Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:00: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und nach der ersten Halbzeit folgt die zweite.

00:00:05: Auch an den Kapitänmärkten ist das erste halb Jahr vergangen und die Entwicklung der

00:00:08: Aktienmärkte kann sich durchaus sehen lassen, ist aber sehr differenziert.

00:00:13: Der DAX entwickelte sich fast 10% aufwärts, der DAO nur etwa 4%.

00:00:18: Etwas Belebte ging das Spiel bei der NASDAQ voran.

00:00:21: Über 23%+ standen da auf dem Zettel.

00:00:25: Deutlich mehr als beim TechDAX, der lediglich eine schwarze Null vorweisen konnte.

00:00:30: Die Aktienmärkte bleiben also differenziert.

00:00:33: Größere Krisen blieben zwar aus, aber die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland und

00:00:37: Europa sowie die gestartete Zinswände nach unten beschäftigen die Märkte doch deutlich

00:00:42: mehr als zunächst gedacht.

00:00:43: Wie schlecht läuft es denn wirklich wirtschaftlich in Deutschland?

00:00:47: Wie geht es weiter mit dem Boom bei den amerikanischen Technologiewerten und was bedeutet das alles

00:00:52: für unsere Geldanlage?

00:00:53: Wir sprechen drüber in dieser Folge Mikro trifft Makro.

00:00:57: Hallo und herzlich Willkommen zu 100 und ersten Folge Mikro trifft Makro.

00:01:12: Heute ist Donnerstag der 4.

00:01:14: Juli 2024 und bei mir sitzen in dieser traditionellen Halbzeitanalyse wieder 2 Gäste.

00:01:19: Zum einen der Stammspieler Dr. Ulrich Carter, Cheffolkswert der DK Bank und dazu noch unser

00:01:25: Joker Jörg Boyzen.

00:01:26: Er ist Chefanlagestratege bei der DK Investment Game.

00:01:29: Hallo und herzlich Willkommen.

00:01:31: Hi Dirk.

00:01:32: Hallo, Hallo.

00:01:33: Da muss ich mich erst noch dran gewöhnen.

00:01:35: Das Hallo Dirk, also das Dutzen ab der 101.

00:01:39: Folge.

00:01:40: Das wird sicherlich heute noch eine Herausforderung werden und ich bin mal gespannt, wie viele

00:01:42: Sie es mir hinterher beim Schneiden noch auffallen, die ich dann aber ja nicht mehr rausnehmen

00:01:47: kann.

00:01:48: Ich habe noch alle, die uns jetzt zuhören.

00:01:49: Sie können gerne mitzählen, wie oft wir uns da vertun werden im Laufe des Podcasts.

00:01:53: Ja, wir beginnen ja diese Halbzeitanalyse so ein bisschen vielleicht am besten erstmal

00:01:57: mit so einem Blick zurück auf 2024.

00:02:00: Und Ulrich, du hast ja ja ein Jahr gewünscht, mal ohne größere Krisen und das hat ja zumindest

00:02:06: erst mal geklappt.

00:02:07: Klar, wir haben noch weiterhin die Krisenherde, die wir quasi aus dem alten Jahr geerbt haben.

00:02:11: Also insbesondere mal die krisenherrige Ukraine, aber auch Gaza.

00:02:16: Aber es kam jetzt ja nichts dazu, was nun nochmal so ganz viel Unruhe reingebracht

00:02:20: hat.

00:02:21: Demnach ist ein Wunsch ja in der Hinsicht zumindest jetzt erst mal in Erfüllung gegangen, oder?

00:02:24: Ja, wir haben das an dieser Stelle im Podcast häufiger so gesagt.

00:02:28: Bei mir war immer der Hintergrund, dass wir registrieren, dass die gesamte Weltwirtschaft

00:02:36: und die gesamte makroökonomische Mechanik, das heißt also die Finanzpolitik und auch die

00:02:42: finanziellen Gäpoäthik, die Zinsen, die Inflation sich jetzt beruhigen nach diesen riesigen

00:02:48: Verwerfungen, die wir hinter uns haben, wo schon viele Leute gar nicht mehr daran denken.

00:02:52: Das heißt also, dass was da in der Corona Zeit passiert ist, das waren doch schon riesige

00:02:58: Wellen, die wirklich alles überspült haben, was wir an wirtschaftlichen Kenntnissen auch

00:03:02: haben.

00:03:03: Und diese Wellen ziehen sich jetzt zurück, das Meer wird ruhiger.

00:03:07: Und da wäre es natürlich schön, wenn ich gleich wieder Neuerstein ins Wasser platscht.

00:03:11: Aber wir wissen natürlich auch, dass Kapitänmärkte, wie es Leben generell ja, kein Wunschkonzert

00:03:17: sind.

00:03:18: Wir sind uns sehr wohl bewusst der großen Umweltsungen, die uns umgeben von technologischen

00:03:25: Durchbrüchen KI und so weiter bis zur neuen politischen Spaltung in der Welt und auch in

00:03:30: der Weltwirtschaft.

00:03:31: Das heißt also, wir sind schon gewahrt, dass wir mit solchen politischen Faktoren weiterhin

00:03:37: rechnen müssen.

00:03:38: Zum Zeitpunkt unserer Aufnahme ist ja die Fußball-EM noch im vollen Gange.

00:03:42: Wir wissen auch noch nicht, wie es jetzt mit Deutschland weitergegangen ist.

00:03:45: Das passiert ja dann morgen.

00:03:47: Bleiben wir mal so ein bisschen im Fußballbild, schauen wir mal zurück auf das erste Halbjahr.

00:03:51: Wie würdest du denn das Jahr 2024 bisher beschreiben, wenn du es mal so unter fußballerischer

00:03:57: Sicht bewerten müsstest?

00:03:59: Also wie ist die erste Halbzeit denn so gelaufen?

00:04:00: Ja, ich würde mal zuerst mal sozusagen im Gegensatz zur EM zählen an den Kapitänmärkten

00:04:06: wenigstens alle Tore und am Ende, ja, würde ich sagen, gewinnen immer die Aktien, nicht

00:04:10: die Deutschen, sondern die Aktien.

00:04:12: Das ist auch für die erste Jahreshälfte schon richtig gewesen.

00:04:17: Gut, aber mal ernsthaft, wenn man stichwortartig zusammenfasst, was die Megatheben aus der

00:04:25: ersten Halbzeit, also der ersten Jahreshälfte waren, dann kommt da raus.

00:04:29: Erstens, ja, ich würde immer noch sagen, dass zittern um den ausreichenden Inflationsrückgang

00:04:34: und damit eben noch das, was an Zinssenkungen möglich ist.

00:04:37: Das war von Monat zu Monat, ja, bei jeder Inflationszahl spürbar.

00:04:42: Dann als Zweites, die Konjunkturentwicklung, die weiterhin recht schwankungsfrei und kräftig

00:04:49: ist auf der gesamten Welt und insbesondere dominiert wird von einer sehr kräftigen US-Wirtschaft

00:04:57: und hier eben als Hintergrund und als Treiber eben dieser kometenhaften Aufstieg von KI,

00:05:05: was ja wirklich eine ganz neue Story ist.

00:05:09: Dann würde ich sagen, drittens Verschärfung des Handelskrieges, es geht weiter, die

00:05:13: Spaltung der Weltwirtschaft, was ich gerade schon angedeutet habe, und viertens kommt

00:05:18: mehr und mehr hinzu ein Bewusstsein für eine zu hohe Staatsverschuldung.

00:05:22: Das ist das, was wir jetzt in den letzten Wochen vermehrt diskutiert haben, aber wir

00:05:26: haben uns das jetzt in den letzten Monaten schon angeschaut und da sind einfach Dinge

00:05:30: unterwegs, die so nicht weitergehen können.

00:05:34: Und alle diese vier Themen, die werden auch in der zweiten Hälfte weiterhin uns in Atem halten.

00:05:39: Schauen wir doch nochmal so ein bisschen auf einzelne Märkte jetzt drauf, wie die so

00:05:43: gelaufen sind.

00:05:44: Die Aktienmärkte haben jetzt ja eigentlich im Zuge der Europawahl die Wahlergebnisse,

00:05:48: haben da ein bisschen was durcheinandergewirbelt, die sind ein bisschen nach unten gekommen,

00:05:52: haben ein bisschen korrigiert, haben sich auch schon wieder ein bisschen erholt zum Glück.

00:05:54: Aber das war eher so ein europäischer Abschlag, den wir da eigentlich gesehen haben.

00:05:58: Insgesamt weltwirtschaftlich glaube ich, Ulrich hat es eben schon gesagt, läuft es eigentlich

00:06:03: noch mal ganz gut.

00:06:04: Man spricht ja auch immer so vom Langzeit-Trend.

00:06:06: Ist der denn noch intakt bzw. welche Märkte waren denn vielleicht besonders wackelig im

00:06:10: ersten halb Jahr?

00:06:11: Ja, ich glaube gar nicht, dass es so wackelig war.

00:06:15: Die Volatilität war eigentlich die ganze Zeit über sehr gering.

00:06:18: Wir haben aus meiner Sicht zwei kleine Events gehabt.

00:06:22: Das ist A) die Wahl, die du bereits genannt hast, insbesondere aber auch die französischen

00:06:26: Ergebnisse bzw. auch jetzt die Wahl vom Wochenende in Frankreich, die Volatilität gebracht haben

00:06:33: und wo sicherlich Risikowofschläge gibt, einfach aus der Unsicherheit heraus, wie geht's weiter.

00:06:39: Das zweite, was wir im ersten halb Jahr gesehen haben, ist eine Woche im April, wo Technologie

00:06:45: werte mal unter die Räder kam.

00:06:47: Aber wie gesagt, es war eine Woche im April und dann war es auch schon wieder vorbei.

00:06:52: Und unser Credo ist ja immer "time in the market" ist important, nur "timing the market".

00:06:57: Und insofern sind das aus meiner Sicht so kleine Events, die den Privatanleger überhaupt

00:07:02: nicht interessieren müssen, weil man muss viel länger investiert sein.

00:07:06: Wenn ich jetzt auf die Märkte schaue, dann ja klar, USTech ist bereits angeklungen,

00:07:11: sicherlich eines der ganz großen Themen, was sicherlich sehr positiv performt hat.

00:07:15: Aber auch wenn wir uns den deutschen Aktienmarkt anschauen oder den europäischen Aktienmarkt

00:07:19: waren das doch sehr, sehr auskömmliche Renditen, also im Prinzip haben wir im halben Jahr mehr

00:07:24: als einen durchschnittlichen langfristigen Jahresreturn schon erwirtschaftet.

00:07:29: Also insofern ein positives Fazit für Risikomerkte, aber auch Unternehmensanleihen haben auch

00:07:35: noch profitiert.

00:07:36: Also da kann man sagen, okay, das ist das klassische Bild, Aktien funktioniert, Unternehmensanleihen

00:07:40: funktioniert.

00:07:41: Da wo es wir uns ein bisschen schwer tun im Moment, aus meiner Sicht, ist es auf der

00:07:45: klassischen Staatsanleihenseite.

00:07:46: Und das liegt einfach daran, dass die Zinssenkungen dann halt nicht so schnell kommen, wie wir

00:07:51: das auch selbst prognostiziert haben, Ulrich und ich.

00:07:54: Und das macht halt so ein bisschen Sorgen nach vorne hinaus, wenn man aus Fonds sich

00:08:00: drauf schaut.

00:08:01: Ja, das ist es eigentlich auch schon.

00:08:03: Das war fast schon auch eine Börsenweisheit, die Jörg jetzt da gesagt hat.

00:08:07: Also "time in the market, not timing the market".

00:08:09: Das hätten wir fast in unsere letzte Folge mit aufnehmen können.

00:08:12: Sehr schön.

00:08:13: Ja, kommen wir nochmal zu den Tech-Werten.

00:08:15: An denen kann man ja auch im ersten Halbjahr 2024 nicht vorbei, abgesehen von dieser

00:08:19: Woche im April vielleicht.

00:08:21: Die KI-Fantasie, die läuft ja immer noch, die scheint ja auch kein Ende zu finden, auch

00:08:26: wenn es immer wieder herbeigeredet wird.

00:08:27: Dennoch sagen einige schon, na, da muss man mal drauf schauen, die ersten Wolken ziehen

00:08:31: vielleicht auf.

00:08:32: Manch einer will vielleicht auch mal eine Korrektur herbeigereden.

00:08:35: Wie ist denn euer Blick so auf die Branche, Technologie, KI und die Entwicklung, die wir

00:08:40: jetzt gesehen haben und was vielleicht noch in Zukunft folgt?

00:08:42: Ja, also wie gesagt, an Technologie kommt man nicht vorbei generell.

00:08:47: Das Thema, was man dort hat, ist, es sind glaube ich wenige Unternehmen, die sich ganz

00:08:53: speziell in dem künstlichen Intelligenzbereich bewegen.

00:08:56: Und hier sind insbesondere zur Zeit eher Hardware-Unternehmen.

00:09:00: Also, ein klassisches Beispiel ist ja Nvidia oder TSMC.

00:09:03: Also, alles das, was Semiconductor und Chips herstellt.

00:09:06: Das, was zuletzt ein bisschen gelitten hat, sind Softwareunternehmen.

00:09:09: Die haben halt erstmal größere Investitionen vor sich.

00:09:12: Das ist so das eine.

00:09:13: Das andere ist, die IT-Budget ist der Unternehmen, können wir ja auch in unser eigenes Unternehmen

00:09:19: schauen, die wachsen ja nicht unendlich oder nur weil jetzt KI da ist, habe ich jetzt plötzlich

00:09:23: das doppelte IT-Budget.

00:09:24: Das heißt, es wird eine Reallokation zwischen diesen Sektoren.

00:09:28: Wenn man auf die Tech-Werte in den USA schaut, ja, die Fundamentaldaten sind nach wie vor

00:09:33: stark.

00:09:34: Das muss man einfach so sagen und das zeigt eigentlich auch die Qualität.

00:09:37: Nichtsdestotrotz der Raum für Fehler, also sprich für irgendein Gewinnwarnung oder so

00:09:44: ähnlich oder eine negative Nachricht von diesem Unternehmen, der ist inzwischen äußerst

00:09:48: begrenzt.

00:09:49: Also, man hat so, jeder hat dieses Unternehmen.

00:09:52: Alle setzen darauf, dass das ständig weitergeht.

00:09:55: Das wird auch irgendwann zu, sagen wir mal, einer leichten Korrektur führen.

00:09:59: Mich erinnert das ein bisschen an das Internet Ende der 90er Jahre, wo wir auch "Priced for

00:10:05: Perfection" waren, wie wir immer sagen, und die Unternehmen nach oben geschossen sind.

00:10:10: Dann setzt irgendwann, ich sage es mal, eine gewisse Ernüchterung ein.

00:10:13: Das kann in sechs Monaten sein, das kann in zwölf Monaten sein, das kann auch erst in

00:10:18: drei Jahren sein.

00:10:19: Das weiß ich auch nicht.

00:10:20: Dann gerät dieses Thema etwas aus dem Fokus und genau dann muss man eigentlich nochmal

00:10:25: kräftvoll zugreifen, weil dann wird das der langfristige Trend, der Megatrend, der dann

00:10:31: hinten raus sich ausspielt.

00:10:32: Ja, ist es denn nicht so, dass jetzt, weil du gerade den Vergleich zu den Anfang 2000er

00:10:37: gebracht hast, dass die Firmen, die wir jetzt sehen, zumindest ja echte Gewinne schreiben.

00:10:43: Damals war es ja zum Teil so, dass ja quasi nur angenommen Gewinne eingepreist waren.

00:10:47: Jetzt haben wir zumindest ja irgendwie ein sehr reales Geschäftsmodell dahinter, was

00:10:51: ja funktioniert, heute funktioniert und nicht in der Zukunft.

00:10:54: Das ist richtig, dass wir reale Gewinne schreiben, aber wie viel Gewinne machen die Unternehmen,

00:10:59: die da drauf aufsetzen, mit KI heute bereits?

00:11:03: Also haben wir schon die Effizienzgewinne mit KI, die wir uns alle versprechen.

00:11:07: Wir brauchen die KI, um auch solche Themen, die Ulrich viel besser beurteilen kann, als

00:11:11: ich zum Beispiel demografisch erwandle oder Babyboomer, die jetzt alle in Rente gehen.

00:11:15: Wir müssen das irgendwie auffangen, dafür brauchen wir die KI, aber setzen wir sie heute

00:11:20: schon gewinnbringend ein.

00:11:21: Oder ist das, was wir mit ChatGPD zum Beispiel machen, eigentlich nur Spielerei?

00:11:25: Das ist halt die entscheidende Frage.

00:11:28: Und die nach vorne hinaus zu beantworten, das wird noch schwierig werden.

00:11:31: Dass ein Nvidia massiv Gewinne macht, ohne Frage.

00:11:35: Ja, also du sprichst jetzt eher über die, die danach folgen, also die Anwender sozusagen,

00:11:39: dieser Technologie, die auf Nvidia fußen dann.

00:11:42: Richtig.

00:11:43: Und da stellt sich mir dann auch eine zweite Frage noch.

00:11:45: Wir reden jetzt immer über Nvidia, bleiben wir mal bei dem Wert.

00:11:49: Vor ein paar Jahren eher aus der zweiten oder dritten Reihe sogar, wo wir die bauen, halt

00:11:54: ein paar Chips für Computerspieler, damit die da zocken können auf ihren Rechnern.

00:11:58: Heute ist das ganz wichtige Teil der Technologie-Welt.

00:12:02: Auf der anderen Seite haben wir ja aber auch die großen Konzerne, wie zum Beispiel Google,

00:12:06: Apple, Meta, Facebook, wie sie alle heißen, Alphabet, um jetzt mal alle aus diesem ganzen

00:12:13: Konklamorat zu nennen.

00:12:14: Wie hängen die denn eigentlich an dieser Entwicklung mit dran?

00:12:18: Also die sind ja dann auch Nutznießer dieser Technologie eigentlich nur?

00:12:22: Sie sind Nutznießer, aber sie sind auch Innovator.

00:12:26: Klar, die Chips werden von Nvidia zurzeit produziert wesentlichen oder großteil.

00:12:31: Es gibt auch noch andere Hersteller daneben.

00:12:33: Das ist die Hardware, aber die Anwendung selbst erfolgt dann in den anderen großen Unternehmen.

00:12:40: Und da sind diese Unternehmen natürlich perfekt für aufgestellt, weil sie halt über ihr Geschäftsmodell

00:12:44: in der Vergangenheit hohe Gewinne eingefahren haben und dieses Geld jetzt reinvestieren

00:12:48: können bzw. investieren können.

00:12:50: Das sind ja auch diejenigen, die dann die Data Center bauen zum Beispiel oder die die

00:12:54: Entwicklung in diesen Large Lenguage Models vorantreiben.

00:12:57: Und all das muss ja finanziert werden und du bist der Inkubator, um diese Prozesse dann

00:13:04: in allen Unternehmen irgendwann sinnvolle einzusetzen.

00:13:07: Ja, jetzt müssen wir mal ein bisschen wegkommen von den ganz spannenden Themen und kommen

00:13:11: mal wieder zu den ernüchternden Themen, zur Zinsentwicklung und zur Inflation.

00:13:16: Das waren ja auch so die Dauerbrenner eigentlich im letzten Jahr schon, aber auch in diesem

00:13:20: Jahr einfach noch.

00:13:21: Die Inflation in Europa, die kommt ja langsam zurück.

00:13:23: Also wir haben jetzt ja auch für Deutschland wieder neue Werte gesehen, die waren ja auch

00:13:26: wieder ein bisschen niedriger.

00:13:27: Die ersten Zinssenkungen haben stattgefunden in den USA, allerdings könnte es noch dauern,

00:13:32: bis es zu Zinssenkungen kommt und es gab ja bisher auch keine.

00:13:36: Warum hat die EZB das anscheinend besser hinbekommen mit der Inflation, als es die Federal Reserve

00:13:41: in den USA hinbekommen hat?

00:13:43: Ist es tatsächlich was, was die EZB sich gut schreiben kann oder war das Zufall?

00:13:48: Naja, also alle Notenbanken, ob das EZB ist oder FED oder auch andere, die in den letzten

00:13:54: Jahren agiert haben, die klopfen sich ja zur Zeit auf die Schulter.

00:13:58: So nach dem Motto, wir haben wir das jetzt ja alles wieder hingekriegt.

00:14:01: Und wenn man so die letzten fünf Jahre Revue passieren lässt, dann muss man sagen, bisher

00:14:07: her stimmt da ja auch einiges dran.

00:14:09: Die Geldpolitik, das heißt also das Management des Finanzsystems hat in der Corona-Zeit sehr

00:14:18: gut funktioniert, in dem Sinne, dass das System unter diesen extremen Belastungen sehr gut

00:14:23: stabilisiert worden ist durch die Notenbanken, durch die Geldpolitik, die in diesen Jahren

00:14:27: betrieben worden ist.

00:14:30: Und es war schon ein entscheidender Faktor dafür, dass diese wirtschaftliche Krise Corona,

00:14:37: dass die eben auch überwunden werden konnte und dass man nach Abklingen der Pandemie dann

00:14:41: wieder anknüpfen konnte an eine funktionierende Wirtschaft und nicht mit einem breiten Landschaft

00:14:46: von pleitegegangenen Unternehmen dargestanden hat.

00:14:49: Was man auch sieht aus dieser Zeit ist ja erfolgreich, aber einige Instrumente, die da eingesetzt

00:14:57: worden sind, die haben doch schädliche Nebenwirkungen, insbesondere negative Zinsen.

00:15:02: Es war ein einmaliges Experiment bisher, ist noch nie vorgekommen.

00:15:06: Man muss jetzt die Erfahrung zusammenklauben und es schaut so, dass der Nutzen vielleicht

00:15:14: von diesem Instrument dabei dann doch nicht so groß war gegenüber den Nebenwirkungen,

00:15:18: den Schädlichen, die wir gehabt haben und das ist auch eine Lehre für die Zukunft.

00:15:26: Zur Erfolgsgeschichte gehört dann auch dieser extreme Zinsanstieg, den wir dann in 22 Richtung

00:15:32: 23 erlebt haben.

00:15:34: Das sieht ja so aus fast als wäre die gesamte Wirtschaft durch diese wirklich auch einzigartige

00:15:40: Situation oder einzigartige Aktion der Notenbanken, wäre die ganze Wirtschaft so geschockt mittlerweile,

00:15:46: dass nach dieser Inflationswerte 22 sie keiner mehr traut, die Preise weiter zu erhöhen.

00:15:50: Also die psychologischen Wirkungen, die dieser Zinsanstieg in Richtung Inflationseindämmung

00:15:55: gebracht haben, sind auch erheblich.

00:15:58: So, darin sind jetzt beide große Notenbanken gleichmaßen beteiligt, ob das die EZB oder

00:16:04: die FED ist.

00:16:05: Dass die FED jetzt bei dem nächsten Move, das heißt also bei der Wiederrückführung

00:16:11: der Zinsen, jetzt ein bisschen später ist, als die EZB liegt darin, dass die Amerikaner

00:16:16: halt noch ein Prozentpunkt mehr Inflation im System haben.

00:16:19: Deswegen geht sie so schnell, wir bleiben weiterhin dabei, dass es November wird, wobei

00:16:24: September und November ist wirklich eine ganz enge Entscheidung, aber es geht in Amerika

00:16:27: auch los und darf man nicht vergessen, dass die Amerikaner bei der Rückführung der Bilanz

00:16:32: schon weiter sind als die EZB.

00:16:33: Also da gibt es ein paar Unterschiede zwischen den Notenbanken, aber im Grunde genommen ziehen

00:16:38: beide an einem Strang.

00:16:40: Ich muss ganz kurz nochmal erklären, was das bedeutet mit der Rückführung der Bilanz.

00:16:43: Ich glaube, das ist etwas, was vielleicht der Normalhörer oder die Normalhörerin nicht

00:16:48: so auf dem Schirm hat.

00:16:49: Wir haben neben negativen Zinsen als zweites Instrument zur Stabilisierung des Systems

00:16:54: eben dazu, dass die Notenbanken sehr viel Liquidität bereitgestellt haben und es wirkt

00:16:59: sich dann so aus, dass auf den Notenbankbilanzen für diese in die Wirtschaft eingeführte

00:17:07: Liquidität dann als Gegenposten Vermögensgegenstände eingebucht werden und das erhöht die Bilanz

00:17:16: der Zentralbanken enorm ums Vielfache, weil ebenso viel Liquidität eben bereitgestellt

00:17:21: wurde und das wird jetzt wieder zurückgeführt.

00:17:23: Viele denken ja, die Tore der Liquidität sind aufgemacht worden, der Corona-Zeit, wir sind

00:17:28: überschwemmt worden mit Geld und jetzt kommt die Inflation und das ist halt die natürliche

00:17:33: Quittung und da kommen wir gar nicht mehr raus und vergessen dabei, dass Liquidität,

00:17:37: die einmal geschaffen worden ist, auch wieder abgesaugt werden kann und die Amerikaner

00:17:43: machen das zurzeit in riesen Schritten, in zig Milliarden bis zu 100 Milliarden im

00:17:49: Monat an Geldmenge, die da wieder zurückgeführt wird.

00:17:53: Also da normalisiert sich eben auch wieder einiges.

00:17:57: Also die Notenbanken können im Grunde genommen schon Stand heute durchaus für sich in Anspruch

00:18:04: nehmen, dass sie da einen guten Job gemacht haben.

00:18:07: Aber muss man ganz klar sagen, nach der Inflation ist vor der Inflation alle Märkten geht es

00:18:13: immer weiter und ob dieses Gleichgewicht, was die Notenbanken aufrechterhalten konnten,

00:18:19: das heißt also die Wirtschaft steht weiterhin, die Inflation ist wieder zurück, gedämmt

00:18:23: worden, ob dieses Gleichgewicht eben in den nächsten Jahren auch so beibereiten werden

00:18:27: kann, ist immer die große Frage und viele Kritiker natürlich die sagen, naja, es stecken

00:18:31: halt aus diesen extremen Instrumenten einsetzen immer noch so viele Risiken im System, dass

00:18:38: wir da in jedem Fall noch nicht durch sind, das ist vollkommen richtig.

00:18:42: Nur ist jetzt vor allen Dingen noch eine neue Perspektive dazu gekommen.

00:18:46: Es ist jetzt nicht allein die Geldpolitik, die eben sehr sorgfältig beobachtet wird,

00:18:52: sondern es kommt jetzt auch das Verhalten der Staaten immer mehr ins Blickfeld, weil die

00:18:56: Staaten wirklich in den letzten Jahren, ich würde mal sagen, das Geld aus Geld neu entdeckt

00:19:01: haben.

00:19:02: Und das ist eine Entwicklung, die führt auch nicht von heute auf morgen in die Katastrophe,

00:19:08: aber das sind Dinge, die über viele Jahre eben nicht so weitergehen können und da schärft

00:19:13: sich so langsam das Bewusstsein, dass das nicht der richtige Weg ist.

00:19:17: Die Zinsen haben ja auch immer direkte Auswirkungen auf den Anleihemarkt, das hat mir auch 2022

00:19:22: leider gesehen, der hat es den ganzen Markt ja richtig gebeutelt.

00:19:25: Jetzt hat sich die Situation ja so ein bisschen beruhigt wieder, aber die Zinswende steht

00:19:30: ja bevor, also die Zinswende nach unten, drohen da jetzt eigentlich dann wieder Turbulenzen

00:19:34: am Anleihemarkt oder sagt man, naja, das geht jetzt ja ein sehr geordneten Weg, da braucht

00:19:39: man sich eigentlich nicht so viel Gedanken machen.

00:19:40: Na ja, also der Zinsanstieg, den wir 2022 gesehen haben, war ja extrem, also historisch

00:19:47: so schnell und so stark wie der vonstatten ging und hat sicherlich auch den einen oder

00:19:52: anderen Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Keine Frage und steigende Zinsen

00:19:57: sind schlecht für die Anleihekosischen. Mit anderen Worten, sie fallen. Jetzt sind wir

00:20:01: in einer umgekehrten Situation. Wir gehen relativ geordnet zurück, also machen einzelne

00:20:07: Zinsschritte, die EZB ein bisschen früher, die fette ein bisschen später als gedacht,

00:20:11: etc. war pp. Und umgekehrt ist es dann so, wenn die Zinsen dann fallen, dann steigen die Anleiherin

00:20:17: die. Ich glaube, die große Kunst nach vorne hinaus ist, sich diese Anleiherin, die wir heute haben,

00:20:24: dieses höhere Zinsniveau auf die lange Sicht zu sichern und den Atem zu haben, das auch durchzuhalten.

00:20:30: Also das, was man ja zurzeit sieht, ist ja, Zinsen, ein Schritt in der EZB, kleiner Schritt nach unten,

00:20:37: Fett, September, November, Ulrich hat es gerade gesagt. Das sind ja erst die ersten Schritte,

00:20:44: wenn die Inflation sich stabilisiert, etc. Kein Problem, wird es die nächsten Zinssenkungen geben.

00:20:49: Kommt die Inflation über die Risiken wieder zurück, werden die Zinssensungen ausgesetzt. Insofern

00:20:55: reagieren die Anleihekose entsprechend gegenläufig und es kann sein, dass so ein Rentenfonds,

00:21:00: sage ich mal, zum Jahresende klassisch in Staatsanleihen investiert, vielleicht nur eine

00:21:06: schwarze Null drauf hat, trotz einer Zinssenkung und entsprechend gestiegene Anleihekose. Insofern

00:21:12: heißt es dort ein bisschen Atem haben, bisschen Durchhalte vermögen zu haben, aus meiner Sicht,

00:21:17: aber sich dieses Zinsniveau generell zu sichern und je länger die Zinsbindung ist oder die Laufzeit

00:21:24: ist, um sie über Durchschnittlich mehr profitiere ich davon. Also nochmal, vielleicht so in meinen

00:21:29: Worten zusammengefasst, ich versuche das nochmal so zu transportieren. Also ich sehe mir jetzt quasi

00:21:34: eine Anleihe, die noch zehn Jahre läuft, weil die noch einen hohen Zins hat, weil die ist schon vor

00:21:39: zwei Jahren vielleicht oder vor einem Jahr begeben worden mit einem sehr hohen Zins, die hole ich mir

00:21:43: jetzt rein, lasst die da auch schön liegen, weil die bringt mir meine, weiß ich nicht, dreieinhalb,

00:21:48: vier Prozent vielleicht noch, wohin gegen die neue Anleihe, die jetzt begeben wird, eben viel weniger

00:21:52: bringt. Also so ein bisschen so wie man es auch mit dem Tagesgeld machen würde. Also ich suche mir

00:21:58: jetzt halt was, wo ich mehr Zinsen kriege und das lasse ich so lange liegen, bis ich irgendwo ein

00:22:03: besseres Angebot finde vielleicht noch. Ja, wobei beim Tagesgeld hänge ich natürlich um. Da schwankt

00:22:08: es natürlich sofort. Das habe ich bei den langen Anleihen nicht. Oder der ein oder andere kennt

00:22:12: vielleicht von seinem Baukredit. Da ist das ja auch so, da freut sich jeder, der 2022 noch ein

00:22:17: Kredit abgeschlossen hat. Der freut sich heute, glaube ich, da ist es genau anders rum. Jetzt hat

00:22:22: wir eben schon das Thema USA, hängt so ein bisschen hinterher mit den Zinssenkungen. Das ist ja eher

00:22:26: ungewöhnlich, also sonst war es zumindest habe ich das so abgespeichert in der Vergangenheit immer so,

00:22:30: dass die USA eigentlich vorgelegt hat und die EZB so ein bisschen hinterher kamen, wenn man sich so die

00:22:34: Zinscharts anschaut. Wenn wir jetzt so einen Unterschied haben, also in den USA sind die Zinsen

00:22:39: noch höher als in Euroland jetzt beispielsweise, wird es dann nicht vergleichsweise unattraktiv

00:22:45: Euroland Anleihen zu kaufen versus amerikanische Anleihen? Könnte man erstmal so vermuten,

00:22:51: was Ulrich und mir als Volkswürttel dann sofort einfällt, ist das Wort Zinsparität und dass

00:22:57: der Zins über den Wechselkurs zum Ausgleich gebracht wird sozusagen. Sprich, wenn ich in US

00:23:02: online investiere, habe ich ein Dollar Exposure und wenn ich ein Dollar Exposure habe, dann habe

00:23:08: ich ein Wechselkursrisiko zum Euro als Euro denominierter Investor und insofern könnte es mir

00:23:16: passieren, dass ich zwar einen höheren Kupongvereinnahme, aber wenn ich die Dollar, die ich dann

00:23:20: vereinnahmt habe, wieder in Euro tauschen muss, weil ich ja hier einkaufe und nicht in den USA,

00:23:26: dann kann es sein, dass ich einen Verlust auf dieser Wechselkursposition erleide. Das ist die

00:23:33: Theorie. In der Praxis gibt es da immer kleine Abweichungen, Zinsparitäten gelten in der Regel

00:23:39: über sehr, sehr lange Zeiträume. Insofern kann man das machen, aber es stellt ein zusätzliches

00:23:47: Risiko dar, also sprich die von dir vorhin angesprochenen Schwankungen, Volatilitäten etc.,

00:23:52: die erhöhen sich damit. Insofern, ich glaube, das ist für den Privatanleger schon die hohe Kunst.

00:23:59: Da wäre meine Empfehlung immer auf dem Rentenfonds zu gehen, der international investiert und

00:24:04: das den Leuten zu überlassen, die jeden Tag auf den Bildschirm schauen. Apropos Bildschirm

00:24:10: schauen, kommen wir nochmal zu Rohstoffen. Da muss man auch genau hinschauen. Gold hat ja

00:24:14: eine riesen Entwicklung hingelegt. Öl ist weiterhin natürlich absolut wichtig für die Weltwirtschaft,

00:24:19: auch zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage. Also der Ölpreis gibt ja auch immer ein gutes Feedback,

00:24:24: wie es so weltwirtschaftlich läuft. Wie haben sich denn die Rohstoffe Gold, Öl und vielleicht

00:24:29: auch andere wichtige Ressourcen so im Jahr 2024 bisher geschlagen? Ja, spektakulärste war Gold,

00:24:36: weil wir hier neue Höchststände erreicht haben und die Entwicklung sehr kräftig war. Und das in

00:24:45: einer Zeit, wo der Markt eigentlich davon ausgeht, dass die Zinsen jetzt nicht weiter steigen,

00:24:50: sondern fallen. Bei fallenden Zinsen sagt man eigentlich ganz in den herkömmlichen Regeln zu

00:25:01: Gold, wird eben die Goldanlage attraktiver. Das ist so, aber das reicht vor allen Dingen nicht aus.

00:25:16: Die Zinsen sind ja immer noch da und deswegen sind die Goldpreise eigentlich zu hoch gegenüber dem,

00:25:22: was wir auch aus allen Berechnungsmodellen herausbekommen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich

00:25:31: ein geopolitischer. Es gab mal eine Zeit, wo man meinte, man braucht das Gold eigentlich gar nicht

00:25:38: mehr als Währung. Es ging los, damit dass die Amerikaner irgendwann gesagt haben, naja,

00:25:43: wir heben die Goldbindung unseres US-Dollars zum Gold eben ganz auf. Und damit brauchten die

00:25:50: Notenbanken auch gar keine Goldreserven mehr. Das ist viele, viele Jahre her mittlerweile und

00:25:56: bis vor 20 Jahren würde man gesagt haben, naja, also wenn das so ist, dass die Notenbanken kein

00:26:01: Gold mehr brauchen für die Produktion ihrer Währung, dann wird der Goldpreis eben darunter

00:26:08: leiden. War auch so. Was sich aber abzeichnet in den letzten Jahren ist, dass Notenbanken entschieden

00:26:16: haben, doch wieder Gold zu brauchen für ihre Tätigkeiten aus einem ganz anderen Grund,

00:26:21: nicht weil sie ihre Währung an das Gold wieder anbinden wollen. Das ist nicht sinnvoll, das wissen

00:26:28: auch alle Leute, die die Währung produzieren. Aber weil sie was ganz anders vorhaben, nämlich sich von

00:26:35: dem bisherigen US-Dollar dominierten Finanzsystem unabhängiger zu machen. Wer Gold hat, insbesondere

00:26:43: wenn er es im eigenen Tresor hat, ist unabhängiger von politischen Konflikten. Viele Notenbanken

00:26:52: haben in den letzten Jahren gesehen, dass wenn tatsächlich große Sanktionsprogramme

00:26:57: aufgelegt werden, die eben auch die Währung umfassen. Russland hat es jetzt eben mit einem

00:27:02: Freien der Währungsreserven ganz besonders erlebt und das ist für alle Schwellenländer

00:27:07: ein Punkt zum Nachdenken und hat jetzt im ersten Schritt dazu geführt, dass man sagt, dann erhöhen

00:27:13: wir unsere Gold-Reserven, weil es gibt keine Alternative zum US-Dollar. Wer auf dieser Welt

00:27:18: bezahlen will, der macht das am einfachsten immer noch in US-Dollar und zwar an fast jedem Punkt

00:27:24: der Welt, soll nicht heißen, dass es so einfach ist, wie in den USA mit Dollar zu zahlen, aber es ist

00:27:30: am einfachsten und kostengünstigsten gegenüber anderen Währungen. Und das ist der Hintergrund,

00:27:35: warum eben der Goldpreis jetzt so stark gestiegen ist, natürlich auch die Kryptowährungen und

00:27:42: damit ist wahrscheinlich eine neue Weichenstellung erfolgt am Goldmarkt und es kann durchaus sein,

00:27:49: dass das eben auch noch zu weiter höheren Goldpreisen führt, ist aber wirklich ein sehr,

00:27:52: sehr politisch dominiertes Spiel und wir wissen alle bei politisch dominierten Preisen,

00:27:57: da kann sich auch sehr schnell was ändern, auch wie in den anderen Richtungen. Das heißt,

00:28:01: also diese Schwankungsanfälligkeit auch beim Gold wird bestehen bleiben. Die anderen Rohstoffe,

00:28:06: die ist ja eigentlich eher unspektakulär. Die deuten einfach darauf hin, dass wir eine

00:28:10: Weltwirtschaft haben, die läuft, die wächst und das bedeutet natürlich immer noch mehr Nachfrage

00:28:16: nach Rohstoffen. Auch Energiestoffe, auch fossile Energien werden ja immer mehr nachgefragt,

00:28:21: obwohl die Welt sich lösen will dafür, das liegt einfach an diesem Wachstum, was da ist und gerade

00:28:26: in schwellen Ländern wird das eben dazu, dass immer mehr physische Rohstoffe verwendet werden

00:28:32: und darunter eben auch Energie-Rohstoffe. Wie sieht es bei den Energiepreisen aus? Das war ja auch

00:28:38: so ein Thema, gerade zu Beginn der Russland-Ukraine-Krise des Kriegs dort, dass gerade auch die Energiepreise

00:28:45: Industriefirmen natürlich getroffen haben, aber auch den privaten Haushalt eigentlich getroffen

00:28:51: haben. Man liest ja immer wieder, das wäre jetzt alles wieder günstiger geworden, alles wieder auf

00:28:54: Vorkrisenniveau, aber gefühlt bei den privaten Bürgern zumindest scheint es irgendwie nicht

00:28:58: anzukommen. Wie ist es bei den Industrie, ist es da besser? Nein, also die Lage bei den Energiepreisen

00:29:05: ist in Deutschland ganz spezifisch, das ist sowieso von Land zu Land verschieden. Deutschland ist ein

00:29:11: Land ohne eigene Energie vorkommen und ein Land, was sich eben sehr stark auch der Abkehr

00:29:18: von fossilen Energieträgern verschrieben hat. Und das führt dazu, dass wir zum einen am Fliegenfänger

00:29:30: gehangen haben, als die fossilen Energiepreise so hoch ging, weil wir müssen ja alles importieren,

00:29:35: ob das Öl ist oder Erdgas in der Russland-Krise. Das war der erste Schock, der ist abgeklungen.

00:29:40: Das heißt also, die gesamte weltweite Energieproduktion an Öl, an Erdgas ist wieder auf dem vorkriegsten

00:29:51: Niveau und wird auch weiter verkauft, das heißt die Preise sind deutlich untergekommen. Aber dann

00:29:56: greift eben die zweite Problematik bei uns, die Abkehr von den fossilen Energieträgern und hier

00:30:02: haben wir eben einen Wirrwarr in der Politik durch das keiner mehr durchschaut. Das geht eben los

00:30:10: bei den Industrieenergiepreisen. Es gibt ein so großes Gemisch und Gefläch von Subventionen,

00:30:17: von Programmen, von Erleichterungen für unterschiedliche Firmen, dass die Firmen da kaum mehr

00:30:22: durchsteigen. Ich weiß nicht, ob sie Ministerien überhaupt noch tun. Deswegen kann man gar nicht

00:30:25: sagen, wie eigentlich der, wo eigentlich die größte Betroffenheit von diesen hohen Energiepreisen

00:30:31: stattfindet. Wir haben, wenn wir die Durchschnittspreise nehmen, eben höhere Niveaus als im

00:30:37: Ausland. Das kann man darüber aber auch erklären, dass wir eben die Kosten für die neue Infrastruktur,

00:30:42: für die für die regenerativen Energien umlegen auf die Energiepreise und da kommt natürlich

00:30:48: dann höhere Strompreis raus. Alles in allem führt es dazu, dass die Energiepreise immer noch

00:30:53: höher sind in Deutschland als in vielen anderen Ländern und dass die Firmen sehr große Unsicherheit

00:31:00: haben, wie das in zehn Jahren aussieht. Und beides ist Gift für eine Firma, die ihre Produktion eben

00:31:06: sehr stark mit Energie, Strom oder sonstige Wärme oder sonst was verwendet und damit sagt sich dann

00:31:13: so eine Firma, dann gehen wir woanders hin, wo das besser ist. Und genau das ist passiert. Wir haben

00:31:17: den Teil einer Industrieproduktion, den wir verloren haben, lässt sich ziemlich eindeutig in

00:31:23: der energieintensiven Ecke verorten. 15 bis 20 Prozent der energieintensiven Produktionen sind nicht

00:31:31: mehr in Deutschland, sondern woanders. Die Industrieproduktion insgesamt geht jetzt nicht um 20 Prozent

00:31:37: runter, sondern fällt leicht ab. Sie sind zum Bereich von fünf Prozent, die wir eben unter den

00:31:43: Niveaus der Vorjahre liegen. Das ist eben der Preis für unsere chaotische Energiepolitik.

00:31:49: Schauen wir vielleicht nochmal zu den Energiekonzernen. Die konnten ja im Zuge dieser gestiegenen Preise

00:31:54: enorme Gewinne einfahren. Man hat ja das damals auch dann in der Politik diskutiert. Dürfen die das

00:31:59: überhaupt profitieren, die nicht jetzt eigentlich davon, dass wir da Sanktionen haben gegen Russland

00:32:04: und die sogenannten Windfall-Gewinne waren da ein Thema. Hat sich das ein bisschen wieder normalisiert

00:32:11: bei den Energiekonzernen? Profitieren die weiterhin? Und die zweite Frage in dem Kontext ist, wenn wir

00:32:15: jetzt die Umstellung haben, weg von fossilen, arbeiten die nicht viel mehr auch in Richtung

00:32:20: erneuerbare Energien und kümmern sich vielleicht gar nicht mehr so viel um die vergleichsweise alten

00:32:24: Technologien? Also wenn wir uns einmal die Gewinne anschauen und die sind sicherlich wieder normalisierter,

00:32:31: das kann man glaube ich so ganz pauschal sagen. Wenn wir uns die Energiekonzerne in Europa

00:32:37: generell anschauen, dann ist es so, dass sie nach wie vor im großen Stil in erneuerbare Energien

00:32:41: investieren. Aber und das ist direkt der Folge dessen, was Ulrich gerade schon gesagt hat,

00:32:47: ist, das Tempo hat sich zuletzt deutlich verlangsamt. Sprich die Regulierung und die Subvention und

00:32:54: das ganze Wirr war da drum, führen dazu, dass diese Energiekonzerne schon selbst nicht mehr

00:32:58: durchblicken. Und was mache ich, wenn ich unsicher bin? Ich mache nichts und genau das passiert

00:33:03: auch in diesem Unternehmen. Und wenn man sich das aber mal anschaut, in Deutschland hatten wir jetzt

00:33:08: gerade die Zahlen. Wenn ich das richtig im Kopf habe, waren es 59 Prozent unserer Energieversorgung

00:33:14: year to date. Erfolgen über eine neuherbare Energien, so viel haben wir noch nie gehabt. Das ist erst mal

00:33:21: eine gute Nachricht für die Umwelt. Aber wir sind halt Deutschland und ein kleines Land. Das hat

00:33:26: man hier aus den Augen verendet. Investieren die Energiekonzerne nichts mehr in traditionelle,

00:33:31: fossile Energieproduktion kann man so nicht sagen, weil wenn wir das in Deutschland hinkriegen wollen,

00:33:38: bleibt es weiterhin bei der Dunkelflaute. Die werden wir nicht umgehen können. Das heißt,

00:33:42: wir sind abhängig von diesen fossilen oder luklearen Energieproduktionsstätten. Und insofern

00:33:49: die Idee war ja ursprünglich mal, dass wir das mit Gaskraftwerken auffangen, die einen Riesenvorteil

00:33:55: haben. Die kann ich mit zum Schalter an und ausschalten. Und das geht sehr, sehr schnell. Ich

00:33:58: muss nicht lange Ramp-Up-Zeiten haben, um so einen Kraftwerk hochzufahren. Insofern, das müssen

00:34:03: wir weiterhin tun. Denn ohne das wird es uns irgendwann mal ganz, ganz dunkel in Deutschland.

00:34:08: Und insofern würde ich davon ausgehen, dass auch dort weiter investiert wird. Ja, also es ist auf

00:34:14: jeden Fall ein Feld, das man im Blick haben sollte, was auch so die gesamte wirtschaftliche

00:34:18: Entwicklung angeht. Ich würde jetzt so langsam mal auf die Zielgrade einbiegen, auch wenn wir die

00:34:22: ganze Zeit im Fußballbild fahren. Passt jetzt vielleicht nicht so gut. Aber schauen wir doch

00:34:27: nochmal drauf. Ulrich, welche Erwartungen, Prognosen hast du denn für die Weltwirtschaft,

00:34:31: so fürs kommende halb Jahr, was so vor uns liegt? Was werden wir da sehen? Teil haben wir ja schon

00:34:36: gehört jetzt eben. Ja, ich denke die Prognosen, die Wirtschaftsprognosen werden in der zweiten

00:34:39: Jahrhälfte wahrscheinlich vollkommen nach links auf dem Schreibtisch geschoben werden, bis sie

00:34:45: runterfallen, weil sie kein Interessieren. Wir haben wahrscheinlich ein halb Jahr voll vom

00:34:50: Politik vor uns. Wir werden voll von der Politik in Beschlacht genommen werden. Also ich würde

00:34:54: mal sagen, wir das Wort Präsidentschaftswahl schon jetzt nicht mehr hören kann. Der hat

00:34:57: schlechte Karten. Der tut gut daran, das Internet und das Fernsehen vollkommen abzuklemmen. Wobei

00:35:04: da natürlich auch einiges los ist, muss man ja mal sagen, jetzt auch gerade nach der gerade

00:35:07: Stadtkowale TV-Debatte in den USA ist ja da schon auch viel Bewegung drin. Das ist ja auch eher

00:35:12: unüblich für so eine Vorwahlzeitraum. Wer das Ganze natürlich als politisch interessierter

00:35:18: Mensch verfolgt, was da auf der Bühne geht, ist natürlich auch sehr, sehr spannend in gewisser

00:35:23: Hinsicht. Wir haben ja immer die Aufgabe oder die Frage zu beantworten, was heißt denn das jetzt

00:35:31: wirtschaftlich und für die Märkte? Und wir haben die Unterschiede zwischen den bisherigen Wahlprogrammen,

00:35:39: der ökonomischen Wahlprogramme, soweit sie vorliegen zwischen Trump und Biden, wobei eventuell ja

00:35:46: wir in paar Wochen ganz neue Konstellationen haben können. Aber die bisherigen und vorliegenden

00:35:52: Informationen deuten eben darauf hin, dass es nicht die Wahl des Präsidenten ist, die das

00:35:57: ökonomische Schicksal Amerikas entscheiden, sondern ganz andere Trends und Zwänge, sodass wir

00:36:02: nach wie vor glauben, alle Kursbewegungen, die im Umfeld dieser Wahl passieren, sehr kurzfristig

00:36:10: sein werden. Ich würde für mich persönlich längerfristiges Risiko aus der, unmittelbar aus

00:36:18: der Wahl höchstens darin sehen, dass diese Wahl im Chaos versinkt. Das wäre wirklich eine

00:36:23: Botschaft an die internationalen Kapitalmärkte, die wäre langanhaltend. Amerika nicht regierbar.

00:36:30: Das ist sicherlich ein Risiko, aber alles andere, wenn wir dann Anfang November einen neuen

00:36:38: Präsidenten haben, der nächstes Jahr dann startet, werden wir wieder danach beurteilen,

00:36:43: was für wirtschaftliche Entscheidungen fällt eher und kriegt er auch durch den Kongress.

00:36:49: Und die Auswirkungen auf die Märkte sind dann relativ begrenzt. Da gibt es eben, wie gesagt,

00:36:56: andere Trends, die wir für wichtige erhalten. Deswegen, politisch ist das alles hochspannend,

00:37:03: ökonomisch müssen wir immer abschichten, was ist wirklich relevant.

00:37:06: Ja, und Jörg, welche Branchen sollte man denn vielleicht im Blick behalten im zweiten Halbjahr?

00:37:12: Alles rund um KI habe ich schon mitgenommen, bleibt weiterhin, glaube ich, wichtig und spannend?

00:37:16: Ja, so wie manche Präsidentschaftswahl jetzt schon nicht mehr hören können, so kann ich KI

00:37:20: manchmal nicht mehr hören. Muss man auch ganz klar sagen, also das Thema ist sicherlich in aller Munde.

00:37:25: Und gut bekannt. Nichtsdestotrotz wird die Gewinnentwicklung in den USA ein breiter Gewinn.

00:37:31: Das heißt, es werden auch andere Branchen wieder interessant. Also es wird ein breiterer

00:37:36: Aufsprung im S&P in der Gewinnentwicklung aus meiner Sicht werden. Und das Thema,

00:37:41: was mich eigentlich umtreibt, ist, was ist denn der nächste Trend nach KI? Also KI ist gepflegt,

00:37:46: weiß jeder, sondern und dann kommen wir eigentlich an die Fragen, was wäre so das nächste am Kapitalmarkt.

00:37:53: Und da kann man sich jetzt vielleicht das ein oder andere vorstellen. Also ein sicherlich ganz klarer

00:37:57: Trend ist auch Verteidigung, würde ich sagen. Da ist ja absehbar, wie die Budgets erhöht werden müssen.

00:38:04: Ein anderer Trend, der ist auch nicht neu, aber der könnte nochmal an Momentum gewinnen aus meiner

00:38:10: Sicht, insbesondere mit dem jetzt beginnenden Ausscheiden der Babyboomer aus der Arbeitswelt,

00:38:15: ist das ganze Thema Demografie. Das wären noch so zwei Themen, die ich mir ganz spannend finde.

00:38:20: Ja, dann vielen Dank an euch beide für den tollen Überblick über das vergangene halb Jahr und

00:38:25: vielleicht auch den kurzen Ausblick schon mal nach vorne. Ich glaube, das zweite halb Jahr,

00:38:29: ich glaube, ich habe es ganz gut zusammengefasst, das wird sehr politisch werden. Und wir werden

00:38:33: sehr viele politische Börsen sehen, glaube ich, wo kurze schnelle Reaktionen auch mal stattfinden.

00:38:39: Also ich bin auch sehr gespannt, was jetzt mit der US-Wahl passiert, wie es da weitergeht,

00:38:43: da werden wir sicherlich auch ja im Podcast immer wieder darüber sprechen. Und wenn Sie,

00:38:47: liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Themen haben, Fragen haben, Ideen haben, was wir mal besprechen

00:38:52: sollten, dann schreiben Sie uns einfach gerne eine E-Mail an podcast@dk.de. Wir starten jetzt in

00:38:58: die zweite Halbzeit 2024 und ich darf schon mal so viel versprechen, wir bleiben auch weiterhin dran

00:39:03: am Puls von Wirtschaft und Börse, auch in den nächsten hoffentlich wiederhundert Folgen,

00:39:07: die wir jetzt ja schon hinter uns haben. Also vielen Dank schon mal fürs Zuhören an Sie alle

00:39:11: da draußen und vielen Dank an euch beide für die guten Informationen und das tolle Gespräch.

00:39:15: Macht es gut und bis bald, tschüss!

00:39:18: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie

00:39:25: unter www.dk.de/dk-gruppe

00:39:31: [Musik]

00:39:33: Untertitel im Auftrag des ZDF, 2017