Transkript

00:00:00: Da kamen dann doch nochmal Schwung in die Sache.

00:00:03: Nach dem verpatzten TV-Duell und daraufhin sinkender Umfragewerte sowie abnehmender Unterstützung

00:00:08: aus der eigenen Partei, hat Joe Biden das Rennen um die Präsidentschaft in den USA nun am

00:00:13: Wochenende kurzfristig aufgegeben.

00:00:15: Kamala Harris wird nun als D-Kandidatin gesehen, die es richten soll.

00:00:20: Und noch am Wochenende schaltete die amtierende Vizepräsidentin in den Wahlkampfmodus.

00:00:25: Das stellt nicht nur die Demokraten vor die Herausforderung bin, kürzester Zeit eine neue

00:00:29: Kandidatin aufzubauen, es dürfte auch bei den Republikanern ein schnelles Umdenken

00:00:34: in ihren Narrativen erfordern.

00:00:36: Doch was heißt das für die Wirtschaftspolitik in den USA?

00:00:40: Welche Änderungen könnten sich durch eine mögliche Präsidentschaft Harris ergeben?

00:00:44: Und was bedeutet das für die europäische und deutsche Wirtschaft?

00:00:48: Gesprächen drüber in dieser kurzen Folge von Mikro-Trift-Markro.

00:01:03: Hallo und herzlich willkommen zu diesem kurzen Update von Mikro-Trift-Markro und ich freue

00:01:08: mich, dass es tatsächlich kurz geklappt hat, dass wir uns hier treffen bei uns im Studio,

00:01:11: denn bei mir ist wie immer unser Cheffolkswirt Dr. Ulrich Carter.

00:01:15: Guten Morgen Ulrich.

00:01:16: Hallo.

00:01:17: Da haben wir uns wohl etwas zu früh in die Sommerpause verabschiedet letzte Woche.

00:01:20: Gestern gab der amtierende US-Präsident Joe Biden den Verzicht auf seine Kandidatur für

00:01:25: eine weitere Amtszeit bekannt und als seinen Nachfolgerin wird jetzt die amtierende Vizepräsidentin

00:01:31: Kamala Harris gesehen.

00:01:33: Das kam ja nun alles sehr plötzlich, wenn auch irgendwie erhofft und erwartet von vielen.

00:01:38: Nun ist ja doch nochmal richtig Schwung reingekommen in den eher lahmenden Wahlkampf, welchen kurzfristigen

00:01:43: Einfluss sehen wir denn hier auf Märkte, auf die neue Situation.

00:01:47: Immerhin war der Wahlsieg von Trump ja, so hatten wir es zumindest letzte Woche besprochen,

00:01:51: ja irgendwie schon in die Märkte eingepreist ein bisschen.

00:01:53: Na ja, also so lahm fand ich den Wahlkampf bisher jetzt nur wiederum auch nicht, also

00:01:59: wenn ich an der eigenen Stelle im Pennsylvania denke.

00:02:01: Ich mache mal den Eindruck, dass hier die Netflix-Leute jetzt auch schon das Drehbuch für

00:02:07: den US-Wahlkampf schreiben.

00:02:09: Jetzt also das Kapitel "Der Rückzug des alten Mannes".

00:02:14: Man kann sagen, dass die Nachricht am Freitag schon eingepreist worden ist, anscheinend

00:02:20: deutet er halt immer mehr darauf hin.

00:02:22: Die Oxymärkte haben nachgegeben, ein Prozent, dagegen haben sich ein paar Tech-Werte ein

00:02:27: bisschen erholen können sogar.

00:02:29: Am stärksten hat der Bitcoin reagiert, hier ging es deutlich nach unten.

00:02:34: Klar, das Milieu, das da bei Trump in der Wahlkampfteam ist, bis hin zu sein Vize, auch sehr kryptofreundlich

00:02:46: ausgelegt worden ist, da steckt wohl eher dahinter, dass es dann hier nach unten ging.

00:02:51: Der US-Dollar hat ein bisschen nachgegeben, ein Cent an den Staatsanleihenmärkten war

00:02:59: aber kaum was los.

00:03:00: Da konnte man keine richtige Reaktion sehen.

00:03:03: Ja, für mich ist es jetzt wieder komplett offen.

00:03:08: Kamila Harris liegt auch hinten gegen Trump, wie beiden, aber halten wir uns noch mal vor

00:03:16: Augen, dass es ja insbesondere um die Wechselwähler geht in den USA.

00:03:21: Manche sagen, es geht so um 100.000, 120.000 Leute in sechs Swing-States und dann wird es

00:03:29: ja schon fast soziologisch.

00:03:31: Welche Schichten spricht sie jetzt wiederum an?

00:03:34: Trump hat ja viele Personen von der sogenannten Unterschicht für sich gewonnen, auch Frauen,

00:03:43: sogar viele Einwanderer.

00:03:45: Und wie weit kann jetzt Harris als erfolgreiche, wie heißt es in Amerika, woman of color in

00:03:52: die Trump-Reihen einbrechen?

00:03:54: Das wird sehr spannend.

00:03:55: Und es ist auch klar, dass die Republikaner das natürlich versuchen werden zu verhindern,

00:03:59: die müssen jetzt ihre Geschichten alle neu schreiben.

00:04:01: Führt das jetzt zu einem Rückabwicklung, dieses sogenannten Jumptrades, also in den

00:04:08: letzten Wochen eher steigende Aktienmärkte und steigende Renditen.

00:04:13: Das nur, wenn Harris jetzt aufholen sollte in den Warbörsen oder in den Umfragen.

00:04:20: Nur dann, wenn das passieren sollte, bekommen wir sofort ein neues Problem.

00:04:25: Denn wenn man sich jetzt vorstellen würde, dass Harris auf einmal knapp führen würde,

00:04:33: dann haben wir wieder die Aussicht auf einen Chaos nach der Wahl.

00:04:38: Weil Trump-Anhänger werden natürlich auch jetzt wieder keine Niederlage akzeptieren.

00:04:43: Sonst, die Szenarie würde die Märkte dann wahrscheinlich doch deutlich nervös machen,

00:04:49: auch schon im Vorfeld.

00:04:50: Gut, aber das müssen wir alles beobachten.

00:04:53: Im richtigen Leben ist ja eben alles doch viel verworner als in der Netflix-Serie.

00:04:58: Und deswegen kann man sich wohl auf ein bisschen mehr Volatilität gefasst machen an den Märkten,

00:05:05: jetzt in den kommenden Wahlkampfmonaten.

00:05:08: Aber bei all diesen Nachrichten, die uns da wieder erreichen werden, eins muss man

00:05:14: im Hinterkopf immer haben.

00:05:16: Die Wirtschaft der USA wird durch diesen Präsidentenwechsel, die wird jetzt nicht auf einmal ausgetauscht

00:05:23: gegen eine neue Wirtschaft.

00:05:24: Das heißt also, die meisten Parameter, die uns an den Märkten interessieren, bleiben erhalten.

00:05:29: Nun haben wir ja eine neue Kandidatin, vermutlich zumindest.

00:05:33: Zumindest gibt man im Moment davon aus.

00:05:34: Die 59-jährige Kamala Harris ist aber ja jetzt kein unbeschriebenes Blatt im Politikbetrieb.

00:05:41: Sie ist immerhin ja Vizepräsidentin.

00:05:43: Sie ist im Politikbetrieb in Washington etabliert, hat zuvor als Bezirksanwältin in San Francisco

00:05:48: und als Generalstaatsanwältin in Kalifornien gearbeitet.

00:05:52: In dem Kontext war sie natürlich eher mehr im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung unterwegs

00:05:57: und eher weniger mit wirtschaftspolitischen Fragen betraut.

00:06:00: Jetzt kann man sich natürlich fragen, wofür steht denn Kamala Harris, wenn man mal auf

00:06:05: die wirtschaftspolitische Seite schaut, folgt sie dem, was auch beiden verfolgt hat oder

00:06:09: wird sie auch eigene Akzente setzen, wo wird es Änderungen geben?

00:06:12: Ja, wo steht Kamala Harris wirtschaftspolitisch?

00:06:16: Sie ist wenig profiliert, hat ja auch als Vizepräsidentin wenig zu tun.

00:06:23: Sie kommt eher aus dem ...

00:06:28: nach US-Nomenklaturer Linkenspektrum.

00:06:31: Auf den ersten Blick könnten vielleicht die Europäer sagen, sie können besser mit ihr

00:06:36: leben, weil die Zollpolitik nicht so akzentuiert auf der Agenda steht, da sie auch ein bisschen

00:06:42: internationalistischer denkt.

00:06:44: Aber auch hier Abschottung gegen China insbesondere ist nun mal in den letzten Jahren Teil der

00:06:51: US-Staatsraison geworden.

00:06:53: Das heißt, wird von allen Parteien verfolgt.

00:06:55: Und da ist es nicht so, dass die Europäer jetzt nicht so grundabhängig, wer jetzt auf

00:07:01: dem Präsidentenstuhl sitzt.

00:07:02: Und die Grundlinien der Demokraten und damit auch das, was auch sie zu den Themen gesagt

00:07:07: hat, sind jetzt nicht so fundamental verschieden von den Republikanern, also die Abschottung

00:07:13: gegen China.

00:07:14: Neue Immigrationsregeln, das sagt sie auch.

00:07:17: Wir brauchen ein neues Immigrationssystem als drittes Industriepolitik, wobei es hier

00:07:22: natürlich unterschiedliche Akzente geben wird.

00:07:25: Bei Trump mit seinen Absagen an die Klimawende würden wahrscheinlich unter Camilla Harris

00:07:33: dann die Energiebranche nicht so stark und nicht so ausnichtsreich sein wie bei, wie

00:07:38: unter einer möglichen Präsidentschaft Trump.

00:07:40: Das ist alles wenig diffus und deutet darauf hin, dass sie jetzt nicht für ein Wirtschaftsprogramm

00:07:47: stehen, wo die Merkel sagen, da müssen wir uns jetzt neu darauf einstellen.

00:07:49: Ich glaube, die eigentliche Bedeutung dieser neuen Chancen der Demokraten liegt darin,

00:07:58: dass sie jetzt wieder die Möglichkeit haben, dass das Parlament nicht vollständig zu den

00:08:03: Republikanern abrutscht.

00:08:04: Denn das war ja zunehmend die Gefahr, dass nicht nur das Präsidentenamt, sondern auch

00:08:12: Repräsentantenhaus und Senat in republikanische Hände geraten würde.

00:08:16: Das ist jetzt durch die Kandidatur, unabhängig ob Harris Präsidentin wird oder nicht, nicht

00:08:24: mehr gegeben und das bremst an den Märkten auch die Befürchtungen gegen die schlimmsten

00:08:31: wirtschaftspolitischen Aussichten oder Auswüchse einer zweiten Amtszeit von Trump.

00:08:37: Die liegen jetzt darin, dass er die Staatsfinanzen ruiniert und die Nation zurückgeholt und

00:08:42: dann in Dollar auch noch abschmiert.

00:08:44: Ohne eine entsprechende vollständige Kongressmehrheit ist ihm das gar nicht möglich.

00:08:51: Und dieses Korrektiv, das sehen die Märkte als ganz wichtig an, wie gesagt, selbst wenn

00:08:58: im direkten Vergleich Kamila Harris dann Trump unterliegen sollte.

00:09:01: Du hast eben auch schon gesagt, es wird wahrscheinlich ein bisschen volatiler an den Märkten zugehen.

00:09:07: Der Wahlkampf wird ja auch nochmal deutlich anziehen.

00:09:10: Jetzt wird wahrscheinlich auch nochmal ein bisschen schärfer geführt, als er zwischen

00:09:12: Trump und Biden geführt würde.

00:09:14: Man wird auch nochmal abwarten müssen, wie die nächsten TV-Duelle so laufen, weil Kamila

00:09:18: Harris ist einfach auch wahrscheinlich deutlich angriffslustiger als es Biden war im letzten

00:09:24: TV-Duell und generell auch war in den TV-Duellen bisher.

00:09:27: Müssen wir uns darauf einstellen, dass da nochmal kräftig Volatilitäten die Märkte

00:09:31: kommt und ja, was heißt das für einen so, wenn man so als Privatanleger unterwegs ist

00:09:35: an den Märkten?

00:09:36: Ja, also ein leichter Hötel, wohler während des Wahlkampfs ist schon wahrscheinlich, ich

00:09:41: würde die Großenordnung so ansetzen, wie wir das an dem Freitag jetzt erlebt haben,

00:09:45: also auch nichts außergewöhnliches.

00:09:47: Und du stellst schon genau die richtige Frage, ist das jetzt für den privaten Anleger und

00:09:53: die private Anlegerin, ist das relevant?

00:09:55: Nein.

00:09:56: Also für den privaten Haushalt, Absicherungen zum Beispiel, sind nicht angebracht.

00:10:03: Private Haushalte sind sogenannte "Bient Hold"-Anleger.

00:10:07: Das heißt Anleger, die nicht kurzfristig reagieren, sondern langen Horizont haben,

00:10:13: da macht es keinen Sinn, Schwankungen an den Aktienmärkten durch beispielsweise Derivatgeschäfte

00:10:20: zu glätten, denn das kostet am Ende Geld.

00:10:23: Wozu soll man das tun, wenn man sowieso erst in 10, 15, 20, 30 Jahren vorhat, die Aktienbestände

00:10:32: wieder zu Geld zu machen?

00:10:34: Ja, ansonsten, ich meine, der Trump-Trade war auch relativ marginal und hat sich ja auch

00:10:41: sehr stark bei den US-Assets abgespielt, dass jetzt der Privatanleger hier hätte reagieren

00:10:49: müssen oder dass er noch reagieren muss.

00:10:51: Also das ist meiner Ansicht nach nicht notwendig.

00:10:54: Ja, daher eher ein Rad stark an den Leuten, die denken, man müsste jetzt ein Portfolio auf

00:10:59: den neuen US-Präsidenten umbauen oder mit Spekulation sowieso auf die US-Wahl versuchen, schnell

00:11:06: erreicht zu werden.

00:11:07: Vergesst es, lasst es bleiben.

00:11:10: Für den Privaten gilt, glaube ich, Amerika bleibt kapitalistisch und ökonomisch erfolgreich,

00:11:17: unabhängig vom Wahlausgang und deswegen kann man in die US-Wirtschaftsentwicklung investieren.

00:11:24: Wohl gemerkt, dass wir alle wissen im Hinterkopf, das ist eine politische Richtungsentscheidung,

00:11:30: es können sich auch aus den politischen Ansichten oder der Neuformierung des politischen Systems,

00:11:36: einer Trump 2.0 Herrschaft, kann man ja vielleicht dann oder muss man dann vielleicht schon sagen,

00:11:43: es kann sich daraus tatsächlich ein Umbau auch der US-Wirtschaft ergeben oder könnte

00:11:48: sich ergeben, aber das sind Dinge, die sich nur sehr, sehr langsam zeigen.

00:11:51: Wie kann man jetzt auf keinen Fall Trades aussetzen?

00:11:54: Ja, ich glaube auch viel mehr können wir aktuell noch gar nicht dazu sagen.

00:11:58: Es war einfach mal ein kurzes Update jetzt.

00:12:00: Wie stehen wir aktuell da?

00:12:01: Was heißt diese Änderung im US-Wahlkampf jetzt?

00:12:04: Wir werden das Thema natürlich im Podcast auch weiter beleuchten und wir werden natürlich

00:12:08: auch dann, wenn die Wahl im November gelaufen ist, ein paar Tage nach der Wahl, denn wir

00:12:12: haben ja gelernt, wir warten besser ein bisschen ab, bis auch alle Stimmen ausgezählt sind.

00:12:16: Wir werden ja sicherlich auch nochmal genauer drauf schauen, okay, jetzt haben wir die Situation,

00:12:20: wir wissen, wie es aussieht und dann beleuchten wir das Ganze auch nochmal deutlich detaillierter.

00:12:25: Das war es dann von uns für heute mit dem kurzen Update zu den Entwicklungen im US-Wahlkampf.

00:12:31: Und wenn Sie noch Fragen haben an uns, dann schreiben Sie uns gerne an podcast@dk.de.

00:12:36: Wir freuen uns über Ihre Zuschriften.

00:12:38: Ansonsten machen Sie es gut und bis bald.

00:12:40: Tschüss!

00:12:41: "Mikrotrift Makro" ist ein Podcast der DK Bank.

00:12:45: Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie unter www.dk.de/dk-gruppe.