Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

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00:00:00: Wir kennen sie alle, die vielen Weisheiten und Ratschläge, die existieren rund um Geldanlage und Börse.

00:00:07: In der heutigen sehr besonderen Folge mit der ikonischen Zahl 100 wollen wir mal einen Blick werfen auf all die verschiedenen Weisheiten und Mythen,

00:00:16: die sich um so manche dieser gut gemeinten Regeln ranken.

00:00:29: Herzlich willkommen zur 100. Folge "Mikro trifft Makro".

00:00:34: Die heutige Folge nehmen wir schon Ende Juni auf.

00:00:37: Die Fußball-EM ist noch in vollem Gange und bei mir ist der Chefvolkswirt der DekaBank Dr. Ulrich Kater.

00:00:44: Zum 100. Mal Hallo.

00:00:46: Zum 100. Mal Hallo, genau so ist es.

00:00:48: Ja, 100 Folgen Herr Kater, hätten Sie sich das vor gut vier Jahren träumen lassen,

00:00:53: dass Sie mal so zum Podcast werden, kann man fast sagen, zu einem der bekannteren Finanzpodcaster Deutschlands.

00:01:01: Ich meine so ehrlich muss man sein, wir sind regelmäßig in den Charts der Podcast-Charts, also unter den Top 50 im Bereich Wirtschaft immerhin.

00:01:08: Da schaffen wir es immer mal rein, ist ja schon irgendwie eine Leistung, die wir da geschaffen haben in den letzten vier Jahren.

00:01:13: Ja, wenn Sie damit meinen, dass wir sowas ähnlich ist wie ein Hidden-Champion in der Podcast-Banche, dann ist mir das ja sympathisch.

00:01:21: Schließlich hat die Hede Sparkasser auch so ein Hidden-Champion im Geschäftsgebiet.

00:01:25: Wenn da mit unserem Podcast noch einer dazukommt, würde das sehr gut passen.

00:01:30: Die Business-Podcast-Branche hat bestimmt auch noch ihre eigenen Besonderheiten und das wir da vorne mitschwimmen, das finde ich toll.

00:01:36: Ja, ich finde es auch wirklich klasse.

00:01:38: Und zur 100. Folge wollten wir ja auch so ein bisschen zeitgemäßer werden.

00:01:41: Das hatten Sie ja insbesondere auch mal so angekündigt, schon in einer der letzten Folgen.

00:01:46: Da haben wir uns überlegt, wir machen das jetzt schon so lange zusammen, dass wir jetzt im Podcast einfach zum "Du" übergehen.

00:01:53: Ja, und falls noch nicht große Proteste kommen, die uns sagen, wir sollen uns trotzdem weiter sitzen, dann heißt es aber ab der 100.

00:01:59: ersten Folge von "Mikro trifft Makro" nicht mehr "Sie, Herr Kater", sondern "Du, Herr Kater".

00:02:05: Darauf werde ich dann antworten. Dirk, das haben Sie aber jetzt schön gesagt. In der Oberstufe.

00:02:12: Wobei, ich bin mir nicht sicher, ob nicht, dass Sie auch wieder eine Renaissance erleben wird, denn schließlich wird es ja alles rund um uns herum ein bisschen konservativer.

00:02:22: Ja, das auf jeden Fall. Und 100 ist ja am Ende auch nur eine Zahl, die die große weite Welt eigentlich gar nicht interessiert.

00:02:29: Also ob wir jetzt 100 oder 101 haben, die Welt dreht sich ja einfach weiter.

00:02:33: Und das ist ja bei allen anderen Sachen irgendwie auch so. Aber wir hängen ja trotzdem an diesen runden Zahlen.

00:02:38: Das hat man ja auch an der Börse so. Also die 18.000er-Marke ist ja sowas beim DAX zum Beispiel oder sowas.

00:02:43: Diese runden Werte, die sind ja irgendwie schon wichtig für uns.

00:02:46: Ja, für uns im täglichen Leben ja, aber an der Börse kann man sagen, nein, 0 und nochmal 0 zum Quadrat wichtig für die tägliche Geschehen an der Börse.

00:02:56: Wir haben dieses Dezimalsystem. Ich weiß nicht, ob das mit unseren 10 Fingern zu tun hat.

00:03:01: Also dass uns die Zehnerzahlen und ihre Potenzen eben als Bohien im endlosen Meer der Zahlen erscheinen.

00:03:10: Und das wäre ja eigentlich auch für die Börse zu erwarten, weil ja hier auch die menschliche Psychologie eben so wichtig ist.

00:03:17: Aber ob ein Kurs eine Runde Marke erreicht, die 100 oder auch die 1000, das steht vielleicht in der Zeitung hinterher.

00:03:27: Aber in den Börsejahnern ist das gerade mal egal.

00:03:31: Die Aktienstrategien haben zwar auch, oder glauben auch, an die Kraft von Kursmarken und Kursniveaus.

00:03:39: Aber hier jetzt nur die Nullerzahlen zu verwenden, das ist ihnen zu einfach.

00:03:44: Diese Rundenzahlen reichen auch nicht, um das tägliche Geschehen zu interpretieren, weil eben nicht die Nullerzahl durchstoßen wird.

00:03:52: Aber wie gesagt, Kursniveaus sind trotzdem ganz wichtig und die Aktienstrategien haben da eine ganze Wissenschaft draus gemacht, die sogenannte Charttechnik.

00:04:02: Da ist ein riesiges Feld, wo aus aktuellen Kursformationen die künftige Kursentwicklung abgeleitet wird.

00:04:10: Und da gibt es also Kilometer an Literatur, kann man ganze Lehrstudiegründen mit sozusagen.

00:04:17: Der Erfolg ist aber begrenzt. Also ich kenne kein Portfolio, was ausschließlich nach solchen technischen Kriterien gesteuert wird, was erfolgreicher ist als der Gesamtmarkt.

00:04:27: In der technischen Analyse habe ich so manchmal das Gefühl, der Spruch von Oliver Bierhoch nach dem Statistiken, der dazu da sind, gebrochen zu werden, trifft auch so ein bisschen auf die technische Analyse zu.

00:04:40: Also wenn der Kurs dann einmal aus der Formation ausgebrochen ist, dann gibt es halt eine neue Formation.

00:04:45: Also es ist definitiv auch kein Rezept für den schnellen Reichtum.

00:04:51: Und damit bin ich schon mal bei meiner ersten Börsenregel.

00:04:56: Die Aktienmärkte sind nicht dazu da, dich schnell reich zu machen, sondern sie bieten über längere Zeiträume einfach mehr Renditen als die anderen Anlagen.

00:05:09: Ich weiß, dass jetzt ein bisschen sperrig, aber in Wahrheit ist das die einzige und ultimative Börsenregel, die man als privater Anleger eigentlich nur beachten muss.

00:05:19: Und weil das jetzt so sperrig ist, machen wir das Ganze noch ein bisschen mit Börsenfantasie oder mit Börsenpoesie.

00:05:25: Schneller Reichtum an der Börse ist Glück, Geduldiges, Investieren ist Verstand.

00:05:33: So und damit können wir eigentlich zu dem Thema jetzt aufhören.

00:05:35: Ja, super. Da haben Sie mir direkt das Ganze gesprengt und deswegen gehe ich auch wieder zum Sieh über jetzt.

00:05:40: Aber Spaß beiseite. Wir wollten diesmal nicht über die Märkte reden, sondern so ein bisschen auch mal tatsächlich auf diese genau diese Börsenregeln drauf schauen, die es da gibt.

00:05:51: Und da haben uns tatsächlich ganz viele Zuschriften erreicht aus der Zuhörerschaft.

00:05:55: Das freut mich natürlich, dass wir hier jetzt so viel Resonanz auch bekommen haben.

00:05:59: Denn das hat mir einerseits die Arbeit ein bisschen erleichtert.

00:06:02: Der Podcast hat sich quasi von selbst geschrieben. Dafür schon mal vielen Dank von meiner Seite.

00:06:06: Wir schauen jetzt mal, wie viele wir davon schaffen.

00:06:08: Und ich habe mal versucht, die so ein bisschen zu sortieren nach Wichtigkeit oder auch vielleicht Interessanteheitsgrad.

00:06:14: Und dabei ist mir aber aufgefallen, dass einige der Weisheiten vielleicht auch so aus der Zeit stammen, als an der Börse ja noch physische Waren gehandelt wurden.

00:06:22: Also insbesondere sowas wie "Sell in May and Go Away" könnte man ja sagen, naja, der Bauer hat halt seine Ernte schon verkauft an der Börse

00:06:30: und kann sich jetzt quasi um die anderen Dinge kümmern. Um den Verkauf der Ernte braucht er sich eben nicht mehr zu kümmern.

00:06:36: Nee, ist eigentlich nicht so. Natürlich hatten wir im Agrarbereich auch viele Vorläufer vom heutigen Börsenhandel.

00:06:45: Insbesondere auch den Markt für Derivate ist dort entwickelt worden.

00:06:49: Das heißt, also heute schon Preis festzusetzen für Dinge, die erst in der Zukunft geschehen.

00:06:55: Das ist ja gerade beim Ernten und bei den Vorbereiten investieren für diese Ernte schon ganz wichtig.

00:07:01: Aber der Börsenhandel ist und das moderne Börsenwesen mit Wertpapieren ist eigentlich im 16. Jahrhundert entstanden.

00:07:12: Und zwar eben mit der Entwicklung der Weltwirtschaft damals. Damals ging es los.

00:07:17: Die Aussendung von Flotten über Seehandel, das war ein unglaublich riskantes Unterfangen für die, die das Ganze finanziert haben damals.

00:07:29: Entweder nach zwei Jahren kamen ungeheure Reichtümer zurück oder gar nichts.

00:07:35: Und was lag dann da näher, als dass eben die Kaufleute sich dann zu einer Gesellschaft zusammentaten,

00:07:41: um eben diese Risiken zu vermindern oder zumindest zu teilen.

00:07:46: Und die Anteile an diesen Gesellschaften konnten dann gehandelt werden.

00:07:50: Und es war eben vor allen Dingen dieser Handel selber, der dann anfing, seine eigenen Gesetze aufzuweisen.

00:08:00: Dieses Handeln von Gesellschaftsanteilen, ja heute würde man sagen, das war eine Finanzinnovation,

00:08:08: was wir ja im Finanzsektor immer wieder erleben, solche neuen Techniken,

00:08:13: wo viele Leute sagen, dass sei Teufelszeug, viele Leute sagen, der ganze Finanzsektor ist Teufelszeug.

00:08:19: Manchmal auch, aber eher in den wenigen Fällen.

00:08:22: In den allermeisten Fällen dienen solche Fortschritte bei der Finanstechnologie,

00:08:28: ja einem realen Zweck, ein Zweck, der uns in der realen Welt begegnet.

00:08:34: Und zwar in sinnvollen Dingen, ohne die Aktie und ohne die Börse, hätte es den Welthandel damals nicht gegeben.

00:08:42: Und damit wären wesentlicher Treiber unseres Wohlstandes.

00:08:47: Erst mal damals, aber in der Entwicklung auch heute dann unseres Wohlstands.

00:08:52: Und auch das Wohlstand ist der Handelspartner, wenn man mal von vielen unfairen Praktiken absieht,

00:08:59: die natürlich von denen der Handel befreit werden musste.

00:09:03: Das wäre sonst verhindert worden.

00:09:05: Insofern ist eben die Entstehung der Börse auch der Ursprung dieser Börsenregeln

00:09:13: und der Dinge, die dabei eben auftraten, über die wir heute sprechen.

00:09:17: Ja, dann starten wir doch mal rein in die Börsenregeln, Weisheiten, Mythen und Begriffe, die wir uns da jetzt mal rausgesucht haben.

00:09:24: Und als erstes habe ich mir so etwas rausgesucht, was auch ganz gut zu unserer Folgennummer passt.

00:09:30: Und zwar heißt es, das Schöne an den Aktien ist, dass man 1000% gewinnen kann, aber höchstens 100% verlieren.

00:09:38: Ich finde, das klingt immer so ein bisschen despektierlich gegenüber den Menschen, die vielleicht mal Geld verloren haben an der Börse.

00:09:43: Aber am Ende fasst eigentlich das ganz gut, das Anlegen an der Börse zusammen, weil die Fantasien nach oben ist natürlich das,

00:09:49: weswegen man überhaupt vielleicht an der Börse investieren möchte.

00:09:52: Ja, also das spricht nämlich die Urengste an.

00:09:56: Die Urengste von Konservativen, Sparern und Sparern.

00:10:01: Und die Sparkassen haben viele konservative Sparerinnen und Sparer.

00:10:06: Und diese Urengst lautet natürlich, Hilfe, das Geld ist weg.

00:10:11: Was habt ihr mit meinem Geld gemacht?

00:10:14: Und das ist ja auch der Charakter der Aktie.

00:10:17: Das muss man ganz klar sagen, die Aktie stellt Eigenkapital, da Eigenkapital trägt in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung das volle Risiko einer unternehmerischen Aktivität.

00:10:31: Auf einer der ersten Gesellschaft der Versammlung der Aktiengeschichte, also eben in diesem 16. Jahrhundert, wurde die ost-indische Kompanie gegründet

00:10:43: und da wurden die Anteils eigener vom Versammlungsleiter noch begrüßt mit den Worten " Willkommen meine Herren Abenteurer!"

00:10:51: um eben diesen Charakter deutlich zu machen entweder das Schiff kommt mit unmermäßlichem Reichtum und Gold zurück oder gar nicht.

00:11:01: Ja, und in der Wirtschaft ist es dabei geblieben, es kann viel schief gehen.

00:11:06: Das ist nun mal so, die Zukunft ist unsicher.

00:11:09: Es können sogar gute Geschäftsmodelle, die heute gut sind, durch irgendeinen äußeren Schock, keine Ahnung, Unfälle, Naturkatastrophen oder sonst was zum Opfer fallen

00:11:19: und dann ist eben das eingesetzte Kapital nicht mehr da.

00:11:22: Oder hat es auch oft gegeben betrüberische Gestalten, die sich da tummeln, können Gewinne vorgaukeln, ich sage ja nur Weyakard.

00:11:32: Also es gibt nicht nur 100, es gibt 1000 Möglichkeiten, wie eben ein Unternehmen Bankrot gehen kann.

00:11:37: Bankrot übrigens auch ein Wort aus der Frühzeit des Kapitalismus, der kommt ja aus Oberitalien in der Renaissance.

00:11:45: Damals hat man den Firmen, die pleite gegangen sind, sinnwählig gesprochen, den Firmen schreibtisch, die Banker zerschlagen.

00:11:55: Und aus dieser Bankerrotter wurde dann eben der Bankrot bei uns.

00:12:00: Und vor dem fürchten sich eben alle. Dabei kann man aus Sicht der modernen Vermögensverwaltung sagen, es gibt eine totsichere Methode,

00:12:09: wie man sich gegen diesen Bankrot schützen kann, so dass eben dieses Risiko für einen Aktienanleger heute kein Problem ist.

00:12:18: Der Schutzmärchen ist ganz einfach, es ist die Streuung.

00:12:21: Also eine Firma pleite gehen kann, das kann ja schon mal passieren.

00:12:24: Dass aber 100 Firmen gleichzeitig die Geräte machen, das ist millionenmal unwahrscheinlicher.

00:12:30: Und deswegen ist das dieses viel beschworene Risiko bei der Aktienanlage eben heute, wenn man eben in einen großen Korb von Aktien investiert.

00:12:41: Das Risiko ist nicht mehr, dass das eingesetzte Geld, mein Sparergeld, weg ist, weil das eben sehr, sehr unwahrscheinlich ist,

00:12:48: dass die ganze Börse verschwindet sozusagen, sondern das Risiko heute ist ein anderer Risikobegriff.

00:12:56: Es geht dann darum, dass der Gesamtwert meines Korbes, eines gut gestreuten Anlageportfolios, dass der in der Zeit schwankt.

00:13:06: Und diese Schwankungen, Wertschwankungen, die sind vorhanden, die sind bei Aktien jetzt auch stärker als bei anderen Anlageformen,

00:13:12: etwa bei Renten oder beim Sparbuch, aber auch hier gibt es eine gute Nachricht, also langfristig,

00:13:18: über Zeiträume von 10 Jahren mehr gehen die Aktienmärkte immer nur nach oben.

00:13:23: Das geht also auch nicht Richtung Null. Daraus leitet sich eben auch eine Börsenregel ab, die wahrscheinlich alle schon mal gehört haben

00:13:32: und die auch dicht hinter meiner ultimativen ersten Regel von vorhin kommt, in der Wichtigkeit eben nicht alle Eier in einen Korb legen.

00:13:39: Das ist ja auch so eine Börsenregel.

00:13:42: So, eins muss man jetzt noch ergänzen.

00:13:44: Gibt noch eine weitere Methode, wie man das eigene Investment vor dem Bankrat und Totalverlust schützen kann.

00:13:52: Die liegt darin, dass man sich den Korb mit den Eiern bzw. mit den Anlagen regelmäßig eben gut anguckt.

00:13:59: Gut gemanagte Fonds zum Beispiel schmeißen die schlechten Eier, also die schlechten Firmen lange vor der Pleite aus dem Anlagekorb raus

00:14:10: und damit schützen sie die gesamte Anlage vor zu starken Kurverlusten, selbst von einzelnen Firmen.

00:14:17: Aber das geht natürlich nur, wenn man sich täglich mit den Märkten, mit den Firmen und mit der Wirtschaft beschäftigt.

00:14:23: Das ist wirklich eine tagesfüllende Angelegenheit und dann auch mit den Beteiligten spricht.

00:14:28: Und das ist eben die Aufgabe, das machen die Manager von aktiven Aktienfonds und das verursacht natürlich auch Kosten.

00:14:34: Aber man vermeidet eben, dass man irgendwas Schlechtes zu lange im Korb hat.

00:14:39: Dazu passt ja auch eine Regel. Ich glaube, wir haben sogar mal eine Folge so genannt.

00:14:43: Die Börse ist keine Einbahnstraße.

00:14:45: Also das ist irgendwie auch so was, was man immer wieder mal hört.

00:14:48: Also man muss schon damit rechnen, dass es auch mal nach unten geht.

00:14:51: Langfristig, Sie haben es eben schon gesagt, wenn man auf die Aktienmärkte mal draufguckt,

00:14:54: den DAX-Shart ganz weit aufspannt sozusagen, geht es dann ja doch tendenziell immer nach oben wieder.

00:15:00: Nehmen wir mal eine Börsenweißheit, die irgendwie auch zum Thema Verluste wieder passt.

00:15:05: Da wurde auch eine an mich herangetragen, nämlich Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen.

00:15:11: Was steckt denn dahinter?

00:15:13: Ja, das ist einer der typischen Fehler, ganz klar muss man sagen Fehler für Anfänger

00:15:20: oder auch für Amateure beim Investieren in der Börse, dass eben eine Aktie, die gekauft wird,

00:15:25: bei Gewinnen sehr schnell wieder verkauft wird.

00:15:29: Also Gewinne werden sehr früh realisiert, meistens viel zu früh, weil die Aktie eben weiterläuft,

00:15:34: weil gute Aktien eben erhebliches Potential haben.

00:15:38: Und Kursverluste umgekehrt, die werden laufen gelassen, weil man meint,

00:15:43: diesen Verlust verhindern zu müssen, die Augen zuzumachen und nicht zu realisieren,

00:15:48: und das macht dem Motto, das erholt sich schon wieder.

00:15:50: Aber diese Erholung besteht oft in Sternen, denn wenn ein Kursrückgang wirklich längerfristige Probleme

00:15:57: eines Unternehmens widerspiegelt, und auch hier ist wieder wichtig, dass man sich damit beschäftigt,

00:16:01: was geht da vor, warum bewegt sich ein Kurs eben signifikant,

00:16:05: und wenn das eben längerfristige Probleme sind, dann geht das weiter mit den Kursrückgängen.

00:16:11: Bei vielen Anlegern in Einzeltiteln, und deswegen ist es ja eben so schwierig

00:16:16: für private Haushalte sich einzelne Titel rauszusuchen.

00:16:20: Bei vielen dieser Investments ist es ja so, dass der Anleger auf die Wobka keine Ahnung hat.

00:16:27: Erstens, was ist denn denn ein Kurs? Bewegung steckt manchmal auch überhaupt was das Geschäftsmodell des Unternehmens ist, wo man investiert.

00:16:34: Denn wie gesagt, da gehört viel Zeit und Mühe dazu, die Amateuranleger eben nicht haben,

00:16:41: entweder weil sie keine Lust haben und vor allen Dingen keine Zeit haben.

00:16:45: Und dann wird man halt so von seiner Psychologie hin und her geworfen, gesteuert,

00:16:51: und die sagten mal kurzfristig kleine Gewinne sichern und langfristig große Verluste aussitzen.

00:16:58: Und alles zusammen auf Dauer kann ganz schön teuer werden.

00:17:02: Ja, aber irgendwie fällt uns das mit den Begrenzen der Verluste ja schwer.

00:17:06: Also warum tun wir uns denn so schwer damit, diese Verluste, sage ich mal, frühzeitig auch als solche zu realisieren?

00:17:13: Also ich brauche dann nur mein eigenes Verhalten zu realisieren, denn ich habe dadurch auch Erfahrung gesammelt,

00:17:18: dass ich Verluste zu lange habe laufen lassen, wo ich dann gedacht habe, na jetzt ist es mal früher verkauft,

00:17:22: dann hätte weniger Verlust eingefahren. Weil richtig erholt hat es sich dann auch nicht mehr.

00:17:26: Ja, das ist ein bisschen tricky, das hängt mit unserer Psychologie, mit unseren Bewertungsmaßstäben zusammen.

00:17:33: Man hat festgestellt, also bei den Untersuchungen, also wenn ich bei einer Aktie im Plus stehe,

00:17:42: dann schmerzt mich ein Kursrückgang mehr, als wenn ich schon Verlust gemacht habe und es geht dann nochmal weiter runter.

00:17:52: Und deswegen, weil dieser erste Fall für mich schwerer liegt, realisiere ich ganz schnell mal einen kleinen Gewinn,

00:18:00: aber in Verlust den lasse ich laufen. Das ist wie gesagt eine gefährliche Vermögensfalle.

00:18:04: Die Profis, die setzen sich in ganz klaren Stoppkursen, wenn der unterschritten wird,

00:18:09: Egal wie knapp oder wie kurzfristig oder warum dann

00:18:12: fliegt die Aktie eben raus aus dem Portfolio. Jetzt sind wir hier wirklich mitten in der Psychologie,

00:18:17: der Finanzmärkte, der Finanzanlage. Die ist in den letzten Jahren, ja schon Jahrzehnten, also 30

00:18:26: Jahre lang läuft das auch schon, die ist also sehr stark untersucht worden von Verhaltensökonomen

00:18:31: und Psychologen, auch mithilfe von Experimenten. Und dabei ist nicht nur dieses Denkmuster,

00:18:38: sondern viele, viele Denkfehler sind da zu Tage getreten, gegen die man sich erst mal immunisieren

00:18:46: sollte, bevor man aufs Aktienpaket geht und die ersten eigenen Aktien anfasst. Ja, ich würde sagen,

00:18:54: so viel zum Thema der Mensch ist ein rationales Wesen. Interessant finde ich, aber dass dieses ganze

00:18:58: Verlustthema ja auch immer wieder auftaucht, also vor allem die Vermeidung, wie kann ich es denn

00:19:02: schaffen, Verluste zu vermeiden? Das ist ja immer so ein Thema, was sich durchzieht und da kam eine

00:19:07: weitere Börsenregel oder Börsen-Tipp, kann man es ja fast nennen, ins Spiel und der heißt, greife nie

00:19:13: in ein fallendes Messer oder bisschen schöner hört sich es auf Englisch an, never catch a falling

00:19:18: knife. In der Küche ist es absolut klar, was damit gemeint ist. An der Börse spielt es ja auch im

00:19:24: Endeffekt darauf an, dass ich erst mal abwarten soll, wie weit fällt denn die Aktie? Aber irgendwie,

00:19:29: irgendwann muss ich ja kaufen, wenn ich der Meinung bin, es ist eine Aktie, die gut ist, weil

00:19:34: damit kommt ja auch so ein zweites Ding rein. Börse ist ja eigentlich ganz einfach, unten kaufen,

00:19:39: oben verkaufen, das klingt immer so leicht, aber so leicht ist es halt nicht. Genau, wenn ich den

00:19:44: Kurschart sehe, dann war es so einfach, aber das ist eben kein Vergleich mit dem, was in der Zukunft

00:19:51: passiert und was einem da eben die Psychologie für einen Streich spielt. Never catch a falling

00:19:57: knife, das spielt jetzt auf die Tatsache an, dass Kursrückgänge dann durchaus auch ausgeprägter

00:20:05: sein kann, als man sich das vorstellt oder sich das wünscht und nur weil jetzt eine Aktie 20%

00:20:11: billiger geworden ist, ist sie womöglich noch nicht billig, wenn es Gründe gibt, warum es runter

00:20:17: geht oder wenn sie vorher zu stark bewertet war. Es setzen dann auch Eigendynamiken ein,

00:20:24: das heißt also, der Kursrückgang einer Aktie hat ohne irgendein anderes Argument schon für

00:20:32: sich genommen Signalcharakter. Dann werden Schwellen nach unten gerissen, wo sich dann

00:20:37: andere Markteilnehmer einen Stop-Loss gesetzt haben, der dann gebrochen wird und dann eben

00:20:42: weitere Verkäufe folgen und dann erstmal eine Lawine losdritt, die sich dann irgendwann tot

00:20:46: läuft, aber die Haltdinger laufen kann, als man das glaubt und deswegen ist es nicht sinnvoll

00:20:52: gleich am Anfang, diese Lawine dann reinzukaufen, weil es eben dann nochmal runter geht und das

00:20:57: Ganze trifft nicht nur bei einzelnen Werten zu, sondern eben auch bei Marktcrashes, wo der ganze

00:21:02: Markt eben nach unten geht. Das läuft dann eben meistens in mehreren Wellen ab, Crash hat ja

00:21:09: auch meistens ein Auslöser, der ist dann oft auch gar nicht der Grund, sondern es sind Ungleichgewichte,

00:21:15: vielleicht zu hohe Bewertungen, die sich aufbauen und die erstmal abgebaut werden müssen und das

00:21:19: ist jetzt in zwei Wochen noch nicht vorbei. Dann kommen eben diese Dominoeffekte und bringen

00:21:26: weitere negative Entwicklungen mit sich. Also wenn der gesamte Markt rutscht, dann ist das schon

00:21:31: ein ziemlich komplexes Geschehen und das braucht seine Zeit, bis es sich dann erstmal entfaltet

00:21:36: und dann aber auch wieder ausläuft. Wobei man auch wirklich, Sie haben es gerade angedeutet,

00:21:41: berücksichtigen muss, dass man beim Crash, wenn der ganze Markt runtergeht, dann schon

00:21:46: einsteigen sollte, denn das sind dann tatsächlich für den langfristigen Anleger die Zeiten,

00:21:52: wo sich eigentlich die Hände reibt, weil die ganze Börse wird nicht auf Null gehen, die

00:21:58: Welt geht nicht unter und wenn wir schon substanzielle Kursabschläge haben, kommt sicherlich auf das

00:22:06: Niveau an und auf die Bewertung an, aber wenn das schon mal eine Weile gelaufen ist, dann sind

00:22:12: die Kursen, die so schnell nicht wieder kommen. Das heißt, die man tatsächlich sich dann auch

00:22:17: sichern sollte, da bietet sich natürlich auch so ein ratierlicher Einstieg an, dass man dann

00:22:20: schon mal eine Tranche setzt, wenn es dann noch weiter runter geht, sich Liquidität überbehalten hat

00:22:25: und dann nochmal einzusteigen. Denn bei Crashes des gesamten Marktes hat sich gezeigt, dass der

00:22:30: furchtbar ist und unsere Psychologie ganz schlimm mitnimmt, aber objektiv gesprochen nach spätestens

00:22:38: zwei bis drei Jahren auch wieder vorbei ist, ausgeglichen ist und dann geht es sogar dann in

00:22:42: die nächsthöhere Etagen wieder hoch und jemand, der eben dann da unten gekauft hat, der hat dann

00:22:47: wirklich für die lange Frist sehr gute Basis für sein Vermögen und für die Rendite gelegt.

00:22:53: Genau, wie wird das nochmal mit den Höchständen? Die Höchstände von heute sind die tieferen

00:22:58: Kurse von morgen. Die Normalkurse von morgen haben wir gesagt. Wir haben eine ganze Reihe von Börsenregeln.

00:23:02: Ja, wir haben das schon ganz viel angesprochen. Wir können doch was im Buch schreiben,

00:23:06: aber das mit dem Du und Sie, das fällt uns noch schwer, glaube ich.

00:23:09: Ja, weil er ist ab 101. Ah ja, Sie sind aber auch wieder genau jetzt. Dann bleibe ich auch beim

00:23:14: Sie jetzt. Genau, apropos das ganze Thema kaufen und verkaufen ist natürlich auch so was und da gibt's

00:23:20: ja auch so einen ganz bekannten Spruch "Hin und her macht Taschen lehrt". Der reimt sich auch noch,

00:23:23: das ist natürlich immer besonders schön dann. Also ist eigentlich nicht besonders schön,

00:23:26: was passiert, aber der Spruch klingt immer gut. Ja, kann man sich gut merken. Stecken auch

00:23:31: verschiedene Faktoren dahinter. Das eine fällt vielen Leuten sofort ein. Die Handelskosten,

00:23:37: also wenn man viel handelt, dann kostet auch viel Geld, weil die Gebörsen natürlich Gebühren nehmen

00:23:42: und die Schmähne natürlich die Gewinne. Und wenn man das viel macht beim aktiven Händel,

00:23:47: dann kommt ordentlich was zusammen. Aber die Handelsgebühren sind es noch nicht mehr so,

00:23:50: sehr die eigentlich dieses "Hin und her" als Verluststrategie zu einer Flussstrategie machen.

00:23:57: Es ist vor allen Dingen eben der Versuch, den Markt zu teimen, wie es heißt, das heißt zu versuchen

00:24:04: und vermeintlich zu wissen, wann es eben rauf und runter geht, so innerhalb von zwei Wochen,

00:24:12: drei Wochen. Und mit solchen kleinen Kursen, dann eben die Unterschiede. Also dass ich am Tiefpunkt

00:24:16: kaufe oder um mal mit Rudi Föller, wir sind ja gerade im Fußball, da gab es ja auch mit dem Tiefpunkt

00:24:20: und noch ein tieferer Tiefpunkt und den tiefsten Tiefpunkt eben zu treffen beim kaufen. Das

00:24:25: beziehungsweise auch so kleine Unterschiede, wenn es dann wieder ein bisschen hoch geht auszunutzen,

00:24:28: dann wieder zu verkaufen und das Ganze dann wieder zu wiederholen. Das ist ja so "hin und her".

00:24:33: Also das so etwa das, was die Trader tun. Bei den meisten geht das fürchterlich schief.

00:24:39: Kurzfristiger, desto schwieriger ist eben vor allen Dingen eine Kursprognose oder auch überhaupt

00:24:45: noch zu wissen, was der Kurs machen wird. Und genau zu dem Thema habe ich auch eine sehr lange

00:24:50: Weisheit gefunden, die muss ich ja tatsächlich ablesen, weil die ist wirklich sehr lang. Nämlich

00:24:54: Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren, wachsen im Skeptizismus, reifen im Optimismus und sterben

00:25:01: in der Euphorie. Und das erinnert mich immer so ein bisschen an das, wenn wir über diese typischen

00:25:05: Blasen sprechen, beispielsweise wie man es Anfang der 2000er ja auch hatte, mit der Internetblase,

00:25:10: die dann geplatzt ist, wo quasi der Taxifahrer vom Flughafen in Berlin zur Innenstadt einen

00:25:17: Akzentips gegeben hat. Und das sind ja immer die Zeitpunkte, wo man vielleicht so ein bisschen

00:25:20: vorsichtig werden soll und sagen will, na, wenn es zu euphorisch wird in allen Bevölkerungsschichten,

00:25:25: dann muss man vielleicht doch ein bisschen aufpassen jetzt. Ja, das ist der berühmte Taxifahrer oder

00:25:29: auch Bildzeitungsindikator, ja, wenn es in der Bildzahl gesteht, die im Börsen an dem Hochstände

00:25:33: müssen wir kaufen, reich werden. Dann sollte man spätestens verkaufen, also an den Zyklus denken.

00:25:38: Klar, hier geht es also auch um Psychologie. Weniger die Psychologie des Einzelnen und der

00:25:42: einzelnen Aktien als eben die Psychologie der Massen, alle großen Kursbewegungen von den großen

00:25:50: Finanzmarktblasen der Vergangenheit, also bis auch zu kleineren Zyklen, werden natürlich begleitet

00:25:56: von Stimmungen der Marktteilnehmer. Die Marktteilnehmer zeigen gewisse Haltungen gegenüber dem, was da an

00:26:05: der Börse passiert. Ja, für eine vernünftige Anlagestrategie gilt natürlich, wie immer,

00:26:10: genau das Gegenteil von dem, was der gesunde Menschenverstand nahelegen würde. Also wenn

00:26:15: die Stimmung der Marktteilnehmer gut ist, wenn sie positiv ist, dann ist eigentlich die

00:26:21: Gefahr von Rückgängen am Markt oder Einbrüchen sogar höher, als wenn die Stimmung schlecht ist.

00:26:30: Wenn die Stimmung schlecht ist und wenn die Welt einer guten Aktienentwicklung nicht traut,

00:26:36: dann haben Marktteilnehmer vor allen Dingen immer noch Liquidität zurückgehalten. Sie sind eben

00:26:42: nicht voll investiert. Bei der guten Stimmung und noch schlimmer dann in der Euphorie sind dann

00:26:47: alle bis zum Anschlag im Markt. Und wenn dann irgendwas passiert und dann mal diese hohen

00:26:55: Kurse nach unten zucken, dann kann das dazu führen, dass auf einmal alle raus wollen und dann

00:26:59: gibt es eben diese Lawineneffekte und das sind dann heftige Kurs-Einbrüche. Ja, ich würde sagen,

00:27:05: die Euphorie ist die Mutter des Crashes, auch so eine Regel, die wir hier einfach mal aufstellen.

00:27:11: Dann habe ich auch noch einen raus. Passt auch irgendwie dazu, kaufen, wenn die Kanonen donnen

00:27:16: und verkaufen, wenn die Violin spielen. Das ist auch so was, was man ja immer mal wieder hört.

00:27:21: Also ist es besonders, wenn es ganz übel aussieht an den Märkten, aber das hatten wir ja vorhin

00:27:25: eigentlich schon so ein bisschen. Ja, kaufen, wenn die Kanonen donnen. Das hat auch so zwei

00:27:31: Aussagen in sich. Also zum einen geht es um politische Börsen, die ja bekanntlich kurze Beine

00:27:39: haben, also noch so ein Spruch. Das ist heute ein Feuerwerk der Börsenweisheit. Also da wird

00:27:45: eine neue Regierung gewählt und die hat ein Wirtschaftsprogramm und dann heißt es, die

00:27:48: und die Branche gewinnt oder verliert oder der ganze Aktienmarkt geht nach Raufel runter.

00:27:52: Wir haben jetzt gerade die Wahlen in Frankreich. Nicht so sehr die Aktienmärkte, die Anleihenmärkte

00:27:56: haben stark darauf reagiert. Wir haben die Wahlen in Amerika im November. Auch da wird

00:28:01: spekuliert, was die Aktienmärkte draus machen. Und die normale Logik, gerade bei Regierungswechseln,

00:28:07: ist so, dass das, was im Wahlkampf dann erzählt wird und der ein oder anderen beunruhigt, dass das

00:28:11: nach der Wahl alles andere als umsetzbar ist und oft das Gegenteil passiert und die Kursbewegungen,

00:28:16: die da vermeintlich die Richtigen gewesen wären, sich gerade umkehren. Insofern, wenn es

00:28:23: also solche politischen Zyklen gibt, dann sollte man darauf wenig geben. Es gibt natürlich politische

00:28:31: oder geopolitische Eignisse, die die Märkte natürlich extrem treffen. Ich denke natürlich an

00:28:37: das Thema Krieg und Unterbrechung von Handelsrouten oder auch der Erdölversorgung. Das sind alles

00:28:44: Sachen, wo tatsächlich erst mal die Unsicherheit groß ist. Aber auch da gilt dann, nachdem diese

00:28:51: Nachrichten bekannt sind und einschätzbar sind, sind sie in den Kursen enthalten. Und wenn man eben

00:28:58: davon ausgeht, dass die Weltwirtschaft dann an solches Ereignis, auch an schwerwiegendes

00:29:02: Ereignis überlebt, dann bedeutet es auch, dass auch dann sich die Kurse erholen und dann sind eben die

00:29:09: Käufe in den Zeiten, wo tatsächlich der Kanonendonner zu hören ist, dann sinnvoll. Die zweite Bedeutung

00:29:17: ist eher so generell, dass man halt gegenläufig investieren soll. Das spielt auf diese Börsenzyklen

00:29:24: an. Also es hat keinen Sinn, dann zu kaufen, wenn es nach oben geht und dann zu verkaufen, wenn es

00:29:30: nach unten geht. So ein Ziel ist Investors, also wenn er schon den Markt heimen will und nicht

00:29:35: einfach durchinvestiert bleiben will. Ziel muss es ja sein, dass man antizyklisch investiert und dann

00:29:40: wird die negative Phase eben mit den Kanonen beschrieben. Und von den Violinen habe ich noch

00:29:46: nie gehört, weder in dem Spruch noch an der Börse, die haben sich ausgedacht. Wir sind ja noch im

00:29:56: Eigenrisiken. Das war nicht schlecht. Ja, und bleiben wir mal bei den Freunden an der Börse. Da

00:30:04: gibt es nämlich auch noch einen, den machen wir noch zum Abschluss. "The Trend is your friend". Das

00:30:08: ist ja auch so was, was man immer mal wieder hört. Also wenn es dann läuft, dann sollen wir auch dabei

00:30:12: bleiben. Das ist ja im Schluss endlich das, was zusammenfasst, Gewinne laufen lassen, oder? Ja,

00:30:15: so ein bisschen das Pondant zum Never Catch a Falling Knife. Es kann nach unten länger gehen,

00:30:21: als man denkt und deswegen nicht sofort zugreifen. Und auch der Trend nach oben kann länger anhalten,

00:30:27: als man denkt, deswegen diese Gewinne nicht zu früh realisieren. Aber es bleibt eben dabei,

00:30:35: wer sich eben kurzfristig an die Börse ranwagt und solche Unterschiede in Kursbewegungen ausnutzen

00:30:44: will, der muss sich wirklich extrem mit der Börse und den Börsen geschehen. Beschäftigen

00:30:48: uns selbst, das ist keine Garantie davon, dass er systematisch Geld verdient dabei. Deswegen

00:30:54: bleiben wir als Vertreter von der traditionellen und eben aus seriösen Vermögensanlage dabei

00:31:03: eben diese By and Hold Strategie, das heißt kaufen und durch diese Wellen an der Börse durch

00:31:11: schauen in der berechtigten Auffassung, dass wir eben auf zehn Jahre eine durchschnittliche

00:31:21: Verzinsung an der Börse haben. Bei den Aktien haben die Höhe ist bei allen anderen Anlageformen

00:31:25: im Augenblick sind es 6%, die wir durchschnittlich rechnen. Das ist einfach die bessere Strategie

00:31:33: für den privaten Anleger und am Ende auch die weniger nervenaufreibende. Ja und jetzt habe ich

00:31:41: noch mal ein paar Begriffe rausgesucht, weil wir haben ja gesagt, wir gucken nicht nur auf die

00:31:44: Regeln, sondern vielleicht auch noch auf ein paar spannende Begriffe und da habe ich einfach mal

00:31:49: geschaut, was gibt es denn so für merkwürdige Begriffe und da sind wir ein paar über den Weg

00:31:53: gelaufen, nämlich einmal, den fand ich ganz witzig, weil da kann man sich schon fast denken,

00:31:56: um was es geht, den Fat Finger Error. Ja, es ist ja schon jedem von uns wahrscheinlich mal passiert,

00:32:03: nach dem Motto, oi, das sollt ihr jetzt gar nicht abschicken oder einen falschen abschicken oder

00:32:07: was auch immer. Erblöd ist das dann vor allen Dingen, wenn sich das Ganze auf den Kaufauftrag

00:32:13: bezieht, wo man so ein oder zwei Nullen zu viel eingegeben hat, dann ist natürlich schlecht.

00:32:18: Normalerweise gibt es an der Börse dann auch kein Zurück mehr,

00:32:21: jetzens die Profis haben dann begrenzte Möglichkeiten im Kontakt mit Gegenparteien,

00:32:27: dann noch Geschäftsrückgänge nicht zu machen. Deswegen, da sollte man doppelt gucken,

00:32:33: wann man eben auf Enter drückt. Ja, deswegen ja häufig, dass vier Augenprinzip auch bei so

00:32:37: Richtigen eben, dass nochmal ein zweiter Person drauf schaut, ist das alles richtig, was da drin

00:32:42: ist. Ja, und dann habe ich noch einen Begriff gefunden für genau die Leute, die viel zu lange an

00:32:45: Verlusten festhalten, die bezeichnen man wohl als Backholder, also die halten die Tasche viel

00:32:50: zu lange fest mit ihren Wertpapieren. Fand ich auch einen witzigen Begriff, den ich ehrlich gesagt

00:32:54: auch noch nicht gehört habe. Fand ich auch echt gut. Dann habe ich noch gefunden den Deadcat Bounds,

00:32:59: also die tote Katze, die nochmal sich aufbäumt sozusagen, also beschreibt sozusagen einen,

00:33:05: ein kurzes Aufbäumen im Abwärtstrend nochmal, so dass man denken könnte,

00:33:10: wer schon durchbrochen ist, aber nicht. Das fand ich auch spannend. Ja, analog zu den Begriffen der

00:33:16: sogenannten Bullen oder Bärenfalle, Bullenentwicklung steht ja für steigende Kurse. Bärische

00:33:26: Entwicklung ist die, wenn die Kurse sinken und dann ist in die entsprechende Falle, wenn der

00:33:32: Kurs was enttäuscht, was dann doch nicht weitergeht. Also wenn es erst nach oben geht und man denkt

00:33:37: mal ist wieder ein Bullenmarkt, aber das eben nur kurzfristig war, dann waren wir in der Bullenfalle.

00:33:41: Genau, das ist dann der Deadcat Bounds. Und schlussendlich noch der Widow and Orphanstock,

00:33:48: ich glaube, da gibt es auch eine deutsche Übersetzung für. Ja, Wittfünnenweise,

00:33:51: Wittfünnenweise und Papiere, das sind die Anleihen. Also wenn man sich die Währungskatastrophen

00:33:58: der letzten Jahrhunderten anschaut, dann könnten auch diese Wittfünnenweisen bitter enttäuscht

00:34:03: werden. Kann auch bei Anleihen schiefgehen. Schlussendlich jetzt aber noch eine Frage,

00:34:09: was ist denn Ihre Lieblingsweisheit? Also mir gefällt unsere spontanen Regel von vorhin,

00:34:16: weiterhin sehr gut. Deswegen auch noch mal, schneller Reichtum an der Börse ist Glück,

00:34:22: Geduldiges investieren ist Verstand. Ich finde, das könnte neuer Klassiker werden. Vielleicht noch

00:34:28: ergänzt um den Satz "vermögen ohne Aktien verschenkt Rendite". Sie werden ja noch zum

00:34:34: richtigen Kostolani, weil der hat ja ganz viele von diesen Sprüchen auch geprägt, die man so

00:34:38: heute hört. Ja, allerdings ohne das jetzt vertiefen zu wollen, in noch wesentlich fortgeschrittener

00:34:46: Alter. Ja, das stimmt allerdings. Ja, dann würde ich sagen, wir machen für heute mal Knopf an

00:34:52: unsere Jubiläumsfolge oder um im Fußballjaggon zu bleiben. Wir pfeifen diese Halbzeit jetzt mal

00:34:56: ab. Die 100 Folgen sind rum. Ich denke, wir haben noch ein paar Folgen vor uns. Wirtschaft wird

00:35:03: nicht langweilig. Wir haben es schon mehrfach betont. Es gibt immer irgendwas zu berichten. Es

00:35:06: bleibt immer spannend an der Börse. Wirtschaft bleibt immer spannend und vor allem sie bleibt

00:35:10: auch immer psychologisch. Und das finde ich auch immer ganz spannend, dass man ja nicht nur über

00:35:15: Zahlen spricht, sondern auch ganz viel einfach über Psychologie und über Psychologie an der Börse.

00:35:20: Ja, und wenn Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, auch noch Fragen haben, die Sie beschäftigen oder

00:35:26: vielleicht noch eine Börsenweisheit wissen, die wir hier nicht besprochen haben heute, wo Sie sagen,

00:35:30: "Ha, die sollten sich nochmal angucken, dann schicken Sie uns die trotzdem gerne noch, denn dann

00:35:34: bauen wir die irgendwann später mal in eine der Folgen ein." Da können wir das vielleicht ja

00:35:37: auch immer noch mal machen, dass wir solche Sachen immer wieder aufgreifen. Machen wir anscheinend

00:35:41: eh und dann schicken Sie uns das ganze gerne an podcast@deka.de oder folgen Sie uns auf den

00:35:47: Social Media Kanälen. Da posten wir auch immer, wenn eine neue Folge online geht, zum Beispiel auf

00:35:51: Instagram und kommentieren Sie auch gerne darunter, was Sie noch interessieren würde. Das war's von

00:35:56: uns für heute. Ich freue mich auf die nächsten 100 Folgen, Herr Kater. Ich hoffe, das schaffen wir.

00:35:59: Schauen wir mal, wie lange wir das durchhalten können hier. Also die ersten vier Jahre sind jetzt

00:36:04: quasi fast rum. Das war's von uns für heute. Machen Sie's gut und bis bald. Tschüss!

00:36:09: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DekaBank. Weitere Informationen zur DekaBank finden Sie unter

00:36:17: www.deka.de/deka-gruppe

00:36:22: [Musik]