Mikro trifft Makro - Das Finanzmarktgespräch

Transkript

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00:00:00: Da war sie wieder, die etwas unverständliche Meldung über den Arbeitsmarkt.

00:00:05: US-Arbeitsmarkt schwächt sich ab, merkte er leichter.

00:00:08: Was für viele Menschen negativ klingt, ist für die Entwicklung der US-Inflation und

00:00:13: Zinsen ein wichtiges Signal.

00:00:15: Damit steigt nämlich die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung und damit auch die einer

00:00:20: Beflügelung der Aktienmärkte.

00:00:21: Im September soll es dann wohl endlich soweit sein mit der Zinssenkung.

00:00:25: Die deutsche Wirtschaft überrascht derweilen mit positiven Daten.

00:00:29: Es gab nämlich wieder ein Wachstum im ersten Quartal.

00:00:31: Klein, aber fein.

00:00:33: 0,2% soll es bergauf gegangen sein mit der deutschen Wirtschaft.

00:00:37: Währenddessen kündigt Apple einen großen Aktienrückkauf an.

00:00:41: Mehr als 110 Milliarden Dollar.

00:00:44: Ein Rekord an der Wall Street.

00:00:47: Welche Daten am US-Arbeitsmarkt näheren denn den Optimismus, hat Deutschland den

00:00:51: rezessiven Fahrt nun bereits wieder verlassen und wieso können Aktienrückkäufe ein wichtiges

00:00:56: Signal sein?

00:00:57: Wir sprechen drüber in dieser Folge.

00:01:00: Micro trifft Makro.

00:01:01: Hallo und herzlich willkommen zur 96. Folge Micro trifft Makro.

00:01:16: Heute ist Donnerstag der 8. Mai 2024 und bei mir ist der Chef Volkswirt der Dekabank

00:01:22: Dr. Ulrich Carter.

00:01:23: Hallo Herr Carter.

00:01:25: Hallo.

00:01:26: Über das Thema Arbeitsmarkt hatten wir ja schon mal gesprochen vor, ich weiß gar nicht,

00:01:30: es ist schon ein Augenblick her, ich schätze mal so 20 Folgen etwa.

00:01:33: Den Link dazu packe ich nochmal in die Show-Notes und das ist ja auch ein wichtiges Thema für

00:01:36: die Volkswirte.

00:01:37: Denn der Arbeitsmarkt ist ja ein ganz wichtiger Indikator für die Wirtschaft eines Landes.

00:01:42: In den USA ist nun gemeldet worden, dass der Arbeitsmarkt so ein bisschen schwächelt und

00:01:47: das hat die Aktienkurse beflügelt, weil dadurch die Zinssenkung, die nun in den USA für September

00:01:52: erwartet wird, wahrscheinlicher geworden sei.

00:01:55: Da habe ich mich so gefragt, ja was denn nun Herr Carter?

00:01:58: Ich dachte, die Inflation ist für die Zinssenkung wichtig und nicht der Arbeitsmarkt.

00:02:02: Außerdem stieg die Anzahl der Beschäftigten an und die Arbeitslosenquote ist ein bisschen

00:02:07: gestiegen.

00:02:08: Also irgendwie hat mich das alles so ein bisschen verwirrt und vielleicht können Sie jetzt

00:02:11: einfach ein bisschen Licht in den Dunkel bei den vielen Fragen bringen.

00:02:13: Ja, das zeigt einfach, wie tief das Wasser ist unter jeder Boje, die da als Wirtschaftszahl

00:02:22: sozusagen vorbeigeschwommen kommt.

00:02:25: So, erstmal muss man sich damit auskennen, wie diese Zahlen überhaupt ermittelt werden,

00:02:30: was hinter den Daten steht.

00:02:32: Wir haben ja beispielsweise oft Unterscheidungen zwischen so inländischen Zahlenkonzepten und

00:02:38: ausländischen.

00:02:39: Also die Arbeitslosenquote in Deutschland wird nach dem inländischen Konzept gemessen

00:02:44: und hier diskutiert.

00:02:45: Aber wenn man nach der internationalen Arbeitsorganisation, der ILO geht, dann gibt es eine ganz andere

00:02:50: Quote.

00:02:51: Also da muss man zuerst sehen, über welche Zahlen redet man.

00:02:54: Das ist beim Arbeitsmarktbericht nicht so dominant, weil der ist in den Monaten gleich.

00:03:00: Aber das wichtige Paket ist natürlich die Interpretation.

00:03:04: Also warum hat sich die Zahl geändert und was heißt das jetzt, insbesondere für Kapitarnärkte?

00:03:10: Der Arbeitsmarktbericht ist wirklich ganz zentral für die Kapitarmarktentwicklung.

00:03:17: Ich meine, das ist der größte Markt innerhalb der größten Volkswirtschaft, der Industrieländer.

00:03:22: Deswegen ist das vielleicht der Hintergrund, warum das da so wichtig ist.

00:03:26: Also da wären zum Beispiel die Löhne gemacht in den USA und die haben enorme Auswirkungen

00:03:32: auf die Inflation und die wiederum bestimmt dann die Zinspolitik bei den Notenbanken.

00:03:38: Und von den Zinsen hängt der Wert von jedem einzelnen Vermögensgegenstand ab, ob das

00:03:43: eine einzelne Aktie ist oder eine einzelne Immobilie.

00:03:46: Das erklärt so ein bisschen die Reihe, warum das eben so wichtig ist und warum die Finanzwelt

00:03:52: an jedem erst am Freitag im Monat dann so für einen Augenblick in Atem anhält, wenn

00:03:57: diese Zahlen dann kommen.

00:03:58: Wir haben jetzt einen Plus von 175.000 neuen Jobs gemeldet bekommen.

00:04:04: Ja, schwächer als erwartet.

00:04:05: Das sind gute Nachrichten für die Märkte, denn die sagen es schon, der Arbeitsmarkt war

00:04:10: zu stark in den vergangenen zwölfen Monaten und das hat immer die Angst vor so Lohnsteigerungen

00:04:16: nach sich gezogen, dann kann die Inflation nicht sinken und dann kann die Notmange die

00:04:20: Zinsen nicht sinken.

00:04:21: Das hat sich entspannt.

00:04:22: Das war eben die Message vom vergangenen Freitag.

00:04:25: Was haben Sie noch ...

00:04:27: Ah ja, dass trotz der neuen Jobs die Arbeitslosenquote steigen kann.

00:04:31: Genau, das fand ich ganz obstruh irgendwie.

00:04:33: Das funktioniert auch, liegt daran, dass es eben ja nicht nur die Anzahl der neuen Jobs

00:04:38: ist, die so vom Monat zum Monat schwankt, sondern auch die Zahl der Arbeitszuchen denn.

00:04:43: Wenn in einem Monat mehr Leute dazukommen, die einen Job suchen, als neue Jobs entstehen,

00:04:49: dann kann auch die Arbeitslosenquote steigen, obwohl die Anzahl der Jobs hochgegangen ist.

00:04:54: Also am Freitag hat sich aber wirklich der Anstieg der Quote im Mühbereich bewegt.

00:04:59: Aber sie ist eben nicht gesunken, wie man denken könnte.

00:05:01: Genau, aber es gibt eben eine ganze Reihe von Variablen, die da eben jeden Monat eine Rolle

00:05:05: spielen, wenn sie eine Badewanne haben und sie dann lassen Wasser reinfließen und unten

00:05:09: ist ein Loch, wo was rausgeht, dann fließt was rein und trotzdem steigt der Pegelstand nicht.

00:05:13: Also solche Mechaniken gibt es zuhauf, gerade auch bei solchen Zahlen.

00:05:17: So ist jetzt damit alles in Ordnung an den Märkten, ja ich würde sagen fürs erste

00:05:20: Jahr, aber auch nur bis zur nächsten Zahlen.

00:05:23: Denn man muss sich auch vor Augen halten, dass diese Normalisierung vom Freitag eigentlich

00:05:28: noch hätte stärker ausfallen können oder sogar müssen.

00:05:31: Denn wir haben in den letzten Monaten eigentlich ein viel zu, oder die Zahlen, die starken Zahlen

00:05:41: von den letzten Monaten sind auch auf die Witterung zurückzuführen.

00:05:45: Das ist aber auch relativ mild.

00:05:47: Deswegen ist ein Saison üblicher oder ein Saison unüblicher Anstieg von Arbeitsplätzen

00:05:54: in den letzten Monaten schon passiert.

00:05:56: Eigentlich müssten wir jetzt noch eine Klippe haben, wo wir nach unten fallen.

00:05:59: Und die war ein bisschen gering.

00:06:01: Also wie gesagt, die Spannung bleibt bis zum nächsten ersten Freitag, Nachmittag im Monat.

00:06:08: Genau, das war jetzt der US-Arbeitsmarkt.

00:06:10: Ich habe mich dann auch so gefragt, wie sieht es denn bei uns am Arbeitsmarkt eigentlich

00:06:13: aktuell aus?

00:06:14: Wenn man sich so umguckt, mal auf die ganzen Mitarbeitergesuche, die so überall stehen,

00:06:19: gerade in der Gastronomie, gibt es ja unglaublich viele Stellenanzeigen, die ausgeschrieben sind.

00:06:25: Da müsste doch die Arbeitslosenquote in Deutschland eigentlich auch historisch niedrig sein, oder?

00:06:29: Ist ja auch, nicht nur in Deutschland.

00:06:32: Wir haben hier eine Arbeitslosenquote jetzt von 6% nach unserer, wir haben das wieder,

00:06:38: nach unserer nationalen Definition, nach der ILO-Definition liegen wir sogar noch bei

00:06:41: 3%.

00:06:42: Und das ist aber beides am unteren Ende des historischen Bandes für die deutschen Arbeitslosenzahlen.

00:06:47: Aber noch eklatanter ist das, etwa in Spanien oder in Frankreich, wo wir ja hohe zweistellige

00:06:55: Arbeitslosenquoten aus den letzten Jahrzehnten eigentlich kennen.

00:06:58: Ja genau, das ging ja durch die Presse.

00:07:00: Also Riesenarbeitslosigkeit in Spanien, alle sitzen auf der Straße, keiner hat mehr einen

00:07:04: Job, so hat sich es ja angefühlt.

00:07:05: Das lag und liegt da immer noch an der etwas anderen Struktur im Arbeitsmarkt.

00:07:10: Die Arbeitslosenzahlen sind auch noch höher, aber auch da sind diese riesigen Quoten eben

00:07:14: Geschichte.

00:07:15: Die europäische, wenn man es mal zusammen, ah, die europäische Quote, Arbeitslosenquote,

00:07:20: liegt bei 6%.

00:07:21: Das ist historischer Tiefstand.

00:07:23: Das hatten wir noch nie.

00:07:24: Überall das gleiche Bild, es fehlen Arbeitskräfte.

00:07:29: Und diese schlimme Zeit von massen Arbeitslosigkeit, die ist eben vorbei.

00:07:35: Ja, aber dass damit jetzt nicht alle Probleme vorbei sind, sondern eben nur andere Probleme

00:07:41: geworden sind, wie das immer so ist, das zeigt eben, dass die Welt halt doch nicht so ganz

00:07:45: so einfach ist.

00:07:46: Also heute haben wir eher andere Themen.

00:07:48: Wir sorgen uns eher darüber, wie wir den Wohlstand noch steigern können, gerade eben vor dem

00:07:52: Hintergrund von Arbeitskräftemangel, teilweise auch nur noch aufrechterhalten können oder

00:07:57: wie wir die Wirtschaft auf mehr Nachhaltigkeit umstellen können.

00:08:00: Also jede Generation hat so ihre wirtschaftspolitischen Problemthemen.

00:08:05: Ja, apropos, wir bleiben noch mal ein bisschen in Deutschland.

00:08:08: Da haben wir ja auch immer wieder über die Rezession.

00:08:11: Ich mache mal so Anführungszeichen in die Luft gesprochen, weil eigentlich bewegen wir uns

00:08:15: ja mehr oder weniger so um und bei null.

00:08:17: So eine richtige, richtige Rezession war das ja eigentlich gar nicht.

00:08:20: Aber aktuelle Daten vermelden jetzt, dass die deutsche Wirtschaft um 0,2% gewachsen sei

00:08:25: im ersten Quartal.

00:08:26: Und das gesamte Euroland sogar um 0,3%.

00:08:30: Also wie kommt das denn nun?

00:08:31: Ich dachte, wir hängen eine Zeit lang in dieser Rezession noch fest?

00:08:34: Naja, langsam reicht es auch mit dieser Rezession.

00:08:36: Also wenn es in diesem Jahr wirklich 0,3% im ganzen Jahr werden, das kann jetzt passieren.

00:08:44: Also das ist auch unsere Prognose.

00:08:46: Wir haben 0,2%, der Konsens hat 0,3%.

00:08:50: Wachstum für Deutschland im Jahr 2024.

00:08:53: Also wenn es dazu kommt, dann haben wir immerhin noch zwei Jahre mit Wachstum von leicht über,

00:09:00: leicht unter der Nullinie gehabt und das nennt man Stagnation.

00:09:04: Das hatten wir bisher in unserer Geschichte eigentlich nur nach den großen Krisen.

00:09:10: Also nach der Ölkrise in 17 Jahren oder nach der Economy-Krise oder auch nach der Finanzkrise.

00:09:17: Natürlich könnte man jetzt sagen, wir haben ja auch Krise gehabt.

00:09:21: Corona-Krise, russischer Krieg in Osteuropa und so weiter.

00:09:25: Und da erholen wir uns jetzt wieder vorschriftmäßig von.

00:09:29: Ja, ist richtig.

00:09:30: Es wird auch besser.

00:09:31: Die neuesten Daten jetzt aus Deutschland deuten durchaus auch konjunkturelle Besserung hin.

00:09:36: Also die Stimmung bei den Unternehmen steigt ein bisschen an.

00:09:40: Der Verkehr auf den Transportrouten, ob das jetzt Schiffe sind oder Lastwagen nimmt langsam zu.

00:09:45: Also das sind schon gute Signale.

00:09:47: Wenn gleich auch eine sehr seltsame Konstellation.

00:09:49: Das haben wir also noch nie gehabt.

00:09:50: Die Dienstleistungsproduktion in Deutschland erholt sich besser als die industrielle Produktion.

00:09:56: Selbst die Exporte sind bei den Dienstleistungen besser im Amsteigen als bei den Gütern.

00:10:03: Industrie kommt nicht so richtig, auch die Beine.

00:10:05: Aber gut, das sind Sachen hinter den Kulissen.

00:10:09: Das eigentliche zur deutschen Wirtschaftslage ist, wohin die Erholung führen wird.

00:10:16: Also in der Vergangenheit hatten wir nach solchen Stagnationsphasen, wenn sie mal zwei Jahre

00:10:21: lang waren, hatten wir dann immer Jahre mit zwei Prozent Wachstum und auch mehr teilweise,

00:10:26: deutlich mehr.

00:10:27: So, und ob das noch mal gelingt in den kommenden Jahren.

00:10:30: Das ist die große Frage und das ist eher zweifelhaft.

00:10:33: Aber wenn man jetzt nochmal schaut, also Deutschland, die deutsche Wirtschaft, die wächst im Moment.

00:10:38: Also wenn die jetzt weiter wächst, dann werden wir in den kommenden Quartalen ja auch wieder

00:10:41: höhere Wachstumsraten wahrscheinlich sehen oder vielleicht doch sogar insgesamt eine bessere

00:10:45: Wirtschaftslassung, als wir vielleicht ursprünglich gedacht haben dann, oder?

00:10:48: Ja klar.

00:10:49: Also insbesondere 225, wie gesagt, es sieht wieder besser aus.

00:10:53: Aber die Frage ist, wie stark wird, wo geht das hin?

00:10:58: Also ich habe es gerade schon angedeutet.

00:11:00: Deutsche Industrie, die Auftragseingänge, das ist noch keine wirkliche Dynamik, die man

00:11:05: da sieht.

00:11:06: Die Stimmung wird zwar besser, aber das Niveau ist wirklich immer noch ziemlich im Keller.

00:11:11: Wenn wir jetzt von Aufschwung sprechen, dann reden wir von einem, ist auch unsere Prognose,

00:11:17: wir sind das nächste Jahr 1% Wachstum, 1%.

00:11:19: Also wir sind da sehr bescheiden geworden.

00:11:24: Das ist auch im historischen Vergleich eben extrem defensiv und dabei ist die Maus auch

00:11:30: kein Fahren ab.

00:11:31: Also dass wir mit solchen Wachstums, diese neuen Herausforderungen, über die wir alle reden,

00:11:35: das Verteidigung ist, ob das Transformation ist, ob das Demografie ist, dass wir den damit

00:11:39: nicht bezahlen können, das liegt auf der Hand.

00:11:42: Daher diese neue Debatte, von der wir jetzt hören, also mehr Leistung, mehr Arbeitsanreize,

00:11:51: wieder stärkere Anstrengung.

00:11:53: Ich glaube, die hat jetzt gerade erst angefangen und die dürfte uns noch sehr lange begleiten.

00:11:59: Was mir im Kontext Wirtschaftsleistung aufgefallen ist, wir hören aktuell, oder ich habe zumindest

00:12:04: wenig davon mitbekommen, aus Großbritannien zur Zeit vom Brexit, gegen das ja eigentlich

00:12:09: durch alle Garzetten.

00:12:10: Das Einzige, was ich jetzt gelesen habe, war das Jubiläum des Euro-Tunnels.

00:12:12: Ich glaube, 30 Jahre ist es her, dass er eröffnet wurde.

00:12:15: Aber ansonsten hört man da eigentlich wenig aus Großbritannien.

00:12:18: Haben sich da die Wogen nach dem Brexit wieder so ein bisschen geglättet oder wird einfach

00:12:22: nur wenig berichtet darüber?

00:12:24: Nichts, nichts ist so, wie das die Brexit-Leute im Wahlkampf erzählt haben.

00:12:31: Uns Blöde ist nur, als dass es im Wahlkampf so vollmundig angepriesen haben.

00:12:35: Nichts ist, er hat sich erfüllt.

00:12:37: Es gibt also nicht mehr, sondern es gibt weniger Wohlstand in Großbritannien nach dem Brexit.

00:12:43: Es gibt kein Bürokratieabbau, zum Beispiel auch ein Riesenproblem auf der Insel.

00:12:49: Es gibt auch kein besseres Gesundheitsproblem, das nächste Riesenproblem, was die Briten

00:12:54: haben.

00:12:55: Die Handelsabkommen, die Lieferketten, das ist alles in desaströsem Zustand nach dem

00:13:00: Brexit.

00:13:01: Der Staatshaushalt fährt genauso schnell gegen die Wand wie in Frankreich, in Italien.

00:13:06: Allerdings haben die Briten jetzt die Finanzmarkt ganz allein gegenüber.

00:13:11: Das hat der letzten Premierministerin, Liz Truss, die kürzeste Amtszeit eines Premieres

00:13:19: überhaupt eingebracht.

00:13:20: Selbst der Finanzplatz London hat an Attraktivität verloren, das wird dort überall beklagt.

00:13:25: Also das Vertrauen in die Politik ist in Großbritannien auch nicht besser als hier,

00:13:30: in Alltime Low.

00:13:31: Jetzt kann man natürlich sagen, der Brexit ist falsch umgesetzt worden.

00:13:36: Jetzt hätte man endlich die Möglichkeit aus Großbritannien ein Singapur zu machen.

00:13:40: Das kann ja alles sein, aber es sagt eben auch sehr viel über generell unsere Reformfähigkeit

00:13:48: hier in Europa aus.

00:13:49: Man sieht, die Länder wollen sich nicht ändern.

00:13:52: Selbst wenn man das könnte, ohne diese sogenannten Fesseln von der EU, kommt die Großbritannien

00:13:58: nicht vom Fleck.

00:14:00: Trotzdem soll man die Hoffnung auch für die UK nicht aufgeben.

00:14:03: Vielleicht räumt ja nach den nächsten Wahlen mal eine Labour-Regierung auf.

00:14:07: Wir haben das in Deutschland ja auch schon mal erlebt, dass da Reformen dann möglich

00:14:11: sind.

00:14:12: Wollen wir mal schauen.

00:14:13: Ja, es bleibt auf jeden Fall spannend.

00:14:15: Sie haben eben auch schon den Finanzplatz in London erwähnt.

00:14:18: Und da passieren ja auch immer mal ganz interessante Sachen an den Börsen.

00:14:21: So hat Apple jetzt ein gigantisches Aktienrückkaufprogramm gestartet.

00:14:27: Die machen das ja schon eine graume Zeit, dass die Aktien zurückkaufen.

00:14:30: Aber jetzt wird das Programm eben wohl enorm ausgeweitet, wurde zu den Quartalszahlen von

00:14:34: Apple jetzt verkündet.

00:14:35: 110 Milliarden Dollar soll das Programm groß sein.

00:14:39: Das ist eine unglaublich große Zahl an Rückkauf.

00:14:41: Ist auch Rekord an der Wall Street.

00:14:42: Da gab es noch nie so ein riesiges Programm.

00:14:44: Und bereits in den letzten Jahren hat Apple umlaufende Aktien zurückgekauft und so den

00:14:48: Anteil der umlaufenden Aktien, also die Aktien, die sich im Besitz von Investoren und Investorinnen

00:14:54: befinden, um 37 Prozent reduziert.

00:14:57: Das klingt ja erst mal widersinnig.

00:14:59: Warum sollte ich denn meine eigenen Aktien zurückkaufen?

00:15:01: Ich habe sie ja gerade ausgegeben, um quasi Kapital einzusammeln.

00:15:05: Naja, an Grunde, Armutszeugnis mit Auszeichnungen.

00:15:09: Da ist ein Unternehmen, das weiß nicht mehr, wie man das Geschäftsmodell noch weiterentwickeln

00:15:13: soll.

00:15:14: Und dann gibt man das Kapital einfach dem Besitzer und den Anteilseigenern zurück.

00:15:17: Ist aber jetzt nicht Apple spezifisch.

00:15:20: Und das ist ein Kennzeichen von sehr, sehr vielen Unternehmen, gerade in Amerika, auch

00:15:25: in Europa.

00:15:26: Auch die Anzahl der Aktiengesellschaften geht zurück.

00:15:30: Das ordnet sich in den Kontext ein, dass sich ein Kapitalmarkt so der eine oder andere Gedanken

00:15:37: macht, ob es überhaupt noch genug Anlagemöglichkeiten in der Zukunft gibt.

00:15:41: Das ist nämlich ja auch ein Thema, was wir am Anleiemarkt längere Zeit hatten, insbesondere

00:15:47: als die Staaten eben ihre Verschuldung nicht so recht ausweiten wollten.

00:15:50: Das hat sich ein bisschen geändert.

00:15:52: Aber das scheint eben auch Kennzeichen einer solchen demografischen Welt zu sein, wo eben

00:15:57: zurzeit sehr viel Umsätze gemacht wird.

00:16:00: werden wir eine sehr aufgeblähte und weltweite Wirtschaft auf dem Höhepunkt der demografischen

00:16:08: Entwicklung haben, aber in der Zukunft die Blicke nach unten gerichtet sind. Jetzt wird

00:16:12: sehr viel gespart und auch jetzt wird sehr viel an Unternehmungen gemacht, aber das nimmt

00:16:18: ab und der Kapitalmarkt in der Zukunft lebt, sind eben jetzt schon Unternehmen nicht mehr

00:16:24: bereit so viel zu investieren, weil sie eben in die Ideen fehlen, wie das in der Zukunft

00:16:29: eben alles Abnehmer finden soll und ob es sich lohnt, riesige Projekte in Gang zu bringen.

00:16:37: Müssen wir schauen, wie sich das entwickelt. Vielleicht gibt es ja auch nochmal wieder

00:16:44: eine Gegenbewegung, aber zurzeit ist das tatsächlich etwas gut für diejenigen Aktionäre, die drin sind,

00:16:50: die eine Mark kann es nur gut sein, weil das stärkt den Wert des einzelnen Anteilscheins.

00:16:55: Genau, auch weil zum Beispiel die Kennzahlen sich dadurch natürlich verändern, weil die

00:16:59: immer auf die umlaufenden Anteile gerechnet sind. Das heißt also auch so Gewinn-Kennzahlen,

00:17:03: Gewinn pro Akze, die umläuft eben, also die im Besitz von anderen ist und nicht immer

00:17:08: eigenen Unternehmen bleibt. Und das steigert dann auch wieder in den Aktienkurs.

00:17:11: Genau, also das sind also die Effekte, die dann da ausgelöst werden. Ja, ein bisschen genauer

00:17:15: habe ich mich über das ganze Thema Technologieunternehmen mit Christoph Witzke und Bernd Köcher,

00:17:19: dem Form Manager des DK Künstlich-Untelegenz unterhalten. Da haben wir uns vor allem darüber

00:17:24: unterhalten, ob dieser Wachstumsfahrt von den Technologieunternehmen noch in Ordnung ist und

00:17:28: vor allem, wie wichtig KI in dem Kontext ist und vielleicht noch werden wird. Die Folge verlinke

00:17:34: ich auch nochmal unten in den Show-Notes, falls sie sie noch nicht gehört haben, können sie dann

00:17:37: nochmal reinhören, ist auf jeden Fall sehr erhörenswert. Ja, am Ende würde ich jetzt ganz

00:17:40: gerne nochmal über Rohstoffe sprechen mit Ihnen, Herr Kater. Wir hatten ja eben bereits den Arbeitsmarkt

00:17:46: als Indikator mal so angeschnitten, aber auch der Ölpreis gilt ja gemeinhin als Indikator für

00:17:51: die ganze Weltwirtschaft und der hat sich seit Ende des letzten Jahres von circa 69 Dollar auf

00:17:57: aktuell knapp unter 80 Dollar gesteigert. Zwischenzeitlich war er auch schon mal bei 86 Dollar.

00:18:02: Ist das dann wirklich so ein wichtiger Indikator, wenn der Ölpreis sich so stabil nach oben entwickelt?

00:18:07: Ist schon immer noch. Der Ölpreis ist schon zentrale Größe in den weltwirtschaftlichen

00:18:17: Gefüge und dann kommt die gegenwärtige Situation an den Kapitalmärkten dazu. Wir haben ja an

00:18:24: den Märkten, nach den ganzen Aufregungen aus den letzten Jahren, wir haben ja so eine Art Wohlfühlszone

00:18:31: jetzt gerade erreicht, ja die Konjunktur weltweit ist okay, sie ist nicht zu schwach, sie läuft aber

00:18:37: eben auch nicht zu stark, damit man wieder Zinsen erhöhen muss. Inflation ist jetzt zurückgekommen,

00:18:43: fast im grünen Bereich, aber auch nicht so schwach, dass man sich wieder Sorgen machen muss

00:18:47: wegen Deflation. Das Finanzsystem funktioniert gut, wir haben jetzt mit KI neue Technologien,

00:18:54: neue Geschäftsmodelle, hohe Gewinne bei den Unternehmen. Also das ist eigentlich eine sehr,

00:18:59: sehr angenehme Temperaturzone an den Märkten. Daher ja auch die Rekordstände an den Aktienmärkten,

00:19:05: da steckt ja dahinter. Aber es ist eben vielleicht auch eine sehr dünne Zone und jedes größere

00:19:12: Ereignis kann dann die Weltwirtschaft eben aus dieser Wohlfühlszone auch wieder rauskatapultieren

00:19:17: und einen Öpereisschock wären das sicherlich. Also wenn wir jetzt aufgrund der geopolitischen

00:19:21: Lage in der Auskonflikt und so weiter einen Öpereisschock bekommen würden, das wäre natürlich

00:19:28: das Ende dieser sehr, sehr erfolgreichen Kapitarmarktphase. Aber da muss es auch schon dick kommen.

00:19:36: Also dann müssen wir auch wirklich Verknappungen im Öpereis von, die den Öpereiss deutlich über

00:19:43: die 100, eher über die 120 treiben und das muss dann auch aus Sichten haben, dass das auch

00:19:48: ein bisschen länger so bleibt. Das können Schocks sein, die eben aus der Geopolitik kommen. Aus dem

00:19:54: normalen Geschehen von Angebot und Nachfrage, da ist der Öpereis eher ein steigender Öpereisen,

00:20:00: langsam steigender Öpereisen eher ein Zeichen für eine gute Weltkonjunktur. Und das steckt

00:20:04: natürlich auch dahinter, dass eben der Preis ja jetzt auch geklettert ist, so schrittweise von 60 auf,

00:20:11: jetzt 80. Das zeigt eben, dass die Weltwirtschaft eigentlich ganz gut unterwegs ist und der

00:20:17: Öpereisschock steigt ja noch immer weiter an auf der Welt. Ja, das ist auch ein ganz spannendes

00:20:20: Verhältnis eigentlich zwischen dem Öpereisschock und der Weltwirtschaft, weil auf der einen Seite

00:20:24: ist natürlich eigentlich für die Unternehmen ein niedriger Öpereis besser, aber je mehr Nachfrage

00:20:29: entsteht, desto weiter steigt der eigentlich und irgendwann muss man dann aufpassen,

00:20:31: dass er nicht zu hoch steigt, sondern es ist auch wieder schlecht. Beim Öpereis ist es wie bei

00:20:35: eigentlich allen wichtigen Indikatoren, ob das der Öpereis ist, ob das der Zins ist oder ob das

00:20:41: der Wechselkurs ist. Man kann in der Wirtschaft eigentlich durchaus damit leben, wenn sich da

00:20:49: starke Veränderungen ergeben, also wenn sich einer dieser Preise verdoppelt oder halbiert. Man kann

00:20:56: im Grunde genommen damit leben, solange das allmählich passiert, solange sich das über ein

00:21:01: oder zwei Jahre erstreckt, so eine Bewegung kann sich die Wirtschaft anpassen. Da werden neue

00:21:08: Maschinen gekauft, die das und jenes einsparen, da passt man die Produktions- und Verkaufspläne an,

00:21:13: das ist nicht das Ding, das Problem ist. Und Krise heißt es immer dann, wenn so was über Nacht

00:21:19: passiert. Und bei Wechselkursen oder bei Öpereisen, da kann das schon mal sehr, sehr schnell gehen und

00:21:24: damit kann die Weltwirtschaft natürlich nicht umgehen. Diese schnelle Neuanpassung und Neuvertratung

00:21:30: der Wirtschaft, das geht eben nicht von heute auf morgen und dann sagen wir dazu Krise. Schauen wir

00:21:35: nochmal auf einen weiteren Rohstoff, nämlich auf Gold. Das gilt ja auch immer so als Krisenwährung,

00:21:40: der war sehr beliebt jetzt auch in den letzten Jahren, also immer mehr Menschen haben Gold gekauft

00:21:45: wieder, haben sich den irgendwie zu Hause irgendwo in Keller gelegt oder in Safe oder in

00:21:50: Schließfach oder bei Weisbrunnen und dementsprechend ist natürlich auch der Goldpreis gestiegen,

00:21:54: weil mehr Nachfrage der Preis steigt. Jetzt habe ich gelesen, dass die Nachfrage nach Gold,

00:21:59: gerade von privaten Personen so langsam zurückgeht, also ist es nicht mehr so stark, es ist ja auch

00:22:04: logisch, Krise ist irgendwie gefühlt so ein bisschen rum, keine Pandemie mehr, also hat sich alles

00:22:10: wieder so ein bisschen eingependelt, aber trotzdem steigt der Preis weiterhin. Also wir haben weiterhin

00:22:15: Rekordpreise für Gold so hoch wie noch nie, obwohl, sage ich mal, so diese klassische Krisenwährungsgeschichte

00:22:21: eigentlich so ein bisschen abgeäppt ist. Ja, Gold ist natürlich sehr um am Bild zu bleiben,

00:22:28: schillernd auch bei den Erklärungen von Markbewegungen, da ist ziemlich viel verklose. Also Gold als

00:22:34: Krisenwährung, ja, der Krisenausbruch ist vorbei, der Krieg im Osterupper ist da, der Nachost

00:22:42: ist da, das ist jetzt überall in den Köpfen drin, also deswegen kann es jetzt also keine neue

00:22:47: Panik geben, zumindest stand heute und dann müsste der Goldpreis sich ein bisschen legen. Auf der

00:22:52: anderen Seite gibt es viele, die Krise und Gold eigentlich eher in Zusammenhang bringen, wenn das

00:22:58: Finanzsystem nicht mehr funktioniert und die schauen sorgenvoll auf die Verschuldung, wobei man

00:23:03: hier sagen muss, es sind nur die Staaten, die zurzeit zu viel Verschuldung machen, private, kann

00:23:08: man überhaupt keine Schuldenlase feststellen. Also das bleibt doch sehr, sehr im Wagen,

00:23:13: warum da der Goldpreis wie reagieren soll. Dann gibt es natürlich auch hier die Möglichkeit,

00:23:20: das ganze statistisch zu modellieren und den Goldpreis eben mit den Reaktionen aus den letzten

00:23:25: 50 Jahren eben zu in einem statistischen Modell abzubilden und dann auch in die Zukunft vorzuschreiben.

00:23:32: Und da stellen wir zurzeit fest, dass die bisher kalibrierten Modelle nicht mehr funktionieren.

00:23:38: Es muss also jetzt gerade eben für den jetzigen Goldpreisanstieg der letzten Wochen und Monate,

00:23:44: da muss es ein Sonderfaktor geben, der kann eben in den Modellen bisher auch noch nicht drin sein.

00:23:49: Und die Daten werden durchforstet, jetzt sieht man durchaus, dass da was passiert ist in China,

00:23:57: da ist die Goldnachfrage einfach gestiegen, und zwar sowohl von den Privaten, das heißt den

00:24:04: privaten Haushalten. Hier ist die Erklärung, dass es in China für die Menschen, für die Sparer

00:24:14: keine vernünftigen Anlagemöglichkeiten mehr gibt. Die Zinsen sind zu niedrig. Das, was man bisher

00:24:21: gemacht hat, nämlich eine Wohnung nach der anderen zu kaufen oder zum erstes zu kaufen

00:24:26: und automatisch reich zu werden, funktioniert nicht mehr, weil der Wohnungsmarkt zusammengebrochen

00:24:30: ist. Und deswegen, viele auf das Halten von Gold springen auch zur Vermögensanlage. China ist bei

00:24:40: der Masse der, bei der hohen Anzahl der Sparer natürlich schon eine Größe am Markt. Jetzt stellt

00:24:48: sich raus, dass auch die Notenbank kauft, die chinesische Notenbank neben zwei oder drei anderen

00:24:52: Notenbanken. Und das fällt in den Zusammenhang, dass sich Länder des sogenannten globalen Südens,

00:25:02: das heißt also Entwicklungsländer, Schwellenländer vom US-Finanzsystem unabhängig machen wollen.

00:25:10: Wie weit diese Effekte jetzt anhalten, ist sehr schwierig zu sagen. Die beste, die beste Aussage

00:25:19: über Goldpreis ist wahrscheinlich, dass diese Stories weiter anhalten werden, ohne dass damit

00:25:24: eins zu eins jetzt verknüpft ist, also das ist genauso weiter geht wie jetzt. Aber Gold wird wohl

00:25:29: diesen Status, den es jetzt hat, als auch noch Finanzanlage auch behalten. Gold ist ja mal aus dem

00:25:42: Währungssystem rausgeflogen, denn es war ja mal offizieller Teil der Währungsproduktion. Die

00:25:50: Amerikaner haben ihre Währung produziert auf der Basis eines Goldfundaments. Das heißt also es durfte

00:25:57: nur so viel Währung produzieren, wie Gold da war, die Goldbindung. Die hat bis Anfang der

00:26:03: 17 Jahre gegolden und da brauchte natürlich jede Notenbank Gold. Aber seit Beginn der 17 Jahre

00:26:09: haben wir diese Bindung an das Gold nicht mehr. Wir haben freie Papierwährung. Die Entscheidung,

00:26:14: wie viel Geld bereitgestellt wird, hängt ausschließlich an einem Gremium in der Notenbank,

00:26:19: nämlich dem Zentralangrat. Und dann hätte man eigentlich auch Schluss vorgegangen können,

00:26:25: dass Gold eigentlich nicht mehr notwendig ist fürs Währungssystem. War auch eine Weile lang so,

00:26:29: 20 Jahre lang ist die Goldnachfrage dann auch eher zurückgegangen. Und seit etwa jetzt, ja,

00:26:36: 20, 25 Jahren erleben wir, dass es wieder eben eine stärkere Rolle im Finanzsystem bekommt.

00:26:42: Bevor wir jetzt unseren Sack mit dem Podcast Gold, das wir heute hier eingesammelt haben,

00:26:48: zumachen, habe ich mir überlegt, ich suche mir mal wieder eine Börsenweisheit raus und wir haben

00:26:53: jetzt die erste Folge im Mai aufgezeichnet heute. Und da habe ich natürlich die klassisch aller

00:26:59: Börsenweisheiten rausgesucht und die erlautet "Sell in May and Go away". Warum soll ich denn jetzt

00:27:05: verkaufen, Herr Kader? Und bringt es überhaupt was? Also für den Börsen Teilnehmer, Aktienmarktteilnehmer

00:27:13: verbietet sich die Beachtung solcher Bauernregeln. Börsenregeln, Herr Kader, nicht Bauernregeln.

00:27:20: Das ist was anderes. Wahrscheinlich klappen diese Bauernregeln, wahrscheinlich die, die jetzt sich ja

00:27:25: meistens ums Wetter drehen, wahrscheinlich sogar noch besser als die Börsenregeln. Es ist voll Klore,

00:27:30: die in der Statistik eben kaum Rückhalt haben, insbesondere wenn es eben um so Saisonenthemen

00:27:38: geht, was man in welchem Monat machen soll. Also bei "Sell in May and Go away" gibt es genauso viele

00:27:44: statistische Untersuchungen, die die Regel bestätigen, dass also in Sommermonaten die

00:27:49: Performance besser ist als sonst, wie es Untersuchungen gibt, die das Ganze wieder legen.

00:27:54: Das heißt, man muss also nur den Untersuchungszeitraum geeignet festlegen und man kriegt jedes

00:27:59: Ergebnis raus, was man haben möchte. Im Gegenteil, je länger die Zeit zurückgeht, also je größer der

00:28:05: Untersuchungszeitraum ist bei dieser Regel, desto schneller, schlechter funktioniert sie. Das

00:28:09: spricht eigentlich eher ein bisschen dagegen. Also am Ende ist es 50/50 und damit kann man

00:28:14: mit dieser Regel nichts anfangen. Der Hintergrund ist ja, dass nach den Dividendenzahlungen dann

00:28:20: das Interesse an der Börse eben erlampt. Aber die Frage ist, warum eigentlich? Weil die Dividendenzahlung

00:28:24: wird ja aus dem Kurs rausgenommen. Das heißt also, wer seine Dividende kassiert hat, muss erst mal

00:28:29: einen umso gleichen Umfang-Abschlag am Börsenkurs, also Ex-Dividende hinnehmen. Und mit dem neuen

00:28:38: Geschäftsjahr baut sich dann dieser Wert auch wieder auf. Also es gibt überhaupt keinen Grund,

00:28:41: eben rauszugehen. Man kann also nichts gewinnen dabei. Insofern ist das eine Scheinerklärung,

00:28:47: die auch nicht richtig funktioniert. Jetzt sind die Frage, wie sieht es momentan aus,

00:28:52: sollte man vielleicht jetzt aus anderen Gründen rausgehen? Da gibt es eine ganz andere interessante

00:28:56: Untersuchung in Jahren mit Präsidentschaftswahlen in den USA. Und diese Zahlen gehen 100 Jahre zurück.

00:29:02: Das heißt wirklich bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Da gibt es eine Überperformance

00:29:07: des amerikanischen Aktienmarktes in den Sommermonaten vor der Wahl. Kann man sich jetzt auch irgendwelche

00:29:12: Erklärungen ausdenken, warum das so ist. Aber das ist statistisch und würde in diesem Jahr,

00:29:16: würde es halt gegen Cellen May sprechen. Also da stehen schon mal zwei Börsenregeln

00:29:21: gegeneinander. Ich glaube, solange die Wirtschaft eben in dieser Wohlfühlvone ist und zur Zeit

00:29:29: spricht gerade dafür, dass eben die europäische Wirtschaft zulegt und hier auch die Börsenentwicklung

00:29:35: an Breite gewinnt und eben nicht nur auf sieben amerikanische Unternehmen ruht, ist es jetzt der

00:29:41: falsche Zeitpunkt, um taktisch Bestände aufzugeben und rauszugehen. Mal abgesehen davon, dass für

00:29:51: den Privatanleger und die Privatanlegerinnen diese Überlegungen sowieso völlig sinnlos sind,

00:30:02: weil als Private legen wir an, über die nächsten 20 Jahre, um was für die Altersvorsorge zu machen.

00:30:08: Und da werden wir diese, diese auch 10 oder 15 Prozentigen Kursschwankungen im

00:30:16: Gesamtmarkt werden wir nicht ausnutzen, weil wir sie nicht ausnutzen können, weil das Timing eine

00:30:22: extrem difficile Sache ist, die schon in Profis eben extreme Kopfschmerzen bereiten kann und wir

00:30:29: als Privatanleger da wahrscheinlich meistens mehr verlieren, als wir gewinnen, wenn wir uns auf

00:30:34: dieses Timing einlassen. Deswegen würde ich sagen, wie in jedem Jahr den Mai vorübergehen lassen,

00:30:41: Dividenden einstreichen, halten und auf den nächsten Mai warten. Ja, dann vielen Dank auf jeden Fall

00:30:48: für die Erläuterung dieser Börsenregel ja wieder irgendwas, was ich streichen kann, also damit

00:30:53: werde ich wohl dann nicht handeln können oder es ist eben 50/50 also von daher. Wir können beim

00:30:59: nächsten Mal ja über die Börsenregel hin und her mal Taschenleer resprechen. Dann nehmen wir

00:31:03: die das nächste Mal, das ist was anderes, ja, das ist vielleicht mal eine, die funktioniert leider

00:31:06: nicht in positiven Sinne. Aber nehme ich mit, schreibe mir auf fürs nächste Mal, dann machen wir

00:31:11: da mal die Börsenregel. Ja, dann machen wir für heute auf jeden Fall mal hier zu und wenn Sie

00:31:15: Fragen haben rund um die Börse, Wirtschaft und die Märkte oder vielleicht zu einer Börsenregel,

00:31:20: das wäre vielleicht auch mal ganz gut, dass wir unsere Zuschauerinnen und Zuschauer aufrufen,

00:31:23: uns ihre Börsenregeln zuzusenden, die Sie gerne mal entschlüsselt haben wollen. Dann schreiben

00:31:31: Sie uns einfach eine E-Mail an podcast@dk.de, die finden Sie auch unten in den Show Notes noch mal

00:31:36: oder schreiben Sie auf eine der Social Media Plattformen, dann lesen wir das dann auf jeden Fall auch.

00:31:41: Das war es von uns für heute, machen Sie es gut und bis bald, tschüss!

00:31:46: Mikro trifft Makro ist ein Podcast der DK Bank. Weitere Informationen zur DK Bank finden Sie

00:31:53: unter www.dk.de/dk-mimos-gruppe

00:31:59: [Musik]