00:00:00: Der ein oder andere der großen Marktauguren hat sie vor längerer Zeit herbeigerufen.
00:00:05: Die große Konsolidierung an den Aktienmärkten.
00:00:09: Nach zahlreichen großen externen Krisen konnten sich die Märkte jeweils in fast unheimlicher
00:00:14: Geschwindigkeit wieder berappeln und zu neuen Höchstständen aufschwingen.
00:00:18: Doch nun gab es einen großen Dämpfer.
00:00:21: Zeitweise sank der Dach sogar zurück unter die 18.000-Punkte-Marke.
00:00:26: Dabei war es vielmehr die politische Unsicherheit nach der nach rechtsgerückten Europawahl,
00:00:31: die die Märkte verunsicherte.
00:00:33: Neuwahlen in Frankreich und ein möglicher Kollaps des französischen Finanzsystems
00:00:38: sorgten für Sorgenfalten bei den Marktprofis.
00:00:41: Da wurden wohl doch lieber Gewinne realisiert.
00:00:44: In Deutschland ist derzeit die Fußball-Europameisterschaft der Männer gestartet.
00:00:49: Ob es ein Sommermärchen wird, bleibt abzuwarten.
00:00:52: Aber die Signale stehen zumindest seit gestern auf Achtelfinale.
00:00:56: Werden wir noch weitere Tendenzen zur Konsolidierung am Aktienmarkt sehen?
00:01:00: Warum werden die Neuwahlen in Frankreich so kritisch gesehen?
00:01:04: Und wer gewinnt eigentlich die EM 2024?
00:01:08: Gesprächen drüber in dieser Folge.
00:01:10: Micro trifft Makro.
00:01:13: Micro trifft Makro.
00:01:15: Das Finanzmarktgespräch der DECA Bank.
00:01:18: Hallo und herzlich willkommen zur 99. Folge Micro trifft Makro.
00:01:26: Heute ist Donnerstag der 20. Juni 2024.
00:01:29: Und bei mir ist der Chefvolktswirt der DECA Bank, Dr. Ulrich Carter.
00:01:33: Hallo Herr Carter.
00:01:34: Obwohl wir Weltmeisterschaft, Europa-Meisterschaft haben, heißt es nicht "uleoleole",
00:01:39: sondern "Hallo Herr Hussmann".
00:01:41: In der nächsten Folge sind wir dann tatsächlich bei der 100. Folge unseres Podcasts,
00:01:46: zumindest was die offizielle Lesart angeht, wenn man so alle Folgen zusammenzählt,
00:01:50: die es gab, dann sind wir eigentlich schon über der 100 drüber.
00:01:53: Aber das wollen wir erst mal nicht beachten, als die offizielle 100. Folge unseres Podcasts.
00:01:57: Und irgendwie so, auch sind ja irgendwie alles nur Zahlen, aber irgendwie brauchen wir anscheinend
00:02:01: diese Ankerpunkte.
00:02:02: Das sieht mir auch so ein bisschen beim Dachs.
00:02:04: Da haben wir das ja auch immer...
00:02:05: ...einer Cliffhänger an der Börse haben runde Zahlen überhaupt nichts zu melden.
00:02:09: Ja, aber uns sind die so wichtig, so psychologisch, glaube ich.
00:02:12: Naja, aber das schauen wir uns dann in der nächsten Folge nochmal ein bisschen genauer an.
00:02:15: Da sprechen wir auch über verschiedene Börsenweisheiten und solche Sachen oder spannende Begriffe.
00:02:20: Und wenn Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, da noch etwas für uns haben,
00:02:23: dann schicken Sie uns die Sachen gerne zu an Podcast@DECA.de.
00:02:28: Da haben uns auch schon ein paar Zuschriften erreicht.
00:02:30: An der Stelle schon mal vielen Dank dafür.
00:02:32: Und je mehr uns erreichen, desto besser natürlich, weil dann können wir nochmal ein bisschen gucken,
00:02:35: über welche Börsenweisheiten wollen wir denn reden,
00:02:38: was interessiert die Leute denn tatsächlich?
00:02:40: Aber jetzt lassen Sie uns erstmal drauf schauen auf die Sache mit den Märkten,
00:02:43: denn da hat sich ja tatsächlich mal ein bisschen was getan.
00:02:46: Wenn wir mal ein Bild aus dem Fußball übernehmen dürften,
00:02:49: wie lautet denn die Einschätzung jetzt nach der ersten Hälfte am Kapitalmarkt 2024?
00:02:57: Was würden Sie den Akteuren denn mitgeben in die Kabine dieses Jahr?
00:03:00: Also zuerst mal gut gemacht, würde ich sagen, in der ersten Halbzeit.
00:03:05: Wir sollten also nicht vergessen, dass Aktienjahr '24 war ja ein sehr, sehr erfolgreiches Jahr.
00:03:13: Ja, und wenn es eine Parallele zwischen den beiden Dingen gibt,
00:03:18: also zwischen der bisherigen Performance von der Mannschaft und dem Kapitalmarkt,
00:03:24: dann würde ich sagen, die Parallele ist, dass beide mehr geliefert haben,
00:03:28: als ihnen wohl zugetraut wurde.
00:03:31: Beim Kapitalmarkt kann ich das sagen, bei der Merzionale Mannschaft hat man natürlich
00:03:35: hier dann einen anderen Eindruck gehabt.
00:03:37: Wir haben in der Spitze ja deutlich zweistellige Zuwachsraten beim DAX gesehen.
00:03:43: Seit 2021 sind das jetzt über 30 Prozent.
00:03:50: Wenn man das inflationsbereinigt, dann bleiben immer noch etwa 15 Prozent in den dreieinhalb Jahren übrig.
00:03:56: Wenn man das auf die Jahre verteilt, dann sind das so dreieinhalb, vier Prozent reale Rendite
00:04:02: mit Aktien pro Jahr in den letzten drei Jahren.
00:04:06: Das ist nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern das ist genau das,
00:04:10: was wir eigentlich von den Aktienmärkten langfristig auch erwarten.
00:04:14: Also insgesamt stimmt der Kurs weiter so.
00:04:19: Aus unserer Sicht kann es auch so weiter gehen, tatsächlich, zweite Hälfte.
00:04:26: Wir erwarten, dass die Märkte im Herbst an die gute Performance aus dem Frühjahr anknüpfen.
00:04:34: Vielleicht mit der einen oder anderen Schrecksikunde im Strafraum,
00:04:39: sozusagen Präsidentschaftswahl, November zum Beispiel, aber auch das werden wir überstehen.
00:04:45: Das ist jetzt einmal die Aktien-Marktzicht, die war durchaus gut.
00:04:50: Wenn wir jetzt mal so auf das Jahr grundsätzlich gucken oder auf das Spiel, um im Bild zu bleiben,
00:04:54: was hat es denn grundsätzlich für einen Charakter? eher defensiv?
00:04:58: Ja, da würde man auch sagen positiv überrascht, sogar Vorstöße aus einem gesunden Mittelfeld heraus.
00:05:07: Es ist ja sogar so weit gegangen an den Finanzmärkten und bei der Wirtschaftsbeobachtung,
00:05:12: dass man bereits wieder von einer neuen sogenannten Goldilocks-Phase an den Märkten gesprochen hat.
00:05:21: Was heißt das? Goldilocks, das ist diese Idee, dass eine Entwicklung weder zu schwach noch zu stark ist.
00:05:30: Das ist auch ganz wichtig in der Ökonomie. Es darf keine Übertreibung geben.
00:05:34: Es darf nicht zu wenig sein, es darf aber auch nicht übersziehen hinaus.
00:05:37: Schießen soll eben ruhig stetig vor sich hin gehen, das wirtschaftliche geschehen.
00:05:44: Und das ist so in diesem Jahr. Also die wichtigsten makro-ökonomischen Indikatoren,
00:05:50: das sind ja immer das Wachstum, also Konjunkturentwicklung und die Inflation.
00:05:55: Also diese wichtigen Indikatoren sind so eine Art Wohlfühlzone eingetreten in diesem Jahr.
00:06:01: Wohlfühlzone heißt auch hier nicht so niedrig, aber eben auch nicht zu hoch.
00:06:06: Nehmen wir Konjunktur, wir haben Wachstum von 3% letztes Jahr, dieses Jahr, auch im nächsten Jahr, also kaum Schwankungen.
00:06:14: Und das ist auch in etwa das, was die Weltwirtschaft so hergibt, ohne überfordert zu sein.
00:06:21: Also wir erwarten keine Überhitzung in der Welt. Trotzdem haben wir stetige Zuwächse.
00:06:25: 3% reales Wachstum, 3-4% Inflation, also bei 6-7% nominales Wachstum.
00:06:33: Das sind immerhin Zuwächse von etwa 10 Billionen US-Dollar in der gesamten Weltwirtschaft.
00:06:39: Mehr Umsätze, mehr Gewinne, das ist eben der Stoff, aus dem dann die steigenden Aktienkurse gemacht sind.
00:06:45: Sie sind also nicht unbegründet.
00:06:47: Und bei der Inflation ähnlich, das hat sich alles jetzt von diesen zweistelligen Inflationsraten, die uns alle sehr verängstigt haben, wieder zurückgebildet.
00:06:59: Die Inflationsdebatte ist jetzt keine mehr, die den Verbraucher beschäftigen, also Otto, Normalverbraucher und seine Ehefrau beim Einkaufen,
00:07:09: müssen sich auch nicht mehr beunruhigen. Die Inflation ist runtergekommen.
00:07:16: Das ist zwar erstaunlich, in Amerika glauben viele Leute in Umfragen, dass die Inflation immer noch so hoch ist,
00:07:22: dass die Preise immer noch so weit stark steigen wie früher.
00:07:25: Es liegt aber daran, dass die Preise eben nicht zurückgekommen sind und viele Leute verwechseln, was damit eben, dass die Inflation aber weitergeht.
00:07:31: Aber dass die Preise zurückkommen ist nicht zu erwarten.
00:07:34: Die Einkommen passen sich an. Die Einkommen steigen, damit man sich wieder das Gleiche kaufen kann, wie früher bei den erhöhten Preisen.
00:07:42: Aber Inflation geht es weiter in die Zukunft. Steigen die Preise von hier aus nochmal so schnell wie bisher, und das ist eben nicht mehr der Fall.
00:07:50: Jetzt ist gerade bei der Inflation natürlich noch eine große Unbekannte dabei.
00:07:55: Die Experten sehen das noch nicht so entspannt alles.
00:08:00: Die Notenbanken und auch die Analysten an den Kapitarnarkten oder die Kapitarnarkte selber sind darauf angewiesen,
00:08:06: dass eben auch noch diese letzte Etappe bei der Inflation auf dem Weg zu 2% im Jahr genommen wird.
00:08:14: Wir sind immer noch leicht drüber.
00:08:16: Am Ende muss es so sein, dass die Inflation im Mittel wieder jedes Jahr bei 2% liegt, mal ein bisschen drüber, aber mal auch ein bisschen drunter, also symmetrische Abweichungen sind.
00:08:25: Und auf dem Weg dahin muss in der zweiten Halbzeit sich noch einiges verbessern.
00:08:29: Das kann man sagen. Also hier muss noch, muss ich zeigen, dass die Inflation sich weiter beruhigt, nicht mehr in solchen Riesenschritten wie bisher,
00:08:36: aber das muss sich beruhigen.
00:08:38: Sonst haben wir eine andere Einschätzung von dem, was inflationär eben in den nächsten Jahren passiert.
00:08:44: Und das wiederum hätte Rückwirkungen an die Kapitarnarkte.
00:08:47: Ja, und auch an der politischen Seitenlinie ist ja ein bisschen was passiert seit unserer letzten Folge.
00:08:53: Da haben wir ja schon mal so ein bisschen über die Europawahl, über die dann noch anstehend Europawahl gesprochen.
00:08:58: Nun haben die Ergebnisse dazu geführt, dass es auch an der Börse so einen leichten Ruck gab.
00:09:03: Die Aktienmärkte haben doch deutlich nachgegeben, insbesondere durch die jetzt für in Frankreich angesetzten Neuwahlen.
00:09:10: Warum haben denn diese Neuwahlen in Frankreich jetzt so ein kleines Beben an der Börse ausgelöst?
00:09:16: Ich würde jetzt nicht sagen Beben. Wir haben eine ganz leichte Korrektur gehabt, aber das ist noch nicht mehr die Konsolidierung,
00:09:22: die wir nach den großen Steigerungen der Aktienmärkte auch erwarten können.
00:09:27: Da kann es andere Größenordnung geben. Aber es ist richtig, die Unsicherheit jetzt nach der Europawahl ist in Frankreich,
00:09:33: dann hat sich manifestiert, weil dort dann jetzt wahrscheinlich ein Regierungswechsel ansteht.
00:09:39: Und ja, es ist eben ein weiterer Baustein in diesem Schwenk hin zu einer konservative nationalistischen Politik.
00:09:53: In Europa ist ja nicht nur in Frankreich so. Man kann nicht sagen, wo das dann irgendwann endet.
00:09:59: Vielleicht werden auch viele andere Länder dann von den teilweise auch sehr jungen konservativen Gruppierungen dann auch in Regierung.
00:10:08: In Regierungsverantwortung begleitet und regiert.
00:10:13: Jetzt ist es natürlich erstmal eine konkrete Reaktion auf die Perspektive von einem Regierungswechsel in Frankreich.
00:10:20: Macron hat Neuwahlen ausgerufen. Das Kalkül bei ihm lautet, dass jetzt die neuen konservativen oder eben auch die extremen Linken,
00:10:28: das ist in Frankreich ja sehr, sehr stark aufgespalten, sich jetzt mit den Niederungen in der Realpolitik abarbeiten sollen und im Amt.
00:10:39: Am besten Fall sollen sie sich sogar blamieren, damit dann halt bei der nächsten Präsidentschaftswahl dann wieder der Ball an ihn zurückfällt
00:10:46: oder an die Gemäßigten zurückfällt. Aber eine neue Regierung kann eben auch heißen Neuer Wirtschaftspolitik.
00:10:56: Das ist es, was eben Unsicherheit auslöst. Und der Markt konnte nicht in dem Tempo weiter steigen wie jetzt.
00:11:04: Und die Sommermonate sowieso immer ein bisschen mühsam sind für den Aktienmarkt, auch klar.
00:11:09: Und dann ist so ein Anlass, dass man eben jetzt die Unseher in Frankreich hat, insbesondere auch über die Entwicklung der Staatsverschuldung natürlich.
00:11:17: Das ist dann zwangsläufig, dass der Markt dann mehr Vorsicht einpreist und das zeigt sich eben jetzt in den letzten Tagen an der Börse.
00:11:28: Ob damit jetzt diese verbundenen Ängste, also was man jetzt eben befürchtet, dass ob das auch Wirklichkeit wird, ist natürlich damit nicht gesagt.
00:11:36: Wir kennen das ja, was vor dem Wahlkampf oder was im Wahlkampf diskutiert wird und was dann hinterher in der Regierung umgesetzt wird.
00:11:45: Und dann sind zwei unterschiedliche Dinge, was die französische Rechte für eine Wirtschaftspolitik betreiben würde.
00:11:50: Das ist eben auch unbekannt. Ich glaube, dass die Märkte sich jetzt erstmal auch schnell wieder beruhigen und dass man dann abwarten wird,
00:11:57: was eine neue Regierung wahrscheinlich der Konservativen dann auch tatsächlich angehen wird oder auch nicht angehen wird.
00:12:06: Und dann wird man eher mittelfristig reagieren, denn es gibt ein paar Fehlentwicklungen in Frankreich, die schon die Märkte sehr interessieren.
00:12:16: Genau, da haben Sie es eigentlich schon fast angesprochen selber, nämlich den Kollaps des französischen Finanzsystems, so stanz zumindest mal zu lesen.
00:12:24: Ich halte das ja immer noch für ein bisschen übertrieben an der Stelle, aber tatsächlich ist ja das ganze Schuldenthema anscheinend hier ein Problem.
00:12:32: Was ist es denn genau?
00:12:34: was da besorgniserregend ist und wie besorgniserregend ist das ganze denn wirklich?
00:12:38: Ich würde jetzt nicht gleich vom Kollaps des Finanzsystems sprechen.
00:12:42: Also wissen wir, es ist Schlagzeilen, da muss man gleich drohen.
00:12:46: Man muss sehen, dass die Artikel gelesen wird, das ist richtig.
00:12:48: Aber das hat natürlich einen ernsten Hintergrund.
00:12:50: Uns macht die Entwicklung der Staatsfinanzen in Europa aber nicht nur in Europa, auch
00:12:55: woanders zunehmend Sorgen, kann man schon sagen, das heißt also Beobachtendes als
00:13:00: Fehlentwicklung. In Europa steigen eben die Schuldenquoten an, nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika.
00:13:06: Seit der Finanzkrise können wir das beobachten.
00:13:08: Da haben wir die ersten Stabilisierungsprogramme gesehen, die Schuldenquoten
00:13:11: stehen an, dann hat sich das Ganze ein bisschen beruhigt, aber nicht richtig
00:13:15: konsolidiert außerhalb Deutschlands. Dann kam Corona ebenfalls sehr starke
00:13:19: Staatsfinanzierungsprogramme, Konjunkturprogramme, der ging die
00:13:24: Schuldenquoten nochmal in die Höhe und es zeigt sich eben, dass es mit jedem
00:13:28: Ereignis eben immer nur nach oben geht. Jetzt haben wir mal einen Schub nach
00:13:31: unten gehabt in den letzten zwei Jahren. Die europäische Kombinierte, also von allen
00:13:37: Eurostaaten, zusammengerechnete Schuldenquote lag vor letztes Jahr noch
00:13:42: bei 100 Prozent, also die aufgehörften Schulden waren genauso groß wie das
00:13:46: Bruttelinnernsprodukt. Die sind jetzt bei 90 Prozent, also um 10 Punkte gefallen.
00:13:49: Durch die Inflation, das ist ein Effekt der Inflation, dass sich die Schulden
00:13:54: entwertet haben, aber das kann man eben nur einmal machen. Beim zweiten Mal würden
00:13:59: die Kapitarmarkte viel viel höhere Zinsen einpreisen und deswegen ist dieser
00:14:02: Schuss jetzt eben auch nicht mehr möglich. Aber es gibt ja eben auch keinen
00:14:07: Bewusstsein in den Regierungen, dass man eben von diesen Schuldenentwicklungen
00:14:14: weg muss, also keinen Konsolidierungsbewusstsein. Am besten kann man das
00:14:20: dieser Tage erleben. Wir haben ja die Meldung, dass der Europäische Kommission
00:14:23: und die Defizitverfahren gegen eine Reihe von Ländern eröffnet hat, aber gleich
00:14:27: in der Berichterstelle wird im nächsten Satz durchaus richtigerweise gesagt, dass
00:14:30: das erstmal keine Auswirkungen hat. Das sind jetzt langfristige Programme über
00:14:34: mehrere Jahre, die man mit den Ländern vereinbart zur Zersenkung der
00:14:38: Verschuldung, ob das ausreicht, die Kapitarmarkte zu überzeugen, dass es
00:14:44: tatsächlich nicht weiter nach oben geht, immer höhere Schulden und vielleicht
00:14:48: sogar eine Überschuldung von Ländern. Das kann durchaus bezweifelt werden.
00:14:53: Dazu kommt, dass wir nicht nur in Europa, sondern auch in anderen Ländern die
00:14:57: Kapitarmärkte durch Staaten immer mehr in Anspruch genommen sehen. Amerika ist ein
00:15:01: Beispiel, aber auch China wird in den nächsten Jahren dazu kommen.
00:15:05: Zumindest macht man sich Gedanken, wo das hinführt. Es ist nicht so, dass die
00:15:09: Märkte jetzt damit überfordert wären, aber man fragt sich, wo ist ein Endpunkt
00:15:14: dieser Entwicklung und wie gestaltet sich das weiter. Die erste Reaktion der
00:15:19: Märkte oder die nächste Reaktion der Märkte in einer solchen Geschichte
00:15:24: wäre, dass die langfristigen Zinsen ansteigen, weil man Risikozuschläge
00:15:32: einbaut in die Ditten für Staatsschulden. Das sind dann langsam so Schneebelledienst-
00:15:41: rollen kommen, denn wenn die Verzinsung höher ist, dann geht die Schuldendynamik
00:15:46: umso schneller. Das kann sich gegenseitig befeuern. Wir sind ganz am Anfang einer
00:15:52: solchen Bewegung, deswegen ist es alles zu stoppen und man muss das halt nur sehr
00:15:55: genau beobachten und das tun wir. Die Märkte haben jetzt eben alles
00:15:59: zusammengepackt, im Falle Frankreich. Die Zinsabstände zu Bund sind ein bisschen
00:16:06: hochgegangen. Haben sich aber jetzt auch schon wieder beruhigt.
00:16:08: Es ist jetzt nichts, was akut sich beschleunigt.
00:16:11: Dann hatten wir noch den Faktor, dass die Mark-Provies jetzt plötzlich
00:16:18: gewahr wurden, dass die Fett wahrscheinlich die Zinsen im September dann doch
00:16:21: nicht senken wird. Das hatten ja viele schon erwartet und eingepreist und die
00:16:26: Erwartungen, die ist jetzt ein bisschen wieder in Hintergrund getreten.
00:16:28: Waren das hier nur die Äußerungen von den Fettmitgliedern, die wir gesehen haben?
00:16:32: Oder sind es tatsächlich auch Daten, die dafür sprechen? Na ja, wahrscheinlich
00:16:36: wird das dieses Jahr nichts mit Zinssenkung in den USA.
00:16:38: Es gibt vor allen Dingen offene Unstimmigkeiten bei der amerikanischen
00:16:43: Geldpolitik, bei dieser Zinswende. Bei der Fett ist es ja so, die Mitglieder des
00:16:49: Zentrabankrats, der heißt da FOMC, Fettle Open Market Committee, also das
00:16:57: gleiche was bei uns der Zentrabankrat ist. Also da geben diese die Mitglieder
00:17:01: explizit Prognosen über das, was die meinen, was Inflation und Zinsen, die sie
00:17:07: ja selber machen, in der Zukunft sich entwickeln werden und die werden auch
00:17:13: dann zumindest in Summe veröffentlicht. So und bei den letzten Ergebnissen zeigt sich,
00:17:17: es gibt also viele FOMC-Mitglieder, die steigende Inflationsraten erwarten, also
00:17:25: keine Berührung und trotzdem sinkende Leitzinsen. Das passt einfach nicht zusammen,
00:17:30: es ist nicht logisch. Ob jetzt die Zentrabanker da ihre Prognosen beim
00:17:36: nächsten mal ändern oder ob die Fett vielleicht sogar die Prognosen ganz
00:17:39: einstellen, weil das halt nur verwirrt. Das werden wir sehen, aber jedenfalls ist
00:17:43: es nicht ganz schlüssig und das gleiche ist auch bei der EZB, die haben eigentlich
00:17:49: auch keine so tollen Daten gehabt, trotzdem die Zinsen gesenkt, haben gesagt, es wird
00:17:52: sie schon legen. Also Fazit, ja es gibt weiterhin gut begründete Aussichten auf
00:17:58: Zinssenkungen, wir erwarten auch, dass die Zinsen am kurzen Ende, das heißt bei
00:18:04: Leitzinsen nach unten gehen, aber ob das so so schnell kommen wird und ob das auch
00:18:11: auf die Levels führt, die da viele in ihren Modellen haben, die sogenannten
00:18:15: neutralen Werte, das ist auch für uns das Risiko unserer Prognose, das heißt
00:18:20: das Risiko liegt auf der oberen Seite. Aber nochmal zu den Aktienmärkten, wenn die
00:18:26: Zinsen jetzt nicht so schnell fallen könnten, die Aktienmärkte da mit leben, es
00:18:30: kommt da viel stärker darauf an, ob die Konjunktur hält und was nicht passieren
00:18:35: darf, ist die Erkenntnis in den Notenbank-Etagen. Ups, wir können die
00:18:40: Zinsen ja nicht nur gar nicht senken, wir müssen sie ja sogar erhöhen, dass wir
00:18:45: ein mittleres Erbeben an den Märkten. Ja okay, das wollen wir auf jeden Fall nicht
00:18:51: unbedingt sehen, wir waren ja mal ganz froh, dass wir dieses jahr malen Jahr hatten,
00:18:54: dass nur mit den noch laufenden Krisen zu tun hatte und nicht noch was dazu
00:18:58: kam. Nun sind die Kurse aber teilweise ja doch recht deutlich zurückgekommen,
00:19:03: also man schielte ja schon Richtung DAX 20.000, jetzt waren wir wieder deutlich
00:19:07: unter der 18.000, um mal wieder so ein paar runde Zahlen ins Spiel zu bringen hier.
00:19:11: War das eigentlich so ein rein europäisches Thema oder ging es weltweit
00:19:15: runter an den Börsen? Ne, das war schon so ein europäischer Politikabschlag, das
00:19:19: kann man schon so nennen, also da ist schon was zu sehen, denn die US-Märkte haben
00:19:24: ja auch in den letzten Wochen neue Höchststände gemacht, weil auch die
00:19:28: Unternehmensnachrichten und auch gerade aus dem Technologie-Sektor eben weiterhin
00:19:33: sehr gut waren. Ja und nochmal so richtig stark war die Konsolidierung hier
00:19:39: auch nicht, da kannste auch mal schnell tatsächlich 10 oder sogar 15 Prozent
00:19:44: nach unten gehen, dann wären wir immer noch bei 16.000 Punkten, vor einem Jahr
00:19:50: wäre das ja noch ein neuer Höchststand gewesen überhaupt, also da sieht man eben
00:19:53: wieder, eines von diesen Mantras, was wir ja auch hier oft predigen, also die
00:19:57: Höchststände von heute sind die normalen Kurse von morgen, diese
00:20:01: Schwankungen werden wir weiterhin haben und das ist auch mal wieder nach unten
00:20:04: schwanken kann, wäre jetzt normal und kein Bruch mit der insgesamt positiven
00:20:10: Börsenverfassung. Ja positiv von der Verfassung her ist auch unsere Fußball
00:20:15: Nationalmannschaft, die Fußball Europameisterschaft ist gestartet in
00:20:19: Deutschland, ist ja ein richtiges Großereignis und wenn ich ihren
00:20:24: Prognosen oder den von ihrer Abteilung glauben kann, dann wird die
00:20:28: deutsche Nationalmannschaft ja schon ein kleines Sommermärchen erleben können,
00:20:31: denn sie haben mit ihren Kolleginnen und Kollegen auch dieses Jahr mal wieder
00:20:35: versucht den Ausgang der EM vorher zu sagen und wenn man da so reinschaut in
00:20:39: ihre Analyse, dann sitzt für Deutschland ja gar nicht so schlecht aus, also die
00:20:43: Zeichen stünden schon auf Sommermärchen, nur das Wetter spielt noch nicht so ganz
00:20:47: mit, also die Engländer und Schotten haben sich ja schon bedankt für das
00:20:50: schöne Wetter, was wir für sie hier bereithalten, damit sie sich wie zu Hause
00:20:53: fühlen, aber mal im Ernst jetzt, wie gut lässt sich das eigentlich tatsächlich
00:20:57: voraussagen und wie machen sie das überhaupt? Ja ich würde jetzt nicht
00:21:01: aufvergleichen zwischen Wetterprognose und Wirtschaftsprognose eingehen, aber in
00:21:06: der Tat zum Sommermärchen, glaube ich, fehlt mehr der Sommer bisher als das
00:21:09: Fußballerische Märchen, das war ja wirklich ganz erfreulich. Ja wir versuchen über
00:21:17: Faktoren, die die Spielstärke ausdrücken, also zum Beispiel die
00:21:22: Yellow Rankings der Mannschaften, das gesamte Turnier zu simulieren,
00:21:28: tatsächlich das einzelne Spiel, dieses Modell, was wir da rechnen, das hat auch
00:21:34: zuverlässig geliefert, aber wir müssen sagen in der Vergangenheit, das hat es
00:21:38: eben auch zuverlässig falsch geliefert und damit bleibt glücklicherweise
00:21:44: erhalten, dass Fußball eben nicht prognostizierbar ist und auch nicht
00:21:48: durch auch nicht durch künstliche Intelligenz, das hat ja die natürliche
00:21:54: Intelligenz von Oliver Bierhoff hat es ja schon vor ein paar Jahren in diesem
00:21:57: brillanten Satz zusammengefasst, zumindest wird er ihm zugeschrieben,
00:22:01: Statistiken sind dazu da gebrochen zu werden. Das klingt aber sehr maziallisch
00:22:06: jetzt. Trotzdem, wir sind ja ein Wirtschaftspodcast, lassen uns
00:22:10: noch mal so kurz auf den wirtschaftlichen Aspekt schauen von diesem
00:22:12: große Ereignis, ich habe da jetzt noch so ein Vorfeld, so ein paar Zahlen gelesen.
00:22:15: Das sind ja gigantische Summen, die da aufgerufen werden eigentlich, also über
00:22:19: 600, ich glaube etwa 620 Millionen wird geschätzt, kostet diese Europameisterschaft.
00:22:24: Da fließen dann Kosten rein für Erneuerung der Stadien oder auch Kosten für so eine
00:22:30: Fanmeile wie hier in Frankfurt oder Berlin oder auch Sicherheitskosten etc.
00:22:34: Und die Kosten tragen Bund und Länder und damit ja schlussendlich der Steuerzahler
00:22:40: oder die Steuerzahlerin und die einzelnen Städte, die rechnen tatsächlich ja mit
00:22:45: Mehreinnahmen, also über Tourismus, Gastronomie, also man sieht das auch heute
00:22:48: in Frankfurt, heute spielt Dänemark beispielsweise, die Stadt ist voller Dän.
00:22:52: Also zumindest Touristen sind ja da. Leipzig hatte ich jetzt mal gelesen,
00:22:57: hoffte vorab auf einen Konjunkturschub von circa 60 Millionen Euro alleine, aber
00:23:03: das ist ja eigentlich wahrscheinlich nur sehr temporär, also jetzt in den vier
00:23:06: Wochen und danach ist ja wieder vorbei oder hat sowas auch eine langfristigere
00:23:09: Wirkung. Nee, hat es nicht, oder sagen wir so, das ist zu klein. Selbst wenn man
00:23:14: diese 600 Millionen hat zusammengerechnete Investitionen der öffentlichen Hand nimmt,
00:23:22: ist es wirklich eine Zahl am oberen Ende. Ich hatte am Anfang kleinere Summen, aber
00:23:27: selbst 600 Millionen sind nur ein, zwei Zehntel vom Bruttoinlandsprodukt, das heißt
00:23:32: es fällt gesamtwirtschaftlich nicht auf. Für eine einzelne Region stimme ich Ihnen zu,
00:23:38: das kann tatsächlich ein positives Spiel werden, dass man zwar investiert, aber dann
00:23:45: eben auch Einnahmen hat daraus, weil eben die Wirtschaft dann läuft.
00:23:55: Beim, was den inländischen Tourismus angeht, ein bisschen schwierig, weil das, was die
00:24:02: Fans mehr ausgeben, während der Europameisterschaft, das fehlt dann im
00:24:05: Herbst, also man hat ja nur ein Budget, was man ausgeben kann, ist nicht so, dass
00:24:08: sich dann in Verschuldung stürzen soll, weil bei der Europameisterschaft ist.
00:24:11: Ausländische Touristen, klar, die würden sonst vielleicht vor anderem fahren,
00:24:14: das ist der, das ist ein Schub. Also insgesamt sehr schön für die Region,
00:24:18: aber ich glaube der Stimmungseffekt, wenn es gut läuft, dass man ein bisschen
00:24:21: besser Laune hat, ist größer als die ökonomische Gewinne. Ja und wer auch ein
00:24:25: bisschen gute Laune bekommen will, der kann ja mal in ihre Studie reinschauen,
00:24:28: die verlinke ich nochmal in unseren Show Notes, da können Sie, liebe Zuhörerinnen
00:24:32: und Zuhörer, auch nochmal einen Blick reinwerfen. Und ich denke, wir pfeifen das
00:24:36: heutige Spiel hier im Podcast zumindest mal ab. Wir freuen uns beide auf die Folge
00:24:41: 100, die wir dann beim nächsten Mal haben und ich würde sagen, das war's für
00:24:46: heute, machen Sie es gut und bis bald. Tschüss!
00:24:50: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank
00:24:56: finden Sie unter www.dk.de/dk-gruppe
00:25:04: [MUSIK]
00:25:06: * Musik *