im Vordergrund steht.

00:38:41: Und wenn wir das dann abgehandelt haben, dann denke ich, dass wir zumindest von den wirtschaftlichen

00:38:51: Zahlen und Einschätzungen dann bis zum Jahresende stabil laufen, es wird zumindest von der

00:38:58: einen wirtschaftlichen Entwicklung ein gutes Kapitalmarktjahr werden. Wenn es nicht durchkreuzt

00:39:02: wird eben durch die große Politik, dann kann sicherlich auch nach einer gelungenen US-Wahl

00:39:08: dann noch andere Themen geben, die auch jederzeit eben, aber das kennen wir mittlerweile schon,

00:39:12: die geopolitische Damok ist schwer, was da überall bei uns pendelt.

00:39:17: Dann wollen wir den Tag nicht vor dem Abend loben, also den Jahresrückblick, den machen

00:39:21: wir traditionell im Dezember, mit dem Chefanlagestrategien der DECA Investment York-Bäusen, also da warte

00:39:26: ich schon noch ab, paar Monate sind es ja immerhin noch, man darf da glaube ich nicht zu früh.

00:39:31: Demütig sein, über dem was man sich da für so eine Ableht hat.

00:39:34: Ja, definitiv, die schwarzen Schwäne kommen doch heutzutage häufiger als früher, habe

00:39:38: ich zumindest das Gefühl. Ja, da würde ich sagen, wir machen für heute mal ein Schleifchen

00:39:41: dran an dem Podcast, um im weihnachtlichen Bild zu bleiben. Und wenn Sie die Bezuhörerinnen

00:39:46: und Zuhörer Fragen haben, rund um Börse, Wirtschaft und die Märkte, dann lassen Sie

00:39:51: uns doch gerne eine Nachricht zukommen. Sie finden uns auf den gängigen Social Media

00:39:54: Plattformen, aber zum Beispiel auch bei YouTube. Und wenn Sie da einen Kommentar hinterlassen,

00:40:00: dann sehen wir das. Wenn Sie uns sonst irgendwie kontaktieren wollen oder uns sonst irgendwas

00:40:04: mitteilen wollen, dann schreiben Sie uns doch einfach eine ganz alt hergebrachte E-Mail

00:40:08: an Podcast@dk.de und natürlich freuen wir uns auch über Bewertungen auf iTunes oder

00:40:14: auf anderen Plattformen. Das war es von uns für heute. Machen Sie es gut und bis bald.

00:40:21: Tschüss.

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