Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

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00:00:00: Auch wenn die Wahlen in den USA immer näher rücken, sind es doch andere Themen, die die

00:00:04: internationalen Aktienbörsen derzeit umtreiben.

00:00:08: Gerade die Situation in Europa und Deutschland lasse derzeit schwer auf dem Dachs.

00:00:12: So konnte die deutsche Industrie auch im August nicht wirklich überzeugen und die Situation

00:00:18: bei Deutschlands größtem Autobauer scheint derzeit mehr als schwierig zu sein.

00:00:22: Volkswagen hat vielleicht zu lange gewartet, um auf die Konkurrenz aus China und Korea

00:00:27: zu reagieren.

00:00:28: Und so steht der Standort Deutschland vor einer großen Bewährungsprobe.

00:00:32: Und die Technologiakzien, die den Aufschwung an den Börsen in den letzten Jahren häufig

00:00:37: getragen haben, schwächeln aktuell.

00:00:39: So bleibt es schwankungsanfällig und die Höchskurse der vorvergangenen Woche scheinen

00:00:44: schon wieder in weiter Ferne zu liegen.

00:00:47: Lediglich bei der Inflation sieht es nach einigermaßen Entspannung aus, Zeit für starke Zinssenkung

00:00:53: fordern bereits einige Ökonomen.

00:00:55: Bleiben die Börsen auch in nächster Zeit sowohl latil, was folgt eigentlich auf die

00:01:00: Vorherrschaft der Technologiakzien und wie wichtig wäre es für die Notenbanken, die

00:01:05: Zinsen deutlicher als bisher zu senken.

00:01:08: Wir sprechen drüber in dieser Folge "Mikro trifft Makro".

00:01:12: Hallo und herzlich willkommen zur 106.

00:01:26: Folge "Mikro trifft Makro".

00:01:27: Heute ist Mittwoch, der 11.

00:01:29: September 2024 und bei mir ist heute ausnahmsweise mal nicht der Chefvolkswehr der Dekabank,

00:01:35: Dr.

00:01:36: Ulrich Gratter, sondern sein Kollege Joachim Schallmeier.

00:01:39: Hallo und herzlich willkommen hier im Studio Joachim.

00:01:41: Ja, danke schön.

00:01:42: Ja, Joachim, wir haben viel zu besprechen, denn die Märkte sind wirklich sehr nervös

00:01:48: aktuell kann man sagen.

00:01:50: Dazu kommen noch die trüben Aussichten für Deutschland im Allgemeinen und VW im Speziellen.

00:01:54: Das hat ja die letzte Woche eigentlich doch die Märkte auch beschäftigt, die Tech-Aktien

00:02:00: schwächeln und ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo wir anfangen sollen, die in den

00:02:03: USA die Wahlenrücken immer näher, da geht es jetzt richtig zur Sache mittlerweile.

00:02:07: Das ist ein Abend, hatten wir gerade die erste Debatte zwischen Camilla Harris und Donald

00:02:11: Trump.

00:02:12: Also in der vorletzten Woche hatten wir ja noch höchstständige Rekordniveaus an den

00:02:16: Börsen, die sind alle schon wieder passé, wir sind ein ganzes Stück drunter schon wieder.

00:02:20: Deswegen würde ich sagen, wir fangen mal so mit der allgemeinen Marktsituation an.

00:02:24: Warum ist das denn alles so nervös?

00:02:26: Welche Faktoren sind es denn insbesondere, die die Märkte derzeit so nervös machen?

00:02:30: Naja, zunächst mal muss man ja sagen, dass wir auch eine unglaublich starke Aufholbewegung

00:02:36: hatten.

00:02:37: Also wir haben ja diesen kurzen Schreckmoment Anfang August gehabt, wo die vor allen Dingen

00:02:41: die japanischen Aktienmärkte ja wirklich eingebrochen sind.

00:02:45: Das muss man sagen, das hat die internationalen Märkte dann mit runtergezogen, aber es ging

00:02:51: dann ja auch wirklich genauso schnell wieder bergauf, eben auf die neuen Rekordstände

00:02:55: bei vielen Indizes.

00:02:56: Und da braucht es dann auch gar nicht viel, dass da ein paar Gewinnmitnahmen stattfinden.

00:03:01: Mehr ist das bis jetzt noch nicht für uns, das ist technisch begründet.

00:03:04: Das wirklich einfach nach dem starken Anstieg dann die Gewinne auch mal mitgenommen werden.

00:03:09: Wir kommen in ein saisonal etwas schwierigeres Fahrwasser rein.

00:03:13: September/October sind traditionell schwierigere Börsen Monate.

00:03:17: Wir haben die zahlreichen Themen, die du auch angesprochen hast, natürlich die für

00:03:21: Unsicherheiten sorgen.

00:03:22: Die Rahmenbedingungen insgesamt für uns sind weiterhin stabil.

00:03:26: Aber man muss auch sagen, so die richtigen positiven Impulse, die fehlen so ein bisschen

00:03:32: und das erklärt es eben auch, dass wir hier eher seitwärts gehen, ein bisschen was von

00:03:36: den Höchstständen jetzt abgeben.

00:03:38: Schauen wir auch nochmal auf die Zinsen.

00:03:41: Die sind ja sowohl in Euroland als auch in den USA noch recht hoch, obwohl die Inflation

00:03:47: zumindest jetzt hier bei uns mal in Deutschland beispielsweise, auch sonst in Europa, ein

00:03:53: bisschen runtergekommen ist.

00:03:54: Ist das nicht eine schwierige Kombination irgendwie jetzt, also diese wirtschaftliche

00:03:58: Lage und immer noch recht hohe Zinsen, da könnten wir auch mal ein deutlicheres Zeichen

00:04:03: setzen.

00:04:04: Die Zinsen sind ein bisschen stärker senken und dann so vielleicht auch einfach die wirtschaftliche

00:04:09: Situation ein bisschen entlasten, es wieder attraktiver zu machen, Investitionen zu tätigen,

00:04:14: also Kredite aufzunehmen.

00:04:15: Oder stechen wir das jetzt ein bisschen zu einfach vor?

00:04:18: Naja, es kommt so ein bisschen darauf an, wo man hinschaut.

00:04:22: Also in den USA ist die Konjunktur ja erstaunlich robust sogar, trotz der restriktiven Zinsen.

00:04:29: Also ich meine, in den USA haben wir Zinsen zwischen 5,25 bis 5,5 Prozent und trotzdem

00:04:36: ist die Wirtschaft ja sehr robust sogar besser als erwartet.

00:04:40: In Europa und vor allen Dingen auch nach Deutschland blicken halt leider, da könnte

00:04:44: man schon sagen, na ja, da könnte man tatsächlich etwas stärker mal die Zinsen senken, denn

00:04:50: wir sprechen ja nicht über eine expansive Geldpolitik, sondern wir sprechen über eine

00:04:55: weniger restriktive.

00:04:56: Also wir haben hohe Zinsen, die wirken restriktiv, die wirken entsprechend natürlich auch dämpfend

00:05:03: auf die Konjunktur und deswegen gut nachvollziehbar, was du sagst, warum dann nicht gleich mal

00:05:09: große Schritte machen.

00:05:10: Das Problem ist, dass die EZB natürlich in Spagat machen muss.

00:05:16: Ja, auf der einen Seite haben wir die schwächelnden Wirtschaften.

00:05:19: In Europa und Deutschland ist dann natürlich wirklich normal das Schlusslicht, aber wir

00:05:22: haben keine richtige Wirtschaftsdynamik.

00:05:24: Da könnte man sagen, ja, etwas schnellere Zinsenkungen würden das dann wieder begünstigen,

00:05:31: dass man hier wirklich auch die Investitionstätigkeit anschiebt, vollkommen richtig.

00:05:35: Aber auf der anderen Seite muss die EZB ja auch mittelfristig das Inflationsziel im

00:05:42: Auge behalten.

00:05:43: Und da sieht man halt einfach, ja, der Scheitelpunkt in der Inflation, der liegt deutlich hinter

00:05:49: uns gar, keine Frage.

00:05:51: Aber jetzt die letzten Meter bis dann wirklich auch das Inflationsziel erreicht wird, das

00:05:56: ist halt noch ein harter Weg.

00:05:58: Und auch die Lohnentwicklung, die Kerninflationsraten, die sind ja noch zu hoch auch für die EZB

00:06:05: und werden sich ja nur langsam dann auch nach unten bewegen.

00:06:09: Und deswegen ist es nicht angesagt, jetzt hier mit großen Zinsschritten nach unten loszugaloppieren,

00:06:14: sondern eben, man muss diese beiden Themen im Auge behalten und da ist es ausreichend,

00:06:21: dass weitere Schritte gemacht werden, aber eben eher vorsichtiger in der Größenordnung

00:06:25: 25 Basispunkte, als jetzt wirklich da die Zinsen massiv und dramatisch schnell nach unten

00:06:32: zu bewegen.

00:06:33: Du hast eben auch Deutschland angesprochen.

00:06:35: Ulrich hat auch in einer der letzten Folgen, glaube ich, gesagt, ja, für Deutschland sieht

00:06:38: es im Moment sehr düster aus.

00:06:40: Auch der August war jetzt von den Daten, die wir gesehen haben bisher schon, nicht so

00:06:45: rosig, wie man sich vielleicht hätte erhoffen können.

00:06:47: Aber der August ist ja nun auch nicht der Monat des wirtschaftlichen Ausschrungs.

00:06:51: Da haben wir ja noch Ferienzeiter, sind viele im Urlaub, da ist ja eh so ein bisschen Sommerpause,

00:06:55: Sommerloch.

00:06:56: Aber man fragt sich schon, müssen wir vielleicht für Deutschland 2024 wirtschaftlich einfach

00:07:02: mal abschreiben, dass wir sagen, nee, da passiert jetzt nichts mehr.

00:07:04: Wir werden, wenn wir Glück haben, mit einer Null rausgehen oder mit einer roten Null sagen

00:07:08: was mal so.

00:07:09: Und das war es.

00:07:10: Ja, düster beschreibt es ganz gut.

00:07:13: Also es sieht weiterhin nicht gut aus, was die deutsche Konjunktur anbelangt.

00:07:18: Das bleibt düster und es ist auch irgendwie niemand bemüht an irgendeiner Stelle, da wieder

00:07:23: das Licht anzumachen.

00:07:25: Und zuletzt hat sich der Ausblick für die deutsche Konjunktur ja sogar nochmals verschlechtert.

00:07:31: Also wir erwarten diesem Jahr nur dieses magere Wachstum von 0,1 Prozent.

00:07:36: Also das ist nicht das Wort Wachstumwert.

00:07:38: Also das ist eine Stagnation vor allen Dingen, weil wir ja im letzten Jahr eine Schrumpfung

00:07:43: sogar hatten.

00:07:44: Also die deutsche Konjunktur, die steckt fest in der Stagnation.

00:07:49: Die Industrieproduktion ist schwach ausgefallen.

00:07:52: Die Einkaufsmanager-Indizes und der IFO, also wo die Unternehmen selber ja befragt werden

00:07:59: zu ihrer Situation und zu ihren Geschäftsausblicken.

00:08:02: Da haben sich die Umfragewerte zuletzt auch nochmal nach unten bewegt.

00:08:08: Und deswegen macht es jetzt wenig Hoffnung auf eine Trendwende hier aus dem Inland heraus.

00:08:15: Und hinzu kommt ja, dass auch die Impulse aus der Weltwirtschaft im Moment ausbleiben.

00:08:20: Wer sind diesen Strukturwandel halt voll ausgesetzt, der Welthandel stagniert.

00:08:25: Und auch China kämpft ja mit Überkapazitäten und einer schwachen Nachfrage.

00:08:32: Also es kommen jetzt auch aus dem Ausland nicht die Impulse.

00:08:35: Und in der Kombination muss man ganz klar sagen, das bleibt für die deutsche Volkswirtschaft

00:08:40: wirklich extrem schwierig.

00:08:42: Ja, passend dazu hat uns auch übrigens eine Frage erreicht.

00:08:46: Jetzt kam wirklich wie aufs Kommando.

00:08:48: Ehrlich gesagt, unser Hörer Benjamin fragt sich nämlich, ob es vor dem Hintergrund dieser

00:08:53: Aussichten, die du ja gerade auch nochmal beschrieben hast, überhaupt Sinn macht, in den DAX zu investieren.

00:08:57: Also kann Deutschland in den kommenden zehn Jahren überhaupt wachsen, auch vor den Herausforderungen,

00:09:02: die wir sonst noch haben.

00:09:03: Also demografischer Wandel, Energiewende, also hohe Transformationskosten.

00:09:08: Und ja, falls nicht, wächst dann der DAX trotzdem auch, wenn Deutschland vielleicht nicht wächst

00:09:12: oder nur wenig wächst.

00:09:13: Ja, das ist eine super Frage, weil man muss das wirklich voneinander trennen.

00:09:19: Also der DAX ist eben nicht die deutsche Volkswirtschaft.

00:09:23: Und im DAX sind global tätige Unternehmen gelistet, die eben nur bedingt, und zwar zu

00:09:31: einem kleineren Teil von der heimischen Wirtschaft abhängen.

00:09:34: Also die haben den Luxus, sage ich mal, dass sie eben an der Weltwirtschaft partizipieren.

00:09:41: Und den Luxus haben aber viele andere Unternehmen, kleinere Unternehmen, Nichtbörsen, notierte

00:09:46: Unternehmen, nicht.

00:09:47: Ja, die sind dann wesentlich stärker von der Schwäche in der heimischen Wirtschaft betroffen,

00:09:53: als die DAX-Konzernis sind.

00:09:55: Und deswegen sieht man ja auch diese Loslösung.

00:09:59: Ja, also der DAX steht auf oder nahe Rekordhochs und die deutsche Konjunktur, die da habt.

00:10:06: Das passt aber zusammen eben genau aus diesem Grund.

00:10:11: Und deswegen wird es auch, wenn man nach vorne blickt, gut gelingen, dass der DAX hier weiter

00:10:18: vorankommt, trotz stagnierender heimischer Wirtschaft.

00:10:23: Entscheidend für die DAX-Konzerne ist eine stabile Weltkonjunktur.

00:10:28: Und danach sieht es weiterhin aus.

00:10:30: Die Unternehmen kommen mit den schwierigen heimischen Rahmenbedingungen noch gut zurecht,

00:10:39: wobei natürlich ein dauerhafter Zustand sollte das auch nicht werden.

00:10:44: Das ist auch klar.

00:10:46: Denn langfristig brauchen auch die globaltätigen DAX-Unternehmen natürlich ein stabiles heimisches

00:10:53: Rückgrat.

00:10:54: Aber sie können eben diese Stagnationsprobleme wesentlich besser diversifizieren.

00:11:01: Und das haben sie erfolgreich unter Beweis gestellt.

00:11:03: Und das wird auch die nächsten Jahre so klappen.

00:11:06: Also deswegen eine ganz wichtige Frage, aber auch ganz wichtig zu verstehen, dass man hier

00:11:11: trennen muss zwischen der Entwicklung und den Perspektiven in der heimischen Volkswirtschaft

00:11:16: und den Perspektiven des DAX.

00:11:18: Ja, wenn wir über die deutschen großen Unternehmen sprechen, da kommen wir natürlich in der

00:11:23: Folge auch an VW nicht vorbei.

00:11:25: Also das deutsche Vorzeigewternehmen kann man sagen.

00:11:29: Also wenn wir jetzt mal das Thema Diesel-Skandal ausklammern, ich glaube, da haben sie sich

00:11:33: dann doch auch die eine oder andere Schelle eingefangen.

00:11:35: Die sind jetzt in Schieflage geraten und man muss ganz krasse Einsparungen vornehmen.

00:11:40: Und jetzt gerade gestern kam ja auch nochmal die ersten Dinge ans Licht.

00:11:45: Also man löst diese Beschäftigungsgarantie, die man bei VW ja über viele Jahre jetzt hatte.

00:11:49: Ich glaube bis 2030 lief die.

00:11:51: Die löst man auf.

00:11:53: Und dann verabschiedet sich von einigen Dingen, die es lange gab und will wirklich richtig

00:11:57: viel Geld einsparen.

00:11:58: Man fragt sich natürlich, was hat so ein Konzern, so ein Traditionsunternehmen Deutschlands

00:12:04: eigentlich so in Schieflage gebracht?

00:12:07: Und ich frag mich dann auch immer, sind so krasse Einsparungen in der Form dann tatsächlich

00:12:11: der richtige Weg?

00:12:12: Ja, bei der VW kommen sicherlich viele Dinge zusammen.

00:12:16: Also das sind unternehmenspezifische Eigenschaften, eine starke und einseitige Fokus auf die Elektromobilität,

00:12:27: eine falsche Produktpalette, Produktauswahl und Ausrichtungen, hohe Abhängigkeiten zu

00:12:34: China und so weiter und so fort.

00:12:36: Also das sind erst mal die unternehmenspezifischen Dinge.

00:12:39: Aber natürlich auch das rasant veränderte Umfeld in der eigenen Industrie, Automobilindustrie

00:12:46: und Zulieferindustrie als auch in der Weltwirtschaft.

00:12:49: Und da ist VW ja nicht alleine.

00:12:52: Denn die Liste der Unternehmen, die hier eben unter ähnlichen Schwierigkeiten leiden,

00:13:00: die wird jeden Tag länger.

00:13:01: Also ob das die Zulieferer sind wie eine Bosch, eine ZF in Friedrichshafen, eine Kontinental

00:13:07: oder ja auch gestern ganz prominent ja die Gewinnwarnung von BMW, die eben ja auch teilweise

00:13:14: unternehmensspezifisch ist, aber eben auch ein schwachen, absatzende, schwache Nachfrage

00:13:19: in China geschuldet ist.

00:13:20: Also das ist schon auch ein Stück weit eben über VW, was du angesprochen hast, hinaus

00:13:26: einfach für die ganze Industrie und einfach für den Standort Deutschland, der eben stark

00:13:30: im verarbeitenden Gewerbe ist, ist es natürlich eine äußerst bedenkliche Entwicklung und

00:13:36: zeigt einfach, wie schwierig es ist, diese Kombination aus konjunkturellen und strukturellen

00:13:45: Problemen wirklich zu überwinden. Und ich meine, gerade in der Situation bräuchte es natürlich

00:13:51: wirklich klarer und verlässlicher wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen. Denn nur so kann am Ende

00:13:59: des Tages dann auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder erreicht werden. Denn es müssen ja

00:14:07: irgendwo Investitionen angestoßen werden und die grundsätzliche Bereitschaft Investitionen

00:14:14: zu tätigen, die ist bei den Unternehmen vorhanden. Es mangelt aber meistens an Planbarkeit und

00:14:22: Verlässlichkeit. Deswegen werden diese Investitionen zurückgestellt, in andere Regionen verlagert

00:14:30: und da gilt es vor allen Dingen ganz klar gegenzusteuern.

00:14:34: Jetzt war es in den vergangenen Jahren häufig so, dass wenn die Aktienmärkte nicht so gut

00:14:39: gelaufen sind, weil es ja Wirtschaft oder die wirtschaftliche Entwicklung vielleicht

00:14:42: weltweit auch nicht so doll war, da gab es dann immer die Technologieaktien. Die haben

00:14:46: eigentlich den Karren, was die Börsenentwicklung geht in den letzten Jahren tatsächlich aus

00:14:51: dem Dreck gezogen, sei es in der Corona-Zeit oder kurz danach, sei es jetzt hier auch dieses

00:14:56: Jahr beispielsweise Anfang des Jahres. Aber auch die haben jetzt Federn gelassen, also

00:15:00: insbesondere wenn man mal den, ja ich würde fast sagen Börsenstar der letzten zwei Jahre

00:15:05: Nvidia nimmt, da ging wirklich, also die Ging die Kurse richtig kräftig nach unten zum

00:15:10: Teil und man kann sich natürlich jetzt fragen, ja sind die vielleicht zu langsam am Ende

00:15:15: ihres Wachstumszyklus angekommen, diese Unternehmen, also wenn man sich unternehmen

00:15:19: wie Facebook oder Meta heißen sie ja eigentlich, Apple, Google, Alphabet anguckt, das sind

00:15:26: ja richtig riesige Unternehmen mittlerweile, das sind ja gar keine kleinen wachstumsstarken

00:15:30: Start-ups mehr, kommen die vielleicht jetzt in so eine Phase, wo man sagt, naja das sind

00:15:34: eigentlich gar keine Wachstumstitel mehr, sollen die etablieren sich jetzt als normales

00:15:38: Unternehmen und dementsprechend ist diese Entwicklung auch nicht mehr so dynamisch wie

00:15:41: sie mal war und sie leiden halt auch stärker unter diesen wirtschaftlichen Problemen, die es gibt.

00:15:46: Ja also kleine Start-ups sind das sicherlich schon lange nicht mehr absolut, genau das

00:15:52: Gegenteil ist ja der Fall, also diese großen Technologie und Plattformunternehmen haben

00:15:58: ja eine unglaubliche Marktdominanz, ja auch wenn man sich das mal von den Marktkapitalisierung

00:16:04: anschaut und dementsprechend auch von den Gewichtungen in den Indizes, die dominieren

00:16:09: natürlich die großen Indices und das ist jetzt nicht erst seit der künstlichen Intelligenz

00:16:17: der Fall, sondern schon wirklich die letzten Jahre, wo einfach kontinuierlich das Gewinnwachstum

00:16:22: und das Zuwachs an Marktkapitalisierung bei diesen Unternehmen einfach so überdurchschnittlich

00:16:28: und so viel schneller als die das gesamte Markt es war.

00:16:31: Durch die KI künstliche Intelligenz hat das Ganze natürlich nochmal dann ein Beschleunigungsschub

00:16:36: erfahren. Ja, da wird jetzt sehr viel Distruption mit einhergehen und es ist natürlich verlockend,

00:16:45: das immer weiter vorzuschreiben, aber wir haben das ja immer wieder bei derartigen Technologischüben

00:16:51: gesehen, dass das natürlich in Wellen erfolgt und ja den Hochpunkt dieser KI-Welle, den

00:17:00: hat man wahrscheinlich jetzt langsam erreicht, die Erwartungen sind sehr, sehr hoch. Man muss

00:17:06: schon sagen, bislang haben die Unternehmen diese hohen Erwartungen auch immer getroffen oder

00:17:13: besser gesagt übertroffen. Also diese hohe Wachstum, was auch gefordert wurde, konnten

00:17:19: die Unternehmen bis jetzt auch ins letzte Quartal hinein liefern, aber sie werden natürlich

00:17:25: nicht jedes Jahr ihre Gewinne vervielfachen können, sondern dann setzt irgendwo so ein

00:17:29: Zettigungseffekt ein, die Gewinne werden weniger stark immer noch sehr, sehr gut, aber eben

00:17:34: weniger Dynamisch steigen und genau an dem Punkt sind wir jetzt angelangt. Wir werden

00:17:38: die nächsten Quartale gute Gewinnzahlen auch aus diesen großen dominierenden Technologie- und

00:17:45: Plattformunternehmen sehen, aber wir werden eben nicht mehr diese Kursdynamik- und Gewinndynamik

00:17:51: sehen wie in den letzten Jahren und das sollte kein Grund zur Sorge sein, aber man sollte sich

00:17:57: eben bewusst machen, dass damit auch so eine gewisse Dynamik aus dem Gesamtmarkt, der vor

00:18:03: allen Dingen die US-Märkte so dramatisch nach oben getrieben hat, dass die so langsam ein Stück

00:18:09: weit rausgeht und dass wir vor allen Dingen und das sehen wir jetzt ja auch die letzten Monate

00:18:14: verstärkt, eine Rotation im Gesamtmarkt sehen, also dass eben weniger der Fokus dann nur noch auf

00:18:21: diesen Handvoll Technologie-Titeln liegt, sondern sich auch mal wieder ein bisschen breiter in die

00:18:27: Unternehmenslandschaft rein bewegt und das ist natürlich grundsätzlich auch was Positives. Wenn

00:18:33: sich jetzt allerdings abzeichnet, dass diese ganzen Technologiefirmen einfach nicht mehr das Zug

00:18:38: fährt sind, was die Märkte vor sich hertreibt oder nach hinterher zieht sozusagen, kann man sich

00:18:43: ja schon auffragen, was kommt denn jetzt eigentlich danach? Also was passiert jetzt? Du hast jetzt

00:18:46: gesagt, es gibt eine Verbreiterung wieder im Markt, aber gibt es auch irgendwelche Branchen oder Themen,

00:18:52: die man jetzt schon sehen kann, wo man sagt, naja, es geht wieder stärker hin zu Qualitätstiteln,

00:18:57: also nicht mehr so stark wachstumsgetriebene Titel, sondern eben Titel, die ja auch antizyklisch sind,

00:19:03: vielleicht, wo man sagt, okay, das sind eher so klassische Investments, weil eigentlich haben

00:19:07: die ja so gut funktioniert, die Technologieunternehmen, weil sie eben so viel Fantasie drin hatten,

00:19:11: weil das ist ja das, was die Börse eigentlich so richtig in Schwung bringt. Wenn da richtig

00:19:14: Fantasie drin ist in so einem Titel, man sieht, okay, da könnte was richtig Großes draus werden,

00:19:19: ist irgend sowas am Horizont, wo du sagst, naja, das könnte die Märkte die nächsten Jahre vielleicht

00:19:23: dann über die Technologie hinaus auch tragen. Ach, das wird sich erst noch herausstellen, also

00:19:29: noch ist der Supertechnologiezyklus ja intakt, das muss man auch sagen jetzt nicht nur, weil es eine

00:19:37: Video gibt oder die von dir angesprochenen Unternehmen, sondern jetzt ist es doch entscheidend, dass

00:19:43: vor allen Dingen die Themen in der Breite sich wiederfinden, also dass diese KI-Themen jetzt

00:19:52: auch wirklich ihren produktiven Nutzen in der Breite der Geschäftsmodelle irgendwo unter

00:19:57: Beweis stellen, also wirklich in traditionelle Geschäftsmodelle-Einzug finden, dort für

00:20:03: Produktivitätsfortschritte, für neue oder veränderte Geschäftsmodelle sorgen und genau das,

00:20:08: das eröffnet jetzt ja schon genug Möglichkeiten, bis jetzt haben wir diese Fantasie, vor allen

00:20:14: Dingen ja auch bei den Chipherstellern und so weiter, aber jetzt geht es darum, wie wird das angewendet,

00:20:19: in welchen Geschäftsmodellen, wie transformieren die sich, was kann das an Produktivität bringen

00:20:25: und das bringt ja auch neue Fantasie in die Unternehmenslandschaft und damit in die Kapitalmärkte

00:20:32: rein, also es braucht jetzt nicht unbedingt sozusagen schon den nächsten Hype wieder, sondern es muss

00:20:38: jetzt erstmal die jetzige Fantasie in der Breite der Geschäftswelt ankommen und da gibt es,

00:20:44: da sehe ich gar keine, habe ich gar keine Bedenken, dass das nach und nach passieren wird. Es ist

00:20:50: dann natürlich eine weniger dynamische Bewegung, das muss man auch sagen als am Anfang von zum

00:20:55: Zyklus, ja das schon, aber es ist eben auch noch ausreichend um wirklich ein vernünftiges

00:21:01: Gewinnwachstum dann auch bei einer größeren Anzahl von Unternehmen zu gewährleisten und das

00:21:09: ist ja was, was sogar wünschenswert ist. Joachim, so langsam kommen wir zum Ende unseres Podcast,

00:21:15: aber ich möchte dann doch nochmal einen Blick in die USA werfen, da tropft ja sozusagen der

00:21:21: Wahlkampf im Moment, das Thema war so, für die merkte ich nicht ganz so entscheidend in letzter

00:21:26: Zeit, aber heute Nacht kam es ja dann zum ersten Aufeinandertreffen von Donald Trump und Kamala

00:21:32: Harris, die haben sich heute, also Nacht, glaube drei Uhr Nachts war das bei uns, zum ersten Mal

00:21:38: live im Fernsehen, ja dualiert debattiert, das hat ja dann doch auch immer ein großes Aufsehen,

00:21:44: also heute Morgen, ich habe heute Morgen reingeguckt, ich bin nicht nachts aufgeblieben, ich weiß nicht,

00:21:47: warst du wach heute Nacht, hast du jetzt angeguckt? Nein, das lohnt nicht. Also ich habe mir jetzt

00:21:52: auch heute Morgen als Aufzeichnung angeguckt und dem Augenblick, wo ich mir das angeguckt habe,

00:21:56: waren ich glaube 4,4 Millionen Menschen auch auf diesem Ding drauf und haben sich das angeguckt,

00:22:02: also wirklich ein sehr sehr hohes Interesse und ich vermute das war insbesondere dann Europa,

00:22:07: die sich das angeschaut haben, denn die Amerikaner schliefen ja dann zu der Zeit. Von daher ist

00:22:12: jetzt natürlich die Frage, sind aus dieser Debatte jetzt irgendwelche neuen Impulse rausgekommen oder

00:22:18: bleibt eigentlich alles beim Alten, beide bleiben bei ihrem Stiefel, den sie haben und was heißt das

00:22:23: jetzt für die nächsten Wochen, insbesondere für die Märkte? Uli sagt ja immer politische Börsen

00:22:28: haben kurze Beine, bleibt das so oder sagt so, na ja, kannst du doch noch ein bisschen was tun?

00:22:34: Ja, was für ein mediales Superereignis, also das ist ja wirklich ein Spektakel und jetzt haben

00:22:39: wir gelernt, dass es noch ein weiteres Spektakel gibt, also liegt ja der Vorschlag in der Luft,

00:22:44: da nochmal ein zweites TV-Duell dann zu veranstalten vor den Wahlen am 5. November,

00:22:50: ja also für die Kapitalmärkte und selbst auch für die Wirtschaftspolitik und

00:22:56: Wirtschaftspolitische Aussagen konnte man da jetzt gestern wirklich keinen neuen nennenswerten

00:23:02: Erkenntnis herausziehen, ja und insgesamt ist das Thema US-Wahlen natürlich medial ein riesiges

00:23:12: Thema und es wird auch zu viel Stimmungsschwankungen an den an den Kapitalmärkten sorgen, aber es ist

00:23:18: dadurch, dass es wirklich ganz großer Veränderungen bedürfte, um wirklich nachhaltig dann auch was

00:23:30: zu verändern, ist es eher unwahrscheinlich, dass man da dauerhaft dann tatsächlich eine

00:23:35: Auswirkung sieht, also es ist nichts worauf sich Kapitalanlegerinnen und Kapitalanleger

00:23:40: positionieren sollten, auf gar keinen Fall. Was man sicherlich sehen wird, ist, dass die US-Konjunktur

00:23:47: im Vorfeld der Wahlen vielleicht etwas schwächer ist, einfach weil die Unternehmen sich natürlich

00:23:53: zurückhalten, man wartet erst mal ab, ob es vielleicht neue Steuererleichterungen gibt, ob es

00:24:00: Investitionsprogramme gibt und so weiter, da will man jetzt nicht unbedingt eine Investition jetzt

00:24:04: schon anschieben, wenn man da bis in den November warten kann. Das kann so ein bisschen dazu führen,

00:24:10: dass vielleicht die wirtschaftliche Aktivität ganz leicht schwächer ist im Vorfeld der Wahlen,

00:24:15: das wird sich dann aber nach der Wahl ganz schnell wieder auflösen. Für die Kapitalmärkte spielt

00:24:20: das alles keine große Rolle, also es ist Stimmungsschwankungen, es ist kurzfristige Taktik,

00:24:27: aber wirklich nichts für die langfristige Kapitalanlage. Wenn man kurzfristig eine

00:24:34: Ableitung machen wollte, dann ist sicherlich das schlechteste Szenario eins, wenn es keinen klaren

00:24:41: Gewinner gibt, wenn der Wahlausgang unklar ist, eine lange Hängepartie, das heißt Unsicherheit,

00:24:47: Unsicherheit mögen Kapitalmärkte nicht. Das wäre sicherlich was, wo der Markt dann in der

00:24:51: kurzfristigen Reaktion negativ drauf reagieren würde. Ansonsten wären große Veränderungen ja

00:24:58: nur dann möglich, wenn der Präsident auch gleichzeitig die Mehrheit im Kongress bekommt,

00:25:05: also in Senat und repräsentanten Haus. Das ist für die Demokraten eher unwahrscheinlich, es wäre

00:25:14: ein etwas wahrscheinlicherer Szenario für die Republikaner und dann könnte tatsächlich Präsident

00:25:20: und eben dann mit der Mehrheit im Kongress, mit den beiden kann man auch wirklich mehr von seinen

00:25:26: Vorstellungen durchsetzen und das wäre etwas, was dann auch Auswirkungen auf die Börsen hätten,

00:25:31: aber in der Summe wie gesagt wirklich ein mediales Ereignis und wir werden noch ganz viele dramatische

00:25:38: Schlagzeilen sozusagen wahrnehmen, aber die Kapitalmärkte werden da relativ unbeirrt

00:25:45: dadurch steuern. Ja also es bleibt dabei politische Börsen, haben kurze Beine, das heißt ab und zu

00:25:51: gibt es mal einen Ausschlag wegen einer politischen Äußerung, aber im Wesentlichen passiert wahrscheinlich

00:25:56: eher wenig. Ja Joachim, ich würde sagen, wir machen heute mal ein Schleifchen dran an dem Podcast,

00:26:02: ich glaube wir haben fast eine halbe Stunde schon voll, also von daher, ich glaube wir haben

00:26:06: wahnsinnig viele Themen heute gestreift, in viele Themen reingeguckt, also auch nochmal danke,

00:26:10: dass du heute eingesprungen bist und das heute hier übernommen hast als Urlaubsvertretung sozusagen,

00:26:14: also auch das nicht selbstverständlich und wenn Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

00:26:20: wie unser Hörer Benjamin auch Fragen haben rund um die Märkte und vielleicht mal was wissen wollen

00:26:25: oder sagen, naja ich habe da immer so ein Begriff und ich verstehe nicht genau wie das eigentlich

00:26:28: zusammenhängt, wie das funktioniert, dann schreiben Sie uns doch ganz einfach eine Email an podcast@dk.de,

00:26:35: das können Sie ganz formlos machen, wir bauen dann Ihre Themen hier in dem Podcast ein oder

00:26:40: nehmen Ihre Frage auch einfach mit auf, wie wir es heute auch gemacht haben und wir freuen uns

00:26:43: natürlich auch über Rückmeldungen über die Podcast-Apps, da kann man dann häufig Sterne

00:26:48: hinterlassen oder eine Bewertung schreiben, machen Sie das auch gerne bei iTunes oder in Ihrer App.

00:26:52: Das war es von uns für heute, machen Sie es gut und bis bald, tschüss!

00:26:57: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie

00:27:05: unter www.dk.de/dk-gruppe

00:27:12: [MUSIK]